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Marandt, Wossen, Siebenteln und die Amgegendm. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Mtannrberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberz, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinfchönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bet Mohorn, - Seeligstadt. Spechtsbausen. Taubenheim. Unkersdorf, Weistrovv. Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Pf. Jnseraie werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Berlaq von Martin Berger m WlsdMfi. — Lerannvonlich für die Redaktion Marlin Berger SaieM. Ns. 73. Donnerstag- Sen 26. Juni iW2. 61. JMrg. Die Beisetzung Aonig Alberts. In der Grnft feiner Ahnen ruht nun der allgelrebte und allvereyrte Landesherr König Albert, dessen Hinscheiden die gesammte Kultur welt mit tiefer Trauer erfüllte und dessen Andenken für alle Zeit in hohen Ehren gehalten wiro als das eines gerechten und milden Herrschers, eines ritterlichen Helden und eines edlen Friedensfürsten. Die geweihte Stätte, die schon so manches Wettiners sterbliche Hülle birgt, ist schlicht und einfach. Wohl absichllich hat mau jeglichen Prunk vermieden, denn vor der Majestät des Todes sind wir Menschen alle uns gleich. Die Gruft liegt unter der kaiholischen Hofkirche zu Dressen; sie umfaßt vier gewölbte Häuser von nicht allzugroßer Ausdehnung, die im Halbkreise an der westlichen Seite gruppirt sind. Unter der Jgnatiuskapelle (nach der Elbe zu), der Kreuz kapelle (nach dem Opernhause zu) und der Kommunion- kapelle (nach dem Grünen Gewölbe zu) liegen die drei älteren Grüfte; die vierte, erst 1898 angelegte Gruft befindet sich dem nördlichen Schloßthor gegenüber. Hier! fand König Alberts Sarkophag seinen Platz. In einer Ecke dieses Raumes ruht in dem schlichten Metallsarg, der ursprünglich als letzte Ruhestätte König Alberts be stimmt war, der vor Kurzem in der Blüthe der Jugend verunglückte Prinz Albert. Noch sind die Kränze nicht ganz verdorrt, die auf diese Grabstätte gelegt wurden. Daneben befindet sich ein Podest, auf dem König Alberts Holzsarg vorläufig untergebracht wurde, bis der Metall sarg für ihn fertig gestellt sein wird. Die drei älteren Grüfte erhalten reichliches Licht von der Straße her. Es sind ganz schmucklose, geweißte Räume, die mit ein fachen Metallsärgen bis auf den letzten Platz gefüllt sind. An den Wänden sind über den Särgen auf metallenen Konsolen die bei der Einbalsamirung dem Körper ent nommenen edlen Theile und die Herzen der einzelnen Bewohner der Gruft in weiß verhüllten Gefäßen auf gestellt. In dem Raume unter der Kommunion-Kapelle ruht August der Starke (gestorben 1763), der Erbauer der Hofkirche, und seine Gemahlin Maria Josepha (ge storben 1756). Diese beiden sind die ersten Wettiner, welche hier bcigefetzt wurden. Die früheren sächsischen Fürsten ruhen in Freiberg, Meißen und Alizella. Neben dieser Gruft unter der Kreuzkapelle, ruht der in Tirol verunglückte König Friedrich August II. mit seiner Ge mahlin Maria Leopoldina und König Johann mit seiner Gemahlin Amalia. Der Sarg dieses Königs hebt sich von den übrigen durch eine reichere, kunstvolle Orna mentik ab. Am Fußende, erblickt man ein Medaillon bild des Fürsten und darüber eine Eule, das Sinnbild der Weisheit und Gelehrsamkeit. In der größten der vier Hallen endlich, unter der Jgnatiuskapelle, ruht neben einer großen Anzahl Fürsten aus früherer Zeit Maria Anna, die 1884 verstorbene Gemahlin des jetzigen Königs. In diesem Raume befindet sich auch ein ein facher, steinerner Altar mit der Inschrift: Lonsummmnm Hier werden an den verschiedenen Todestagen Ge- dschtnißfciern abgehalten. , . ^Zahlreiche Fürstlichkeiten eilten im Laufe des Montag auf fast allen m Dresden einmündenden Bahnlinien herbei, um an der