Volltext Seite (XML)
W ilsdruff, Tüamudt, Nosseu, x Siebenlchn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. MrtMhrlichcr Pränumerationspr« 10 Ngr. — Jnsertionsgebühren für den Raum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf.— Annahme von Inseraten bis Montag rcsp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. .^5 s6. Ireiiag, den 4. September 1868. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 4. September. Am heutigen Morgen werden wir Gelegenheit haben, in unserer Stadt und nächster Umgebung ein militärisches Schauspiel zu sehen, worauf wir unsere Leser hiermit kurz aufmerksam machen wollen. Wilsdruff, 4. September. Wir erlauben uns alle Gewerbe treibende hierdurch noch ganz besonders auf die Bekanntmachung in heutiger Nr., die Wahlen zur Gewerbekammer betreffend, aufmerksam zu machen, da der Termin zur Wahl zweier Wahlmänncr Seiten der Ttadt und des Gerichtsamtsbezirks Wilsdruff schon morgen ist; >cge Theilnahme an dieser Wahl ist erwünscht. — Die im hiesigen Gcrichtsamtsbezirk jetzt so häufig vorkom menden nächtlichen Einbrüche und Diebstähle mahnen zur Vorsicht, welche nicht allenthalben gehörig gehandhabt werden mag, denn man findet, zumal zur jetzigen Zeit, oft die Leitern, die der Dieb in der Regel braucht, völlig bereit für denselben im Garten liegen, dann sind auch oft schlecht verschlossene Gehöfte, Thüren und Keller Er leichterungen für den Dieb. Wie leicht ließe sich's nicht bewerkstelli gen, daß ein handfester Mann in der Parterrestube eines Gutsge- lwstcs schliefe, ferner, daß die Frauen ihre Bnttertöpfe u. s. w. im llcller besser verbarrikatirtcn und die Leitern außerhalb des Gehöftes beseitigt würden; es würde den Spitzbuben das Einbrüchen und Tteblen dadurch doch wenigstens erschwert. — Nachdem wir in No. 52. unseres Blattes die Notiz: „daß «nein ständischen Antrag gemäß das Ministerium des Innern sümmt- liche Polizeiobrigkciten angewiesen hat, nach ihrem Ermessen von Amtswegen wieder, wo es nölhig, eine polizeiliche Controle und Re vision der Bäckerwaaren, insbesondere des Brodgewichts eintrctcn Zu laßen" gebracht hatten, sind wir mehrfach brieflich und mündlich, Mehrmals sogar in derben Worten angegangen worden, zu Gunsten des consumirenden Publikums gegen zu leichtes Gewicht der Bäcker waaren loszuzichcn; wir fühlen " uns aber dazu nicht berufen, glauben aber, daß es nur dieser Anregung bedarf, um unsere städtischen Be hörden zu veranlaßen, obgedachte Controle undRevision einzuführen. Um dem „Bundesgesetzblatt" weitere Verbreitung zu geben, soll kcm Bundesrath der Vorschlag gemacht sein, das Bundesgesetzblatt hcn Landesgcsetzblättern, also den Blättern, durch die dieBundesgc- sctzc von Amtswegen verkündigt werden, entweder ganz unentgeltlich, oder gegen eine geringe Entschädigung, — aber immerhin zur zwang weisen Abnahme — beizugeben. Die ordentliche Jahresversammlung des unter dem Namen: 'Sächsischer Städtetag" gebildeten Vereins soll Sonnabend, d. >0. Septr. d. I., von Vormittags IO Uhr an in Zwickau im Sitz- wigssaale der Stadtverordneten (Bürgcrschulsaal) abgchalten werden. Aas der Tagesordnung befinden sich folgende Gegenstände: I. Antrag des Vorstandes, auf "die Annahme eines revidirtcn Statuts und ci- jwr revidirtcn Geschäftsordnung; 2. Antrag des Vorstandes, die -fiage der Reform der Städteordnung betr.; 3. Bericht derCommij- vou für Errichtung einer Gcmeindccrcdstbank; 4. Antrag des Dür- üttmeisters Hirschberg auf Förderung der Gemeindestatistik; 5. Gut achten des Vorstandes über den Antrag auf Anbahnung eines allge meinen deutschen Städtetags; 6. Gutachten des Vorstandes über den Antrag auf Errichtung einer allgemeinen Pcnsionskasse für städtische Beamte; 7. Vortrag über die Kassenverhältnissc des Vereins; 8. Neu wahl des Vorstandes; 9. etwa noch eingehende Anträge von Vereins- Mitgliedern. — Anmeldungen zur Theilnahme an der Versammlung sind an den Vereinscassirer Advokat Noch kn Zwickau zu richten. Dresden, 28. August. Daß die Gefundheitsverhältnissc sitzt hier etwas ungünstiger als gewöhnlich zu nennen, belegt unstrei tig die letztvcröffentlichte Begräbnißliste. Während man oie Ziffer 90—100 Beerdigungen pro Woche in gewöhnlicher Zeit als die nor male Ziffer bezeichnet, steigt die Liste der Woche vom 22.