Volltext Seite (XML)
Mittwoch, den 2S. Zull issi 2S. Jahrgang Maedonald für dt« freundlichen Worte, di« der Reichskanzler an ihn gerichtet hatte, feinen Dank ausgesprochen hatte, «rNärte er folgend«: Der englische Außenmtntstev und ich find nach Berlin gekommen, mn dem Herrn Reichskanzler und dem Außenminister «inen Vogen' besuch abzuftatte«. wir haben uns über Ihren Besuch tn London damals autzerordentlich gefreut, und mit der gleichen Freude find wir Nr«r Gegeneinladung gefolgt. Dies« gegenseitigen Besuchk »«chen für di» Vtürkung des guten Einvernehmen« tn der Welt «nd für sttm weiter» Ausbreitung ein« absolut« Notwendigkeit, vir find jedoch nicht nur nach Berlin gekommen, um st» den EHequena^Aesuch «ine» Gegenbesuch achpHatten, sonder» auch u« Lw, d-r Pr-t«k-W. «i-s T-U-n»ach.' M ? M? mW,» Prisatunternehwe» BerIin, L7. Ault. Durch -in« «Notverordnung d« Reich» Präsidenten ist die Reichsregterung ermächtigt worden, im Zn» teress» der wteder-erftellung ein« geordneten Aahlungmevchr« da« Reich an gesellschaftlichen Unternehmungen zu beteNiaen «nd die «forderlichen Einlagen zu leisten, ferne« Gichechette» p» Lerhandinngen Wischen Sparlassen und Reichsdnnl Berlin, 27. Juli. Wie WTB.-Handelsdtenst erfährt, Haden zwischen dem Deutschen Sparkassen, und Giroverband und der Retchsbank und den anderen tn Frage kommenden behördlich«,. Stellen intensive Verhandlungen eingesetzt, die sich darauf de- ztehen, daß auch den Sparkassen bei Wiederaufnahme des nor- malen Zahlungsverkehr» genügend Zahlungsmittel zur Verfügung gestellt werden. Dabei ist nicht etwa an die Schaffung einer neue,, Organisation für di« Sparkassen gedacht, sondern es handelt sty bet den Besprechungen tn erster ILinie darum, aus welcher Unter» läge den Sparkassen dt« notwendigen Geldzeichen gegeben werden, von den Gffektenunterlägon der Sparkassen ist bekanntlich nur ein geringer Teil als lombardfähig bet der Retchsbank anzusehen. Man wird also nicht umhin können, da- festliegende Sparkassen, kapital, von dem etwa die -iilste tn erstklassigen Hypotheken an. gelegt ist, tn geringem tllmfange zu mobilisieren und auf einer ge eigneten Kreditunterlage (Wechsel) über die Retchsbank den Sparkassen di« notwendigen Mittel zu geben. Die »eitere Siegelung »es Zahlungsverkehrs Berlin, 27. -ult, wie wir erfahr«», «iw da» Reichs« kabtnetr di» Bestimmung,n üb«r d«n ga-lung-oerkehr morgen neu r->s?:ir, Da» Kabinett muß schon deshalb Pins Entscheidung morgen treffen, weil die jetzt geltendem Bestimmungen nur «in- schließlich bi» Dienstag Gültigkeit habe». Daß heut« abend noch kein entscheidender Beschluß gefaßt wurde, liegt an d«r Schwie rigkeit der Materie. Gs muh unter allen Umständen hermirden werden, daß irgendwelche Rückschläge «intreten. Deshalb ist natürlich «ine besonders genaue Vorbereitung notwendig, «ich es ist sogar wahrscheinlich, daß da» Kabinett sich entschließt, doch erst noch «tn neue» Zwtschenstadtum pov die vollkommene Aufhebung der Beschränkungen zu legen. Für die Neuregelung ist natürlich auch die künftige Haltung de» Auslandes in der Frag« der kurz, frtstigen Anleihen von Bedeutung. Wie bekannt, finden unter der Stillhalleparole, di« von der Londoner Konferenz ausgegeben worden ist, augenblicklich noch Verhandlungen im dieser Richtung statt, di« noch nicht abgeschlossen find. Für dks wettere Zukunft sucht die Reichsregierung nun einen gemaueren Ueberbltck über die kurzfrtstiden Anleihen, wie ÜberhEt über dt« Ausland«»», schuldung, zu gewinnen, was ist der Sinn der n«u»n Notverord nung, deren Ergebnisse dazu betrage» werden, die Stellung der Retchsbank tm ^Kampfe gegen die Zurückziehung von Auslands krediten zu erreichtem. Ansprache« Brünings und Mae Donalds Berlin, 27. Juli. Bet dem Essen, da» heute abend zu Ehren der englischen Minister in der,Reichskanzlei stattfand, brachte zunächst Reichskanzler Brüning einen Toast auf den