Beisetzung König Alberts thcilzunehmen. Die meisten trafen auf dem Hauptbahnhofe ein, um sich von dort in's König liche Residenzschloß, in's Taschenbergpalais, in die Palais auf der Zinzendorfstraße und der Parkstraße oder in die ihnen zugewiesenen Hotels zu begeben. König Georg ließ cs sich nicht nehmen, viele der hohen Gäste, im Verein mit dem Kronprinzen Friedrich August dem Prinzen Johann Georg und der Prinzessin Mathilde am Bahnhofe persönlich zu begrüßen. Als Vormittags ischen Gefolge eingetroffen. Ein bayerisches, württem- bergisches und russisches Jnfanterie-Regiment hatten schließlich Deputationen zur Feier entsandt. Als Vertreter des deutschen Reichstages war Gras Ballestrem erschienen. Die Beisetzungsfeierlichkeite». Von 7 Uhr Abends ab rollten zahlreiche Wagen nach dem König!. Schlosse, um die Fürstlichkeilen und sonstigen Theilnehmer an den Beisetzungsfeierftchkeiten zur Stelle zu bringen. Im Schloßhof und in den hellerleuchteten Räumen des Schlosses entfaltete sich ein buntbewegtcs Leben. Punkt ^9 Uhr kam König Georg mit Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Josef, ehrfurchtsvoll begrüßt. Um dieselbe Zeit füllte sich allmählich die katholische Hofkirche mit der Trauergemeinde. Während im Schiff die hohen und höchsten Hafchargen, die Generalität, Mitglieder des Landtags, das Beamtenthum, sowie das gesammte dienstfreie Offizierkorps Platz nahm, waren die Logen ! der Hofkirche mit Damen der Hofgesellschaft und des Adels besetzt. In einer Loge hatte sich die protestant ische Geistlichkeit versammelt. Die Kirche war in dem gleichen Trauerschmuck geblieben, nur umgaben den j Sarg zahllose Kränze und Blumenspsnden, die be- ! redtes Zeugniß ablegten von der Liebe, welche dem verstorbenen König auch übers Grab hinaus folgt. Rechts und links hielten Stabsoffiziere und Kammer- i Herrn die letzte Todtenwacht. Am Fußende des Sarges waren Sessel für die Höchsten und Allerhöchsten Herr- § schäften bereit gestellt. Punkt 9 Uhr betraten die > Fürstlichkeiten die Kirche, König Georg wurde auf der linken Seite vom Kaiser Franz Josef, auf der rechten I vom Kaiser Wilhelm begleitet. Die Königin-Wfttwe hatte mit der Kaiserin Auguste Viktoria und den Hof damen in der Empore gegenüber dem Altar Platz ge nommen. Sobald die höchsten Herrschaften sich nieder gelassen hatten, präludirte die Orgel und der Chor sang das Miserere. Die gesammte amtirende katholische Geistlichkeit veranstaltete sodann, begleitet von weih rauchschwingenden und kerzentragenden Chorknaben einen Umgang durch die Kirche und schritt den Haupt gang entlang auf den Sarg zu. Die Geistlichen ver theilten sich um den Altar und den Sarkophag, der eelebrirende Priester intonirte das „äs protunäis" und sang in Wechselwirkung mit dem Chor das Gebet tumulum. Darauf hielt Konsistorialrath Hofprediger Trendler die warm empfundene Trauerrede, die er auf dem Worte aufbaute: „Ich will ihm Ruhe schaffen vor allen Feinden ringsum, und darum soll er der Friedsame heißen". Wir geben daraus einiges vom Schluß wieder: „Sage ich zu viel, wenn ich behaupte: Ein Regent kann heutzutage eher guten Wille» als ausreichende Kraft zur Regierung mitbringen? Und diesen guten Willen hat fürwahr unser jetzt entschlafener König mitgcbracht. Daß es ihm aber auch am Einschlag der ihm von Gott gegebenen Kräfte nicht gefehlt hat, das beweist das blühende und fortgeschrittene Wohl unseres kleinen Landes. Denn nie zuvor haben in Sachsen Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft so ge blüht, als unter dem milden und gütigen Szepter, unter der Aegide des hochseligen Königs Albert. Ein Held im Frieden wie im Kriege! Wir Sachsen wurden von ihm immer ins vorderste Treffen geführt, sei es im Ringen der Schlachten, sei es in den Wettkämpfen moderner Kultur. Gott hatte ihm aber auch zu diesem doppelten Führungsamte zwei Gaben geschenkt. Die eine war ein überaus glücklicher Charakter, geschult in der Schule einer vorzüglich geleiteten Erziehung und Familie. 