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/luer Tageblatt 2S. Jahrgang Donnerstag, gen z. Dezember IS.1I EW /Anzeiger Mr das Erzgebirge —«tu«Äu>e en O-eua— AKO m>NO e<r m-et »e e<O la^« n—. M» —— Nr. 2SI Fort mit -en Tributen! England liir Streich««, aller Irlbute ««d Kriegsschulden? — Flandin über seiae Londaner Lel»rechungen Parts, 1. Dezember. Die Pariser Morgenblätter widmen «r Londoner Reis« de« Finanzminister» Flandin breitesten Raum. Da, bisherige Schweigen ist durch die Erklärungen ge- brachen worden, di« Flandin nach seiner Rückkehr der Press« ab. gegeben hat und au, denen deutlich hervorgeht, daß in den «er- smiedenen im Vordergrund de« Interesse» stehenden Fragen zwi« schen Frankreich und England sehr ernst« Meinung»verschieden. heiten bestehen. Flandin selbst gab zu, mit Außenminister Simon und Schatzkanzler Thamberlain sowohl über Reparationen al, auch über interalliiert« Schulden und kurzfristige Kredit« g«. sprachen zu haben. Wenn auch dies« Besprechungen rein privaten Charakter getragen hätten, so habe er bet dieser Gelegenheit doch den Eindruck gewonnen, al, ob der Standpunkt der englischen Regierung wesentlich von demjenigen Frankreich, aLweich« und die kommende Regierungskonferenz noch manche harte Nutz zu knacken habe. - Ueber die englische Einstellung zu den verschiedenen Fragen berichten der Londoner Sonderberichterstatter de» Journal» und der außenpolitische Berichterstatter de, Exeelstor, übereinstim mend, daß di« englische Regierung auf der kommenden Konferenz die völlige Streichung der Reparationen und der interalliierten Schulden verlangen werd«. Man steh« in England auf dem Standpunkt, daß nur eine derartige Maßnahme geeignet sei, die Wiederbelebung de» internationalen Marktes zu garantieren. Der Excelsior glaubt, daß die englische Regierung absichtlich einen sehr weiten Rahmen gezogen habe, um in den kommenden Be ratungen größere Handlungsfreiheit zu haben. Ftnanzminister Flandin hatte noch in den späten Abend stunden des Montags eingehende Besprechungen mit dem Gouver neur der Bank von Frankreich, mit den beiden stellvertretenden Gouverneuren und einer Reihe anderer hochstehender Finanz beamten. verschieden« Beamt« de» französischen Handelsministers werden sich nach London begeben, um dort Besprechungen mit ihren vom englischen Handelsministerium über di« englischen jgllll» aatzuarhmeu. An diese» Besprühungen werden außerdem di« Vertreter «iner Reihe anderer Länder teilnehmen, die eben falls durch die englische Schutzzollpolitik stark in Mitleidenschaft gezogen worden stech. Handelmniirister Rolltn selbst wird voraus, sichtlich erst zu den entscheidenden Besprechungen nach London reisen. Tribut-Ende lstlWeltrettuug London, 1. Dezember. Der Manchester Guardian schreibt in einem Leitartikel, es sei geradezu unglaublich, daß «» heute inoch Staatsmänner gebt, die «in« Verewigung de« Versailler Ver trage, für möglich halten. Wohl habe Laval erklärt, in Zeiten wirtschaftlich«! Kris« Zugeständnisse auf dem Gebiet« der Repara tionszahlungen machen zu wollen. Sobald in Deutschland ein« Wiederbelebung d«r Wirtschaftslage etntrete, werd« er aber die Reparationsschraube wieder bi» zu der vollen „geheiligten" Grenze anziehen, da ein wirtschaftlich«, Wohlergehen Deutsch land« anscheinend Frankreich» Sicherheit gefährde. Dieser phan tastische und schrecklich« Traum Frankreich«, Deutschland «wig nt«derzuhalten, werde au» verschiedenen Gründen nie in Erfüllung gehen. E» w«rd« kein Land mehr duld««, daß di« ganz« Welt wirtschaft durcheinanderg«Lracht werd«, nur damit Frankreich, «tngebildete Sicherheit aufr«cht erhalten bleib« und andererseit« werde sich da, deutsche Volk selbst gegen die Fortsetzung der fran zösischen Politik wehren. Deutschland besteh« au» so viel«» Mil lionen Menschen, di« sich nicht ewig mit der gegenwärtigen Lage abftnden würden. Ein Land könne wohl für «in ideal«, Ziel oder für die Freiheit Hunger, Rot und Lod erleiden, aber kein Land werd« «wig leiden «ollen, nur weil «in« Handvoll französischer Diplomat«» «i-ne engstirnige Ansicht von Frankreich, Interessen und