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MtMM K Vilskilsi Tharandt, Wassen, Siebenlehn und die Wmgegenden. -<o> Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbaw, Kesselsdors, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Mederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Ktsselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Marlin Berger in Wilsdrun. — BeramworlliÄ für die Redaktion Martin Berqer daieM. No 78. Dienstag, -eu 8. Juli 1W2. 61. Jahrg. und Hafer eine feste Haltung hervorrief und auch da und dort zu kleinen Preisaufbesserungen führte. Gerste und Mais lagen still zu altem Preise. Trotz der noch offenen Frage, wie die Ernte geborgen werden wird, erwartet man jedoch in Amerika wie auch in Deutschland und Rußland eine etwas bessere Ernte als im vorigen Jahre und tritt diese Erwartung ein, so ist mit starkem Angebote und Rück gang der Preise zu rechnen. Die feierliche Eröffnung -es außerordentlichen Landtages Der außerordentliche Landtag desKönigsreichsSachsen ist Freitag Nachmittags 5 Uhr in feierlicher Weise durch Se. Majestät König Georg eröffnet worden. Die Mit glieder beider Kammern, die Gesandten und die Mitglieder sdes diplomatischen Corps, sowie die Herren der Hofrang sein und zu der Ueberzeugung kommen, daß Deutschland jedenfalls kein Recht habe, über das Verhalten der eng lischen Truppen eiu Urtheil zu fällen. Alle diese Beschimpf ungen Deutschlands ließ der Präsident des Unterhauses ungerügt hingehen. In ganz Deutschland ist die Empörung über diese Vorgänge eine gerechte und große, und bei ge gebener Gelegenheit wird die Abrechnung auch nicht aus bleiben. König Victor Emanuel von Italien wird nach seinen Besuchen an den Höfen von Petersburg und Berlin voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres auch den König von England und den Präsidenten Loubet von Frankreich besuchen. Die französische Presse ist schon dabei, om muthmaßlichen Besuch des italienischen Herrschers auch in Paris nach Kräften politisch auszuschlachten und daS Ereigniß als ein Zeichen beginnender intimerer Annäher ung Italiens an den franco-russischen Zweibund, namentlich in Hinblick auf das bevorstehende Erscheinen Victor Ema nuels in Petersburg, hinzustellen. Was die russische Reise des Königs anbelangt, so tritt er dieselbe an diesem Dienstag oder Mittwoch an, die Reiseroute wird durch Tirol, Bayern, Sachsen und weiter über Wilna direkt nach Petersburg gehen, auch für die Rückreise wird die selbe Tour innegebalten. Der Gegenbesuch des Czaren in Rom soll im Oktober erfolgen. Rußland wird einer Wladiwostoker Meldung zufolge in Chardin in der Mandschurei ein Knaben- und Mädchen gymnasium nicht errichten. Das sieht nicht danach aus, als habe Rußland seine Pläne bezüglich der Mandschurei in den Rauchfang gehängt. Entgegen der Nachrichten, China weigere sich, die Kriegsentschädigung in Gold zu zahlen, erfährt die „Frankf. Ztg." aus absolut zuverlässiger Qelle, daß China die auf Deutschland entfallene Rate von 5600000 Mark in Gold gezahlt habe. Ueber die Rebellion in China wird einem Londoner Blatt in offenbar übertriebener Weise aus Shanghei ge- meldet, daß von 18 chinesischen Provinzen 9 sich gegen wärtig im Zustande der Rebellion befänden. Jn Petschili sehen sich die von Deutschen (!) ausgebildeten chinesischen Truppen fortwährend zum Rückzug in die Nachbarschaft der großen Städte gezwungen. Ihre Marschstraße wird durch furchtbare Grausamkeiten gekennzeichnet. 