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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. 88. Freitag, den 7. November 1873. j-, > 1.,.,^.^.,.^ .... I.—. . »l.—.^tM. - . > 1. Bekanntmachung. Es ist zur Anzeige gekommen, daß sowohl der vor dem Schulgebäude gelegene der Schulgemeinde gehörige Raum wie der Schulgarten von hierzu Unbefugten benutzt werden. Es können derartige Beeinträchtigungen der natürlichen Freiheit städtischer Grundstücke nicht gestattet werden und wird in Wiederholungsfällen derartigen Gebarens gegen die Betreffenden vorgegangen werden. Wilsdruff, am 4. November 1873. Der Stadtrath. Bürgermeister Adv. Ernst Sommer. Die Stücke 15 und 16 des diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen — letzte Absendung am 1. No vember 1873 — enthalten: No. 113. Bekanntmachung, die Aufhebung der Gerichtsämter Moritzburg und Geyer betreffend; vom 1. Octobcr 1873. Ito. 114. Decrct wegen Concessionirung der Eisenbahngesellschaft Erfurt-Hof-Eger; vom 27. September 1873. No. 115. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenthum zu Erbauung einer von Erfurt über Saalfeld, Schleiz, Schönberg nach Weischlitz nebst Zweigbahnen von Hettstedt nach Stadt Ilm und von Schwarza nach Königsee zu führenden Eisenbahn betreffend; vom 27. September 1873. No. 116. Verordnung, den Transport von Strahenlocomotiven betreffend; vom 26. September 1873. Ro. 117. Verordnung, Ernennungen für die erste Kammer der Ständeversammlung betreffend; vom 10. October 1873. No. 118. Bekanntmachung, die Richtungslinie der Chemnitz-Aue- Adorfer Eisenbahn betreffend; vom 6. October 1873. No. 119. Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebes auf der Staatseisenbahnstrecke von Löbau »ach Ebersbach betreffend; vom 15. October 1873. No. 120. Verordnung, daS Ausschreiben der katholischen Kirchenanlage betreffend; vom 13. October 1873. No. 121. Bekanntmachung, die Ausgabe verzinslicher Schatzanweisungen im Betrage von 5 Millionen Thaler betreffend; vom 17. October 1873. No. 122. Bekanntmachung, die Zollrcgieeinrichtungen auf der Südlausitzer Staatsbahn und auf der von Ebersbach nach der Löbau-Zittauer Staatsbahn, in der Richtung auf Löbau, erbauten Zweigbahn betreffend; vom 25. October 1873. No. 123. Bekanntmachung, dem landwirthschaftlichcn Spar- und Vorschußvereine für Großenhain und Umgegend in Großenhain bewilligte Stempelbefrei ungen betreffeud; vom 20. October 1873. Gedachte Stücke des Gesetz- und Verordnungsblattes liegen 14 Tage lang in hiesiger Naths-Expedition zur Einsicht aus. Wilsdruff, am 5. November 1873. Der Stadtrath. Bürgermeister Adv. Ernst Sommer. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 6. November 1873. Wie uns mitgetheilt wird, wurde am vorigen Dienstag bei einer Jagd der prinzliche Jäger Wrsesinsky zu Klipphausen ohne sein Verschulden ins Auge geschossen, so daß seine Unterbringung ins Au genklinik nach Dresden nothig wurde. — Wir sind gebeten, aus das im hiesigen Schießhaus aufgestellte mechanische Theater aufmerksam zu machen und zu dessen zahlreichem Besuche aufzumuntern, was wir hiermit gethan haben wollen. Eine der ersten Handlungen Sr. Maj. des Königs Albert nach Antritt der Regierung war, wie die „Dr. N." erfahren, die Ueber- gabe des von ihm bisher geführten Commandos des 12. Armeecorps zur interimistischen