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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, 1868. Dienstag, den 28. Juli Siebenlehn nnd die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff nnd den Dtadtrath daselbst. Bekanntma ch n n g. Die Beurlaubung des Bezirksarztes Nr. ffI»N»ert zu Tharandt und dessen Stellvertretung betreffend. Daß dem Bezirksarzt vr. Mahnert in Tharandt auf die Zeit vom 3. August bis 5. September dieses Jahres Urlaub crthcilt worden ist und dessen Stellvertretung der Gerichtswundarzt Nr. NAvU, NiQZ»r») ir daselbst in bezirks- und gerichtsärztlichcn Angelegen heiten wälmnd dieses Urlaubs übernehmen wird, wird hiermit bekannt gemacht. Dresden, am 17. Juli 1868. Königliche Krcisdircction. gcz. von Weber. Stenz. Tagesgeschichte. .. Wilsdruff, den 27. Juli. Bezüglich dessen, was in No. 44 d. Bl. über die Abhaltung der kirchUch.cn Feier des hiesigenZweigvcreins dcrGustav- Adolph-Stiftung gesagt ist, mag zur Erklärung und resp. Berich tigung Folgendes erwähnt werden: Als bci der am 1. Juli d. I. abgehaltenen Versammlung die Lahl des Lrtes, wo diesmal die kirchliche Feier abgehalten werden solle, zur Besprechung kam, wurde auch Sora mit in Vorschlag ge bracht. Lie sehr nun auch die hübsche Lage des Ortes inmitten des Zweigvcreins und das freundliche Entgegenkommen von Seiten der Gemeinde dafür sprach, so wenig versprach man sich doch von der bekannten Gesinnung des Herrn Pastor Jehcbcr. Da indes; von an derer Seite bemerkt wurde, derselbe Herr Pastor Jchcber habe früher einmal geäußert, daß er gegen eine Abhaltung der fraglichen Feier m der Kirche zu Sora nichts haben würde, so wurde beschlossen, die^kirchliche Jahresfeier des hiesigen Zweigvereins dcrGustav- ädolph-Stiftung in Sora und, wenn eine abschlägliche Antwort von Seiten des Herrn Pastor Jeheber wider Erwarten erfolgen sollte, Eventuell in Blankenstein abgehalten werden soll, und zwar am 13. ^cptbr. d. I., wobei Herr Pastor Schmidt die Festpredigt überneh men wird." Es kommt also der hiesige Zwcigverein, zu dem eben sora ohne den Herrn Pastor Jeheber auch gehört, deshalb durchaus nicht in Verlegenheit, es braucht nicht erst ein anderer Ort gesucht zu werden, da derselbe bereits im Voraus bestimmt ist. Mögen nur recht Viele ihre freundliche Gesinnung gegen den Verein da- buc^ bethätigcn, daß sie recht zahlreich der Jabresseier in Blanken- nnn beiwohnen. Vorige Woche versuchte in Dresden sich ein in der Gerbergasse wohnender Eigarrenarbeiter mittelst Kohlendämpfen zu tödtcn. Der selbe hatte zu diesem Zwecke Kohlen in den Spucknapf gethan und mchc in seinem wohlverschlossenen Zimmer angebrannt. Die Nach varn wurden indeß durch den aus dein Zimmer hervordringenden -nauch aufmerksam, öffneten das Zimmer und hinderten so den Un- Aualichm an der Ausführung seines Vorhabens. Derselbe war je- och durch die Dämpfe hereits so angegriffen, daß sich seine Untcr- vnngung im Krankenhause nöthig machte. Vorige Woche schlug der Blitz im Dorfe Pölbitz bei Zwickau in rn Giebel eines Wohnhauses, zersplitterte einen Sparren vollständig , fuhr durch alle Stuben und Kammern, wo er Putz und Ziegeln vcn Wänden riß und 24 Fensterscheiben zerschmetterte. Vom Stock ist der Strahl dann ins Parterre gedrungen, hat in der ^chlafkammer 2 Kinder, jedoch ohne dieselben zu verletzens aus den Men geworfen und in der Wohnstube den Hausbesitzer, der beim llm faß, betäubt, sowie das ganze Haus mit Dampstmnd Scbwefcl- geruch erfüllt. In Wurzen hat sich