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-luer Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirge Eachaüea- -le amtliche« 0ekaaatmach«age« -»» Nate» -er «ta-t va- -e» Mntsgrricht» Mm. p-Mhes»-» Mm»SB»».k»m Nr. ISS Aeitag, clen 14 August 1931 2S. Jahrgang Die nöchften Matznahmen der Reichrreglerung — Aelvre-ongea mit de« Löaderoertteter» . Berlin, 12. August. Im Mittelpunkt der politischen Arbeit in Berlin steht Aute und morgen die Besprechung mit den Vertretern der Lander. Heute hat im Reichstag« zunächst ein« vertrau- ltche Sitzung Le» Auswärtigen Ausschusses des RetchSrateS begonnen und morgen wird die angekündigte Sitzung der vereinigten Ausschüsse des RetchSrateS stattftnden. In bet- den Sitzungen werden die LSndervertreter zunächst über die außenpolitische Entwicklung der letzten Zelt, also ins besondere über das Ergebnis der verschiedenen Besuchs- reisen, dann aber auch vor allem über die finanz- und wirt- schaftspolitischen Hilfsmaßnahmen unterrichtet, die die Regierung in allernächster Zeit durchzuführen gedenkt. An diesen Besprechungen nehmen auch mehrere Regierungs chefs der deutschen Länder teil. So ist u. a. auch der äch- fische Ministerpräsident bereits in Berlin eingetroffen. Die von der Regierung geplanten Maßnahmen betref- fen ja gegenwärtig zum großen Teil in besonderem Maße Länder und Gemeinden, da es sich um Ersparnisse in großem Umfange handelt. In diesem Zusammenhang« wird am Donnerstag u. a. auch der Vorstand des Deutschen Städte- tage- vom Reichskanzler empfangen werden. Heute nimmt der Kanzler an den Besprechungen des Parteivorstandes des Zentrums teil. In dieser Sitzung sind auch die übrigen ZentrumSmtnister der Reichsregierung und der preußischen Regierung anwesend. Man hält «S für wahrscheinlich, daß sich das Zentrum vor allem für einen parteipolitischen Burg- frieden «inletzt, wie ja auch vielfach bereits die Anschauung vertreten wird, daß der Zusammentritt des Reichstages, der bekanntlich für den 13. Oktober in Aussicht genommen ist, eventuell noch weiter verschoben werden soll. Usber die neuen Maßnahmen, die die Regierung nun in erster Linie, also vielleicht noch Ende der Woche, aus dem sehr umfangreichen Programm der nationalen Selbst- Hilfe verwirklichen will, dürfte erst nach den Besprechungen mit den Ländervertretern Genaueres zu erfahren sein. Dies« Maßnahmen werden vermutlich sehr bald auch in das Ge biet der Reichsreform hinüberspielen. In einem Berliner MtttagSblatt ist in diesem Zusammenhang unter Berufung auf das ReichSinnenmtntsterium die Behauptung aufgestellt worden, daß di« jetzt vorliegenden Pläne für die Reichs reform eine Gesamtersparnis von 600 Millionen bringen würden. Vom RetchSinnemnintstertum wird in Abrede gestellt, eine derartige Auskunft gegeben zu haben. Bekannt lich geben die Schätzungen in dieser Frag« wett auseinan der. Das wesentlich« Moment bei der Reichsreform wird vielfach nicht in dem sofortigen finanziellen Effekt, sondern in der Vereinfachung LeS gesamten VerwaltungSapparateS, vor allem in der Vereinfachung des komplizierten Steuer- wesenS, erblickt. Forderung gewinne durch die anhaltende WirtschastSdepres- sion an Gewicht. Präsident Hoover habe bereit» zuver- stehen gegeben, daß die ganze Frage der Schulde« wieder aufgerollt und