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/luer Tageblatt -EM Anzeiger Mr -as Erzgebirge «-«xiU»»» «, «mmq«, 0^<n>«m-q<u>^, »«» «<ü,« s« «a« m>» »«^>»tts«Ichl«M». 211 Donnerstag, den w. September 1931 2S. Jahrgang Staken lchlägt RWungsstWand vor LIrevrWentrawahl ia Eens — »orstotz Srandir in -er AbrSstnonrsrnge Sechs Vizepräsident« b. ^epl. In DöH^rbundöversammIuna k»! Präsidium konstituiert. Bet der Wahl der sechs Bizeprästdenten erhielten Brtand 44, Lord Robert l 43^oWsatv° 43, Dr. TurtiuS 42, Graf Apponht 39 und Resttepo (Kolumbien) 32 Stimmen. Die Wahl er- folgte m geheimer Abstimmung. Von den 52 anwesenden Delegationen hatten sich 48 beteiligt. Die Wahl des deut- wurde ebenso wie diejenige des Grafen Apponht von der Versammlung mit Beifall begrüßt. Das Präsidium setzt sich zusammen aus den Präsidenten Tttu. leScu (Rumänien), den sechs jetzt ernannten Vizepräsiden, der sechs Arbeitsausschüsse und den Vorsitzenden der TageSordnungSkommisston. Dr. TurtiuS über die UeberschwemmungSkatastrophe t« China Genf, 8. Sept. In der Aussprache, die der An. nähme der von England beantragten Kundgebung der Sym- pachte und Hilfsbereitschaft für das von einer Ueberschwem- mungSkatastrophe heimgesuchte China vorauSging, gab der deutsche RetchSaußenmtnister Dr. TurtiuS folgende Erklä- rung ab: „Das Mitgefühl der Welt mit den Leiden des großen chinesischen Volkes kommt in der uns vorliegenden Resolution zum Ausdruck. Als Vertreter eines selbst in schwerer Not ringenden Volkes kann ich nicht stumm blei- ben. Niemand soll sagen, daß wir Deutsche im eigenen das fremde Leid vergessen. Unsere Mittel zu helfen sind gering, unser schmerzliches Verstehen ist jedoch deshalb nicht gemin dert. Ich schließe mich darum von Herzen den Ausführun- gen meiner Herren Vorredner an und möchte der Hoffnung Ausdruck geben, daß die Katastrophe der entfesselten Ele- mente, die China in seinen reichsten Gefilden getroffen hat, dazu führt, daß dte gegebenen Möglichkeiten tatkräftiger Hilfe gefunden und aus geschöpft werden." allgemeine Atmosphäre der Zusammenarbeit geschaffen sei, werden auch die besonderen Streitpunkte -wischen den Staa ten leichter beseitigt werden können. In diesem Zusammen- Hang erinnerte Grandi an die Abkommen von Locarno, die der Anfang einer neuen Aera deS Vertrauens -wische« ge wissen europäischen Mächten gewesen seien. Grandi faßt« dann seine Ausführungen in folgendem sensationellem Vorschlag zusammen: „Dte italienische Regierung schlägt vor, daß man bereits jetzt und unverzüglich einen wirksamen und wahrhaften StA- stand der Rüstungen — wenigstens während der Dauer der Abrüstungskonferenz — beschließt. Dte Mächte müsse« gegenwärtig die Frage prüfe«, ob nicht während des Zeitraumes der Vorbereitung der Ab rüstungskonferenz diejenige» Staate«, die sich endgültig ver pflichtet habe», an der Konferenz teilzunehmen, bereits vor bereitende Maßnahmen ergreifen können. Der Völkerbundsrat hat seinerzeit den Vorschlag ge macht, vor der Abrüstungskonferenz eine vorbereitende Füh lungnahme zwischen den Regierungen herbetzuführen. Im Geiste dieser Empfehlungen scheint e- daher erforderlich zu sein, sofortige und praktische Maßnahmen zu ergreifen. Ein entscheidendes allgemeines Abkommen zwischen den Staaten in dem Sinne, daß die Staaten darin einwtlligen, die Durch führung ihrer neuen Rüstungsprogramme zeitweilig wäh rend der Dauer der Abrüstungskonferenz einzustellen, würde den Völkern ein erstes Beispiel deS guten Willens der Regie- rungen -eigen, und würde andererseits für die Abrüstung-- konferenz eine ehrliche «nd vertrauensvolle politische sowie psychologisch« Atmosphäre schaff«, die «ehr als jede gründ- sätzliche Erklärung zu dem Erfolg der Abrüstungskonferenz beitrag« wird." Die groß« politisch« R«d« de« itali«nischen Außenmini sters Grandi wurde von