Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. vierteljährlicher Pränumerationspreis 10 Ngr. — Jnsertionsgebühren für den Naum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf. — Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 58. Areitag, den 11. September 1868. Bekanntmachun g. Unter Verweisung auf das Gesetz vom 18. August, die allgemeine Einführung einer Hundesteuer betreffend und die dazu erlassene Ausführungsverordnung von demselben Tage (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1868 Seite 509) wird zur Nachachtung für die betreffenden Behörden (Stadträthe und Gerichtsämter) andurch bekannt gemacht, daß der Debit der gedruckten Belehrungen über die Hundöwuth, welche jeder Hundesteuermarkc in je einem Exemplare beizugebcn ist, bei der Kanzlei des Ministeriums des Innern stattfindet. Die Behörden haben sich zu Versorgung mit ihrem Bedarfe an solchen Belehrungen an die genannte Stelle unmittelbar unter Porto steier Zusendung des entsprechenden Geldbetrages (4 Pfennige für je 1 Exemplar) zu wenden. Bestellungen ohne Beischluß des entsprechenden Geldbetrages können nicht beachtet werden. Da der effektive Gesammtbedarf an den fraglichen Belehrungen auf das nächste erste Steuerjabr mit nur einiger Gewißheit im Voraus nicht zu bemessen gewesen ist, so ist zu dem Zwecke, damit bis zu dem Zeitpunkte, zu welchem die Vertheilung der Belehrung unter die Hundebesitzer vorzunehmen ist, allenthalben der erforderliche Vorrath verfügbar sein kann, allen Behörden der möglichst beschleunigte Bezug ihres muthmaßlichen Bedarfes zu empfehlen. Dresden, am 5. September 1868. M i n i st e r i u m d c s I n n e r n. v. Nostitz-Wallwitz. Forwcrg. Tagesgeschichte. Dresden, 9. September. Der König von Preußen hat sich heute früh 8 Uhr mit unseren! Könige nach Moritzburg begeben, in dessen Nähe bis zum Sonnabend die Manöver der 1. sächsischen Di vision fortgesetzt werden. Von Moritzburg geht König Wilhelm nach dein Diner zur Eisenbahnstation Niederau, von wo aus Nachmittag 4 Uhr seine Abreise nach Berlin erfolgt. Unsere königlichen Maje stäten nehmen für die Dauer der Manöver bei Moritzburg ihren Wohnsitz im dortigen königlichen Schlosse. — Nachdem heute in der Nähe von Moritzburg stattgcfundencn Manöver verlieh der König von Sachsen das zweite Grenadier-Re giment Nr. 101 dem König von Preußen als Chef, welcher an der Spitze des Regiments Dank dafür, sowie als BuudeSfeldhcrr die Zufriedenheit mit den Leistungen des sächsischen Armcccorps aus sprach. — Die heutige „Provinzial-Korrespondenz," welche den Aufent halt des Königs von Preuße» in Dresden bespricht, constatirt in den anerkennendsten Ausdrücken den hochherzigen patriotischen Sinn des Königs und des Kronprinzen von Sachsen, wodurch Sachsen die entschiedenste Stütze des norddeutschen Bundes geworden sei. Die „Dr. N." berichten: Am Sonnabend in der neunten Abend stunde richteten 2 leere Lowrys, welche ohne Bremse von dem Leip ziger Bahnhof nach dem dickt an der Elbe gelegenen Packhof entlas sen wurden, bedeutenden Schaden an. Dieselben stießen mit solcher Gewalt an eine daselbst stehende, mit Sandsteinen beladene Lowry, daß diese aus dein Gleise sprang und über den hohen Damm hinun ter in die Elbe stürzte. Hierdurch wurde die Kohlenzille des Schis sers Wilhelm Hänel aus Torgau dermaßen zertrümmert, daß die selbe zum ferneren Dienst unbrauchbar geworden ist. Der 14jährige Sohn des Zillenbesitzcrs, August Hänel, hatte sich kurz vorher in die Baraque schlafen gelegt, wurde durch den furchtbaren Zusammenstoß der Lowrys aber 'aufgeschreckt und sah den beladenen Wagen schnur- g^rade auf sich zukommen; rettete aber durch einen entschlossenen Sprung in die Cajüte sein Leben. Wären sein älterer Bruder und die beiden andern Schiffsleute sckon mit in der Schlafbaraque gewe sen, so wären unbedingt einige