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2S. Jahrgang Deutschlands mancherlei Mißverständnisse bestehen. Irr. tümlicherweise werde angenommen, daß sie die Folgen, einer übertriebenen Anleihepolittk für unproduktive Zwecke seien und daß deshalb die Gläubiger die Strafe für ihre eigene Unvorsichtigkeit tragen müßten. Diese Interpretation entspreche aber keineswegs den Tatsachen. ES sei kaum zweifelhaft, so erklärt das Blatt, daß eine viel längere Atempause nötig ist al» >da- von Präsident Hoover herbeigeführte einjährig« Schulden, feterjahr, bis Deutschland sich genügend erholt hat, um eine neu« Einschätzung seiner Zahlungsfähigkeit zu er- «»gliche«. Die Relchrsteuereimahmen im VNoder Berlin, 27. November. Di« Einnahmen des Reiche» im Oktober 1931 betrugen (in Millionen Mark) bei den Besitz- und Verkehrssteuern 693F, bei den Zöllen- und Verbrauchsabgaben 289,6, zusammen 893,4. Die Einnahmen aus der veranlagten Ein« kommensteuer, der Körperschaftssteuer und der Umsatzsteuer wur den durch im Oktober fällige Vorauszahlungen erheblich beein flußt, ebenso di« Einnahmen aus den Zöllen durch di« viertel jährlichen Zollagerabrechnungen. Ferner fiel in den Oktober erst malig ein Zahlungstermin für die Krisensteuer der Veranlagten. Das Minusauifkommen an Aufbringungsumlag« für das Rech nungsjahr 1931 im Oktober in Höhe von 20,6 ist darauf zurückzu- führen, daß von dem zur Durchführung der Umschuldung in d«n östlichen Grenzgebieten im Rechnungsjahr 1931 zu verwendenden Betrage von SV,9 bereits im Oktober «in Teilbetrag von 2K,ü an di« Bank für deutsch« Jndustrieobligationen ausgezahlt worden ist. Die Eesamteinnahme im Oktober 1931 ist gegenüber der Ein nahme im Oktober 1930 mit 1082,8 um 189,4 zurückgeblieben. Die Steuereingänge für das Rechnungsjahr 1931 find n«u veranschlagt worden. Daraus ergibt sich, daß gegenüber den Ansätzen de« vom Reichstag verabschiedeten Haushaltplane» di« Befitz- und ver. kehrssteuern um 7SV,S, die Zölle und Verbrauchsabgaben um 276,1, die gesamten Einnahmen mithin um 1026,6 niedriger veranschlagt worden find. Volk»part«i an der Beratung nicht beteiligen. Dies« Enthalt- samkelt b«-i«he sich jedoch nur auf di« Beratung der Winterhilfe ReichSfinanzmtnistrr Dr. Dietrich erklärt«, daß r« sich bet der Bereitwilligkelt der Regierung, durch Bereitstellung von Mitteln ein« Verbilligung der sür die Ernäh rung notwendigen Produkt» zu ermöglichen, um di« Einlösung einer Zusage handel«, di« st« seinerzeit im Zusammenhang mit der Die christlichen lSewerkschasten M Situation Berlin, L7. Nov. Der Vorstand de« Gesamt. Verbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands hat sich heute in einer dringenden Eingabe an di« Reichsregierung gewandt, in der au-gefLhrt wird, «S sei ein Irrtum, anzunehmen, daß durch die bloße Senkung der Löhne und Gehälter die Preise in ent. sprechendem Ausmaße von selbst fielen. Die Preise seien längst nicht dem vor mehr als Jahresfrist einge setzten Absinken der Löhne in hinreichendem Matze ge- solgt. Hingegen seien in den letzten Tagen und Wochen in wichtigen Gewerben erneut erhebliche Lohnherab- setzungen vorgenommen worden. Besonders