die an die amerikanische Regierung zu-ahlen- den Beträge entsprechend de« heutigen Werte d«S Dollar» ermäßigt werde« müßten. Sympathie« für die Notlage in Deutschland und eine deutlich erkennbare Stimmung Gunsten einer Erleichterung für England seien zwei wich« tige Faktoren in dieser Angelegenheit. Die Arbeiten des Baseler Stndien- ansschnsses Basel, 1L August. Di« Brrhundlangen de» Stndiemnw« schuss«, für di« Kveditlag« in Deutschland wurden am Mittwoch vormittag fortgesetzt. «- scheint, daß berett, b»m«rken,w«tt» Ne- sultat« «rzielt worden sind. Der Ausschuß hat nämlich beschloss««, sein« Arbeiten neuevdtng, bur»« Zett zu unterbrechen, nm «inen Teil der Punkt«, über welch« eine Einigung bereit, erzielt »or- den ist, redaktionell zu filteren und in einem vertcht zusammen- zufassen. In dem ««richt dürften bereit, deutlich« Hinweise auf di« unmittelbaren Krehttbedürfntss, Deutschland, sowie auf die Möglichkeit, denselben gerecht zu »«wen, enthalten sein. Di, Namen der Delegierten de, Sttll-altekonsorttunw, da- sein, Be ratungen zusammen mit dem 8tudt«nau^chuß am Donner-W- oder Freitag in Lasel aufnehmen wird, sind mit Au-n-hm« der Delegierten der Tschechoslowakei, Dänemark and Norwegen bereit, bekannt und ein Teil dieser Delegierten ist in Basel be reit, eing«troffen, wie groß der Betrag der von Deutschland ge schuldeten kurzfristigen Kredit« ist, kann zur StuMn auch nicht an nähernd angegeben werden, da viel davon abhängt, wie der Studienau.schuh zusammen mit dem StillhaltekoNsortium den Be griff „kurzfristig" definierm wird. Der Nachmittag ist für Pri- vatbefprechungen -wischen den einzelnen Lanktergruppen vorge sehen sowie für die «uoarbeitung de, erwähnten Bericht«. Die nächste Sitzung findet morgen vormittag 11 Uhr statt. Verhandlungen über die Aenderung der Juni-Notverordnung Berlin.lL. August M« der „Abend" berichtet, haben jetzt di« Besprechungen der Sozialdemokraten mit den zuständigen Ressorts über die Abänderung-Wünsche der Sozialdemokratie zur Zuni-Notverordmmg begonnen. Das Ziel der Sozialdemokratie ist, so schreibt das Blatt, die Wiederherstellung des Tarifrechts für di« öffentlichen Arbeitneh mer, die Beseitigung der Härten in der Arbeitslosenversicherung und der Krisenfürsorg«, di« Abänderung der Bestimmungen im Bersorgungswesen für die Kriegsbeschädigten, di« Beseitigung der Ungerechtigkeiten im der Staffelvnguder Dehaltskürzungen für Be amte und der Umbau der Krisensteuer. Die Sparkaffenzinsen nach der Dkskonlfenkung Berlin, 12. August. Da die Sparkassen bei den letzten Diskonterhöhungen ihre Zinssätze für Spareinlagen und langfristige Anlagen nicht erhöht Haden, besteht b«i d«r jetzigen Ermäßigung der DtÄontS ftir sie keine Notwendig keit zu einer Herabsetzung dieser Zinssätze. Im allgemei nen bleibt eS also bet hem Satz von 5 bis 6 Prozent für Spareinlagen, wobei es selbstverständlich je nach Lage der Entscheidung der örtlichen Einzelkasse überlassen bleibt, ob eine Aenderung der ZtnSpolitik notwendig ist. «ein Recht auf Vorzensur auf Grund der Pressenotverordnung Berlin, 1L August. Am Zusammenhang mit einigen Vorfällen in der Provinz Hannover, wo Pressemeldungen zufolge die örtlichem Polizeiverwaltungen im einzelnen Städten eine Vorzensur bei den dort erscheinenden Zettungen ausgeübt