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Sonnabend, de« 1S. Dezember IWO »8. Iahrg Ro 148 Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pou bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionsprets 10 Pfg. vro viergespaltene Corpuszeile. und Bnlaq von Markin Berger in Wilsdruff. — Berankwonlich für die Redaktion Martin Berqer daietbst. Zürn 3. Advent. 2. Kor. 9, 15: Gott sei Dank für Seine unaussprechliche Gabe. Es ist eine unermüdliche Geschäftigkeit in diesen Tagen und Wochen vor Weihnachten. Es ist viel heimliches Hantiren und emsiges Schaffen. Jeder will doch seinen Lieben eine Freude wachen durch die eine oder andere Gabe. Aber ach, was sinds oft für Gaben! Was sindS oft für thörichte und überflüssige Dinge, die man sich zum WeihnachtSseste schenkt! Es ist schade um das Geld und die Zeit, die dafür verwendet worden sind. Es giebt auch andere WeihnachtSgaben, über die kann man sich von Herzen freuen. Wenn du deine Garderobe durchmusterst, ob nicht noch ein guter, warmer Winterrock dabei ist für deinen hustenden Nachbar, oder ein ausge wachsenes Kleid von deinem Kinde für das arme Kind der Wittwe, das seine roihgefrorenen Hände in seine dünne Schürze wickelt, um sich zu erwärmen — das sind Gaben, die Gott im Himniel Wohlgefallen. Und wenn du noch ein Stück Geld dazu legst für einen warmen Ofen, und mit dem nächsten Fleischer sprichst, daß er der armen Frau mit den 6 Kindern ein ordentliches Stück Fleisch zum Fest liefere, so wirst du es erfahren, daß Geben seliger ist als Nehmen. O, daß doch mehrLeule sich sehnen möchten, die Seligkeit des Gebens praktisch kennen zu lernen. Jetzt ist eine gute Gelegenheit dazu. Aber. Giebts denn auch jetzt ein Aber? Ja, cs ist auch hierbei ein Aber. Aber diese Gaben sind nicht die Hauptsache. Es ist vielmehr Gefahr vorhanden, daß über den mancherlei Gaben und Vorbereitungen zum Weihnachtsfeste die beste und wichtigste Weihnachtsgabe vergessen wird. Gott sei Dank für Seine unaus sprechliche Gabe! Das ist die unaussprechliche Gabe Gottes, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß Alle, die an Ibn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Hast du auch schon diese große Gottesgabe dir schenken lassen? Ist Jesus schon dein Heiland geworden? Du kannst nicht recht Weihnachten feiern, wenn du Jesum nicht im Herzen hast. O, daß du dich auf Weihnachten rüsten möchtest mit dem herzlichen Gebet: Süßer Imanuel, werd' auch geboren inwendig, Komm, o mein Heiland, und laß mich nicht länger elendig! Wenn du diese Gabe empfangen hast, dann kannst du feiern mit der „großen Freude" im Herzen, welche einst die Engel den Hirten verkündigt haben, und du kannu mit Paulus danken bewegten Herzens: Gott sei Dank für Seine unaussprechliche Gabel wesen, eine Minute göttlichen Wahnsinns, wie sie in höchster I Begeisterung den Menschen erfaßt; gewiß, so verhielt es sich, denn als sie einander wiederiahen, war jede Spur einer tieferen Bewegung aus seinem Wesen verwischt. Eine leise Stimme des Gewissens flüsterte ihr zu: „Er liebt Dich doch, es war keine Täuschung!" Leah aber wollte sie überhören, und ihr Stolz gab ihr die Kraft dazu. Am Spätabend, als der Regen aufgehört, liegt der Park tropfenschwer und duustigfeucht, auf der dämmerigen Natur breitet sich ein verheißungsvolles Schweigen aus. Aus dem offenstehenden Garteusalon fällt eine Lichtgarbe, die sich bis zur Rüsterallee erstreckt, in der Ulrich seit einer halben Stunde auf- und abgeht; von Zeit zu Zeit zündet er eine Cigarette an, thut ein paar Züge und wirft sie fort, um die rastlose