Herrn Reichspräsidenten und Se. Majestät den König von England aus. Der Reichskanzler hielt dann fol gend« Ansprache: „Eure Exzellenzen, mein« Herren! Im Namen de, Reich», regierung heiße ich St«, Herr Ministerpräsident, und Sie, Herr Henderson, in der Reich-Hauptstadt auf« herzlichste willkommen. Da» deutsche Volk hat ein lebhaftes und dankbares Gefühl für die Bedeutung dieses ersten Besuches der führenden englischen Staats, männer in Deutschland. Mir ist es eine besondere Freude, die liebenswürdige Gastfreundschaft erwidern zu können, die Sie Herrn Turttus und mir vor nicht langer Zeit tn Thequers und auch jetzt in London haben zuteil werden lassen. Ich hoffe auf- richtig, daß Eie sich Lei uns während des leider nur allzu kurz be messenen Aufenthaltes wohlfühlen und daß die Tag« für Sie «ine Entspannung bedeuten werden inmitten der schweren Arbeit, in der Sie sich befinden. Sie kommen nach Deutschland in eine» sor genvollen Zeit. Ich hab« Lei unseren wiederholten Begegnungen im Laufe der letzten Zeit Gelegenheit gehabt, Mn en die Lage in Deutschland und die schweren Probleme, die uns gegenwärtig Le- schäftigen, ausführlich zu schildern. Deutschland setzt alle seine Kräfte daran, der Krise Herr zu werden. Es muß aber auch dar- auf rechnen, daß da» Ausland, das mit Zurückziehung kurzfristiger Kredite die Kris« auf die Spitze getrieben hat, an diesem Ziele mttardettet. Wir erkennen dankbar an, was Ihre Regierung durch die vorbehaltlose und kürzliche Annahme de» Hooverplanes sowie durch ihr« Bemühungen um da» Zustandekommen und da» Ergebnis der Londoner Konferenz bereit» für uns getan hat. Wir wissen, daß auch Sie tn England schwere Zetten durchwachen. Grund hierfür liegt nicht zuletzt in der gegenwärtigen finanziellen Kris« Deutschland, die heute internationale Bedeutung gewonnen hat. Ich bin daher auch überzeugt davon, daß eine gründliche und wirklich« Sanierung der wirtschaftlichen Verhältnisse Europa, nur durch loyal« Zusammenarbeit aller Nationen und durch gegen, fettig« Hilfe möglich sein wird. Der Grundstein für die Zufam- mmarbett ist tn London gelegt worden. Dt« weitere Aufbauarbeit muß nunmehr beginnen. Ihr heutiger Besuch ist ein Bewei, da. für, doch es auch Ihr Wunsch ist, die glücklich begonnene Arbeit fortzusetzen. Möge fie der Welt fruchtbaren Frieden bringen! Ich erhebe mein Glas auf da» Wohl Eurer Sxoellenzen, auf «ine glück« ltch« Zukunft Großbritanniens und auf di« englisch-deutsch, Freundschaft!" Nachdem Wir müssen dt« Vergangenheit vergessen, da dt« Zukunft von «in«» „ Politik abhängt, die nur von Männern geführt «erden kann, di« moralischen und wirtschaftlichen Kräfte anspannt, um wieder auf > «ut-n Willen- find und di« von einem chl-ist« der Zusammenarb.it --- - - - - ' - - ! beseelt find, der es ihnen ermöglicht, die Beunruhigungen und dt« 1 Argwöhne zu unterdrücken, die, wenn sie bestehen bleiben, dt« schlimmsten Folgen hätten und schließlich -um Kriege führen müß ten. Die Gedanken und Gefühle der jungen Genration müssen von Feindseligkeit und Argwohn abgewendet und auf das gegenseitig« Verständnis und die gegenseitige Hilfeleistung gerichtet werden. Da, ist unsere gemeinsame Aufgabe: diesen Idealismus, d«, in der jungen Generation steckt, dazu zu verw«nden, daß er sich den großen internationalen Aufgaben der Verständigung und d«r Zn« samnvenarbeit zwischen de« große« Völkern der Welt zuwendet. Erklärung Stimsouä Berlin, 27. Juli. Der amerikanisch« Außenmini ster Henry L. Stimson empfing heute vormittag bi« deut sche Presse und gab ihr folgende Erklärung: Mein Besuch hat mir viel Freude bereitet. Es mar mir vergönnt, den Herrn Reichskanzler, den Herrn Außenminister und di« Mehrzahl der anderen Mitglieder der Regierung kennen zu lernen, sowie eine Anzahl anderer einflußreicher Deutscher. Gestern besuchte ich mit dem Herrn Reichskanzler und Herrn Dr. CurttuS einige Museen