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MlM ßr MlsSrW Marandt, Mossen, Sieöenkßn und die Amgegenden. --qj-tk-- Mntsblatt Sonnabend, den I. März 1N«2 No 25 Spandauer Zuchthause 50 Jahre später in der „Hoflogc' offen steht. Verschiedene Newyorker Blätter erklären, die märchen hafte Pracht, die bei der Galaoper gesehen wurde, sei niemals in einem ähnlichen Institut der Welt zu finden gewesen. Abgesehen von den Dekorationen waren die Toi letten der Damen, speziell die enormen Mengen von Diamanten staunenswerlh. Ein Sitz kostete 120, eine rroge 1000 Mk.; in den Vordersitzen jeder Loge saßen drei brillantenbedeckte Damen, die einen ununterbrochenen Kranz zu bilden schienen. Auf dem Dache des Opernhauses waren 1500 elektrische Flammen so airangirt, daß sie die neue Kaiseryacht im Umriß darstellten. Trotz strömenden Regens warteten auf der Straße Tausende von Menschen geduldig auf den Prinzen; Frauen klammerten sich an feuchte Laternenpsähle, durchnäßt bis auf die Haut. Zu der Thatsache, daß der allbekannte Deutsch-Amerikaner gesandt: „Tausend Redakteure senden Euerer Majestät freundliche Grüße und ihre besten Wünsche für eine lange segensreiche Regierung. Wir freue» uns der Anwesenheit des Prinzen Heinrich in diesem Lande als eines Omen noch engerer Bande der Freundschaft und erwidern herz lich alle herrlichen wiederholten Freundschaftsversichrrungen, die Euere Majestät -gütigst z» crtheilen geruhten." - Die Rede auf den hohen Gast hielt der Chefredakteur der New-Aorker Staatszeitung. Er führte u. A. aus, daß der Prinz eigentlich die Monroedoklrin (die jede europäische Einmischung in amerikanische Verhältnisse verbietet) verletzt, indem er sich nicht nur das Land, sondern auch die Be wohner selbst erobert habe. Redner verwies dann auf die vielen Interessen, die Deutschland und Amerika ge meinsam hätten. Der Chefredakteur der Newyork-Tribune feierte Kaiser Wilhelm als Schutzherr des Friedens, Freund der Arbeiter, Förderer von Kunst und Wissenschaft. Während Prinz Heinrich und sein Gefolge von dem Vorrecht fremder Souveräne und deren Gesandten profi- tiren und keinerlei Einfuhrzölle von den mitgebrachten Gegenstä 'den bezahlten, mußte vom Norddeutschen Lloyd für sie männiglich je ein Dollar Einwandererzoll entrichtet werden, denn die Gesctzesvorschrift kennt keine Ausnahmen. Wenn ein Londoner Blatt berichtet, Prinz Heinrich würde auch das englische Kanada besuchen, so ist das ein unbestätigtes Gerücht. Bei einer Ausfahrt des Prinzen in New-Jork kam ein Polizeisergeant, von einer Wagendeichsel angerannt, zu Fall und wurde schwer verletzt. Als der Prinz nach träglich von dem Unfall erfuhr, zog er Erkundigungen ein. Die Wahrheit des Dichterworts, daß nichts schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen, hat Prinz Heinrich jetzt schon erfahren, und er wird sie noch mehr- erfahren auf der großen Rundreste, die er am Sonnabend antritt. Volle 150 Stunden müssen allein zur Fahrt (8000 Kilometer) verwendet werden, und für den Besuch der verschiedensten Städte, etwa 17 an der Zahl, bleiben nur 60 Stunden. Der ständige Begleiter des Prinzen, der amerikanische Admiral Evans, sagte den Berichter stattern bereits, wahrscheinlich sei der Prinz ebenso müde wie er; die Anstrengungen seien ungeheuer. Bisher blieb Prinz Heinrich von allen Unfällen verschont, nur beim Besuche der Brooklyner Marinewerften gerieth er einmal bis beinahe an die Knie in eine Oeffnung voll schmelzenden Schnees. Das Volk ist entzückt von dem Prinzen, und er heißt nur noch „Henry". Die Zeitungen feiern ihn in immer wärmeren Worten. Bei dem Festmahl der hervorragendsten Industriellen erhielt Prinz Heinrich ein Büchlein, das die Lebensge- schichte und das Bild jedes Einzelnen enthält und seine Bedeutung erläutert. Die hundert Vertreter der In dustrie und des Handels, die das Mahl veranstalteten, wurden vorzugsweise auserwählt als Muster dafür, wie einzelnen Persönlichkeiten mit ungewöhnlichen Fähigkeiten in Amerika der Weg von Nichts zu den höchsten Stellen Prinz Heinrich in Nordamerika. Am Donnerstag wohnte Prinz Heinrich im Kapitol