Sicherheit hätten. Wenn Deutschland und damit di« Welt gerettet werden soll«, dann müsse in erster Linie den Reparatio nen ein Ende gesetzt «erden. Die Stimmung in Italien Mailand, 1. Dez. Di« italienische Presse fordert mit steigendem Nachdruck den allgemeinen Verzicht auf die Reparationen als letzte RettungSmöglichkett vor einer großen wirtschaftlichen ^Katastrophe und unberechenbaren politischen Ereignissen. Der Popolo d'Jtalia spricht von einer Mis. fion Italiens, die Welt von dieser Notwendigkeit zu über zeugen. Um die Zahlungsunfähigkeit Deutschlands zu be greifen, müsse man sich vergegenwärtigen, daß Deutschland seit dem Waffenstillstand in Geld und Waren rund 40 Mil liarden Goldmark bezahlt habe. Es mutz endgültig reiner Tisch gemacht werden Geheimrat Kastl über den Kamps um Deutschland» Zukunft Magdeburg, 1. Diez. Anläßlich de» 10jährigen Bestehens des Wirtschaftsverbandes für den Regierungs bezirk Magdeburg fand eine Festsitzung statt, auf der Geheimrat Kastl, geschästSführendeS Präsidialmitglied des Reichsverbandes der deutschen Industrie» über den Kampf um Deutschlands wirtschaftliche Zukunft sprach. Ueber die Reparationsfrage sagte Geheimrat Kastl u. a.» der jetzt in Basel zufammentretende beratende Sonderausschuß der BIZ. müsse unbedingt davon aus gehen, daß die mangelnde Leistungsfähigkeit Deutsch lands auch schon pon den Verfassern de» AoungjpIanS von vornherein in Rechnung gestellt worden fei. Der Redner vertrat hier die Ansicht, daß e» unerträglich wäre, wenn jetzt wieder nur irgendein unbefriedigend de» Provisorium zustande käme. ES müsse endgültig reiner Tisch gemacht werden. Ein Vorschlag an Hoover Neuyork, 1. Dez. - Herold Tribüne verbreitet eine Meldung aus Paris, wonach einflußreiche Kreise der BIZ. den Vorschlag in Erwägung ziehen, den amerikanischen Präsidenten Hoover aufzufordern, dm Vorsitz bei der Kon- ferenz zu übernehmen, die die Annahme und die AuSfüh- rung der Vorschläge beraten soll, die vom Aoungplankomitee wegm der deutschen Zahlungsfähigkeit unterbreitet werden. Die »eratmmn im Reichrkabinett über die neue Notverordnung Berlin, 1. Dez. Das ReichSkabinett hat die Dauer beratungen über die Fertigstellung der Notverordnung, di« es nun schon seit mehreren Tagen abhält, auch heute fort gesetzt. In unterrichteten Kreisen rechnet man weiter da- mit, daß «S gelingen wird, die Notverordnung am Freitag, spätesten» am Sonnabend, herauSzubrtngen. EI« «MskommUar siir Preissenkung Verl in. 1. Dez. Di« Sozialdemokratisch« Reich»- tLgSfvattton beschäftigt sich heute ausführlich mit der bevor- stehenden Notverordnung. Der vossischen Zeitung zufolge wurde scharfe Kritik daran geübt, daß eine Lob.,enkung leplant werde, ohne daß ein Ausgleich durch eine PretS- enkuna gesichert wäre. Die Absicht, einen besonderen ReichSkommtssär für Preissenkung zu ernennen und ihn mit gewissen Vollmachten auSzustatten, Anne als eine solch« Sicherung nicht Men. verschieb»«« der AbrMavkmiierm? Die RetchSregierung rechnet nicht damit zuständiger Sette erklärt, daß weder in offizieller noch in irgendeiner offiziösen Form Anregungen an die Reichsregierung herangetragen worden sind, die auk eiye Verschiebung der für den Februar nächsten Jahres vorgesehenen Abrüstungskonferenz htnzielen. Die RetchSregierung rechnet nach wie vor ganz bestimmt mit dem Zusammentritt der Konferenz zu dem vor gesehenen Zeitpunkt. Sie hat sich überhaupt nicht mit dem Gedanke« einer Verschiebung beschäftigt. Wenn in de« verschiedenen veußerungen zu dieser Frage auf da» unter Umstände» mögliche Zusammentreffen der ReparattonSkonserenz und auf dadurch entstehende Schwierigkeiten hingewtesen wird, so kann dem nach Auffassung amtlicher Stellen nur entgegengehalten werden, daß e« sich höchsten» nur um ein» ganz kurze Ueberschneidung beider Konferenzen handeln kann, und daß überdies von einer gegenseitigen Störung nicht die Rede sein kann, weil beide Konferenzen mit ver schiedenen Vertretern beschickt werden. Da» Erge-nt» der Thüringer Landwirtschaft»kammer- Wahle« Weimar, 1. Dez. Da» endgültige amtliche Ergeb nis der Wahlen für die Thüringer Hauvtlandwirtschafts- kammer liegt jetzt vor. Die Zahl der Gewählten beträgt 111. Davon vcrt der Landbund 75 Mandate erhalten. Auf die Nationalsozialisten entfiel«: sLSitzs. Li« dmchschnttt- Lü-u« SS Gsahent. Änderung der EingangsMe Verordnung de» Reichspräsidenten über Zolländerungen und über die vorläufige Anwendung zweiseitiger Wirt schaftsabkommen Berlin, 1. Dez. Auf Grund von Drttkü 46 «s. S der Retchsverfassung wird folgende» verordnet: Arttkell. 