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Dienstag» äen tt. August 1931 /wer Tageblatt WLM Mzeigrr für -as SrMebirge La-^la« EtrchaUrn- -tt amMchra Hrkatmtmachungra -er Kate» -rr Sta-t «a- -»» Amtsgericht» st«. psggheck^»«», MM «pgP m. ISS» Nr. ISS Dienstag» äen n. August 1931 2S. Jahrgang BoksenWeid gescheitert Nur 3?,1 von Hunäert der Stimmberechtigten stimmten mit „Hu" Vorläufiges Cnäergebnis Berlin, 9. August. Um 10.40 Uhr zählte das W.T.B. als letztes vorläufiges Ergebnis 9784000 Ja-Stimmen. Damit sind 26314900 Stimmberechtigte ersaht. Die Gesamtzahl der Stimmberechtigten, auf Grund der Statistik der letzten Reichstagswahl beträgt 26,4 Millionen. Da zur Annahme des Volksentscheides sich aber die Mehrheit der Stimmberechtigten für seine Annahme hätten aussprechen müssen, ist der Volksentscheid gescheitert. Die noch ausstehen den 85000 Stimmberechtigten verteilen sich er- fahrunasaemäh auf viele Kreise und werden voraussichtlich erst später erfaßbar sein. 2m gan zen haben 37,1 Prozent der Stimmberechtigten mit Ja gestimmt. beworfen. Ein Ueberfallkommando räumte schließlich da» Lokal und nahm zwei Personen fest. Zusammenstöße in Kiel Kiel, S. August. Mm Rondell kam e» hier heute nachmittag -u Zusammenstößen zwischen Stahl- Helmleuten und Nationalsozialisten einerseits und Ma- gehörigen de» Reichsbanner» andererseit». Dabei wurden fünf Reich»bann«rleut« nicht unerheblich ver letzt. La die Täter beim Erscheinen der Polizei flüchteten, konnten sie nicht festgestellt werden. Sprache der Zahlen Westen und Oste« — Vergleiche «tt dem 14. September «höre der Kommunisten und Rattonalsozialisten für den Volksentscheid zu werben. Auch di« Umzüge de» Reich«, banners zu den Lokalen, in denen die Verfassungs feiern stattfanden, vollzogen sich ohne Zwischenfälle. Berlin,». August. Di« theoretisch errechnet« Zahl der bet der Reichstagswahl vom September hinter den Pavteten de» Bolkxntscheid« stehenden Anhänger hätte bet einer unveränderten Beteiligung dieser Wähler «in Ergebnis von 47,7 v. H. Jastimmen erbracht. Dabei waren in zehn von den 23 Stimmkreisen Mehr heiten der Bolk»entscheldsparteien, die sich zwischen S6Z und 84 o. H. der Stimmberechtigten bewegten. Das vorliegende Ergeb nis zeigt, bah diesmal in keinem einzigen Kreise dieses theore tische Abstimmungsergebnis erreicht worden ist und auch nur in zwei von den 23 Stimmkreisen di« Mehrheit der Stimmberechtigt ten «ine Jastimme abgab. Besonders stark tritt das Ergebnis hinter dem des 14. Sep tember in den westlichen Stimmkreisen zurück: In Westfalen- Nord mit 400 77» gegen 606 S2S um mehr al» «in Drittel, in Westfalen-Süd mit SSI 217 geg«n 74S0S2, in Hessen-Nassau mit SS4 SS7 gegen 7S4 S7S und ganz besonder» in Köln mit 24S 442 gegen S41 233 um weit mehr al» die Hälft«. Auch in Düsseldorf- Zwischenfälle in Altona Altona, 9. August. Kommunisten versuchten heute früb mehrfach in der Gegend der Bürger- und Blumenstraße zu demonstrieren. Eine Person, die den Anordnungen der Polizei Widerstand leistete, wurde zwang» gestellt. Am Nachmittag wurde in der Erzbergerstvaße ein Spaziergänger von zwei jungen Burschen, von denen einer ein offene» Messer trug, angegriffen. Al» Passanten und Polizei nah- ten, flüchteten die Täter in ein VerkehrSlokal der NSDAP. Die Beamten wurden mit Bierseideln und Aschenbechern Auch in Eckernförde ereigneten sich Zusammenstöße. Sin Nationalsozialist trug durch Dolchstich« verletz««, gen am Kopfe davon. Die Polizei nahm Port Per- Haftungen vor. Die Aufnahme de» Bolk»entscheid»ergebntffe» in vafel Basel, 9. August. Wie au» Kreisen der Bank für den internationalen Zahlungsausgleich verlautet, hat da» in den späten Abendstunden