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Wochenblall für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsölait für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. .1/ 74. 1873 Freitag, den 19. September Die Stücke 13 und 14 des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1872 — letzte Absendung am 22. Juli 1872 — enthalten: No. 101. Verordnung, die ärztlichen und Pharmaceutischen Kreisvereine betreffend; vom 29. Mai 1872. No. 102. Bekanntmachung, die Bewilligung einer von dem Vorschußvereine für Altenberg und Geising eingetragener Genossenschaft, erbetenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend ; vom 14. Juni 1872. No. 103. Bekanntmachung, die Richtungslinie der südlausitzcr Staatseisenbahn betreffend; vom 20. Juni 1872. No. 104. Verordnung, die Expropriation von Grundcigcnthum behufs der projectirtcn Hafen- und Quaianlage nebst Niederlagsgebäude auf dem rechten Elbufer unterhalb der hiesigen Maricnbrücke betreffend; vom 25. Juni 1872. No. 105. Verordnung, die Abtretung von Grnndcigenthum zur Erbauung einer Staatseisenbahn von Pirna nach Radeberg betreffend; vom 25. Juni 1872. No. 106. Bekanntmachung, die veränderte Eintheilung der beiden Jnspcctionsbezirke für Maschinenvcrsicherung betreffend; vom 28. Juni 1872. No. 107. Bekanntmachung, die Bewilligung einer in dem Regulative für die Sparkasse zu Wolkenstein enthaltene» Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend; vom 20. Juni 1872. No. 108. Bekanntmachung, die Richtungslinie der Hainichen-Roßweiner Eisenbahn betreffend; vom 29. Juni 1872. No. 109. Bekanntmachung, die Bestellung der Postanweisungen und der zugehörigen Geldbeträge betreffend; von: 1. Juli 1872. No. HO. Bekanntmachung, die Richtungslinie der südlausitzer Staatsciscnbahn betreffend; vom 28. Juni 1872. No. 111. Bekanntmachung, die Bewilligung einer im Regulative der Sparcasse zu Weißenberg enthaltenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend; vom 27. Juni 1872. No. 112. Bekanntmachung, eine neue Anleihe des Zwickauer Brückenbcrg-Steinkohlenvcrcins betreffend; vom 1. Juli 1872. No. 113. Gesetz, die Aufhebung der gesetzlichen Vorschriften, insoweit sie sich auf chaussee- und brüxkenpolizeiliche Vergehen beziehen und überhaupt zur Zeit noch in Geltung find, betreffend; vom 2. Juli 1872. No. 114. Bekanntmachung, die neue Telegraphen-Ordnung für das deutsche Reich betreffend; vom 3. Juli 1872. No. 115. Verordnung, den Verkehr auf den öffentlichen Wegen betreffend; Vom 9. Juli 1872. No. 116. Verordnung, die Befreiung des zu laudwirthschaftlichen und gewerblichen Zwecken bestimmten Salzes von der Salzabgabe betreffend; vom 12. Juli 1872. Gedachte Stücke des Gesetz- und Verordnungsblattes liegen 14 Tage lang in hiesiger Naths-Expedition zur Einsicht aus. Wilsdruff, am 18. September 1873. Der SLadtraLH. Bürgermeister Adv. Ernst Sommer. Bekanntmachung. Der hiesige diesjährige Herbstmarkt wird nicht, wie irrthümlich in einigen Kalendern angegeben ist, vom 22. dieses Monates an abgehalten, vielmehr über die Tage der Abhaltung desselben von uns noch besondere Bekanntmachung erlassen werden. Wilsdruff, im September 1873. Der Stadtrat h. Bürgermeister Adv. Ernst Sommer. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 18. September 1873. Außer einem vom Adv. Kuntzsch in Dresden herausgegcben kon servativen Blatte „Der Patriot" soll in der nächsten Zeit auch in Leipzig noch ein conservativcs Organ erscheinen. Dasselbe wird, wie die „Dr. N." hören, den Namen „Deutsche Rcichszeitung" sichrem (Es ist nur gut, daß bei dem Krieg, den die Partcihclden in ihren Organen führen, selten einmal Blut fließt.) — Nach den bis jetzt vorliegenden Berichten über die Landtags- wahlcn, scheinen die Candidaten der Fortschrittspartei den Sieg über die von konservativer Seite ausgestellten Candidaten davon zu tragen. Jedenfalls haben die Conservativen den Fehler begangen, daß sie weist höhere Staatsbeamte als Candidaten aufstellte; sollte diese Par iei keine anderen tüchtigen Männer unter sich haben? Leider ist die Betheiligung an der Wahl an vielen Orten eine sehr flaue gewesen, Was wir wahrlich nicht bewundern, denn wer in den letzten vierzehn Tagen die größeren Zeitungen gelesen, der wird einen Ekel in der Art und Weise gefunden haben, wie man dort den Candidat der Wien Partei in den Himmel zu heben suchte, während man den der andern Partei nach allen Seiten hin verdächtigte und in den Schmutz hcrabzuziehen suchte. Und von diesem tadelhaften Gebühren mnn keine Partei freigesprochen werden. In Dresden ist vor einigen Tagen die altrcnommirtc Lottcric- Hauptcollection von S. G. Wallerstein und Sohn, Inhaber Isidor Wallerstein, infolge unglücklicher Börsen-Spekulation insolvent ge worden. Die königliche Lotterie-Direktion macht bekannt, daß die Spielintcreffentcn dieser Hauptcollcclion sich an den Hauptcollecteur Anton Wallerstein jun. zu wenden haben. Die „Dr. N." bringen folgende Notiz über erfolgte Zahlungs einstellung der Dresdner Filiale des Thüringer Bankvereins: Daß der Direktor und der Buchhalter dieses Geld-Instituts von Dresden abgereist sind, steht fest, aber — wohin? ist zur Zeit unbekannt. Am Donnerstag früh machte der Buchhalter dem Direktor die Mit- theilung, daß die Filiale zahlungsunfähig sei und sich die Sache nicht länger Hinhalten lasse. Es wurde rasch eine Anzeige an das königliche Handelsgericht aufgesetzt, welche der Buchhalter persönlich abgcbcn zu wollen erklärte: „Nehmen Sie mich da gleich mit!" er widerte der Direktor. Gesagt, gethan. Beide verließen den Schau platz ihrer bisherigen Wirksamkeit mit dem Schreiben; dasselbe ist jedoch noch nicht abgegeben, und wohin sich die freiwilligen Brief träger mit dem Briefe gewendet, weiß zur Zeit noch Niemand. Der Fall erregt in der Geschäftswelt das größte und peinlichste Aufsehen. Noch liegt die Zeit nicht so fern hinter uns, daß die Aktien des Thüringer Bankvereins auf 250 hiuaufgetrieben wurden; heute be leidigt inan Jemand, wenn man sie ihm für 12 anbietct. Schlimmer fällt ins Gewicht, daß die Filiale noch bis in die letzte Zeit das Publikum aufforderte, ihm Spareinlagen anzuvertraucn. Es wurden 5 Procent Zinsen geboten. Wie viele Leute mögen da um ihr Geld gekommen sein? Inwiefern sich der Fall zu einer staatsanwaltschaft- lichcn Untersuchung eignet, ist noch unentschieden. An mehreren Straßenecken Leipzigs war infolge der Wahl- bcwcgung ein (geschriebenes) Plakat angehcftct, welches (nach einem der „D. Ä. Z." im Original überbrachten Excmvlare) so lautet: