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Warandt, Aossen, Sieöenteßn und die Hmgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OderhermSdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, ! Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. , Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. !. Dma und Verlag von Marrin Berger in Wüsdrun. — Verantwortlich für die Redaltton Marl!» Berger Sajelbsr. No. S». j Dienstag, den S. August 1902.«1. Jabra. pslitUche Rundschau Unser Kaiser wohnte am Sonntag in Kiel dem Schiffsgoitesdienst bei und empfing den Reichskanzler Grafen Bülow, der ihn auf der Reise nach Rußland, die «in heutigen Montag angetreten wird, begleitet. — An den Vater des mit dem Torpedoboot 42 verunglückten Kapitänleutnants v. Rosenstock richtete der Monarch ein herzlich abgefaßtes Beileidstelegramm. — Die deutschen Gesangvereine Revals wollen Kaiser Wilhelm eineSere- nade bringen. Kaiser Wilhelm gedenkt im Laufe des 4. August Kiel wieder zu verlaffen, um an Bord der „Hohenzollern" die Reise nach Reval zum Seemanöverbesuche beim Kaiser von Rußland auszuführen. Der genannte Anlaß dieser jüngsten Auslandsreise unseres Kaisers wie die «ugenblickliwe Weltlage und die gejammten sonstigen Um stände machen es unwahrscheinlich, daß man in der Kaiser- degegnung von Reval ein Ereigniß von besonders hervor ragendem politischem Charakter zu erblicken hätte. Das selbe bringt vielmehr neben der intimen persönlichen Freund schaft zwischen Kaiser Wilhelm und Czar Nicolaus wohl lediglich die ungeminderte Fortdauer der freundnachbar lichen Beziehungen, welche ihre Reichs schon seit Jahren Wieder miteinander verbinden, zum abermaligen Ausdruck. Ader eben deshalb erhält die Monarchenzusammenkunst von Reval immerhin doch auch ihren politischen Werth, sie läßt die europäische Lage in fortgesetzt befriedigendem Lichte erscheinen, und da sie zudem so glücklich in der Mitte zwischen der Petersburger Reise des Königs von Italien und seinem dcrangenahten Besuche am Berliner Hofe steht, so kann die Kaiserzusammenkunft von Reval getrost als eine neue Bekundung des europäischen Friedens betrachtet werden. In der Zolltarifkommission ging es am Freitag wieder einmal etwas lebhafter zu, im Gegensatz zu den beschaulichen Verhandlungen der unmittelbar vorher statt gefundenen Commissionssitzungen. Denn bei Berathung der Positionen 796, 797, 820 und 821 (Eisenbahnschienen, Eisenbahnachsen, Schrauben, Nieten, Puffer, Wcichentheile n. s. w.) erhob sich eine animirte Auseinandersetzung haupt sächlich über die Schienencartelle, woran die Abgeordneten Bernstein (soz.), Gothein (fr.), Graf Kanitz (cons.), Dr. Arendt (freicons.), Dr. Brumer (nat.-lib.) und Dr. Hahn (Bd. d. Landw.), sowie regierungsseitig Staatssekretär Graf Posadowsky und preußischer Handelsminister Möller theilnahmen. Die Schienencartelle wurden von den Ab geordneten Bernstein und Dr. Hahn lebhaft angegriffen, aber vom Abgeordneten Gothein, vom Staatssekretär Grafen Posadowsky und besonders vom Handelsminister Möller ebenso energisch vertheidigt. Schließlich fanden die ge kannten Positionen unverändert Genehmigung, worauf auch die Positionen 800-805 (Eisenbautheile), 376 (Stahl- laschen für Gase), sowie 806-811 (Schraubstöcke, Spaten, Schaufeln, Heugabeln, Sensen, Sicheln, Sägen) unver ändert nach der Vorlage zur Annahme gelangten. Die nächste Commissionssitzung findet bereits am Montag statt. Das Automobil im Heeresdienst. Je näher die Zeiten der großen Truppenübungen und Herbstmauöver Nranrücken, desto mehr beschäftigt man sich in den mili tärischen Kreisen fast aller Armeen auch mit der Frage M Automobilen und zieht in Erwägung, in welchem Umfange jenes modernste Hülfsmittel der Kriegsführung Während der Manöverzeit auszunutzen und aus die ver- Wedenen Stäbe und Truppengattungen zu vertheilen sei. ^uch darüber werden Ermittelungen angestellt, ob am ^eckmäßigsten nur Automobile zur Personenbeförderung, ^?er auch solche als Lastwagen und als Straßenlokomotiven ^gestellt werden sollen, oder ob sich für alle drei Arten Wchmäßig viel Verwendung werde finden. Unter solchen , mständen