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für -ie Königliche Amtshauptmannschast Meißen, für das sowie für das Königliche Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Nr. 183 Donnerstag den 8. August 1918 77. Jahrg Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite ErWeW AWssMijs ans die MW »MWM Publikum. sich wider die maßlose Vergewaltigung bestialischen Instinkten wird nicht nur Lauf gelassen, anscheinend sollen sie sich anstoben. Ein französisches Wort Ohne die amerikanische Kriegstreiberei wäre di« blutige Auseinandersetzung der Völker auf dem euro> pmscheu Kontinent heute vielleicht abgeschlossen oder den Begmne von Verhandlungen nähergerückt. Mit den Schicksal entlegener Völker treibt anglo - amerikanisch« «Herrschsucht von neuem ein frevelhaftes Spiel, um Brand« zu entfachen, die weite Kulturgebiete der alten Welt aus powern "sollen, um der Diktatur der neuen die Bahn zi bereiten. Teuflische Pläne werden geschmiedet, und di, ganz besondere Spezialität des Präsidenten der Vereinigter Staaten ist es, sie mit den infamsten Mitteln der Wort tunst mundgerecht zu machen. Eine Orgie der FätMum ^und RicderUackU Kirchbach Fachfolger Eichhorns. Kiew, 6. August. Der Nachfolger Gencralfcldmarschalls v. Eichhorn, Neoeraloberft Graf Kirchbach, ist gestern abend hier ein- xetrvsfen und hat sein Kommando übernommen. Günther Graf v. Kirchbach ist 1850 in Erfurt geboren, ,m Jahre 1868 trat er in die Armee, den Krieg gegen Frankreich machte er als Leutnant im Garde-Füsilier- Regiment mit. Im Jahre 1881 wurde er Adjutant beim Generalkommando des 5. Armeekorps, zu dem er nach 25 Jahren als Kommandierender General zurückkehrte. Avril 1911 trat er an die Spitze des Reichsmilitärgerichts als Nachfolger des Generals v. Linde-Suden. Präsident des Reichsmilitärgerichts ist bekanntlich vor weniger Wochen Generaloberst Frhr. o. Lyncker, der bisherige Chef des Militärkabinetts, geworden. im Lande freier an den Fronten ist einnial ge vous irouverer fahren, ein zurechtgemachtes Lügengewebe wird ihm täg lich vorgeführt, keine Revolution der Intelligenz erhebt der Geister, den fallen: Aratlor lv Kuss« et io barbars. Kratze den Russen und du triffst auf den Barbaren. Sitzt heute keiner von den Männern mit dem palmenbestickten Talar in der Sorbonne, den die Nutz anwendung auf Wilsons Kreaturen von heute anregt? Herr Wilson selbst will ja — entgegen der Vorschrift des Gesetzes, das dem Präsidenten verbietet, außer Landes zu gehen — nach der Westfront kommen. Ist die Methode nicht mehr ganz zugkräftig, daß es der persönlichen Re klame bedarf? Fast scheint es so! Und das alles leistet dieser Mann Mt dem Gebetbuch in der einen, dem Sprachrohr in der arideren Hand; der frömmelnde augenverdrehende Aufblick zum Himmel, du Salbung im Munde dieser aller Gerechtigkeit baren Politii sind Gotteslästerungen, aber der Wilsonismus kennt seiv Wilsonismus. Wenn zwei Völker in Kriegszustand untereinander geraten, so ist es in manchem nicht anders, als wenn zwischen Einzelpersonen Fehde auf Leben und Tod aus bricht. Sie liefen vordem nebeneinander her, sie waren vielleicht sogar miteinander befreundet, da kommt die Stunde der Wandlung und damit an Stelle aller anderen Gefühle nur noch das eine Bestreben, den andern zu ver nichten, zu fesseln. Es kann niemanden weitsr in Erstaunen oder Befremden setzen, wenn mit allen offenen und ge heimen Mitteln der Kriegführung Tod und Verderben hinüber- und herübergetragen wird. Kampf ist Kampf und Recht behält eben der Sieger. Und doch