in Washington einer Gedenkfeier für den Präsidenten Mac Kinley bei, worauf er die Ruhestätte oes Präsidenten Washington besuchte, dort einen Kranz nicderlegend. Auch den heutigen Frestag wird der Prinz in der Bnndeshaupt- stadt verleben. Po» den verschiedenen Reden, die Prinz Heinrich in diesen Tagen gehalten hat, ist die bedeutendste die auf dem Festmahl der Presse. Er tutonte, daß er dieses Zusammensein als ein ganz vertrauliches ansehe, sprach von der Presse, die eine Macht darstelle, die nicht vernachlässigt werden dürfe, und schloß: „Ehe ich abreiste, sagte der Kaiser zu mir: „Du wirst mit vielen Vertretern der Presse zusammentreffen, und ich wünsche deshalb, Du zögest Dir stets vergegenwärtigen, daß Preßleute in den Vereinigten Staaten beinahe mit meinen kommandtrenden Generalen rangiren!" Ich weiß, es wird Sie interessiren, etwas über die Natur meiner Mission in diesem Lande Hu erfahren. Die Thaisachen liegen so: Se. Majestät der Kaiser hat die jüngste rapide Entwickelung der Ver- fjEsen Staate» aufs Genaueste verfolgt und Se. Majestät die Thatsache, daß Ihre Nation eine raschschteltende in. Meine Sendung in vieles Land mag deshalb als ein Akt der Freundschaft und Ritterlichkeit an- geiehen werben mit dem einzigen Wnnsche, freundschaft lichere BeziMmgen zwischen Deutschland und den Ver einigten Staaten zu fördern. Sollten Sie willens sein, eine ausgestrcckte Hand zu ergreifen, so finden Sie eine solche jenseits des atlantischen Ozeans." In dieser Rede erwähnte der Prinz auch de» Namen Farragut. Farragut, von dem das Wort „Schiffe von Holz, aber Herzen von Eisen" herrührt, gehört zu den berühmtesten Admiralen derVer- emigten Staaten. Er war es, der währeno des Bürger krieges mit 9 hölzernen Schraubenfregaticn, 10 Kanonen booten und 8 Panzerschiffen die Einfahrt in den Hafen von Mobile erzwang, trotz der Torpedos und der heftigen Kanonade von den Forts und den feindlichen Panzer schiffen aus. Die Mitglieder der deutschen Vereine zogen Mittwoch Abend, 10000 Manu stark, unter Absingung deutscher Lieder und Fackeln in den Händen tragend, a» dem Prinzen vorbei, der bei dieser Gelegenheit zum ersten Male während seines Gesuchs m Amerika eine Rede in deutscher Sprache Hielt. cn und fuhr dann fort: „Die meisten von 2.^u , nd amerrkanische Bürger, aber Sie haben, als Sie ba^Eath wählten, deutsche Pflichttreue mit- mu raM zum Erfolge geholten. Ich kann Zbnen nur h , h^ an diesem Gefühl der Pflicht! A -.1 brachen, abweichend von der amerikanischen Süle Händeklatschens, in ein brausen des, übermächtiges, deutsches Harrah aus. Es war in dem Augenblick, als die deZ P ße,«Marsches ver nehmbar Wurden. Der Punz trat^ da passirten Kaufleute, Handwerker und Arbeiter, manche jung und andere weißhaarig, manche im Anzug des Wohl- habenden, andere im abgetragenen Paletob Es war be stimmt, daß Alle schwarze HM tragen tollten; Mancher hatte keinen kaufen können. Alle aber waren gek^ und ans allen Kehlen klang jubelnd das „Huirah zum Balkon empor. Nach einerStunde trat dcwPrmz zuruck. Dann trugen die Arion-Sänger das "Vttwlled o^ Der Prinz war sichtlich erfreut und fragte: Hannich bas nochmals hörend" Man sang es zum zweiten Male. Von dem Presse-Bankett wird im B L.-A. legendes Stimmungsbild entworfen: Die Musik spielte deutsche und amerikanische Weisen, und als der Prinz bei der amerika nischen Nauonalhymne sich erhob, hätten sie die jubelnde meude sehen sollen, mit der kleine, wcißbehandfchuhte Hände oben zusammenschlugen, und als später die deutsche Mnne erklang, da stand Alles zuerst auf. Als dann der ^rinz sej„e Rede beendet hatte, und unten die Manner M „kurrak for nrmcs Henr/" sich heiler schrieen, da Änderten sie oben die Rotenlauben und wrrfen Blumen Prinzen zu In den Unterhaltungsbrocken horte man Freitag: Fortsetzung der Etatsberathung. Die Abstimmung in der Zolltarif-Kommission. Berlin, 27. Febr. Nach viertägiger Debatte über die Frage der Getreidezölle ist es Mittwoch Abend endlich zur Abstimmung gekommen. Der von der Regierung für unannehmbar erklärte Kompromißantrag der schutz- zöllnerischen Parteien wurde mit 