Menschenleben zu beklagen, denn die ganze Last der ebenfalls zertrümmerten Lowry und Sandsteine lag tnitten auf der Schlafstelle. Noch nie hat die Festung Königstein wohl so einen außer ordentlichen Besuch gehabt, als am letztvergangenen Sonntag. Es hatte nämlich zum Besten des Albcrtvcreins die Fcstungs-Comman- dantur ein Concert veranstalten lassen. Mit dem Concertgeld von ^2 Ngr. war zugleich der freie Eintritt in die Festung verbunden, a»d weil das prächtige Wetter lockte, waren die Eiscnbähnzüge wahr haft überfüllt. Dem Vernehmen nach pilgerten über 4000 Menschen nach der Höhe, die vom Städtchen aus bis zum Fcstungsthore eine geschlossene Kette bildeten. Am inncrN Eingang prangte eine grüne Ehrenpforte mit den Insignien des Albertvcreins, während der preu ßischc Generalmajor von Rohrscheidt und der k. sächsische Tb erst Andrich nebst den Offizieren die Honneurs machten. Das musikalische Fest auf luftiger Höhe verlief in schönster Weise. Am Montag Nachmittag 2 Uhr sind in Liebstadt bei Pirna ca. 30 Scheunen und einige kleine Wohnhäuser, sowie ein Stück von dem daranstehendcn Wald vom Feuer verzehrt worden. In Großwiederitsch bei Leipzig hat in diesen Tagen ein bedeu tender Brand das Gut des Gutsbesitzers und Amtmanns Beyer mit Ausnahme des Wohnhauses in Asche gelegt. Die Ursache ist noch unermittelt. Von Vorräthen sollen verbrannt sein: gegen 900 Ctr. Heu. 400 Schock Weizen und 300 Schock Roggen. Eine in Meerane wohnende Familie Beitz trat vor einiger Zeit zur Baptistcngemeinde über, also zu einer christlichen Secte, deren Anhänger die Kindertaufe als ungültig und unchristlich verwerfen und nur Erwachsene nach abgelegtem Glaubensbekenntniß in ihre Gemein schaft ausnehmen. Bald nach diesem Uebertritte genas die Frau Beitz eines gesunden Töchterleins, welchem sie, wie die Secte es vorschreibt, alsbald nach der Geburt einen Namen gab, und zwar den: Livia." Nach Verlauf von ca. 6 Wochen wird von Seiten der Kirchenbehörde dem Beitz bemerklich gemacht, daß das Kind nunmehr die lutherische Taufe empfangen müsse; der Mann weigerte sich jedoch standhaft, das Kind zu dieser Handlung herzugeben. Bei dieser Weigerung ist es denn auch geblieben, und das Consistorium wird nun zu entscheiden haben, was in dieser Angelegenheit zu thun sei. Freiberg. Die Motive zu dem Selbstmord des Oberleutnants Grafen von Holtzendorff sind allem Vermuthen nach in einer starken Uebcrschuldung zu suchen, die sich noch von Leipzig her sckreibt, da die neuern Verbindlichkeiten gewissenhaft gedeckt sind. Alle andern Gerüchte, welche die unselige That aus gekränktem Ehrgefühl oder einem Zerwllrfniß zwischen der Familie des Grafen und der seiner Braut (die einer angesehenen Familie in Zwickau angehört) erklären wollen, entbehren aller und jeder Glaubwürdigkeit. Das unselige Schuldenmachen hat leider schon manchen sonst Wackern Mann in's Verderben gestürzt. Hüte sich darum jeder in die Hände von Wu cherern zu fallen, die ^neuerdings in der Residenz ihr Unwesen ärger als je betreiben sollen. Der „B. B.-Z." nach beabsichtigt die preußische Negierung, die Frage der Berufung eines europäischen Kongresses, an welchem die allgemeine Entwaffnung discutirt werden soll, nunmehr ernstlich in Anregung zu bringen und sollen zu dem Ende Verhand lungen mit der russischen Regierung stattgefunden haben. Nachdem so lange versöhnliche Versuche in dieser Richtung vergebens gemacht sind, dürfte sich wohl endlich das Bedürfniß zu einem Machtwort behufs Erhaltung des europäischen Friedens Herausstellen. Frankreich wird mildem Vorschläge schwerlich einverstanden sein; die französische Regierung wird sich aber einer klaren Aeußerung in dieser Frage als der bisherigen nickt entziehen können und eine solche hcrvorzurufen, dürfte eben die Intention seiix, welche die preußische Regierung bei ibrem Vorschläge leitet.