37 umwallte Städte und Dörfer sind verbrannt und geschleift worden. Die Einwohner wurden erbarmungslos niedergemacht. Die Rebellen, unter denen sich viele gebildete Chinesen befinden, vergelten diese Grausamkeiten. Schon der Hinweis auf die angebliche deutsche Ausbildung der so erfolglos und grausam operirenden chinesischen Truppen läßt die Angaben des Londoner Blatts als mehr denn fraglich erscheinen. Der Getreidemarkt. (Berichtswoche vom 27.Juni bis 4. Juli 1902 nach den Märkten von Berlin, Leipzig, Montag. Der Bund der Landwirthe trifft bereits Vorbe reitungen für die nächste Reichstagswahl. Wie wir in der „Nat. Ztg." lesen, arbeitet der Bund in schleswigs- schen Wahlkreisen, in denen er bisher wenig Boden besessen hatte mit Nachdruck, um die dortigen nationalliberalen Ab geordneten bei den Neuwahlen ans dem Sattel zu heben. Was in Schleswig geschehe, werde sich aber wohl auch anderwärts ereignen. Der Bund der Landwirthe kämpft in der Zollfrage um seine Existenz; er wird deshalb die äußersten Anstrengungen machen. Auch diese Mittheilung weist darauf hin, daß man in gewiß nicht schlecht unter richteten Kreisen mit der Möglichkeit einer Reichstagsauf lösung rechnet. Maßlose Beschimpfungen Deutschlands hat sich das englische Unterhaus zu Schulden kommen lassen. Gelegentlich der Debatte über die auswärtige Politik warf ein Abgeordneter den deutschen nutzlose und plündernde Expeditionen in Tschili vor, wodurch Haß und Bitterkeit gegen die Fremden gesät worden sei, ein anderer sagte: Wenn ein voller und wahrer Bericht von den Schänd- thaten der deutschen Truppen in der Provinz Tschili ver-^- --^7/ öffentlicht werden könnte, so wurde die ganze Welt erstaunt l ordnungen versammelten sich hierzu im Thronsaale, woselbst Hamburg und Newyork). Die Sorge wegen des guten Einbringens der Ernte in Folge großer Regengüsse im Westen und die Abnahme der alten Vorräthe haben in Newyork eine Steigerung der Weizenpreise hervorgerufen, die au den europäischen Getreidemärkten für Weizen, Roggen politische Nun-schan. Der Kaiser erschien am Sonnabend Abend 9 Uhr Än Travemünver Kurhause, begleitet vom Prinzen Heinrich And vom Reichskanzler Grafen Bülow, und nahm daselbst cm einem Bierabend des Norddeutschen Regattavereins und des Lübecker Nachtklubs Theil. Se. Majestät ver- theilte hierbei die Preise der Regatta von Kiel nach Trave münde und verlas ferner ein ihm zugegangenes Telegramm des Leibchirurgen des Königs von England. In dem Telegramm wird mitgetheill, daß König Eduard sich nun- mehr endgiltig auf dem Wege der Besserung befinde. Der Kaiser brachte im Anschlusse an die Verlesung der Depesche ein dreifaches Hurrah aus den König Eduard aus. Später verfügte er sich an Bord der „Hohenzollern" zurück. Der Kaiser trifft am 30. Juli nach Beendigung seiner Nordlandsfahrt mit der „Hohenzollern" in Emden ein. Dort besichtigt er den Außenhafen, und alsdann verschiedene Sehenswürdigkeiten der Stadt darunter die Äabelstation, die größte des europäischen Kontinents. Nachts 12'/, Uhr reist der Kaiser wieder ab. Berlin, 5. Juli. Der „Reichsanzeiger" berichtet: Der Kaiser empfing am 3. Juli in Kiel an Bord der„Hohen- zollern" den sächsischen Gesandten, Grafen von Hohenthal And Bergen in Audienz und nahni aus dessen Händen das Schreiben des Königs von Sachsen entgegen, durch das dem Grafen v. Hohenthal und Bergen seine bisherige Eigenschaft als außerordentlicher Gesandter und bevoll mächtigter Minister am hiesigen Hofe bestätigt und neu beglaubigt wird. Der Reichskanzler, Graf Bülow, war Lei der Audienz zugegen. In der Zolltarifkommission trat Staatssekretär Graf Posadowsky am Freitag mit bemerkenswerther Entschiedenheit den Sozialdemokraten wie den Agrariern entgegen. Die ersteren wies der Staatssekretär aus das Unsinnige ihres Verlangens der Zollfreiheit für Getreide, Fleisch u. s. w. hin, die Erfüllung solcher seltsamer Wünsche würde Deutschland, wie er betonte, zum Ablade platz der Waaren des Auslandes machen. Anderseits warnte Graf Posadowsky die Agrarier vor einer Ueber- spannung ihrer Forderungen, denn es könnte sonst leicht das gesammte Werk der Zolltarifreform scheitern. Außer dem hob er im Allgemeinen nochmals hervor, daß der neue Zolltarif keineswegs zur Unterstützung einzelner Interessengruppen aufgestellt sei. Ob diese Verwarnungen und Vermahnungen an die Adresse der Zolltarifgegner von links und von rechts endlich etwas nützen werden, das bleibt freilich noch sehr abzuwarten. Im klebrigen erledigte die Kommission den Tarifentwurf am genannten Tage von Pos. 