Verwaltung an seinen kgl. Bruder Georg. Die definitive Besetzung dieses Commandos erfolgt auf Grund des Ver trags zwischen Preußen und Sachsen durch Se. Majestät den deut- fchcn Kaiser. Voraussichtlich überträgt Kaiser Wilhelm dem Prinzen Georg das Commando, das dieser bereits im Kriege geführt, auch für den Frieden. Wie mitgclheilt wird, werden gemäß einer Verordnung der kaiser lichen Oberpostdirection die Postbeamten ebenfalls während der Landes trauer die für Staalsdiencr vorgcschriebenen Traucrabzeichcn anlegcn. — Schaufuß lebt! — aber in Amerika. Ein in diesen Tagen Dresden angelangter Brief aus New-Dork meldet, daß ein erst turzlich von Dresden angekommencr Herr Ernst Schaufuß dort bei dein Briesschreiber, der Restaurateur ist, allabendlich verkehre. Lj? kann dies der Beschreibung nach kein Anderer, als der verflossene chsandlciher und Bankdinctor sein. (D. N.) Lausjgk, 2. November. In der vergangenen Nacht brannte ""Dorfe Buchheim die Scheune des Gutsbesitzers Müller nieder. Außer zahlreichen Futtervorrüthen ist auch ein Pferd mit verbrannt. Der genannte Müller wurde von der Gendarmerie wegen Verdachts der Brandstiftung verhaftet. Mit Bezug auf den bereits früher erwähnten schändlichen Mord, welcher am 21. Octobcr in der Nähe von Lausigk an dem Milch mädchen des Ritterguts Lauterbach, Ida Heßler, verübt worden rst, macht die königliche Staatsanwaltschaft zu Borna bekannt, daß für die Entdeckung des Urhebers eine Belohnung von 200 Thlr. zu- gesichert wird. Posen, 31.October. Der „Sp.Ztg." schreibt man: Die Unter schlagungen im hiesigen deutschen Vorschußverein haben hier ungemei nes Aufsehen erregt. Allem Anscheine nach war die Geschäftsführung in den früheren Jahren eine solide, auch galt der Verein bei seiner ruhigen und stetig fortschreitenden Entwickelung für einen Musterverein. Im Laufe von 12 Jahren stieg der Umsatz auf 2'/- Millionen Thlr. Leichtsinnige Spekulationen scheinen die Leiter, Cassirer Hugo Gerstel und Procurist Feldmann, zur Unredlichkeit verleitet zu haben. Es wurde zwar bekannt, daß beide Persönlichkeiten an der Börse spielten und Geld verloren hatten, aber an großartige Unterschlagungen dachte Niemand. Erst seit acht Tagen verbreiteten sich böse Gerüchte, haupt sächlich deshalb, weil der Verein seinen Verbindlichkeiten nicht nach kommen konnte. Einige auswärtige Vorschubvereine, die Cenlralbank für Genossenschaften und die königliche Bank zu Posen beschränkten plötzlich den Credit und cs wurden zahlreiche Wechsel protestirt. Nun mehr drängten die Mitglieder zu einer außerordentlichen Generalver sammlung. Die äußerst stürmische Versammlung wurde indessen durch die Erklärungen der Geschäftsführer, daß Alles in bester Ordnung sei, ruhiger und wählte eine Nevisiouscommission aus hiesigen geachteten Bürgern. Die Bilanz wies einen Ueberschuß von mehreren tausend Thalern auf; bei der Prüfung der einzelnen Posten entdeckte man in dessen Radirungen und stellten sich allmählich zahlreiche Fälschungen heraus. Zwölf Fälle waren bis heute bereits entdeckt und wurden der Staatsanwaltschaft übergeben. In Folge dessen wurden Gerstel und Feldmann verhaftet. Letzterer foll bereits geständig sein und behaupten, der Verführte zu sein. Die wahrscheinlich, langwierige, mit Energie geführte Untersuchung wird jedenfalls das richtige Ver-