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Dienstag» <ien r. Juli ,S3I 2ö. Jahrgang Die neue amerikanWe Role an die ftanMche Regierung Washington, 8. gpli. Da» Staatsdepartement veröffentlicht die Denkschrift, die Staatssekretär Mel lon heute in Paris der französischen Regierung über geben hat. In dieser Denkschrift heißt e-, die ame rikanische Regierung .erfahre mit Freude, daß, die französische Regierung jetzt in allen prinzipiellen Fra gen Mit ihr Übereinstimme. Die Regierung der Ber einigten Staaten nehme zur Kenntni-r Frankreich verzichte für ein Jahr auf Zahlungen von Deutsch land, das Prinzip der Kontinuität d«r ungeschützten Zahlungen werde anerkannt, während Deutschland gleichzeitig entlastet werde. Nach dem Vorschlag der französischen Regierung sollen die Doungplanzahlungen an die BIZ. wie bisher geleistet werden. Derjenige Teil der Zahlungen, die zur Verteilung an dis ver schiedenen daran beteiligten Regierungen bestimmt ist. werd« der Deutschen ReichSbahngesellschast als Anleihe wiedergegeben und ihr für jede Verwendung, auch zu Anleihen an die deutsche Regierung, verfügbar sein. Die Zählung der Deutschen RetchSbahngeseNschaft nach, dem Uoungplan schließe aber nicht den Zinsendienst für die deutsche äußere TaweSanleih« von 1924 ein, der von Deutschland geleistet werden müsse. Nach- weite ren Einzelbestimmungen über Zinsendienst besagt die amerikanisch« Denkschrift, die Regierung der »«reinigten Staaten nehme zur Kenntnis, daß LöMillionen Dol lar von der ungeschatzten Annuität, die an die BIZ-' eingezahlt worden seien, für Anleihezwecke an die mitteleuropäischen Staaten zur Verfügung Stellt wer den sollen. Die amerikanische Ftegierung hockte ein« Wie dar Kompromiß aprfikht Der Stand der französisch-amerikanischen Verhandlungen Washington, 5. Juli. Schahsekretär Mellon telephonierte gestern abend aus Paris Unterstaats- fekretär Castle, daß er der französischen Regierung gestern vormittag eine neue Denkschrift überreicht habe. Ein Häher amerikanischer Beamter teilte dem Vertre ter des WTB. mit, daß man in allen Punkten in Paris eine Einigung erzielt habe. Cs bestehe hier nur hinsichtlich der Sachliejerungcn Ungewißheit, da Frank reich die Zett für die Rückzahlung des Deutschland zu gewährenden Darlehens von einer Einigung in der Frage der Sachlieferungen abhängig mache und ma» den genauen Text der entsprechenden französischen Bedingungen noch nicht kenne. Im übrigen sei man sich darin einig, daß, Deutsch land den ganzen Betrag des ungeschützten Teiles der Reparationen in Form eines Darlehens an die Deutsche Reichsbahn von der BIZ. sofort zurückechalten solle. Hinsichtlich der Anleihen an die kleinen Staaten in Mitteleuropa habe man sich dahin verständigt, daß die Federal Reserve Bank os Newhork, die Bank von von England und die Bank von Frankreich zehn Mil lionen Dollar zur Verfügung stellen werden. Was den Garantiesonds betreffe, so sei man zu einer neuen Auslegung der Bestimmungen gelangt, aus Grund de ren Frankreich nur insoweit Geld in die BIZ. ein zahle» müsse, als die Bank an die Doungplangläubi- ger auSzahle. Damit sei Frankreich nunmehr einver standen. Hinsichtlich des Darlehens an die Reichsbahn hätten sich Frankreich und Amerika ans eine Frist von zwölf Jahren für die Rückzahlung geeinigt. In den ersten zwei Jahren nach dem Feicrjähr solle nichts zurückgezahlt werden und daraus alljährlich ein Zehntel der Summe. Leider bestehe hierin noch keine völlige Einigung, da Frankreich seine Zustimmung in dieser Frage von einem Eingehen der Vereinigten Staaten aus seine Forderungen in der Frage der Sachlieferun gen abhängig mache. Amerika aber kenne diese For>- derungen noch nicht genau. Das Bestreben der Ver einigten Staaten gehe dähin, sobald wie möglich die Einigung in allen Punkten zustande zu bringen, so daß der Hooverplan alsbald in Kraft treten würde. Dann käme die Einberufung eines Ausschusses von Finanzsachverständigen in Frage. Die Bereinigten Staaten seien geneigt, sich an diesem Ausschuß zu ba- «teilen. Annahme dieses Vorschlages