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MM, ji, Tharandt, Wossen, Sieöenteßn und die Amgegenden f 61. Hahrs No. 64 Donnerstag- den 5. Juni LSV2 Arbeitern, was indessen zweifellos übertrieben ist. Unan Das Ende des Rserenkrieges. Am letzten Maitage des gegenwärtigen Jahres hat der im Oktober 1899 begonnene eigenartige Krieg zwischen dem britischen Riesenreiche und dem einfachen Farmer- und Jägervolke der Boeren sein Ende erreicht, da an ge- nanntem Tage die Unterzeichnung der vereinbartenFriedens- bedingungen durch die beiderseitigen Bevollmächtigten zu Pretoria^ erfolgt ist. Mit unverhohlener Genugthuung begrüßt man wohl in der gelammten Kulturwell die Friedenskunde aus Südafrika, die es ausspricht, daß ein langer und schreckensreicher Krieg, durch welchen ein großer Theil des kultivirten Südafrikas in eine Wüste verwandelt worden ist, der Tausende und Abertausende von Menschen leben vernichtet hat, nunmehr zum Abschluß gelangte, und überall zeigt sich die Erwartung, daß von jetzt ab allmäh lich wieder Wohlfahrt und Segen in die von der schweren Kriegsgeißel heimgesuchten Theile Südafrikas einziehen, daß dort Handel und Wandel bald wieder mächtiger denn je emporblüben werden. Aber allerdings mischt sich in diese Empfindungen zweifellos bei den meisten Völkern das Gefühl des Bedauerns darüber, daß der den Boeren durch den Golddurst und die unersättliche Ländergier Albions aufgedrungene Kampf um ihre staatliche Freiheit und Un abhängigkeit ihnen nicht den Lohn für ihre wahrhaftglänzende Vaterlandsliebe, ihre todesvcrachtende Tapferkeit, ihren ge- sammten heroischen Widerstand gegen das mächtige Eng land gebracht hat, daß es dem wackeren Boerenvolke nicht gelungen ist, sich seine volle Unabhängigkeit zu bewahren. Berechtigte doch die Reihe herrlicher Siege, welche die Streiter der beiden Boerenrepubliken über die britischen Kolonnen im ersten Abschnitte des Krieges errangen, zu der Hoffnung, daß den Engländern die Unterjochung der südafrikanischen Republik nicht gelingen werde, und mit Spannung und wachsenden Sympathien für die gerechte Sache der Boeren wurde daher fast allenthalben auf dem civilisirten Erdenrund deren heldenmüthiges Ringen ver folgt. Aber die Boeren verstanden es nicht, ihre ursprüng lichen Siege richtig auszunützen, vor Allem fehlte es ihnen damals an jenen kühnen und entschlossenen Führern, die erst der spätere Verlauf des Krieges zeitigte, auch wirkten mancherlei Eigenheiten der Boerenstaaten und ihrer Be völkerung nachtheilig auf die Kriegsführung der Boeren ein, während sich anderseits bet der längeren Dauer des Kampfes das erdrückende numerische Uebergewicht der Eng länder doch mehr und mehr geltend machte. Als vollends Politische Rundschau. Der Kaiser beabsichtigte, am Abend des 4. Juni in Begleitung der Kaiserin, welche am Tage vorher von ihrem Frühjahrsaufcnthalt in Badenweiler wieder im Neuen Palais bei Potsdam eingetroffen war, nach Marienburg und Cadinen abzurcisen. Die beiden ostasiatischen Gäste Les Kaisers, der Schah von Persien und der Kronprinz von Siam, haben ihren Besuch am kaiserlichen Hof wieder beendigt. Der Schah reiste am Montag Nachmittag ^3 Uhr von der Wildparkstation bei Potsdam nach Karlsbad ab, vom Kaiser wurde er bis zur Station geleitet, wo selbst sich die Monarchen herzlich von einander verabschiedeten. Der persische Herrscher nahm den Reiseweg über Leipzig, wo er vom Montag Abend bis Dienstag Abend verweilte. Während seines Aufenthaltes in Berlin, resp. Potsdam zeichnete der Schah die Prinzessin Friedrich August, von Sachsen, welche bekanntlich nebst ihrem erlauchten Gemahl zur selben Zeit, wie die astatischen Fürstlichkeiten, dort ver weilte, in besonderer Weise dadurch aus, daß er der hohen Frau den vornehmsten von ihm zu vergebenden Orden, den Sonnen- und Löwen-Orden, verlieh und denselben der Prinzessin selbst überreichte. Was den Kronprinzen von Siam anbelangt, so gedenkt er bis zu seiner Weiterreise privatim noch einige Zeit in der deutschen Reichshaupt stadt zu verweilen. Deutscher Reichstag. Der Reichstag nahm am Dienstag seine Arbeiten wieder aus. Präsident Graf Ballestrem begrüßte die zahlreich