9 Uhr Kaiser Franz Josef von Oesterreich cintraf, der die Uniform seines sächsischen Mauen-Regiments angelegt hatte, erschien König Georg in der Uniform seines österreichischen Infanterie-Regiments Nr. 11 und Kron prinz Friedrich August in der des österreichischen In fanterie-Regiments Nr. 45, dessen Oberstinhaber der Kronprinz ist. Die Begrüßung zwischen den beiden Monarchen war eine überaus innige. Im geschlossenen Wagen begaben sich beide Majestäten ins Residenzschloß. Den Fürsten von Hohenzollern und den Prinzen Ludwig von Bayern begrüßte König Georg in der General- seldmarschalls-Uniform. Viele der hohen fürstlichen Personen erschienen in Civil, so Erzherzog Otto von Oesterreich, der an der Seite seiner Gemahlin, der Erz herzogin Maria Josefa, vom Könige und den Prinzen des königlichen Hauses auf das Herzlichste begrüßt wurde. Ferner trafen ein die Großherzöge von Baden, von Sachsen-Weimar-Eisenach, von Oldenburg, von Mecklenburg-Schwerin und der Großfürst Alexis von > Rußland. Die beiden Letztgenannten kamen Nachmittags 4 Uhr 12 Minuten auf dem Hauptbahnhofe gleichzeitig mit dem Erbprinzen und der Erbprinzessin von Sachsen- Weimar und dem Erzherzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerinan. Ferner trafen ein: Prinzessin Leopold und Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, Erzherzog Leopold Ferdinand von Oesterreich, der Herzog von Genua, Prinz Heinrich der Niederlande, Prinz Gustav Adolf von Schweden und Norwegen, Graf und Gräfin von Flandern, Herzog und Herzogin Carl Theodor in Bayern, Herzog Robert von Württemberg, Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, der Fürst zu Schaumburg-Lippe, Prinz Leopold von Sachsen-Coburg- Gotha, Prinz Eduard von Anhalt, Prinz Christian zu Schleswig-Holstein, der Erbprinz von Reuß, Prinz Friedrich von Hohenzollern, Prinz Leopold von Schwarz burg-Sondershausen, Prinz Sizzo von Schwarzburg- Rudolstadt, Fürst und Fürstin von Thurn und Taxis, Herzog und Herzogin von Urach, Prinz Paribatra von Siam, Graf Leopold von Lippe-Biesterfeld und Andere mehr. Abends 8 Uhr traf das Kaiserpaar ein. Zum Empfange waren wenige Minuten vorher König Georg, der Kronprinz Friedrich August nebst Gemahlin im offenen L la Daumont bespannten Wagen am Bahnhof eingetroffen. Sobald der kaiserliche Zug hielt, eilten , die kaiserlichen Majestäten nach Verlassen des Waggons auf König Georg zu und brachten ihre tiefempfundene ' Theilnahme in herzlichster Weise zum Ausdruck. Der Kaiser küßte König Georg auf beide Wangen. Nach kurzem Verweilen begaben sich die Allerhöchsten Herrschaften mit den kaiserlichen Majestäten in geschloffenem Wagen nach dem Königlichen Schloß. Im ersten Wagen fuhren der Kaiser und König Georg, im zweiten die Kaiserin und die Kronprinzessin ' Friedrich August und im dritten Wagen Kronprinz Friedrich August mit seinem Adjutanten. Der Wagen reihe voran ritt ein Trupp Gendarmen, dem in einem offenen Wagen Polizeipräsident Le Maistre und Stadt kommandant Generalmajor Freiherr von Stralenheim folgten. Die Allerhöchsten Herrschaften wurden von dem dicht gedrängten Publikum, welches längs der Straßen vom Bahnhofe Aufstellung genommen hatte, ehrfurchtsvoll begrüßt. In außerordentlicher Bot schaft des Präsidenten der französischen Republik war Marquis de Noailles erschienen. Die kaiser liche Marine war durch den Chef der Marine- station der Nordsee Admiral von Thomsen mit Suite vertreten. Vom zweiten preußischen Garde-Ulanen- Regiment und vom preußischen Dragoner-Regiment König Albert von Sachsen waren die Kommandeure von Stangen und Oberstleutnant Koppe mit großem Militär-