durch die Bereinigten Staaten nicht für gerechtfertigt, nehme aber zur Kennt nis, daß die französische Regierung einen Kredit sei tens der.Zentralbanken als angemessenen Ersatz für die ursprüngliche französische Anregung anseh«. Die amerikanische Regierung weise jedoch daraus hin, daß ein Schritt der Zentralbanken nicht zum Gegenstand einer.Vereinbarung zwischen den Regierungen gemacht werden könne. Was die Tilgung der ausgesetzten Zah lungen anlangt, so nehme die amerikanische Regierung zur Kenntnis, daß die französische Regierung jetzt be- i reit sei, sämtliche Rückzahlungen von dem Ende de- Moratoriuins an gerechnet aus zwei Jahre aufzuschie- bcn. Sie sollen »ach dieser Frist, so heißt es in der Denkschrift, in einer Zeit von zehn Jahren in gleichen jährlichen oder halbjährlichen Beträgen erfolgen. Tie amerikanische Regierung sei mit dieser Tilgungsfrist einverstanden unter der Voraussetzung, daß gewisse andere Fragen in befriedigender Weise erledigt wür den. Was den Garantiesonds anbetreffe, deute die französische Regierung jetzt an, daß sie diese Frage aus der Debatte lassen könne, soweit die amerikanische Regierung in Betracht komme. Dihe Frage, was aus den bestehenden, in der Zeit zwischen dem 1. Juli 1931 und dem 30. Juni 1932 fällig werdenden Sach- lieserungSverträgen werden solle, soll späterer Er örterung und Lösung durch Sachverständige der inter essierten Mächte überlassen bleiben. Frankreich habe sich damit Einverstanden erklärt, daß eS während deS Jahre» der Zahlungseinstellung aus nicht» Anspruch erheben wolle. Ter Schluß der Denkschrift sagt, an dern allen gehe hervor, daß in der Hauptfrage die beiden Regierungen im wesentlichen Übereinstimmenr nämlich.dem Prinzip der Kontinuität der ungeschütz ten Zahlungen, der Art, auf die man Deutschland vollkommen entlastet durch die Rückgabe als Anleihe der bet der BIZ. etngezahlten Summe und dem Prin zip der gänzlichen Einstellung aller Zahlungen für die Dauer eine» Jahre» und der Zeitspanne für die Tilgung der eingestellten Zahlung. Die anderen Fra gen scheinen nicht derart schwerwiegenden Charakters, daß sie einen Grund für die wettere Verschiebung einer endgültigen Vereinbarung zwischen den beiden Regierungen darstellen, vor allem, da sie schwierige technische Fragen, im Zusammenhang mit deut Aoung- plan mit sich> bringen würden, an dem dis Bereinigt ten Staaten nicht beteiligt seien. Die amerikanisch« Regierung meine, daß man diese Fragen ruhig einem Sachverständigenkomitce der Finanzministerien der in der Hauptsache beteiligten Mächte überlassen könne, daß sie aber im Geiste de» Hoovervorschlage» erledigt werden müßten. Die amerikanische Regierung biete eine positive Form der Beendigung der Verhandlungen an, und zwar so, daß die französische Regierung den Vorschlag de» Präsidenten annehme und alle techni schen Fragen, tu denen man sich bisher nicht verstärk dtgt habe, an ein Sachverständigenkomttee, wie da» vorgeschlagene, verweise, diesem aber die Anweisung ^b«, daß e» die Fragen im Sinne de» Hooverkwr- schlage» erledige. Die lranröMe Antwort io Washington Befriedigung über Brüning» Zusage Washington, 5. Juli. Hoover kehrte schon frühzeitig am Sonntagnachmittag nach Washington zurück und konferierte mit. Mellon über den inzwischen eingegangenen Text de» französischen Vorschläge» über die Regelung der Sachtteferungen während de» Auf- schubjahre». Von hoher RegterungSsette wurde un» mitgeteilt, Hoover habe Mellon instruiert, der fran zösischen Regierung zu erklären, daß man, nachdem alle anderen Punkte befriedigend geregelt seien, nicht plötzlich bei diesem einen Punkt da» ganze Prinzip de» Hooverplane- über Bord werfen könne. E» gehe nicht, den Experten freie Hand darüber zu lassen, wie diese Sachlieserungen fortgesetzt und bezahlt werden sollen, sondern die wesentliche Instruktion für diese Delegier- ten der Finanzministerien der beteiligten Länder müsse die sein, daß sie nur technisch« Detail» ausarbeiteten, nicht aber irgendeine Regelung träten, die dem Geist de» Hooverplane» widerspricht, d. h. da» deutsch« Budget