Erschienenen und ge dachte dann der Katastrophe auf Martinique. Innige Theilnahme und tiefes Mitgefühl habe das deutsche Volk empfunden bei diesem Unglück, das die edle französi sche Nation betroffen. Diesen Gefühlen im Namen der Vertreter des deutschen Volkes Ausdruck zu geben, sei der'Zweck seiner Worte. Die Mitglieder des Hauses hatten sich von ihren Plätzen erhoben. Sodann trat das Haus in die Tagesordnung ein. Das Süßstoffgesetz ging nach einigen Bemerkungen der Abgg. Becker (Ztr.) und Hermes (frs. Vp.) an die Zuckersteuerkommission. Es folgte die Fortsetzung der dritten Berathung der Novelle zum Branntweinsteuergesetz. Die Kommission hat in der Hauptsache die Brennsteuer wieder eingeführt mit einer bestimmten Steuerskala, die vornehmlich die gewerblichen Großbrennereien belastet. Abg. Pachnicke (frs. Verg.) beantragte, auch solchen Branntwein von der Verbrauchs abgabe frei zu lassen, der zu wissenschaftlichen oder Heil zwecken verwendet wird. Schatzsekretär von Thielmann konnte aus eine Anfrage, ob der in chemischen Fabriken zur Verwendung kommende Spiritus steuerfrei sein werde, keine Antwort ertheilen. Preuß. Finanzminister von Rheinbaben widersprach einem sozialdemokratischen An träge auf Aufhebung der Verbrauchssteuer. Nach längerer Erörterung wurden die ersten Paragraphen in der Kommissionsfassung angenommen. Fortsetzung: Mittwoch. Ueber die wirthschaftliche Bedeutung des Friedensschlusses in Südafrika hat das „Berl. Tagebl." eine Umfrage bei hervorragenden Vertretern des Bankwesens, der chemischen und der elektrotechnischen Industrie veranstaltet. Die Antworten der Befragten weichen in der Beurtheilung der wirthschaftlichen Wirkungen des Friedensschlusses zum Theil von einander ab. Im Ganzen kommt in ihnen aber doch die Erwartung zum Ausdruck, daß der Friedensschluß eine befruchtende Wirk ung auch auf das deutsche Wirthschaftsleben ausüben werde. Im österreichischen Abgeordnetenhause gab es am Montag eine lebhafte Jnterpellationsdebatte, welche dem blutigen Vorfälle in Lemberg galt, dem daselbst statt gefundenen Zusammenstöße zwischen streikenden Bauar beitern und Militär. Nach dem Polizeibericht sind hierbei mehrere Soldaten durch Steinwürfe verletzt, andererseits über 20 Arbeiter durch Säbelhiebe oder Gewehrschüsse verwundet worden. Der polnische Sozialdemokrat Das- yeräufreiqeno als er im Abgeordnetenhause den Lemb wger genehm berührte es im Hause, daß sich Ministerpräsident v. Körber in seiner Erwiderung recht mangelhaft über die blutigen Ereignisse in Lemberg informirt zeigte, infolge dessen das Haus auch den Dringlichkeitsantrang Daszinsky, die Regierung möge schleunigst Aufklärung über den Lemberger Zwischenfall geben, genehmigte. Inzwischen verharren die streikenden Bauarbeiter in Lemberg in ihrer provozirendeu Haltung. 500 Mann von ihnen leisteten am Montag Abend einer Geusdarmerie-Abtheilung Wider stand, doch gelang es zuletzt, die Tumultanten zu zerstreuen. In Frankreich naht wieder einmal ein radikales Regime heran, worauf die Wahl des Führers der radikalen Partei, Leon Bourgeris, zum Präsidenten der neuen De- putirlenkammer hindeutet. Fast die gesummte Pariser Presse giebt denn auch der Anschauung Ausdruck, daß dem zurücktretenden Kabinet Waldeck-Rousseau ein entschieden radikales Ministerium nachfolgen werde. In Columbien haben neuerdings wieder schwere Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den Insur genten stattgefunden, bei der Stadt Bokas del Toro: Letztere wurde von den Insurgenten namentlich durch Minen gegen die Regierungstruppen vertheidigt, als die selben doch in die Stadt eindrangen, fanden die meisten durch die explodirenten Minen den Tod. Bokas del Toro wurde schließlich von den Rebellen behauptet. Kolon und Panama befinden sich noch im Besitze der Regierung. Eingreifen dieser britischen Strategen in die militärischen Operationen eine offenkundige Wendung auf dem Kriegs schauplätze hervor, die besonders in der Kapitulation des Boerengenerals Cronje bei Paardeberg zu Tage trat. Diese militärische Katastrophe und ihre Folgen haben die Boeren ungeachtet aller Einzelerfolge, die sie nachher noch errangen, nie mehr wett zu