sowie Potsdam und Ganffouet und hatte Gelegenheit, die Berliner bei ihrem Feiertag und ihrer Erholung zu beobachten. Diese Gelegenheit war mir von Nutzen und hat mich erfreut. Für Herrn Reichskanz ler Brüning und seine Mitarbeiter habe ich großen Respekt und Achtung. Ich habe in den Konferenzen von Pari» und London gesagt, daß die amerikanisch« Regierung und das amerikanische Volk Zutrauen hat zu Deutschland, sei nem Volke, seinen Hilfskräften und seiner Zukunft, und meine Ansichten sind durch das, was ich bei meinem Besuch gesehen habe, bestätigt worden. Ich glaube, daß die gegen wärtigen finanziellen Schwierigkeiten zum größten Teil zurückzuführen sind auf vorübergehenden Mangel an Zu trauen, und daß mit Mut und dem wiederkchvenden Ver trauen Deutschland sein Wohlergehen wiedererlangen wird. Stimson nach London abgeflogen Berlin, 27. Juli. Der amerikanische StaatSsekre- tär Stimson ist heute nachmittag um 1 Uhr 25 Mtn. mit dem fahrplanmäßigen Flugzeug nach London ab geflogen. Zur Verabschiedung hatten sich etngefunden der amerika nische Botschafter in Berlin, Sackett, der deutsche Botschaf ter in Washington, von Prtttwitz, Ministerialdirektor Dieck- Hoff, der Chef des Protokolls, Graf Tattenbach, Oberregie- rungSrat Planck von der Reichskanzlei war ebenfalls er schienen, um dem scheidenden amerikanischen Staatssekretär die letzten Grüße des Reichskanzlers zU übermitteln. DaS Tempelhofer Feld hatte dem scheidenden Gast zu Ehren das Sternenbanner gefti-.i- /luer Tageblatt LE Anzeiger für öas Erzgebirge «ach-Uwt »k amtlich«, v-Immt-aqmim »««N-«, »»«a-tao-»«, Nmt^cht,Mm. »««««, M, vr. ire l Bei Abschluß der Londoner Konferenz ist manch«» wichtig« geschehen. Zu allererst möchte ich in.diesem Zusammenhang« di« druck geben, daß die Besprechungen zwischen Ihnen und den sinm- franzöfischen Staatsmännern fortgesetzt werden mögen unter Teil. «kpr-eß traf heut« früh 8 Uhr 37 Mn. der englische Auß Minister Henderson auf dem Bahnhof Friedrichstraße i.. w Au Auer Begrüßung hatten sich neben dem mglischen Botschafter, der vom gesamten Personal der Bot- schäft begleitet war, Außenminister CurttuS, Staatssekretär sind wir doch der festen Ueberzeugung, daß, wenn Deutschland in seinen .Anstrengungen fortfährt, wenn «» seine intellektuellen, die Füße zu kommen, und sich davor hütet, sich der Verzweiflung hinzugeben, die anderen Völker Hilfe leisten werden und das deutsche Volk nicht untergehen lassen. Ein freies und stch selbst achtend«, Deutschland ist für dt« Gemeinschaft der Zivilisation unentbehrlich. Genau so, wie kein Sperling vom Dach« fällt, ohne daß der Schöpfer aller Dinge davon weiß, so kann auch keine Na tion, die sich selbst achtet, aufhören zu existieren, ohne daß für alle anderen Glieder der internationalen Gemeinschaft sich daraus das schwerste Unglück ergibt. E, wäre undenkbar, daß einem Land, das stch in der Kunst, in der Wirtschaft, im Geifteswissen so ausge zeichnet hat wie Deutschland, da» den Körper und den Geist gleichermaßen fest in der Gewalt hat, da- in einer langen und Wechselpollen Geschichte Qualitäten erwiesen hat, von dem anderen Völkern dt« Hilfe in der Not verweigert würde. Die Ergebnisse der Londoner Konferenz sind nicht sensationell gewesen. Gs hat stch darum gehandelt, die Stellung zu halten, während die Vorbereitungen für eine gründlichere Behandlung der Schwierigkeiten getroffen wurden. Das, worüber man stch in London geeinigt hat, ist zu einem großen Teil bereit» durchge« führt worden. Da» Studium der deutschen Finanzlage hat be gonnen, die Ratgeber Deutschland», die von der Londoner Konfe renz vorgesehen worden find, befinden sich- hiev tn Berlin, und der Apparat ist auf diese Weise in Bewegung gesetzt worden. Das Wichtigste aber ist, daß di« Nationen, die auf der Londoner Kon ferenz vertreten waren, stch auf Zusammenarbeit zur Hilf« für Deutschland haben einigen können. Obwohl