haben, um «in« Antwort der betreffenden Zeitungen auf di« Kundgebung der preußischen Regierung zu verhindern, erfahren wir aus Uinterrtchteten Kreisen de, Reich-imnenministerium,, daß der Retchsinnenminister die preußische Negierung gebeten hat, dir Vorkommnisse zu untersuchen «Nd sich zu äußern. Die Pressenot- Verordnung enthält, wie ausdrücklich betont wird, keinerlei Be stimmungen, au, denen «in Recht auf Vorzensur -«geleitet «er de« kann. Mittelstandsvertreter Sei« Kanzler v « rlin, 12. August. M« wir erfahren, beabsichtigt der Reichskanzler, in den nächsten Tagen ein« Meihe von MittelstanLSvertrttern zu empfangen, und zwar: General sekretär Musch vom Handels- und Gewerdekammertag in Hannover, Dr. Tiburtius von der Hauptgemetnschaft de» deutschen Einzelhandel» und den Vorsitzenden d«S ver- bandeS deutscher HauS- und GrunLLesttzerveretn«, Humar. Eine Entschuldigung de» Stahlhelm» Berlin, 12. August. In der Zeitschrift „Dn SM- Helm" Nr. 23 vom 14. Juni 1931 war auf der letzten Sette ein Bild erschienen, da» unter der Uvberschrist „Am Ende" zwei Personen zeigt, die lächelnd und mit einergewissen Zufriedenheit au» dem Körper de» deutschen Michel» für Rtparation»zwecke Blut «ÄMstn- von den beiden Per- sonen soll die «in« den Reichskanzler darstellen, «ine zynische Beglettzeile erläutert die verunglimpfende Dar ¬ stellung. von diesem Bild« ist die Leitung de» Stahlhelm» in der Nr. 30 Le» „StaWelmS" vom 26. Juli 1431 adge- rückt, indem sie auf Sette 4 mttteilt: Die BundeSführung hat diese Zeichnung mißbilligt und dem Herrn ReichSkanz- ler diese Mißbilligung zur Kenntnis gebracht. In dem an den Herrn Reichskanzler gerichteten Schreiben vom 16. Juli 1931 hat die Bundesleitung sich wegen deS Vorkomm nisses ausdrücklich entschuldigt und zum Ausdruck gebracht, daß der Stahlhelm nicht wünscht, irgendein Mitglied des Kabinetts zu verunglimpfen. die Ausroüung der KriesMuldenstage London, 12. August. Zwischen dem Prästdenten Hoover, de« Kongretzführer« und Staatssekretär Stimso« soll nach dessen Rückkehr a«S Europa eine Konferenz über die Frage der KriegSschuldenrevifion Levorstehen, wie der Neuyorker Korrespondent des „Daily Telegraph" Meldun gen auS Washington entnehmen zu können glaubt. Die demokratische Opposition bestehe darauf, so berichtet der Korrespondent de» „Daily Telegraph" weiter, datz das Schuldenfeierjahr lediglich ein Meilenstein auf dem Wege zu einer Verringerung der Schulden fein dürfe, und ihre Dee Besuch Laval» dach t» August? Berltn, IS. «ugnst. In Berliner poMtschen Kreisen »iw heute abend betont, daß entgegen allen ander, lauteiwen Nach, richten der Besuch Laval, und vrianid» voraussichtlich doch im letzten Augustdrittel stattftnden werd«. In Pari« ist offenbar heute nachmittag in dieser Angelegenheit erneut Fühlung genom men worden. Dabei scheint man noch nicht M einem Abschluß ge kommen zu sein. Aber es ist immerhin möglich, daß di« Frage bereit« morgen oder übermorgen so wett geklärt ist, txch di« deutsche Einladung offiziell hinau-gehen und ein fest«, Datum vereinbart «erden kann. In Pariser Pressemeldungen ist davon die Rede, daß vorher auch ein feste, Programm ausgestellt werden müsse. Da, trifft «nach unseren Informationen nicht zu. Di« Berliner Besprechungen werden in demselben Nahmen gehalten sein