erscheint es nicht uninteressant, in einer kurzen Übersicht den Standpunkt kennen zu lernen, den im gegen wärtigen Augenblick die Heeresverwaltungen zur Frage militärischen Verwendung der Automobilen einnehmen. Deutschland standen während der letzten Kaiser- j Manöver 10 Automobile mit Benzinbetrieb von 6 bis l5 Pferdekräften zur Benutzung, deren Geschwindigkeiten je nach dem betreffenden «System zwischen 40 und 65 Kilo meter in der Stunde schwankten und die trotz ungünstiger Witterung ziemlich zufriedenstellende Rejultate ergaben. Ganz besonders traf dies für die zum Personenverkehr bestimmten Fahrzeuge zu, während die Lastwagen in Bezug aus Kriegsbrauchbarkeit noch mancherlei zu wünschen übrig ließen. Aber gerade auf die Verwendung solcher Wagen im Kriege legt die deutsche Armceverwaltung sehr hohen Werih und deshalb hat auch das Kriegsministerium im Verein mit dem Landwirthschaftsministerium ein Preis ausschreiben für eine Vorspannmaschine mit Spiritusmotor ergehen lassen, um dadurch ein Lastfahrzeug zu finden, das auf guten Straßen im Stande sein soll, eine ange hängte Bruttolast von 15000 Kilogramm mit einer mitt leren Geschwindigkeit von 5 Kilometer in der Stunde täglich 70 Kilometer weit zu schleppen. Achnlichen Ten denzen in Bezug auf die Automobilen wie bei uns, huldigt man zur Zeit auch in Frankreich, wo während der ver gangenen großen Herbstmanöver 4 Lastautomobile im Vordergrund des Interesses standen, die 130 Pferde und 64 Militärpackwagen ersetzen sollten. Auch während der diesjährigen Armeemanöver sollen, neben einigen Auto mobilen zur Beförderung von Personen, eine größere Anzahl von Lastmotoren in Dienst gestellt und in Bezug auf die an ihnen vorgenommenen Verbesserungen geprüft werden. Als interessantes Faktum ist hierbei noch zu be richten, daß die französische Kriegsverwaltung mit Spiritus- Automobilen sowohl leichter als schwerer Konstruktion sehr gute Erfahrungen gemacht und die aus den letzten Ver suchsfahrten in der Nähe von Paris zusammengestellten Resultate zur Nutzanwendung bei Neukonstruktionen warm empfohlen hat. Auch inderösterreichisch-ungarischen Armee wendet man in jüngster Zeit den Automobilen ein erhöhtes Interesse zu und zwar sind es auch hier niehr die Lastfahrzeuge, als die leichteren Systeme, die besondere Beachtung finden. Die Erfahrungen, die die italienische oberste Heeresleitung gelegentlich der jüngsten Manöver mit dem Motor gesammelt hat, scheinen recht günstig ge wesen zu sein, denn, wie wir neuerdings hören, bringt das italienische Kriegsministerium augenblicklich umfang reiche Bestellungen an Motorfahrzeugen im Auslande unter und zwar trägt die französische Motorindustrie den Löwen antheil an diesem Geschäfte davon. In Rußland haben schon im Jahre 1876 Versuche mit Fowlerschen undAver- ling-Porterschen Straßenlokomotiven begonnen, die auch mit gutem Nutzen während des russisch-türkischen Krieges Verwendung gefunden haben. Mit eigentlichen Automobilen sind jedoch bis heute keine nennenswerthen Erprobungen im eigenen Lande unternommen worden, obgleich sich Groß fürst Wladimir schon im Jahre 1899 mit der Frage be schäftigte, ob und wie Motorprotzen für die Artillerie mit Vortheil zu verwenden seien. In der zweiten Hälfte des südafrikanischen Feldzuges sind auch von den Engländern Versuche mit Automobilen zum Transport von Lebens mitteln, schweren Geschützen und Munition gemacht worden. Colonel Crompton berichtet über sie, daß, trotzdem die Wege und Straßenverhältnisse in den Freistaaten den Motoren nicht günstig gewesen seien, man mit den Erfolgen außerordentlich zufrieden sein müsse und eine weitere Be schaffung dieser Fahrzeuge nur wünschen könne. Wenn wir zum Schluß noch erwähnen, daß in der Schweiz, in Belgien und in Norwegen das Militärautomobil seit dem Vorjahr erheblich an Bedeutung gewonnen hat und daß für die Herbstmanöver dieses Jahres auch dort ziem lich umfangreiche Versuche mit solchen Wagen bevorstehen, so erscheint der Nachweis erbracht, daß den Fragen der Motorfahrzeuge das weitgehendste militärische Interesse entgegengebracht wird. Ueber den Zeitpunkt der Ankunft des Königs