14 gegen 10 Stimmen angenommen. Danach sollen als Minimalzölle in das Tarifgesetz eingestellt werden: Für Roggen 5.50 Mk., für Weizen 6 Mk-, Gerste 5.50 Mk. und Hafer 5.50 Mk.; als Maximalsätze ein Roggenzoll von 7 Mk., einWeizen- zoll von 7 50 Mk., ein Gersteuzoll von 7 Mk. und ein Haferzoll von 7 Mk. Damit ist das Zolltarifgesetz und die ersten 4 Positionen des Zolltarifs erledigt. In der heutigen Sitzung werden die weiteren Positionen des Zolliarifs in Angriff genommen werden. — In dem offiziösen Organ der Regierung Mrd ein Artikel amt licher Blätter der sächsischen Regierung, zum Abdruck ge bracht, der „Ein Wendepunkt für die deutsche Landwirlh- schaft" überschrieben ist, den jetzt angenommenen Kom promißantrag bekämpft und wie folgt schließt: „Im Leben der Völker treten ebenso wie im Leben der Einzelnen Wendepunkte ein, die, umsichtig und maßvoll benutzt, eine Besserung der Verhältnisse einleiten können, die aber, ... . einmal verfehlt, nicht wiederkehren. Die Bundesregier- Karl Schurz bei der Galaoper neben dem Prinzen Heinrich § ungen, deren ernstes Bestreben dahin gerichtet ist, der gesessen, bemerkt die Berl. Volkszt.: „Der ehemalige Acht- (Fortsetzung in der 2. Beilage). immer wieder: „Sie müssen sich vertragen, diese beiden I undvierziger und Befreier Gottfried Kinkel's aus dem Länder." An Kaiser Wilhelm wurde ein Telegramm ab- r» der Newyorker Milliardäre neben dem Bruder des deut schen Kaisers — ein launiges Momentbild der Weltge schichte!" Die Geschenke für den Präsidenten sind eine Büste des Kaisers in Gardes-du-Corps-Uniform, ein Bild des Prinzen Heinrich in Admiralsumform und eine vom Kaiser angefertigte Mariuetabelle. Frl. Roosevelt telegraphirte an Kaiser Wilhelm: „Meteor ist glücklich vom Stapel ge laufen. Ich gratulire Ihnen, danke Ihnen für die mir erwiesene Liebenswürdigkeit und scnoe Ihnen meine besten Wünsche." Nach dem Stapellauf betrugen sich viele Gäste wenig anständig; sie betranken sich in Champagnerpunsch, überrannten Frauen und schleppten Alles mit, was nicht niet- und nagelfest war, sogar Theile vom Modell der „Hohenzollern". Zur Förderung der deutsch-amerikanischen Beziehungen hat sich eine Vereinigung in Berlin gebildet. politische Rundschau. Vom Kaiserhofe. Der Kaiser machte, wie Tags vorher, am Donnerstag mit seiner Gemahlin einen Spazier gang, sprach dann beim Reichskanzler vor und hörte nach der Rückkehr ins Schloß militärische Vorträge. Zu einer aus Anlaß des Hochzeitstages der Majestäten veranstalteten Abendtafel waren verschiedene Einladungen ergangen. Deutscher Reichstag. Das hohe Haus, das zwei Tage pausirt hatte, gestattete sich am Donnerstag den Luxus, zwei Sitzungen zu halten. In der ersten ergab sich Beschlußunfähigkeit. Es sollte über den Antrag der Kommission, die Wahl des Abg. Prietze (nü.) zu bean standen, abgestimmt werden. Abg. Bassermann (ntl.) schlug vor, den Gegenstand von der Tagesordnung abzusetzen, fand aber außer bei seinen Parteifreunden keine Gegen liebe und zweifelte, um die Abstimmung zu vermeiden, die Beschlußfähigkeit des Hauses an. Dieser Zweifel war berechtigt und der Präsident beraumte nun eine neue Sitzung an, in welcher Eingaben erledigt wurden. Eine Petition, betr. Revision des Börsengesetzes wurde wegen der bevor stehenden Novelle gegen die Stimmen der Freisinnigen und Sozialdemokraten abgesetzt, die Eingabe betr. Ein leitung von Friedensverhandlungen im Boerenkriege der Regierung als Material überwiesen, ebenso eine Eingabe betr. Aufhebung des Impfzwanges. Hinsichtlich des Post scheckvertrages gelangte der Kommissionsantrag zur An nahme. Die Eingabe betr. Zulassung der Prügelstrafe wurde als durch den vorjährigen Beschluß erledigt erklärt. Ar die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Horstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufback, Kcffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Nothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, - Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. ilnd Verlag von Martin Kerqer in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berqer daselbst.