könne, so seltsam die Wahrnehmung sein mag, auch in dem inferna lischen Getöse des Trommelfeuers an den Fronten ge wisse Stimmen der Moral und Logik nicht ganz zum Schweigen gebracht werden. Gereicht es dem „Kultur philister* zum Lobe oder "zum Tadel, wenn er in seiner Umstellung nicht die gleiche Schnelligkeit entwickelt wie die mobilgemachte völkische Wehrkraft? Die Frage bleibe« offen. An den Grundzügen des deutschen Wesens möchte man es aber vielleicht nicht missen, daß sittliche Hemmungen in höherem Maße die Zerbrechung der Friedenstraktate überdauern als dies bei andern Nationen der Fall ist. Das Schwert zur Abwehr wird dadurch nicht stumpfer und den Arm, der es führt, kann das gute Gewissen des Kämpfers nur stählen. Man kann in Entrüstung und Tumult geraten, wenn bei den Gegnern die gegenteilige Erscheinung in ab stoßenden Handlungen sich zeigt; man kann dafür sein, daß der Gleichmut der weltphilosophischen Verachtung am Matze sei, wenn mit den Stinkbomben einer zügellosen Verleumdungssucht der deutschen Kriegführung das an gedichtet wird, was in Wahrheit als ein fortzeugend Ungeheuerliches gebärendes Verbrechen an Ler gesamten Kulturmenschheit — verübt von gallisch - britisch - amerika nischen Machthabern — dereinst vor den Richterstuhl der Geschichte gehört. Zwischen diesen beiden Entschlüssen und Regungen liegt eine andere Hantierung, zu der die Wappnung mit der Ruhe des Profoßen ausreicht: Der Öffentlichkeit muß stets wieder von neuem das durch und durch unaufrichtige und heuchlerische Gebühren des Mannes gezeigt werden, der als der Diktator des euro päischen Völkerringens heute die Verantwortung für dessen Verlängerung zumeist trägt. Das Verbrechen der Methode gehört an den Pranger. Was der Präsident Wilson aus dem Charakterbild seines eigenen Volkes macht, könnte die Welt vorläufig kühl lassen. Das amerikanische Volk ist kein einheitlicher Begriff. Wie sich die europäische Kulturwelt zu der amerikanischen stellte, daran ist seit Kriegsausbruch oft erinnert worden; deutsche Untersuchungen und Studien, deutsche Stimmen aus Kreisen der Politik und der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Kunst haben sich in wohlwollendem Urteile langer Jahrzehnte mit der be sonders gearteten Kultur des Völkergemischs überm großen Wasser befaßt. Heute bring! es ein einzelner Gewalt haber, gestützt von der Mehrheit des britischen Stammes- einschlages, fertig, daß man draußen — und nickt nur im deutschen Reiche — zu einer Revision der Gesinnung schreiten, daß man sich fragen muß, ob die Firnisschicht Wer der ganzen amerikanischen Staats- und Kulturmoral denn wirklich nur ein dünner SchanLdeckel gewesen sei. Dieses gepriesene Volk der Freiheit darf heute kaum ein Wort von den wirklichen Vorgängen in der Welt er Me postanstallen, Postbolen sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der BeförderungSeinrichtungen — Hal der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung »der Nachlieferung der Zeilung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Ferner hat der Inserent in den obengenannten Fasten keine Ansprüche, falls die Achtung verspätet, In beschränktem Umfange oder nicht erscheint. / Sinzel- »crloufsprchs der Nummer ra pfg. / Zuschriften find nicht persönlich zu adressieren, s-ndern an den Verlag, die Schrlstleitung oder die Geschäftsstelle. / Anonyme Zuschriften bleiben unberücksichtigt. / Berliner Vertretung: Berlin SW. 4S. Mmmfchastsmangel der amerikanischen Handelsflotte. Das Liverpooler „Journal of Commerce" weist neuer