in Bas« bekanntgeworden« AbstimmungSresultat in Preußen, da» einen Mißerfolg der radikalen Parteien darstellt, einen sehr günstigen Eindruck auSgelöst, nicht zuletzt im Hinblick auf die gegenwärtig am Sitz der Bank tagenden Finanzsachverständigen, di« da» Ergebnis der Abstimmung mit ziemlicher Spannung er wartet hatten. Man erblickt in diesem AbstimmungSresultat ein Anzeichen dafür, daß in Preußen und darüber htnau» in Deutschland der Wille der Volksmehrheit, auf dem Wege über die internationale Verständigung di« bestehenden Schwierigkeiten zu lösen, erneut stark an Boden gewonnen hat. Ost mit S310SS gegen 803771 und in Düsseldorf-West mit 401847 gegen SS7 OSS, ferner in Süd-Hannover mit 346 178 gegen 445 340 sind außerordentlich starke Abweichungen gegenüber den Stim menzahlen der Reichstagswahl zuungunsten de» Volksentscheids zu verzeichnen. Da« zeigte sich schon Lei den zuerst «inlaufenden Ergebnissen, di« außer einzelnen Großstädten vorwiegend au» dem Westen kamen und bei den ersten Zählungen nur «in' knappe» Drittel der Stimmberechtigten für die Parole de» Dallsentscheib» auswtesen. Di« erwartet« Verschiebung de» Resultate» bet Eingang der ört lichen Stimmkreisevgebntsse ist zwar «ingetreten, aber nur in Form einer verhältnismäßig unwesentlichen Erhöhung der Durchschnittszahl für den Volksentscheid, Pie noch nicht 38 v. H. der Stimmberechtigten erreicht. verhältnismäßig viel ungültige und Neinstimmen find in den östlichen Stimmkreisen zu verzeichnen, so ist Ostpreußen mit rund 57000 etwa 8 o. -., in Pommern mit rund S1000 etwa 7 v. H., In Breslau mit 43000 etwa S v. H., in Liegnitz mit 8LS6O über g v. H., in Oppeln mit über 2S060 Stimmen genau 10 v. K. der abgegebenen Jastimmen, während sich im Westen di« ungültigen und Neinstimmen in der Regel um S v. H. herum bewegen oder darunter bleiben. Die Großstädte haben fast im ganzen Reich einen noch unter dem Durchschnitt de» Gesamtergebnisse» bezw. ihrer Stimmkveise liegenden Ertrag an Jastimmen geliefert, so die Stadt Berlin mit wenig über 1 Million Jastimmen von 8,S4S Millionen Wahlbe- rechtigten (die Stadt Berlin umfaßt große Teile der Stimmkreis« Potsdam I und H außer dem eigentlichen Sttmmkrei» Berlin), Hannover mit rund 80800 Jastimmen von SLSV7S Stimmberech tigten, so auch Königsberg mit 79 368 von 220 183 Stimmberechtig ten und 124 778 Stimmen für die Volksentscheidparteien bet der Reichstagswahl. Besonder« stark bleibt Frankfurt a. M. mit 84 472 von 431647 Stimmberechtigten hinter dem September, ergebnt» zurück, da» fast di« doppelte Zahl, 183 S7S Stimmen, für die volkentfchetdparteten ergeben hatte. E» ist festzustellen, daß Reichspräsident v. Hin- denburg an dem Volksentscheid nicht teilgenommen hat, und daß keiner der Reichsminister, mit Au»- nähme der Reichs er nährung» Minister» Schiele, sich da- teiltgten. Der Verlauf de» vottsentscheld» im Reich Berlin, 9. August. Nach den bisher vorlie- genden Meldungen au» Königsberg, Breslau, Hanno. ver und Frankfurt am Main ist der AbsttmmungStag ruhig verlaufen. Nirgend» haben sich schwerere Zwi schenfälle ereignet. Wo sich größere Menschenmengen vor den Abstimmung-lokalen ansammelten, gelang e» der Polizei, dieselben mühelos zu zerstreuen. Berlin, 9. August. Auch im weiteren Verlauf de» heutigen Tage» hat sich da« Bild wenig geändert. Tast überall im Reich« konnte die Wahl zu« Volk», entscheid ohne größer, Störung«« durchgestchrt werde«. La» Straßenbild zeigte auch di« sonst üblichen Pro- PagandaumMs nichts nur vereinzelt versuchte« Sprech' Strabenkampfe in Berlin Blutige Aurfchreltungeu — Zwei Polireihauptleute erschösse« — lote und Lerumndete «uter den Zivilisten — Schüsse ans den Fenstern