auf die Senkung der LebenSmittelvreise und der überhöhten Preisspannen sei stärkster Nachdruck zu legen. Desglei chen sei Preis-, Miet»- und ZtnSsenkung im Interesse einer gesunden und produktiven Wirtschaft im beschleu nigten Verfahren durchzuführen. Die Frage der Per. waltungs« und Reichsreform müsse jetzt ebenfalls in Angriff genommen werden. Die Eingabe fährt fort: Zu der Reichsregierung hat man das Vertrauen, daß sie an den Grundrechten der Arbeitnehmer nicht rüt teln läßt. Aus sozialen und staatspolitischen Grün den werden sich die christlichen Gewerkschaften mit aller Schärfe für die Erhaltung des sozialen Schutze» nach wie vor einsetzen. Dabet wird vor allem von dev RetchSregierung erwartet, daß sie bei den bevorstehen, den Maßnahmen auf die bereits sehr bedrängte Lage der Arbeitnehmer Rücksicht nimmt. daß irgendein Redner M Wort kam. Gleich, als Herriot die Versammlung eröffnete, wurde er durch Gegenkundgebungen von der Galerie niedergeschrien. sAw? Ansprache, die er trotzdem zu halten versuchte, war nicht» zu verstehen. Die Gegenkundgrbungen, die an- v°*bereiwt waren, lösten Kundgebungen seitens der Versammlungsbesucher aus, die den Redner anhören „Auch auf einzelne Logen griff die Anteilnahme des Publikums über und mehrere Logen wurden nicht ohne Widerstand geräumt. Inzwischen hörte man Pfiffe und alle möglichen Ausrufe, darunter auch verschiedentlich den Namen Hitlers. Ein Teil der Manifestanten versuchte, die Marseillaise anzustimmen. Als lange Zeit, während die Scheinwerfer der Tonfilmgesellschaften spielten, die Ver- sammlung nicht ihren vorgesehenen Verlauf hatte nehmen können, rückte eine Abteilung Gendarmerie im Stahlhelm in daS Foyer des Troeadero-TheaterS ein. Abbruch d?r Mriistiingskundgebung Pari», 28. November. Die AbrüstungÄundgebung iin Trocadero mußte abgebrochen werden. Al« Herriot mit d«m Führer der Frontkämpfervereinigung, Croix du Feu, sich dahin zu verständigen suchte, daß einer ihrer Leute zum Worte käme, ver langten diese, sofort da» Wort ergreifen zu dürfen. Dies wurde abgekhnt. — Hierauf stürmten di« Manifestanten da« Podium. E» kam zu Schlägereien. Herriot und de Jouvenel konnten fich pur mit Mühe vor tätlichen Angriffen schützen. Eine Kett« von Polizisten deckte sie und de Jouvenel konnte, um der Form zu ge. nügen, wenigsten» di« vorgesehenen Schlußworte zu sprechen. — Sämtliche auswärtigen Delegierten, die an dem Kongreß teilge nommen haben, gaben ihrer Entrüstung Über die Vorfälle unser- hohlen Au»dvuck. Augenzeugen wollen berichten können, daß di« Kundgebungen von einer Loge »««gegangen find, in der «in be kannter französischer Schriftsteller anstheinend tonangebend «ar. Um dies« Loge entspann sich ein heftig«« Handgemenge, bi« di« In sassen genötigt waren, ihre Plätze zu räumen. In der unter dem Vorsitz zweier General« im Wagram^aal gestern abend abge- halt«nen Eegenkundgebung soll e» gleichfall» zu Zwischenfällen gekommen sein. Hier find, wie berichtet wird, kommunistisch« Elemente gegen die Redner ausgetreten. Erst nachdem sie au» dem Saal entfernt worden waren, konnte die Kundgebung ihren Ver lauf nehmen. Anter dem Schnh der