irgendwie belastet. Brüning» Erklärung b» Pariser Verhandlungen vor dem Ende Starke Entspannung der Lage — Neue Note aus WafWgtou — Die Siegelung der letten Streitpunkte — Kompromiß zugunsten Frankreichs Press» Nichtverwendung der gestundeten Beträge für Rüstungen versetzte die hiesigen amtlich«» Kreis« in große Befriedigung. Man nimmt an, dich dadurch in Verbindung mit der theoretisch«» Einzahlung de» unaufschiebbaren Teile» der Reparationen in die BIZ. allen berechtigten französischen Wünschen nach politi scher Sicherung weitgehendst entgegengekommen worden sei und Frankreich keine wettere Forderungen politischer Art stellen werde. Washington, 5. Juli. Wie verlautet, stimmt Amerika zu, daß die Sachlieferungen fortgesetzt werden, betont aber, «daß die dafür notwendige Summe von 28 Mil lionen Dollar der deut chen Regierung zurückgeltehen wer de,» müsse. Die Meinungsverschiedenheiten über diese Frage werden von amtlicher Se t« al» sehr schwerwiegend bezeichnet und es wird erklärt, daß Amerika entschlossen sei, auf dem Gebiete de» Hooverschen Vorschläge» in allen sei nen Einzelheiten zu bestehen. Dr. Brüning über die Verwend««- der gestundeten Schuldenbetrüge Washington, 6. Juli. Da» Staatsdepartement veröffentlicht« ein Telegramm de» amerikanischen Bot schafter» in Berlin, Sackett, in dem e» heißt. Reichs kanzler Dr. Arüning habe zugesägt, den Betrag der ausgesetzten Schuldenzahlungen nicht für Rüstungs zwecke, sondern in feiner ganzen Höhe zur Ausglei chung des RetchShauShalteS zu verwenden. Französisch-amerikanisch« Besprechung über di, Sachlteferungen Paris, 5. Juli. Der französische Finanzminifter Flandin hatte heute nachmittag in seiner Wohnung eine lange Unterredung mit dem amerikanischen Schatzsekretär Mellon und Botschafter Edge über die Frage der Sachliese rungen. HavaS glaubt zu wissen, daß otes« Frage noch zu regeln sei, obwohl die französische und di« amerikamhß« Auffassung sich einander beträchtlich genähert hätten. Hindenburg an Hoover Washington, 4. Juli. Reichspräsident v. Hin denburg sandte an den Präsidenten Hoover ein Glück wunschtelegramm zum Unabhängigkeitstage, da» mit den Worten schließt: „Ich hoff« aufrichtig, daß sich di« zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland bestehenden freundschaftlichen Beziehungen immer mehr festigen w«rd«n und daß die von Ihnen etngeleitete hochherzige Aktion sich für di« ganze Welt segensreich auswirken möge.- Sitz««» des Semralrates derSlMsdmk Berlin, 5. Juli. Die für heute anberaumte Sitzung de» Generalrates der RetchSbank, an der nur ein Teil der Mitglieder de» GeneralrateS tetlncchm, begann gegen 8.45 Uhr und endete gegen 10 Uhr. Allem Anschein nach stand diese Sitzung bereit» im Zeichen deS französtsch-amerikani- schen Ausgleiches, was teils daraus hervorgeht, daß in der so plötzlich etnberufenen Sitzung de» Generalrat«» keine einschneidenden Beschlüsse gefaßt worden sind. Da» di« in Aussicht genommenen Maßnahmen betrifft, so handelt «» sich auch jetzt noch um die bereits «tngeleiteten Kredttreftrik- tionen, di« je nach der Lage «in« Steigerung oder Ab schwächung erfahren sollen. Außerdem wurde bet dem Problem der in Aussicht zu nehmenden Maßnahmen auch die Kredttfrag« behandelt und in diesem Zusammenhanadie Heranziehung des GolddiSkontkreditS in Höh« von 50 Mil- ltonen Dollar beschlossen. Die Frage der Prolongierung des RediSkontkreditS ist dagegen, wie wir erfahren, in der heutigen GeneralralSsttzuna nicht'«rörtert worden. Wie da» CommuntquS bereits sagt, hat die Frage der Herab setzung der Deckungsgrenze im Rahmen der heutigen Er örterungen keine Rolle gespielt. EntMung des Strelema«» Edrepmalr i» MM Mainz, 5. Juli. In Anwesenheit von »«Metern de» Reich-Präsidenten, der Reich»reai«rung. de» «eich», tage», de» Völlerbund-rate» und Briond» fand im «ich» aeul chen Regierung zurückgeltehen wer- MeinungSverschiedenhetien über diese amtlicher Se 1« al» sehr schwerwiegend tka entschlossen sei, klage» in allen sei- Auer Tageblatt --EU Anzeiger Mr das Erzgebirge Dr. iss