—28. d. M. auf 156 Beerdigungsfälle Ob dabei die ungewöhnliche Temperatur, der Genuß vielen und unreifen Obstes, eiskalten oder sauren Bieres mitgewirkt haben, steht dahin. Die diesjährige Leipziger Michaelismesse beginnt am 28. Septr. und endet mit dem 17. October. Ein Beobachter der Lebensweise unserer heimischen Vögel hat die Bemerkung gemacht, daß die Schwalben bereits anfangen, auf ihren Sammelplätzen Berathungen zu halten, wie dies gewöhnlich kurze Zeit vor ihrem Abmarsche nach dem Süden geschieht. Es wäre dies ein Zeichen bald eintretender rauher Witterung und eines zeiti gen strengen Winters, worauf übrigens auch noch andere auf Erfah rung gegründete Beobachtungen hindeuten. Die „L. N." schreiben: Auch die Staare verlassen uns schon jetzt und prophezeien uns dadurch einen zeitigen Winter. Interessant war es zu beobachten, wie am vergangenen Freitag in der 6. Abend stunde auf einem großen Baume in Eutritzsch bei Leipzig eine Un masse von Staaren — gewiß einige tausend Stück — sich versammelt hatte und durch ihr Gezwitscher einen weithin hörbaren Lärm ver ursachte und dann in Abtheilnngcn von vielleicht je 4—500 Stück die Reise gen Süden in schnellem Fluge antrat. Leipzig, 31. August. Gestern Abend ist auf einem nahen Dorfe eine 'schwere Mordthat begangen worden. Der Flurscbütze Hauffe beim Gutsbesitzer Trebs in Stünz wohnend, ist gestern Abend mit Trebs über eine, innere Familicnvcrhältnisse berührende Ange- gelcgenheit in seiner (Hauffen'S) Wohnung, wohin Hauffe Trebscn gelockt, in Zwistigkeit gerathen, ümd hat darauf Hauffe den pp. Trebs mit einem Gewehre ins Gesicht geschossen, so daß Trebs sofort hin stürzte und eine Leiche war. Die Arrctur Hauffen'S ist alsbald er folgt und heute Vormittag die gerichtliche Erörterung an Ort und Stelle durch die Staatsanwaltschaft vörgenommen worden. Arnstadt, 28. August. In der vergangenen Nacht brach hier zwisch n 1 und 2 Uhr beim Bäcker Bauer in der großen Roscngasse Feuer aus. Es brannten in Folge dessen 18 Häuser mit Hinterge bäuden bis zur Handschuhfabrik nieder. Das Militär hat treffliche Dienste geleistet. Mehreren Soldaten sind sämmtliche Sachen bis auf das Gewehr verbrannt. Ein Menschenleben ist nicht zu beklagen, wohl aber verbrannten in einem Hause 19 Kühe. Man vermuthet, daß das Feuer, über das man erst nach 4 Uhr Herr wurde, ange legt sei. Königsberg. (Mord und Selbstmord.) Als Mittwoch der Pilauer Nachmittagszug Roscnthal vor Fischhauscn passirtc, warf eine Frau zuerst ihre 2 Kinder und sofort hinterdrein sich selbst über die Schienen dicht vor dem Zuge Alle drei fanden den Tod, die Mut ter und das eine Kind augenblicklich, das andere, Welwes längs der einen Körperscite aufgerissen war, in Fischhausen. Die Haare der unglücklichen Frau hatten noch das Vorderrad der Locomotivc um flochten, als der Zug hier anlangte. Dieselbe soll die Schmiedefrau L. von Fischhausen sein. Oesterreich hat mit seinen verschiedenen ehrgeizigen und an spruchsvollen Völkerschaften einen schweren Stand. Die freie Verfas sung ertheilt allen Provinzen gleiche Rechte, die Czcchcn und Ungarn sind aber mit diesen nicht zufrieden; die Czechen bäumen sich auf, conspiriren und pochen, daß sie eine besondere Verfassung und Stel lung im Reich erhalten wollen, uns die llngarü wollen sogar die tonangebenden Herren im Reiche werden, der Kronprinz soll nach Ofen ziehen und da als ungarifchcr König erzogen werden u. s. w" u. f. w. .Frankreich kann dafür zeugen, daß Kriege Geld, Geld, Geld kosten. Die französische Anleihe für den Krimkrieg 1854-—56 betrug 250 Mill., 1855 für denselben Krieg 500 Mill, sind 1857 nachträg lich 750 Mill.; die Anleihe 1859 für den Krieg in Italien gegen