von Italien in Potsdam zum Besuche des kaiserlichen Hofes waren bislang widersprechende Angaben verbreitet. Nun mehr steht es nach einer officiösen Mittheilung der römischen „Tribuua" fest, daß König Victor Emanuel, welcher bei seiner deutschen Reise den Weg über den St. Gotthardt, also durch die Schweiz, nimmt, am Nachmittag des 27. August in Potsdam eintrifft. König Karl von Rumänien ist am Sonntag Nachmittag in Ischl zu einem dreitägigen Besuch beim Kaiser von Oesterreich eingetroffen. Der König reist dann nach dem schweizerischen Curort Ragatz weiter. Diese abermalige Begegnung Kaiser Franz Joseph's mit dem rumänischen Herrscher bekundet mindestens eine weitere Annäherung Rumäniens an Oesterreich-Ungarn und hier mit an den Dreibund, auch wenn jetzt zu Ischl keine be sonderen Abmachungen zu Stande kommen sollten. Immer noch wird eine Ausdehnung des Feldar- beiterstretks im östlichen Galizien gemeldet. Auch ist das in das Ausstandsgcbiet entsandte Militär fortge- setzt gezwungen, gegen die Streikenden wegen Gewalt- thätigkeiten derselben einzuschreiten, z. B. auch im Orte Nieslachow. Im Bezirke Przemysl allein wurden in den letzten Tagen etwa 120 Ausständige verhaftet. Die Königin-Mutter von Spanien sieht sich jetzt, nachdem sie der Regierungsgeschäfte ledig ist, ein bischen die Welt an. Nachdem sie letzter Tage Paris besucht hat, ist sie soeben in Wien angekommen. In der Seinestadt bestieg Königin Maria Christine auch den Eiffelthurm. Oben im Laternenzimmer fragte sie den Erbauer des Thurmes, wo jener professionelle Karikaturist sei, der, wie sie gelesen habe, jedem Besucher auf Ver langen sofort sein Zerrbild liefere. Eiffel antwortete: „Der Mann mußte sein Geschäft aufgeben. Er wurde das Opfer menschlicher Eitelkeit. Man fand ihn allzu boshaft." Darauf sagte die Königin: „Wie schade! Mein Sohn liebt dergleichen so sehr: ich wollte ihm eine Post karte mit meiner Karikatur schicken." Die Königin ver weilte auch in München. In Frankreich läßt sich das radikale Ministerium Cambes in seinem consequenten Vorgehen gegen die Congregationen und deren Anstalten nicht beirren. Am Sonnabend hat das Pariser „Amtsblatt" die Decrete veröffentlicht, welche die Schließung aller jener Anstalten der Congregationen aussprechen, die nicht die Ermächtigung zum Fortbestehen erlangt haben, die sich aber auch weigern, sich freiwillig aufzulösen. Im Ganzen soll es sich bei dieser Maßnahme um etwa 400 Anstalten handeln. Blinder Lärm waren Attentatsgerüchte, die am Sonnabend Spätabend durch Paris schwirrten. Auf den Präsidenten Loubet sollte im Walde von Rambouillet ge schossen worden sein. Und die Wirklichkeit? In Hörweite vom Präsidenten war von einem Wilderer ein Schuß auf ein Wild abgefeuert worden. Das war Alles. Sie lächeln? Uns erging es ebenso. — Aus Erklärungen des Ministerpräsidenten Combes geht hervor, daß das Ver einsgesetz nach wie vor strikte ausgeführt werden wird! Steyn, der ehemalige Präsident des Oranjefreistaates, trifft in diesen Tagen aus Südafrika in England ein. Er gedenkt aber alsbald nach Holland weiterzureisen, wo er, der Schwerleidende, eine Cur zu gebrauchen gedenkt. Der jüngste Grenzkonflikt zwischen der Türkei und Montenegro ist befriedigend beigelegt worden. Die monte negrinische Regierung stimmte den Vorschlägen der Pforte bezüglich der Grenzregulirung und wegen Zahlung einer türkischen Entschädigung an Montenegro zu, allerdings unter gewissen Vorbehalten. Dem bekannten irischen Abgeordneten Lynch, welcher im südafrikanischen Kriege auf Seiten der Boeren ein irisches Corps befehligt hatte, soll deswegen ein förm licher Hochverrathsprozeß an den Hals gehängt werden, denn Lynch ist jetzt unter dieser Anschuldigung dem Ge richt zur Aburtheilung überwiesen worden. Die Engländer thäten aber wahrscheinlich besser, diese Sache endlich „schwimmen" zu lassen, ihre weitere Beitreibung kann unter den Iren nur böses Blut erregen. Der Getreidemarkt. (Berichtswoche vom 25.Juli bis 1. August 1902 nach den Märkten von Berlin, Leipzig, Hamburg und New-Dork.) Die Lage des Geitreidemarktes läßt sich dahin charakterisiren, daß zwar die sichtbaren