Gendarmerie Pari», 28. November. Trotz de» Lärm», mit dem di« Ab- rüstunaskundaebung im Trocadero am Freitaa abend begann, ver. suchten di« auf d«r Liste stehenden Redner ihre «u»führungen zu machen. Sie wurden durch Demonstrationen zum Teil nieder- Der heMe vesandte beim Reichskanzler Darmstadt, 27. Nod- Lite Erklärung de» Ober- retchsanwaltS hat heute zu einem Schritt der hessischen Staatsregierung beim Reichskanzler geführt. Im Auf. trag der hessischen GtaatSregierung, insbesondere de» hessischen Innenminister», ist heute nachmittag der hessische Gesandte beim ReichSjusttzmtntster und Reichs- kanzler vorstellig geworden wegen der Behandlung, die die Hochverratsangelegenheit de» hessischen natto« nalsoztaltsttschen Landtagsabgeordneten und Amtsan. walt» Dr. Best in formeller wie sachlicher Hinsicht durch den Oberreichsanwalt in der Presse erfahren hat. Man darf annehmen, daß dabei auch auf di« Stellungnahme des OberretchSanwaltS bet der entscheidenden Bespre- chung im preußischen Innenministerium vor der Hau». suchungSaktion htngewiesen wurde. „Limes" zur Erklärung Laval» in der Kammer London/ 27. Nov, Anläßlich der gestrigen Kammererklärung de» franMschen MA^chEden. ten Laval nimmt ,TtmeS" heute zu dem internationalen Schuldenproblem Stellung und wendet sich sabei ge gen die bekannte von Frankreich aufgestellte Lhese von Aeichrtag»abgeordneter Joo» konnte fich zeitweilig ver- MMtch machen und die wesentlichen Stellen seiner Red« wurden sogar vom Publikum mit Beifall ausgenommen. Allerdings waren auch einig« unflätige Au,ruf« zu hören, gegen di« das Publikum pror«stiert«. — Gut vernehmlich war «in« Botschaft txs Etudentenverbande», worin e» heißt, sür die kommenden Gene- ratwnen sei der Erfolg d«r Abrüstungskonferenz «ine Lebensfrag«. —.7"* Loü» Cecil fein« Red« hielt, wurde der Lautsprecher ein- sodaß der englisch« Delegierte, der an di« französisch« Höflichkeit appellierte, eiingermaßen verständlich war. Er befür. Mirtete dir Abrüstung auf Grund internationaler Abmachungen Man müsse den Krieg ty Zukunft unmöglich machen- Alsdann wurde au» Amerika «ine Botschaft de» Senator, Borah direkt übertragen, die allerdtng» ziemlich verzerrt ankam. Borah spielte darin auf di« Wirtschaftskrise an. Hierauf sprach Painlev«. Er betonte den Friedenswillen aller Menschen, die da» gleich« Ideal hätten. Di« unproduktiven Militärausgaben würden eine» Tage» zerstörend wirken, aber Frankreich hab« 1919 nicht di« »er. sprachen« Garantie erhalt««. Wenn Frankreich überzeugt wär«, daß e» genügen würde, abzurüsten, um den Frieden herzustellen, würde «» mit Erleichterung fein« Waffen niederlegen. Die« aber genüge leider nicht. Die friedliche Industrie könne über Nacht durch bös« Geister in «in mörderische» Jifftrunwnt verwandelt werden. (Beifall). — Painlev« sprach von einer Uebergangszeit allmählicher Abrüstung, die zur völligen Abrüstung führen müsse. Dem stimme Frankreich im vorau» zu. Dir Deutschen möchten Geduld haben, denn Ungeduld könne vom Ziele nur entfernen. Patnleve erklärte, man sollt« -um wenigsten» teilweise da» Flug zeugwesen internationalisieren, um «, in den Dienst de» Frieden» zu