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Wochenblatt für Wilsörnf, Tharaud und das Elbthal. Dritter Jahrgang. Freitag, den 10. März 18^3. Iy Mit König!. Sachs. Concession. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Den ti-s-r Wochenschrift erscheint alte Freitage eine Nummer. Der Preis für ven Viert,liahrgang beträgt lii Ngr. B-kanntr mächung-n aller Art werden ausgenommen. Aufsätze, die im nächsten Stück erscheinen sollen, werden ist Tharaud biö Montag Rache mittags 2 Uhr und in WilsLrus bis Montag Abends 7 Uhr angenommen. Auch könne» bis Aiinwoch Mittag -ing-b-nde zue sendungen aus Verlangen durch di« Post an den Druckort befördert werden und in der nächsten Nummer erscheinen. Wir ertniien uns di-s-itun unter den Adressen: „an Lie Redaction Les Wilsdruf-LhamnLcr Wochenblattes zu Wilsdruf (Dresdner Vass, im Haus- des Herrn Stadtrichter Damm-, '1 Treppe) -der: „an die Agentur des WilsdrUpLharandcr Wochenblattes zu Tharand," die Herr Buchbinder Tauscher übernommen bat. In Meißen nimmt Herr Klinki'bt jun. Auftrage und Bestellun gen an. klwaig« Beiträge, welch, d,r Tendenz d-s Blatter entsprechen, sollen stets mit großem Dank- angenommen werden. In Kötzschenbroda nimmt Herr Kaufmann Jässing Bekanntmachungen aller Art an. Lis Mittwoche Mittags bei d-ms-ld,* «ingrhendt Zusendungen erscheinen bereits den nächstfolgenden Freitag im Blatte abgedruckt. Die Redaktion. Die National-Entwickelung Deutsch lands. (Fortsetzung.) Denn wie eS eine Erziehung des einzelnen Menschen gibt, so gibt es eine Erziehung der Völker und Staaten, nur mit dem Unterschiede, daß sie bei ihnen Jahrhunderte braucht, um ein Ergebniß sichtbar zu machen. Mag man nun die Kraft, von welcher diese Erziehung ausgeht, in den Gesetzen des menschlichen Geistes, der Na tur und der Verhältnisse suchen, oder mag man, je nach seiner Ueberzcugung, eine unmittelbare Einwirkung annchmen, so wird man doch immer dasjenige, was man Zufall nennt, ausschließm müssen. Als daher die wichtige Verwandlung des deutsch n Reichs in mehre Staaten durch ge meinschaftliche Übereinkunft aller Betheiligten auf dem Kongresse von Wien fcstgestellt wurde, lag die Nothwendigkcit nicht sowohl in den Privat- Interessen, welche der Wiederherstellung einer deut schen Kaiserkrone entgegen standen, sie lag viel mehr in dem ganzen Gange der Entwickelung Deutschlands und der Nation. Man kann immer mit ziemlicher Gewißheit voraussehen, daß, wenn solche innere Bedingungen zu einer wichtigen Anordnung der Politik nicht gegeben sind, alle Anstrengungen fruchtlos sein werden oder wenig stens keine Dauer versprechen. Um nur ein Bei spiel aus der neuern Zeit anzuführen, läßt sich hier an die staatliche Bereinigung von Belgien mit den Niederlanden erinnern, An einen politischen Gedanken, welchem man, bei dem Blick auf die Vergangenheit und auf das Bcdürfniß Europa's, alle Gerechtigkeit wird wiederfahrcn lassen, dem aber doch, wie die Folge gezeigt hat, die innere Natur der Betheiligten nicht entgegen kam. Wie nun diese Erfahrung der Weltgeschichte sich bei neuen großen Anordnungen der Menschen offen bart, so auch bei den Versuchen zur Wiederherstel lung alter. Denn so vortrefflich sie für ihre Zeit sein mögen, so liegen die Grundbedingungen ihres Bestehens doch eben nur in ihrer Zeit, in den Ver hältnissen derselben, kurz, in dem ganzen Zustande der Nation. Hat sich dieser Zustand seinem innern Wesen nach in allen Beziehungen geändert, so wird eine zurückgeführte alte Form kein Leben verbürgen. Die Burgen z. B., auf deren Ruinen wir so gemüthlich träumen, hat nicht sowohl äußere Gewalt zerstört, als das innere Wesen der Natio nal-Entwickelung. Diejenigen, welche zur Wie derherstellung einer Einheit Deutschlands ihre Blicke auf eine Form der Vergangenheit richten, würden also bei allen guten Absichten und Wün schen einen Zrrthum begehen, den sie in andern Verhältnissen auf das strengste verpönen, Jene