der Genius und das Verantwortungsgefühl de« Bankier» stch von der Politik fernzu- halten hat, so müssen trotzdem, wenn dt« Banken und Kredit institutionen ihre große Funktion in der Zukunft richtig ausüben wollen, künftige Generationen alle ihr« Anstrengungen darauf richten, den internationalen Wohlstand zu erhöhen. E» genügt nicht, wenn jeder die Macht, die er auf diesem Gebiet besitzt, "Kur für seine eigenen Zweck« verwendet. Alle finanziellen Hilfsquellen müssen dazu verwandt werden, da» Gewebe der nationalen und internationalen Zivilisation zu stärken und -usammen-uhalten. Und tn diesem Zusammenhang« müssen di« Grundursachen der gegenwärtigen Krise früher oder später einmal klar in» Auge ge faßt werden und mit gesundem Menschenverstand und gutem Willen einer glücklichen Lösung entgegen geführt werden. Al« Vorbereitung dazu muh «in Gefühl gegenseitigen Vertrauens ge schaffen werden, ein Gefühl gegenseitigen Vertrauen» in persön- licher Hinsicht, sodaß die Staatsmänner, die miteinander verhan deln, wissen, daß der Unterhändler auf der anderen Seite offene und ehrliche Wort« zu ihnen spricht und offen und ehrlich handelt. Nicht durch schriftliche oder mündlich« Abmachungen, sondern durch «in Gefühl de« Vertrauen» im Herzen eines jeden ist diese» Ziel zu erreichen. Und zM zweiten muß da» Dertrauensgefühl «von Nation zu Nation wieder hergestellt werden. Jedes Volk hat vte» dazu Leigetragon, und ich möchte der Hoffnung Ausdruck geben, daß Besuche wie der von Thequers, von London oder unser jetziger Besuch nicht als einzeln stehende Tatsachen bestehen bleiben, son dern dah sie als Ausdruck einer Tendenz zum besseren gegenseitigen Verständnis auf internationaler Grundlage ihre Fortsetzung Der englische Minifterbesuch in Berlin herzlicher Empfang — Rede« von Freundschaft and Frieden — Stimfa» bereits adgereiü Henderson in Berlin eingetroffen der Welt zu zeigen, daß trotz de« Schwierigkeiten der gegenwäv- ähnlichen Zusammenkünften finden mögen. d < r I t n, 27. Juli. Mt dem fahrplanmäßigen Nord- ! Bei Abschluß der Londoner Konferenz ist manche» wtchttg« erpreß traf heut« früh 8 Uhr 37 Mn. der englische Außen- unser Vertraue« in Deutschland unvermindert geschehen. Zu allererst möchte ich in.diesem Zusammenhang« di« Minister Henderson auf dem Bahnhof Friedrichstraße in fortbesteht. Deutschland macht schwer« Zeiten durch, und wir find Hilfeleistung Frankreich, anerkennen, möchte dem Wunsche Am- Berlin ein. Zu seiner Begebung hatten sich neben dem Er Mitgefühl für den schweren Kampf, den diese» Land im mglisk^en Botschafter^ der vom gesamten Personal der Bot- «in» von Bülow, der Chef Les Protokolls, Graf Tattenbach, Ministerialdirektor Dteckhosf und Geheimrat Reinebeck ein- gefunden. Ferner waren Polizeipräsident Grzesinskt und der Kommandeur der Schutzpolizei, Heimannsberg, an- wesend. Als der englische Außenminister mit Dr. CurttuS den Bahnsteig entlang ging, wurden sie vom Publikum herzlich begrüßt. Mt Donald in Berlin Berlin, 27. Juli. De« englische Premierminister Ramsay Maedonald traf heut« 17.17 Uhr auf dem Bahnhof Friedrichstraße ein. Zu seinem Empfang hatten sich Reichskanzler Dr. Brüning, R«ich»auhenmiutst«r Dr. Turtius, Staatssekretär v. Bülow, Ober bürgermeister Dr. Lahm und ein« Anzahl! höherer »Beamter von deutscher Seit«, der englisch« Außenminister Henderson, der eng lisch« Botschafter, Str Korace Rumbold und da» Personal der Botschaft von englischer Sette auf dem Bahnsteig etngefunden. von dem Augenblick an, wo Maedonald den Wagen verließ, bis zu seiner Abfahrt vom Bahnhofsportal wurde er von einer großen Menschenmenge mit freundlichen Zurufen in außerordentlich warmer und lebhafter Form begrüßt. Die Begeisterung der Menge, dt« auch die Völkerverständigung und den Weltfrieden hochleben ließ, hiey bi» zur Abfahrt des letzten Wagens an, der die amtlichen Persönlichkeiten wegführte.