ans die Polizei Berlin, 9. August. Zu schweren Zusammenstößen kam e» gegen 20*4 Uhr am Bülow-Platz. Bor der „Roten Fahne" hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, um Wahlergebnisse zu erfahren. Die Polizei hatte mehrere starke Patrouillen auSgesandt. Plötzlich fielen vor dem Kinotheater „Babylon" mehrere Schüsse, durch die der Polizeihauptman« Anlauf und der Polizeihauptmmm Lenk getötet wurden. Sofort eingesetzte Polizisten säuberten mit blanker Waffe und gezogener Pistole den Bülow-Platz. Ein Zivilist wurde verletzt. Alle» flüchtete in die anliegenden, fast dunklen Nebenstraßen. Später hörte man immer wieder Schüsse fallen. Der Platz und die anliegenden Querstraßen waren menschenleer. Die Flüchtenden haben sich in den dunklen Hausfluren zusammengeballt. Alle vorüberlommenden Passanten, Automobilisten und Motor- radfahrer wurden aus Waffen durchsucht. Die Polizei rich tete ihr Hauptaugenmerk auf Fenster amd Dächer. Bet der Schießerei erhielt auch ein zwölfjähriger Knabe «ine Schutzverletzung am Knöchel. Die Häuser blöcke in der Umgebung werden systematisch abgesucht di« Bevölkerung durfte di« Häuser nur mit erhob», nen Händen betreten und wurde bei« verlasse« der Häuser streng nach Waffen durchsucht. verletzte btt Durchsuchung der Häuser Berlin, 9. August. La die Schüsse am Bülow- Platz, di« di« beiden Hauptleute töteten, gerade vor dem Eingang de» Kino» „Babylon" fielen, erfolgte gegen 9»/, Uhr eine systematisch« Durchsuchung diese» Kino». Sämtliche Insassen wurden auf Waffen durch sucht. Die inzwischen eingetroffenen Beamten der Abteilung IM wandten ihre Aufmerksamkeit dem Karl-Liebknecht-Hau» zu, um sestzustellen, wer sich dort in dem Hause befindet, weitere Durchsuchungen von Häusern fanden statt in der Lothringer Straß«. Gegen tzVi Uhr erschienen auf dem Revier 7, dessen Führer der getötet« Hauptmann Anlauf war, Polizei präsident GrzesinsÄ, der PolPeWzspr-Mnt weiß so- wie der Kommandeur der Berliner Schutzpolizei, Htt- mannsberg, die im Verein mit den anderen Führern einen Plan zur durchgreifenden Säuberung de» gan. zen Komplexe» um den Bülowplatz durchsprachen. Bei der Durchsuchung der Musikerfestsäle In der Kaiser- Wilhelm-Straße mutzte die Polizei von dem Gummi knüppel Gebrauch machen, da di« Teilnehmer an der Kundgebung vielfach! renitent wurde«. Dabtt gab «S sechs verletzte, die eingeliefert wurden. Schüsse von de« Dächern Berlin, 9. August. Zu den Unruhen am Bülow- Platz erfahren wir noch, daß sie durch einen Feuer überfall von Kommunisten von den Dächern au» ent standen sein sollen und planmäßig organisiert waren. Ein Kommunist erschossen Berlin, 9. August. In den Rettungsstellen am Bülow-Platz und in der Umgebung find bis 23 Uhr «in Toter und IS Schwerverletzte seitens der Kommunisten ttngeltefert worden. Haussuchung bet der „Roten Fahne" B « rlin, 9. August. Im Verlauf der Säuberung», aktton am Bülow-Platz wurde von der Polizei gegen 10 Uhr abends auch eine Durchsuchung de» Druckerttaebäu- de» und der RedaktionSräum« der „Roten Fahne" vor genommen. Die Polizei glaubte Grund zu der Annahme zu haben, daß einige der Täter, die an der Schießerei vor dem Kino „Babylon" beteiligt waren, m da» Gebäude der kommunistischen Zeitung geflüchtet seien. Zwei junge Leute, die im Hause getroffen wurden und sich nicht au»- -uwetsen vermochten, wurden verhaftet und der Abtei lung lä. zugeführt. DaS Karl-LiebknechdLau» hat ein« Anzahl Schüsse erhalten, die durch di« Fensterscheiben der RodakttonSzimmer und der Setzerei hindurchgingen, ohne jedoch jemand zu verletzten. Pflastersteine -tt Wurfgeschoss« Berlin, 10. August. Kur» «ach 12H Uhr end» stand in der Kodurgem Ecks Hauptstraße in Schöna«