der ganz« Versammlung mit lang anhaltendem Beifall ausgenommen. Der Vorschlag b«r italienischen Regierung, unverzüg lich ein Abkommen üb«r das Einstellen des Wettrüsten« bi« -um Abschluß der Abrüstungskonferenz abzuschließen, hat großes Aufsehen erregt. Man mißt diesem Vorschlag all gemein «ine groß« politische Bedeutung bet, da nunmehr die europäischen Großmächte, insbesondere auch Frankreich, gezwungen werd«, zu diesem Vorschlag Stellung zu neh men. Bon amerikanischer Sette verlautet noch, baß Grandi diesen Vorstoß im Einvernehmen mit dem amerikanisch« Staatssekretär Gttmson gemacht habe. Gin sofortiges Etnstell« de« Wettrüst«» würde ohne Zweifel wesentlich zu der allgemein gefordert« Entspan- nung und zur Wiederherstellung de» vertrauen« beitragen und auch für die Zukunft die Rüstung-Politik der Groß mächte binden. Brtand bei TurtiuS Genf, 8. Sept. Der französisch« Außenminister Briand stattet« heute abend dem deutsch« Außenminister Dr. TurtiuS am Sitz der deutsch« Delegation einen Besuch ab. Der Besuch stellt die erste eingehend« persönliche Füh lungnahme -wisch« den beiden Staatsmännern bar, nach dem Brtand erst am Sonntagabend in Genf eingetroffen ist. Die Unterredung dürste sich auf die Fragen erstreckt hab«, die im Rahmen der LaaeSordnung der Völkerbundsver- sammlung zur Beratung stehen. Eraudir Vorschlag Genf, 8. Sept. Al« «st« Redner bet Eröffnung der politische« Aussprach« tu der heutig« Sitzung des Völker- bundeS nahm der italienisch« Außenminister Grandi daS Wort. Im Mittelpunkt sein« Ausführungen stand die ALrüstungSfrage, dte, wie « sagte, nach Ansicht der italienischen Regierung der Kulminationspunkt sei, um den sich alle and«« Pro bleme dreh«. Grandi ging zunächst auf die Zusammen- hänge zwischen Abrüstung, Sicherheit und Schiedsgerichts- barkett ein, wobei « wiederum stark betonte, daß die wahre Sicherheit ein« effektive Abrüstung zur Voraussetzung habe. Die BölkerbundSsatzung verpflichte alle Mächte, abzurüsten. Diese Verpflichtung «gebe sich aber noch aus anderen, tiefe ren Gründ«. DaS Bewußtsein der Solidarität der Völker sei stärker geworden. Grandi verwies in diesem Zusam menhang auf die großzügige Initiative deS Präsidenten der Vereinigt« Staat«, Hoover. In sein« weit«« Ausführung« Lei d« heutigen Aussprache verwies d« italienische Außenminister Grandi auf die diplomatischen Besprechungen, die in den letzten Monat« -wisch« verschieden« europäischen Staaten statt- gefunden haben. Grandi verwies sodann auf den Zusam menhang -wisch« Abrüstung und international« Schuld«, regelung. Berringe« wir di« Kriegswaffe, und wir wer- d« seh«, daß auch die Schrank«, die dte Wirtschaft« der einzeln« Länder trennen, fall« werd«. Abrüstung ist die wichtigste Aufgabe de» Völkerbünde». Grandi sprach sich in seh- bestimmt« Form dafür au», daß die Abrüstungskonferenz am 2. Februar 19S2 ihre Arbeiten beginne. In d« Zwischenzeit und bis »«« Abschluß dieser Arbettm »elfte Grandi eine Art Rüstungsstillstand an. „Ich glaube, daß wir sch« von jetzt ab zu einem wirklich« und wirksam« Waffenstillstand wenigstens während d-r «rbeittn d« Konferenz komm« müssen und ich halte eS für meine Pflicht, ihre Aufmerksamkeit auf diese Anregung ganz be sonders zu lenk«. Et« allgemeine» und sofortiger Pakt zwischen de« Staaten mit dem Ziel, zu ein« Aussetzung deS in Ausführung befindlich« Pro- AammS für neue Rüstung« zu komm«, würde nicht nur d« Völle« ei« erstes Beispiel gut« Willens geb«, son. der« Mr die Abrüstungskonferenz dte notw«dtge Hhcholo- gische E pelichche Anuekphöre sch-ffm» wenn erst eine Vie MMoMage Im kommenden Ainter Prognose Stegemalds Berlin, 8. Sept. ReichSarbeit-mtnister Gteger- Wald äußert sich zu einem Vertreter der „Boss. Ztg." über die Entwicklung der Arbeitslosenfrage im kom menden Winter. Ter Minister warnte vor Schwarz- scheret. Tie