am 21. Juli der 22 Jahr alte Soldat Astmann erschossen, höchst wahrscheinlich aus Furckt vor einer w drohenden Bestrafung. . Am I. August findet abermals eine von der Direktion derMag- ourg..Leipziger Eisenbahngcscllschaft veranstaltete Ertrafahrt von nach Helgoland statt. In Oschatz wurde vom Bezirksgericht der Handarbeiter Ernst Moritz Stelzner wegen Brandstistung zu 15 Jahren Zuchthaus ver- urtheilt, weil er in den Stall- und Seitengebäuden des Rittergutes Casabra am 17. Juni Feuer angelegt und dadurch das Gebäude cinäscherte, um seinem Aerger über die geringen Erfolge seiner Bet telgänge im Dorfe Casabra Luft zu machen. Hof, 15. Juli. Heute sind hier 8 Wohnhäuser und 32 Scheu nen niedergcbrannt Wie der „V. Z." mitgetheilt wird, bereitet sich eine Sinke der Berliner Bäckergesellen vor. Dieselben haben bereits 5 Versamm lungen abgchalten, um die an die Meister zu stellenden Forderungen zu formuliren. In der 5. Versammlung, an welcher mehr als 800 Gesellen sick betheiligt haben, sind folgende Punkte angenommen worden: 1) Beseitigung der Nachtarbeit und Festsetzung der Arbeits zeit von früh 4 bis Nachmittags um 5 Uhr. 2) Beseitigung der Einrichtung, welche die Gesellen nöthigt, im Hause ihrer Meister zu schlafen und zu essen. 3) Erhöhung des Lohnes. Diese Forde rungen sind am Freitag dem Obermeister Stolzenberg übergeben worden. Die Frankfurter haben eine Deputation nach Ems an den König geschickt mit einem Gutachten, welches sich über die Trennung des städtischen von dem staatlichen Vermögen der ehemaligen freien Reichs stadt ausspricht. Die Herren schilderten bei dieser Gelegenheit auch die gedrückte Lage Frankfurts und namentlich soll auf den König die Bemerkung, „es müsse seinem landcsväterlichcn Herzen doch wehe thun, wenn es einst heißen würde, der Verfall, der einst so blühen den Stadt datire von dem Tage an, wo Frankfurt in den Besitz Preußens gelangt sei" einen sichtbaren Eindruck hcrvorgebracht haben. Uebrigens soll das Appcllationsgericht in Wiesbaden nach Frankfurt verlegt werden, worüber die Nassauer außer sich sind. Einer Privatnachricht aus Lingen (Stadt im Hannöverschen an der Ems gelegen) entnehmen wir, daß in der dortigen Gegend seit zwei Monaten kein Regen gefallen ist. Infolge der hierdurch entstandenen entsetzlichen Trockenheit kommen daselbst Krankheiten al ler Art zum Vorschein. Die Ernte dürfte sehr mittelmäßig ausfal- lcn. Binnen vierzehn Tagen war in der Stadt Lingen sieben Mal großes Feuer, so daß auf Anordnung der Behörden Tag und Nacht starke Wachen bei den Spritzen gehalten werden müssen. Durch die Funken einer Locomotive entzündet, ist in den Haiden und Torfmoo ren zwischen Meppen und Lingen ein bedeutender Brand ausgebro chen, der die Stadt Lingen ernstlich bedroht. Dicht vor der Stadt hat man einen breiten Graben gezogen, um das Fortschrciten des Elementes zu hemmen. Der „Wests. Merkur" bestätigt diese Nach, richten, die Haide und das Moor brennen im Umfange von 4 Mei len und es seien von Lingen Mannschaften und Löschwerkzcuge per Extrazug nach Meppen abgcschickt. Am 22. August treten sämmtliche österreichische Landtage zu sammen. Die Trennung der Verwaltung von der Justiz ist nun auch in Oesterreich durchgeführt. Jedes einzelne Land des österreichi schen Staates dicßseits der Leitha ist in Bezirkshauptmannschaften eingetbeilt. Böhmen zählt solcher 89. Wie Wiener Blätter mittheilen, hat der Festausschuß des drit ten deutschen Bundesschießeus eine große Anzahl Einladungen au