1. Die RetchSregierung wird bi» zum Diederzusam ¬ mentritt des Reichstages ermächtigt, im Falle eine» dringen den wirtschaftlichen Bedürfnisse» a) die Eingangszölle abweichend von den gellenden Vor schriften zu ändern, b) die vorläufige Anwendung zweiseitiger Wirtschafts abkommen mit ausländischen Staaten zu verordnen. 2. Verordnungen, die auf Grund de» Absatz 1 Pos. a ergehen, sind dem Reichsrat vorzulegen und aus sein Der- langen aufzuheben. Verordnungen, di« auf Grund de» Absatz 1 Pos.b ergehen, sind dem Reichstag vorzulegen und auf sein verlangen aufzuheben. Artikel 2. Diese Verordnung tritt am Tage ihrer Verkündung in Kraft. Berlin, den 1. Dezember 1SS1. Unterschriften de» R«ich»präsiLenten und der ReichSminister Las Mund «leitet «eiter ab London, 1. Dez. Die Abwertung de» engli schen Pfundes, die im Zusammenhang mit den Ab gaben der Bank von Frankreich gebracht wird, setzte sich heute in verschärftem Tempo fort. Der Dollar, der am Montag au- London mit 8,41»/« gemeldet wurde- war heute mit 3,37 bi» 3.29 zu hören, ww» «ine« MarkkurS von 13,90 für ein englische» Pfund gegen über einer gestrigen Notiz von 14,4ö RM entsprechen würde. Tie weitere Abwärtsbewegung de» englischen Pfundes, das bi» zur amtlichen Rott» in Berlin auk 13,90 RM nachgab, hat am Devisenmarkt eine große Unsicherheit au-gelvst, vor allem deshalb, weil di« Bank von England bisher energische Mittel, da» an dauernde vbgletten de» Pfunde» aufzuhatten, nicht angewandt hat. Unter diesen Umstände« ist di« wei tere Entwicklung de» englischen Pfunde» nicht abzu sehen. Man kann sogar annHmen, daß die Lbziehun- gen des Auslandes au» London sich entsprechend einer weiteren Abwärtsbewegung des Pfunde- nur verstärken werden. Abgesehen hiervon besteht für die nächste Zett ohnehin ein größerer Devisenbedarf für die Zinszahlung auf die englische Kriegsanleihe, die sich bekanntlich »u einem erheblichen Teil im Ausland befindet. Im all gemeinen wird die letzte Abwärtsbewegung wieder mit Attacken Frankreichs motiviert, da» dadurch «inen Druck auf England hinsichtlich dessen Haltung in der ReparattonSfrage cku-üben will. Die Arbeitslosigkeit in England London, 1. Dez. Die Zahl der Arbeitslosen in England betrug am 23. November 2 615115, d. h. 33 314 weniger als Ende der vorhergehenden Woche. Vorläufig keine englischen Zölle . auf Eisen- und Gtahleinfuhr London, 2. Dezember. Der Parlament,au»schuß der Kon servativen Partei sür Handel und Industrie hielt gestern ad«nd im Unterhau, «ine von über 1V0 Mitgliedern besucht« Versamm lung ab, in der hauptsächlich die Frag« d«, Schutze, d«r Etseu- und Stahlindustrie erörtert wurde. Handelmrmwpräftdeut Runci- man hielt bet dieser Gelegenheit «tue Red«, in der er betaut«, baß die Regierung nicht beabsichtig«, auf Grund der neuen Rotftaud» akte sofortig« Maßnahmen -um Schutze der «isen- und Stahl industrie zu ergreifen. Der gegenwärtige Umfang der Eis««, und Stahleinsuhr s«i nicht anormal hoch und rechtfertig« nicht der«« Belastung mit Zöllen. Die westdeutsche Wirtschaft gegen neue SteuererhShungen Düsseldorf, L. Dezember. Die neuen Steuerplän« der Reich,regierung haben in der westdeutschen Wirtschaft zu einer Mitteilung an den Reich,kanzler Veranlassung gegeben, de« wir A8«nde« entnehmen: Die Organisationen der westdeutfchrn Wirtschaft nahmen heut« zu den neuen Steuerpllinen der Reich«« "gterung eingehend Stellung. Sie weisen mit Entschiedenheit jede Absicht zurück, di« au, der Einschrumpfung der Wirtschaft sich zwang-läufig ergebend» Verringerung de, Steueraufkommen, durch Steuererhöhungen au,zugl«tch«n. M, jw« Kaufmann muß auch die öffentlich« Wirtschaft darauf bedacht sein, ihr, Aus- UH