dings auf die großen Anstrengungen hin, die man in den Vereinigten Staaten macht, um Mannschaften für die stark wachsende Handelsflotte zu bekommen. Es sei eben eine allbekannte Tatsache, meint das Blatt, daß der echte Amerikaner keine Neigung für das Seeleben besitze. Dgs sei in einer nationalen Krisis, wie sie gegenwärtig herrsche, ein Unglück. Doch man dürfe die Hoffnung auf Über windung der Schwierigkeiten nicht sinken lassen. Frankreichs Einsatz an der Marne. Bis zum 2. August waren an der Kampffront zwischen Nisne und Marne eingesetzt 47 französische, 8 amerikanische, 4 englische und 2 italienische Divisionen, also zusammen 61 Divisionen. Rechuet man dazu noch in der Cham pagne weitere 18 französische Divisionen, so ist damit me Hälfte der französischen Armee eingesetzt. Die englische Kampffront ist um eine Divisionsbreite zugunsten der Franzosen nach Süden verschoben worden. Der Deutsch-englische Gefangenenaustausch. Wie der „N. R. C.' meldet, wird der Gefangenem austausch zwischen Deutschland und England jetzt wieües ausgenommen. Außer den Zivilgefangenen und Ver wundeten werden alle ausgetauscht, die 18 Monate odsi länger in Gefangenschaft gewesen sind. Auf beiden Seiler beträgt die Zahl der Auszutauschenden etwa i30 00l Personen. Die Austauschtransporte werden bis zun Oktober fortgesetzt, dann wird eine Pause bis zum Mona März eintrelen, da wegen der Minengefahr und der in Oktober einsetzenden Stürme die Fahrt zu gefährlich ist Es wird beabsichtigt, statt der bisher fahrenden dre Schiffe sechs in den Dienst zu stellen. Unsere ostafrikanischen Helden. Reuter meldet aus London amtlick: Die feindliSer, Streitkräfte unter General v. Lettow-Vorbeck bewegtest sich trotz schwerer Verluste und Krankheit bis Anfang Juli in südlicher Richtung durch Mozambiaue und durch du Länder von Rarag und Licungo. Sie zerstörten bzw. er oberten bei diesem Vormarsch Vorräte an Gummi unk anderen Erzeugnissen auf den portugiesischen Plantagen, Am 1. Juli erreichten sie Nhamacurra und begegnete« dort einer kleinen Schar von portugiesischen und britischen Truppen. Es kam zu dreitägigen Kämpfen. Schließ' lich gelang es den Deutschen, in waldiger Gegend Deckung zu finden und später in nördlicher Richtung fick zurück, zuziehen. Auch bei Ocira Tibe und Namirrue versuchten kleine britische Abteilungen die deutsche Hauptmacht fest- zuhalten, aber vergebens. Die „Times' bemerkt dazu^ daß Lettow-Vorbeck sich drei Monate auf portugiesischem Gebiete befunden habe; er habe über 500 Meilen zurückgelegt, und zwar unter starker Verfolgung. Sein Streifzug an die Küste von Guilimane, 80 Meilen nördlich von Delta Zamer ent fernt, bezweckte offenbar, seine Lebensmitteloorräte aufzu füllen. - . «"d. Umgegend. Erschein« seit dem Jahre »»4». H s— 4 o «Hk L , , S.YLLL",L !s s k nicht der Empfänger innerh. S Tagen, vom NcchnungStage an. Widersprucherhebt. Königliche Amisgericht un» den Siadtrat zu Wilsdruff Zoestrentamt zu Tharandt. Sieben russische Jahrgänge mobilisiert! Berlin, 6. August. Ein Radiotelcgramm meldet, daß die russische Sowjet- -egicrung beschlossen hat, sämtliche Jahrgänge von L8S1 bis i8t»7 der großrussischen Provinzen uuter die Fahne« 1» bernsen. Ferner wird über eine in der neuen Zeitung „Mir' soeben veröffentlichte GeheimdepesWe von 20. Juni 1917 des damaligen Kriegsministers Kerenski an den Minister des Äußern Terestschenko berichtet, Kerenski beklagt sich darin, daß die Verbündeten Rußland größtenteils untaug liche Geschütze geliefert hätten, 35 °/« der Geschütze hätten ein