stellen. Alsdann wurde ein« Botschaft de» Allgemeinen Arbeiterverbande» (T.G.T.) vevlesen, sowie ein« Botschaft der Kriegsverletzten und der ehemaligen Frontkämpfer, in der diese fich für den Frieden erklärten. — Bei Verlosung dieser Kund- gebung entstand wieder große« Lärm, der besonder» stark wurde, al» der Vertreter der Tiamag das Wort ergriff. Di« Demon stranten stimmten die Marseillaise an und der Skandal wurde immer größer. Um 28,IS Uhr französischer Zeit wurden die Eegenkundgebungen so stürmisch, daß di« Gendarmerie den Sitzung»saal betrat, um da» Podium der R«dn«r und d«r gelade nen Säst« zu schützen. Nunmehr war e» jedenfalls klar, daß die Manifestanten in d«r Versammlung keinen weiteren Redner mehr zu Wort« kommen lassen wollten. Al» der früher« amerikanisch« Botschafter in Berlin, -oughton, zu sprechen versuchte, wurde er fortgesetzt unterbrochen und teilweise ertönten Rufe: „a Berlins" Diese zielten anscheinend auf die Behauptung französisch«! Blätter ab, daß Houghton au»g«sprochen deutschfreundlich sei. Lin Pfeifkonzert begaizn, da, Schreien und Zohlen wurde immer stärker. Pari», 28. November. Die Führer der pazifistischen Be- wegung in Frankreich erklären, fi« seien auf etwa. Derartiges nicht gefaßt gewesen und hätten sich überrumpeln lassen. Zweifel- los würden diese Demonstrationen «inen bedauerns werten Ein druck im Auslande machen, vielleicht aber doch der pazifistischen Bewegung neuen Antrieb geben können. — Im Anschluß an die Sitzung war ein Empfang der deutschen Delogierten für den Ab. rllstungskongreß durch Botschafter von Harsch vorgesehen. Ladendorffs JmmunltSt aufgehoben Berlin, 27. Nov. Im preußischen Landtag wurde heute die Immunität des Abgeordneten und FraktionSvorsitzenden der Wirtschaftspartei, Laden, dorff, entsprechend einem Anträge des GeschästSord. nungSauSschusseS aufgehoben, womit die Straftrnter. suchung auch gegen ihn wegen des Zusammenbruche» der Berliner Bank für Handel- und Grundbesitz möglich tst. Einfuhrverbote und ZollerhShung in DLnemark Kopenhagen, 27. Nov. De« Gesetzentwurf über Einfuhrverbote und Zollerhöhung ist vom Folke ting und Landting heute endgültig angenommen wo«, den. Berlin, 27. November. Der Hau,Haltsau,schuß de» Reichstage» wählt« heut« anstelle d«, nationalsozialistischen Abge- ordn«t«n Reinhard den Ab» Dr. Cremer (D.V.) zu stimm stell- vertretenden Vorsitzenden. Dann L«ri«t d«r Ausschuß di« Frag« Lr zuMichm Winterhilfe. «bg. Dr. Cremer A. v.) erklärt«, «ine Beratung über di« Winterhilfe, di« «rhebliche finanziell« Mitt«! fordern »erd«, sei nicht möglich, bevor dU Rrgierung dem Le^EbenßkÄ^ D»*di«*>stA«ng zu einer* solchen Amkunft Neuregelung von Allen '-«g»ban"hab«. Für di, GrSärung der Ach nicht hmftsti, Snnttn Uh di, Vertreter der Deutschen DL.P. hab. er insofern verständni«, al, es nicht gut mötlich st». Vie MleMe MM kiMrbMn Minrfterreden im Haushaltsausschub de» Reichstages Auer Tageblatt LZM /inzeigrr Mr -as Erzgebirge Elche« Srkarmtmachnagr« bes «atro brr «abt «ab brr ^mtsgrrichl» K«r- pvMmsKmuvr MM »PR» — — öonntan, äen 29. November 1931 AMWk»Wchi!,KmM Schlägerei in einer Kundgebung bes Variier Mrilftungslangrelles