machen vermocht, und da schließlich ihre spärlichen Hilfsquellen nach und nach ver siegten, sie aber von auswärts auf keine thatkräftige Unter stützung zu rechnen hatten, und da endlich auch der Auf stand der Capholländer den Transvaalern und Oranje- boeren nicht weiter Luft verschaffte, so sahen sich endlich die Boeren zur Ergebung genöthigt. Die Grundbedingung für den Friedensschlutz ist nun allerdings der Verzicht der Boeren auf ihre bisherige staat liche Selbstständigkeit, immerhin sind doch die ihnen eng lischerseits gewährten übrigen Bedingungen im Allgemeinen so ehrenvolle und günstige, daß man hoffen darf, sie werden dem Boerenvolke über den schmerzlichen Verlust seiner Un abhängigkeit allmählich hinweghelfen. Es ist den Boeren Selbstverwaltung, ausgiebige finanzielle Hilfe des eng lischen Staates beim Wiederaufbau der Farmen, bei der Wiederbestellung der Felder usw., der Gebrauch ihrer Sprache in der Schule und vor Gericht, Straflosigkeit für alle im Kriege begangenen Handlungen — mit Ausnahme gewisser den Kriegsbräuchen widersprechender Acte — und die Bei behaltung der Gewehre zum persönlichen Schutze zugestanden worden. Außerdem werden die kriegsgefangenen Trans- vaaler und Oranjeboeren, sofern sie den König von Eng land als ihren Souverain anerkennen, möglichst bald nach Südafrika zurückbefördert und von der englischen Regier ung mit den nothwendigen Subsistenzmitteln versehen. Von den Caprebellen scheint in den Friedensprälinarien allerdings nicht weiter die Rede zu sein, doch stellte der Minister Balfour im englischen Unterhause eine nicht all zuharte Bestrafung der Cap- wie auch der Natalrebellen in Aussicht. So hat denn die englische Politik den Zweck des so freventlich heraufbeschworenen Boerenkrieges, die Einver leibung der Boerenstaaten in den englischen Colonialbe- sttz, nach furchtbaren Opfern an Gut und Blut für Eng land und einer rücksichtslosen, barbarischen, Kriegsführung erreicht. Ob England seiner dergestalt errungenen Vor herrschaft in Südafrika je recht froh werden wird, das ver mag erst die Zukunft zu lehren, jedenfalls hat aber der englische Coloß in diesem mörderischen Ringen trotz seines schließlichen Trumphes solche Stöße erhalten, daß sich deren Wirkungen noch lange fühlbar machen dürfte, was in Be zug auf das militärische wie moralische Ansehen Groß britanniens gilt. . Der bedeutungsvollen Kunde aus Pretoria von dem am 31. Mai zu Stande gekommenen Fricdenswerke in Südafrika ist alsbald die Veröffentlichung der den Boeren von England gewährten Friedensbedinguugen nachgefolgt. Letztere weisen folgende wesentliche Punkte auf: Auslieferung der Waffen der im Felde stehenden Boeren, der Kanonen und der Kriegsmunition an die Eng länder. Anerkennung des Königs Eduard VII. als ihres gesetzlichen Souverains durch die Boeren. Zurückbeförder ung aller kriegsgefangenen Boeren, soweit sie sich außerhalb Südafrikas befinden, falls sie die Anerkennung König Eduards VII. als Souverain der ehemaligen Boerenstaaten aussprechen und Gewährung der nothwendigen Subsistenz mittel an die heimgekehrten Gefangenen auf Kosten Eng lands. Garantie ihrer persönlichen Freiheit und ihres Eigenthums für alle sich ergebenden Boeren. Straflosig keit für die Transvaaler und Oranjeboeren für ihre im Kriege begangenen Handlungen, wenn letztere nicht mit den Kriegsbräuchen in Widerspruch standen. Beibehaltung der Boerensprache in der Schule und vor Gericht. Ge stattung der Führung von Schußwaffen zum persönlichen Vorgang zur Sprache brachte, sogar von 15 getödteten I England seine beiden fähigsten militärischen Köpfe, Roberts Arbeitern, was indessen zweifellos übertrieben ist. Unan- und Kitchener, nach Südafrika entsandte, da brachte das Amtsblatt Nr die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. ^orstrentamt zu Tharandt. , Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Mederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rohrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, —— Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. v?n1erate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. 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