zweitägiges Feuer mittlerer Stärke nicht ausgehalten. Tronki über den Fall von Archangelsk. In Moskau wird nunmehr auch amtlich bekannt- gegeben, daß Archangelsk von den Engländern besetzt worden ist. Kriegstommissar Trotzki veröffenticht aus diesem Anlaß einen Befehl, in dem er den zeitweiligen Verlust von Archangelsk der mangelnden Verantwortlich keit der örtlichen Sowjets zur Last legt. Sie hätten sich beim ersten Herannahen der Gefahr davongemackt, indem sie die Rettung ihres Lebens als wichtigste Aufgabe ange sehen hätten. Derartige Subjekte hätten nichts mit der Revolution gemeinsam. Solche Leute seien Verräter und mit dem Tode zu bestrafen. Trotzki befiehlt, sofort alle die jenigen Sowjetmitglieder der Stadt Archangelsk W ver haften, die laut zuverlässigem Material als Deserteure zu betrachten und als solche dem Reoolutionstribunal zu übergeben seien. Tie gefangenen Gemeinderäte in Wladiwostok. Die „Times' berichten aus Wladiwostok, daß die neu gewählten in der Mehrheit befindlichen bolschewistischen Gemeideräte sich im Gefängnis befinden und daß sie auf Anordnung der Alliierten und der Tschecho-Slowaken nicht freigelassen werden. Der Sturz der Regierung des Generals Horwath soll unmittelbar bevorstehen, da die Alliierten ihn nicht mehr unterstützen. Französischer Journalist verhaftet. Der Hauptvertreter des Pariser „Temps', Ludovic Naudeau, wurde am 1. August von den Äolschewiki in Moskau verhaftet. Der französische Generalkonsul ver wandte sich vergebens für ihn. Naudeau soll hestig Stellung gegen den Moskauer Volksrat genommen haben. Eröffnung -er Berliner Modewoche. Berlin, 6. August. „ Die vom Verband der deutschen Modeindustrie ins Leben gerufene Berliner Modewoche wurde mit einer glänzenden gesellschastlicken Veranstaltung im Zoologischen Garten eröffnet. Erschienen waren Vertreter der Ministerien, der Kriegsausschüsse, der deutschen Bundesstaaten, der verbündeten und neutralen Staaten usw. In einer Be grüßungsrede wies der Vorsitzende Geheimrat Dr. Jessen darauf hin, daß die Modewoche zeigen soll, wie der deutsche Schaffenswille auch im fünften Kriegsjahre nicht erlahmt fei. Unter den verschiedenen Reden wurde be sonders beachtet die des dänischen Gesandten Grafen Moltke, der seiner Bewunderung vor der kulturellen Kraft des deutschen Volkes Ausdruck gab und sein Glas der deutschen Frau brachte. Dr. v. Laber vom deutsch-niederländischen Wirtschafts- bnnd führte aus, es könne kein Zweifel fein, wo der Platz der kleinen Nationen fei, hier, wo mau mit allen Kräften an dem Wiederaufbau der Weltwirtschaft arbeite, oder dort, wo man sie mit allen Mitteln lahmzulegen sucke. - Insbesondere das niederländische Volk, das Gut und Blut für die Freiheit der Meere eingesetzt habe, wisse, wo in solchem Streite sein Platz sei. Auch diese Rede wurde mit stürmischem Beifall ausgenommen. Künstlerische Darbietungen und eine Festtafel bildeten den Abschluß des eindrucksvollen Abends. Der Besuch der Modewoche aus Deutschland ist über raschend stark und übersteigt mehrere Tausend Einkäufer. Aber auch das neutrale Ausland hat sein Interesse durch Entsendung von über 500 Besuchern bekundet, so sind Vertreter Osterreich-Ungarns, der Schweiz, aus Polen, Finnland, den skandinavischen Staaten und Holland er schienen. Vie soziale Lage cies amerikanischen Arbeiters. wenn man im Frieden von Amerika sprach, so war man gewohnt, das Land, das man als das Paradies der persönlichen Freiheit ansah, zu loben und als Vorbild hin- zustell-n. Das lag vielleicht zum großen Teil an dem