Wanderung von Neuem fortzusetzen. Durch die abendliche Stille klingt Leah's Spiel, die im Salon am Flügel sitzt. Marianne ist, wie gewöhnlich, auf ihrem Sessel eingenickt. Die Mutter liest. Graf Holten, den das ungünstige Wetter nicht vom Kommen abgehalten, steht neben Leah, in dem Anblick ihrer über die Tasten gleitenden Finger versunken. Die gedrungene, kräftige Gestalt steckt in einem tadellosen schwarzen Anzug, Haltung und Figur sind die des Weltmanns; zuweilen streicht die aus weißer Manschette ragende aristokratische Hund über den spärlichen Vollhart, dabei spricht ans den verlebten Zügen etwas lüsternes, frivoles. — Ulrich nähert sich dem Seitenfenster, um besser be obachten zu können. O, daß es gerade Leah sein mußte, die das Geschick hierher führte, die zu ihm gehört, mit der ihn die haemonische Uebereiustimmung alles Denkens und Empfindens unauflöslich verbindet. Wie schön sie ist! Das seine Profil des rosigen Gesichts wirb durch die Fülle goldschimmernden Haares wunderbar gehoben: alles au ihr entzückt ihn, ihre Sprache, ihre Erscheinung, ihr Blick, ihr ganzes Sein. Das Stück ist beendet. Graf Holten sagt ihr, sich verbeugend, irgend eine Schmeichelei; er scheint um etwas zu bitten, denn sie schüttelt den Kopf. Jetzt beugt er sich zu ihr hinab, aus seinem gerötheten Antlitz, leuchtet unver hohlene Begehrlichkeit. Zögernd, halb gegen ihren Willen, nimmt sie aus dem Gürtel eine weiße Rose und reicht sie ihm. Auf diesem Fuße standen sie bereits! Gab es eine härtere Strafe, eine grausamere Ironie des Schicksals, die zermalmender treffen konnte, als dieses Mädchen einem Grafen Holten verfallen zu sehen; und keinen Rath, keine Hilfe, keinen Ausweg! Später, als Holten gegangen war, traf es sich, daß Ulrich noch einen Augenblick mit Leah im Zimmer blieb; sie ordnete die zerstreut umherliegenden Noten, während er gegen den Flügel gelehnt stand und in einem Hefte blätterte. „Sie reichten dem Grafen eine Rose, FräuleinLeah; ist Ihnen auch die Bedeutung eines solchen Geschenkes bewußt?" „Die Bedeutung ist meistens diejenige, die man selbst hineinlegt; eine weiße Rose gilt auch für das Shmbol des Todes, deshalb pflanzen wir sie mit Borliebe auf ein Grab." „So bedeutet dies Geschenk, daß Sie mit ihm das Grab Ihrer Hoffnungen schmücken; in der That sehr sinnreich," entgegnete Ulrich nicht ohne Bitterkeit, „denn eine Ehe mit Graf Holten würde auf alle Fälle nur das Grab Ihrer Jugend, Schönheit und berechtigten Lebens hoffnungen bedeuten." „So meinte ich es natürlich nicht." „Denken Sie denn jetzt ernstlich daran, sich mit ihm zu verbinden?" Leah zog die Stirn in Falten; da war es wieder, dieses lebhafte Interesse fü ihre Angelegenheiten, das sie nich wollte; und obgleich sie jetzt, seit Holten Zuversicht- Heldenseelen. M Roman von B. Riedel-Arens. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Ein Regentag hat seine grauen Fäden um Friedens- beim gesponnen; gegen Abend erschien im Westen ein breiter, rothglühender Streifen, der seine Strahlen tief in die feuchten Winkel des Parkes sandte und alle Farben der Natur auffallend klar und leuchtend hervorhob. An solchen Tagen, an denen das unaufhaltsame Niederricseln die Bewohner von Friedensheim mehr noch von der Außenwelt trennt, sind sie auch mehr angewiesen aut sich selbst. Marianne geht wortkarg uinher; es ist ihr Verhängniß geworden, Unablässig über etwas Unergründ liches nachzugrübeln, über etwas unfaßbares, das drohend in der Luft schwebt und dem sie nicht entrinnen zu können vermeint. Leah ist, was Ulrich's Gefühle für sie betrifft, wieder schwankend