wie die von Pari«, denen auch kein veratungsprogramm voraufgestellt «ar. Erholungsreise de» Reichspräsidenten «ach Dietramszell Berlin, 12. August. Der Reichspräsident hat sich heute abend 22 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Zug« von Berlin über München nach Dietramszell begeben, wo er einen drei- bi» vierwöchigen Erholung», und Jagdaufent- hatt zu verbringen beabsichtigt. Notopker in kngianll? London, 12. August. Macdonald hat, wie da» „Berliner Tageblatt" berichtet, sofort nach seiner Rück- kehr nach London die Besprechungen über die Möglich keit einer Besserung der Sraatsfinanzen ausgenommen. Schnellste» Handeln noch während der Parlament»- ferien ist geboten, um da» vertrauen zum Pfund Sterling und zu England» Kredit wiederherzustellen. Der Premierminister Hat gestern viele Stunden lang mit dem Schatzkanzler Snowden konferiert. Wider Erwarten ist bereit» für Heut« der Mtntsterausschutz «inberufen worden, der zu de« Vorschlag«» de» Spar- au»schusse» Stellung nehmen soll, und alle» deutet darauf Hin, daß di« Regierung fest entschlossen ist, un ter allen Umständen eine Au»gletchung de» StaatS- yau»-alte» durchzusetzen. LV» allein wird heute in der Londoner Presse al» ein sehr erfreuliches Zeichen für die Regierung». Politik angesehen und hat auch in Kreisen der engli schen Finanz «inen sehr beruhigenden Einfluß autzgeübt. Zn welcher Weise aber da» Budget ausgeglichen werden wird, darüber gehen die Meinungen noch sehr stark aus einander. Die Regierung ist weit davon entfernt, alle Vorschläge de» Sparau»schusse» anzunehmens insbe sondere wird sie kaum auf die geforderten Abstriche In der Arbeitslosenversicherung eingchen können. Auf jeden Fall aber werden in traendeiner Form Erspar nisse durchgesetzt werden. Jedoch beabsichtigt die Re gierung, darüber Hinan» auch neu« Steuern zu schaß, st», die al» «ine Art Rptovfer alle BeviMmungch. schichten treffen sollen, ohne daß die» eine neue Be lastung für die Industrie und den Handel bedeuten darf. Da» wichtigste Ziel der Regierung scheint aber in der Richtung einer grobangelegten Konvertierung der fünfprozentigen Kriegsanleihe tn «ine niedriger verzinslich« Anleihe zu liegen, von der bekanntlich nicht weniger al» 40 Milliarden Mark in Umlauf sind. Bei der gegenwärtigen Lage de» englischen Geldmärkte» und der Höh« de» englischen Diskont» wäre jedoch «ine Konvertierung auf rein Wirtschaft licher vast» nicht «»glich. Maedonaw und Snowden Haven gestern bereit» über dies« Frag« mit führen den Bankier» der Elth konferiert, und da» Ergebnis dieser Unterhaltungen soll darauf hinausgelaufen fein, daß die Ltth grundsätzlich eine Konvertierung «ach Kräften unterstützen werd«, fall» sich di« Regierung gleichzeitig zu weitgehenden Ersparnissen im Staats Hauehalt entschließt. Hierzu müßten aber entweder erst die markttechntschen Voraussetzungen für ein« Konvertierung geschaffen, also eine Entspannung de» Geldmärkte» und «ine Anpassung der Bankrat« an den viel niedrigeren Stand der ausländtschen Eeldzentren durchgeführt werden, oder die Regierung würde sich an die Inhaber der Kriegsanleihe mit der Aufforde rung zu einem freiwilligen Opfer in Fon» der Ab nahme eine» niedrigen Zinssatz-» entschließen müssen. Auf Voll aber wüd sine Konvertierung frei willig bleibe».