Ziffern, die gelegentlich in der Oeffent- ltchkeit für die mutmaßliche Zahl der Arbeitslosen ge nannt worden seien, müßten al» völlig willkürlich gelten. Sie beruhten meist nur auf einer gefühls mäßig« Schwarzseherei, zu der nun allerdings am allerwenigsten Anlaß sei. Im Gegenteil. Soweit die Entwicklung in diesem Sommer Anhaltspunkte biete, müsse man zu der Auffassung kommen, daß sich die deutsch« Wirtschaft als überraschend widerstandsfähig erwiesen habe. Aber selbst wenn die Zahl der Ar beitslosen im kommenden Winter erheblich größer wer den würde als im Vorgien Winter, brauchten wir nicht zu verzweifeln. ES gebe noch eine Fülle von Möglichkeiten, um selbst erheblichen Beanspruchungen gewachsen zu sein, wobei es nur darauf ankäme, diese Möglichkeiten mit Energie auszunutzen. Dem Gedan ken der teilweisen Naturaloerpflegung .für di« Ar beitslos« steht der Minister Posttw gegenüber. Ich rechne damit, so führte er weiter au», daß wir in den nächst« sieb« Monaten durch Arbeitslos««-»- stcherung, Reich und Gemeind« etwa zwei Milliarden für die Arbeitslosen werden aufbrtngen müssen. E« könnte von großem Wert sein, wenn in einzehnen Fäll« und unter besonderen Verhältnissen »wischen Kommunen auf der «inen Seite, Konsumgenossenschaft« und Einzelhandel auf der anderen Seite Abmachungen getroffen werden, nach denen für die Arbeitslosen Ge genstände de» täglichen Bedarfes zu wesentlich verbil ligt« Preisen erhältlich sind. Wir müssen versuchen, mit einem elastischen System über d« Winter zu kom men. Dazu gehören auch alle di« Möglichkeit«, durch Randsiedlung vor den Großstädten einen Lei! der Ar beitslosen zunächst zu beschäftigen. Zum Schluß sagte der Minister» Di« Prüfung der Zusammenlegung der Krisenfürsorge und der kommunalen WohlsahrtSfür- sorg« steht vor de« Abschluß. Die groß« Ersparnisse, mit denen man noch im vorig« Jahre gerechnet hat. sind dabei indessen heute nicht mchr zu «zielen, heute sind di« Sähe der beiden Zweige der Fürsorge derartig stark angenähert, daß «in« Zusammenlegung tn der Hauptsache lediglich eine organisatorische Ver einfachung bedeutet. Die deutschen llnteriage» siir die Abkiistunsttonserenr Bekannte Zahl« — Frankreich polemisiert Berlin, 8. Sept. Mit der heut« veröffentlicht« Note hat die Reichsregierung dem Generalsekretär des Völkerbundes dte von Deutschland zu liefernd« Unter lag« für die Abrüstungskonferenz unterbreitet. In der Begleitnote wird unterstrichen, wie gering dte Rü stungen Deutschland» im vergleich zu dmjenig« an derer Staaten sind und wie sie sogar erheblich hinter dem zurückbletben, was selbst der Versailler Vertrag uns erlaubt. Die Tabellen enthalt« nur die wenigen unter der Einwirkung de» Versailler Vertrages allge mein bekannt« Zahl«, von den übrigen Mächten haben bisher Amerika, Belgien, Frankreich, England, Holland und neuerding» auch Stall« auf die ««frage de» Generalsekretär» geantwortet. Mit Ausnahme Mm Frankreich Haben alle dies« Staaten ebenso wie Deutsch land ihren Rüstungsstand vekanntgegeven. Frankreich dageg« hat bekanntlich noch kein« sachlich« Mittei lungen gemacht, sondern sich auf ein« politisch« Polemik beschränkt, dte daraus, htnausläuft, daß «igentltch nur Deutschland abzürüst« hab,. Da« ist natürlich ein Bo den, auf den dte «eichtregierung unter gar kein« Um ständen treten kann. In diesem Zusammenhang ist schließlich noch von Interesse, daß die Sowjetunion die Mitteilungen über ihre Rüstungen bereit» vor der Umfrage de» Generalsekretärs geliefert hat unter der Bedingung, daß keine Veröffentlichung erfolg«. Dar auf hat Polen sich geweigert, seinen Mtlitärstatu» be kanntzugeben. Mexiko tritt dem Völkerbund bet Neuyork, S. Sept. Associated Vveß meldet aus M«riko, der Außenminister Genaro «strcka »eilte «stern mit, daß Mexiko die Einladung zum Gtntrttt in den Voller bund angenommen hab».