517 (Kleider, Putzwaaren rc.) bis Pos. 543 (Abfälle von Gespinnsten) einschließlich, womit der Abschnitt „Spinnstoffe" durchberathen ist. Nächste Sitzung auch der Thron Aufstellung gefunden hatte. Punkt 5 Uhr ertönten die Klänge des Präsentirmarsches des König!. Sächs. Gardereiter-Regiments, dessen Kapelle in dem so genannten Porzellanzimmer unter dem Schloßthurme Auf- stellung gefunden hatte, und gleichzeitig nahte im feierlichen Zuge Se. Majestät der König unter dem Vorantritt und in Begleitung der obersten Hofchargen und der Mitglieder des Gesammtministeriums. Beim Eintritt des Königs in den Thronsaal brachte der Präsident der Ersten Kammer, Excellenz Graf Dr. v. Könneritz, ein Hoch auf Se. Maje stät den König aus. König Georg bestieg die Stufen des Thrones und nahm auf dem Thronsessel Platz, indem er sein Haupt mit dem Helm bedeckte. Rechts vom Tronsessel hatten Kronprinz Friedrich August und links vom Thronsessel Prinz Johann Georg Aufstellung genommen. Alsdann überreichte Se. Excellenz Staatsminister v. Metzsch dem König die Thronrede, wo rauf derselbe die Rede, welche nachstehenden Wortlaut hatte, sitzend verlas: „Meine Herren Stände! Im tiefsten Schmerzgefühle sehe Ich Sie heute das erste Mal um Mich versammelt, nachdem der unerforscht liche Rathschluß Gottes dem Lande seinen besten, edelsten Fürsten, Mir den treuesten Freund und Bruder entrissen hat. Konnte Mir in dieser erschütternden Heimsuchung Etwas Trost und Beruhigung gewähren, so waren es die Kund- gedungen aufrichtiger Trauer, welche in allen Klassen des Volkes, in allen Theilen des Landes zum Ausdruck ge langt sind, so waren es die Beweise treuer Anhänglichkeit an Mein Haus und vertrauensvollen Entgegenkommens, die Mir bei diesem Anlasse in so wohlthuender Weise ent gegengebracht worden sind, wofür auch an dieser Stelle den tiefempfundenen Dank zu erkennen zu geben Mir be sonderes Bedürfniß ist. Wie Ich es bereits dem Lande und dem Volke gegen- über ausgesprochen habe, ist es Mein ernster Wille, im Sinne des Verewigten die Regierung zu führen und Seine Schöpfungen mit sorgsamerHand zu pflegen und zu erhalten. Nicht besser können wir Sein Andenken feiern, als wenn wir in seinem Geiste fortwirken und auf dem Grunde fortbauen, den Er gelegt hat. Es sind nicht die gewöhnlichen Ausgaben derThätig- keit der Stände, wie sie der Gang unseres öffentlichen Lebens in periodischer Wiederkehr darbietet, zu deren Er ledigung Sie heute hier zusammentreten. Ich habe Sie vielmehr berufen, um in Nachgehung der Bestimmung in 8 115 Absatz 2 der Verfassungsurkunde über die nach 8 22 Absatz 2 dieser Urkunde im Falle eines Regierungs wechsels erforderliche anderweite Festsetzung der Civilliste, sowie über einige in diesem Falle nothwendig werdende Aenderungen in den Apanagen und anderen Gebührnissen einzelner Glieder Meines Hauses mit Meiner Regierung eine Vereinbarung zu treffen. Die zu diesem Ende Ihnen zu machenden Vorlagen befinden sich bereits in Ihren Händen und sehe Ich Ihrer darauf zu fassenden verfassungsmäßigen Entschließung entgegen. Da Sie nur erst vor wenigen Wochen Ihre regel mäßige Tagung geschlossen haben und weitere Regierungs geschäfte, die Ihre Mitwirkung erheischen, zur Zeit nicht vorliegen, gebe Ich Mich der Hoffnung hin, daß Ihre jetzige außerordentliche Zusammenkunft Sie nur kurze Zeit hier festhalten wird und daß Sie bald zu Ihren heimischen Herden werden zurückkehren können. Meine Herren Stände! Wenn wir auch in Zukunft mit vereinten Kräften nach dem gleichen Ziele streben, so wird das theuere Kleinod des gegenseitigen Vertrauens zwischen Fürst und Volk, welches den schönsten Schmuck der Regierung des unvergeßlichen Königs Albert bildete, auch fernerhin unverkümmert bleiben." Nunmehr nahm Se. Excellenz der Herr Staatsminister v. Metzsch die Thronrede aus den Händen des Königs zurück und erklärte im Auftrage Sr. Majestät den außer- ordentlichen Landtag des Königreichs für eröffnet. Hierauf erhob sich König Georg, entblößte sein Haupt und verließ