geworden; was sie dort auf der Düne inmitten des flammenden Aufruhrs der Natur, umbraust von den Fittichen des Sturmes, erlebt, war nur eine Vision ge- licher geworden und dadurch ein dem Grauen ähnliches Gefühl in ihr erweckt hatte, schon wußte, daß es un möglich sein würde, ihn anzunehmeu, so trieb es sie doch, ihm zu widersprechen. „Es könnte sein, vielleicht auch nicht; ich bin mit mir selbst noch nicht im Klaren darüber." „Ein Beweis, wie wenig Sie Ihr eigenes Herz kennen, Fräulein Leah. Holtens Benehmen täuscht Sie über die Leere seines Innern hinweg, und da er roh ist, wird er Sie mißhandeln; nicht körperlich, aber seelisch, und das sind Martern, die das feinfühlende Weib kaum weniger schmerzlich empfindet." „Oh, mißhandeln lasse ich mich nicht," entgegnete Leah mit stolzem Lächeln. Ulrich sah das Erfolglose seiner Bemühungen ein. Leah war zu rein und unerfahren, um die verschleierten Andeutungen zu verstehen; er stand an einem Wende punkt; so weiter zu leben vermochte er nicht; bas, was er am Abend errungen, zerstörte am nächsten Morgen ihr Erscheinen, und das ewige Bekämpfen des gefolterten Herzens drohte endlich seine Kraft zu übersteigen. Er wollte fort, eine größere Reise unternehmen, nach monatelanger Abwesenheit würde er dann stmk genug zurückkchren, den Kampf mit einer Liebe weiterzuführen, die von der ersten Minute ihres Erwachens an hoffnungs los dem Tode verfallen war. Noch von dieser Stimmung beeinflußt, brachte er das Gespräch sogleich auf den Gegenstand, als er sich bald danach mit Marianne allein befand. „Ich hätte Lust zu einer Reise nach Italien." „Jetzt, Ulrich, wo die Erntezeit beginnt? — da können wir doch nicht gut abkommen." „Das habe ich bedacht und möchte deshalb allein gehen." Marianne sah ihn verständnißlos mit ihren dunklen Augen au. „Allem nach Italien?" wiederholte sie ensetzt. „Aber bin ich denn ein Kind, das nicht ohne Be gleitung reisen kann?" gab er ein wenig ungeduldig über ihre Schwerfälligkeit zurück. „Liebling! Wir haben uns doch bis dahin nie ge trennt! Eheteute sollten es außerdem nie thun; was sie da reden von einem Auffrischen der Liebe durch die Trennung ist eitel Unsinn; echte Liebe bedarf dessen nicht, sie bleibt immer frisch; ich würde krank werben vor Sehn sucht nach Dir, ich würde sterben." „Kind, Du übertreibst; eine Frau stirbt nicht an der Reise ihres Mannes nach Italien." „Der Gedanke, Dich dort allein zu wissen, ist mir- schrecklich." „Und mir ist es, offeugestanden, schrecklich, so wenig Herr meiner selbst zu sein." „Also Du willst allein sein; ja, wenn Du es in dem Lichte betrachtest — Herr Deiner selbst —; ich dachte, auch Dir würde es schwer fallen, Dich von mir zu trennen." „Wir leben doch nachgerade nicht mehr in den Flitter wochen, Marianne." Diese Worte ihres Mannes trafen sie wie ein Faust schlag. „O doch, Uli, doch! Mir ist's, als lebte ich heute noch in den Flitterwochen, nur daß ich Dich jetzt womöglich noch mehr liebe als damals," fügte sie, sich fest an ihn schmiegend, hinzu. Er hatte eine ungeduldige Bemerkung auf den Lippen, besann sich jedoch; Marianne war sein Weib, er schuldete ihr Rücksicht; genug, daß er sie in seinem Innern betrog. Sie hatte ihn beobachtet, während er nachdenklich da stand und seinen blonden Schnurrbart strich. „Weißt Du, was ich jetzt zuweilen von Dir denke, Ulrich?" Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzosgwalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Rev» tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rshrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothscbönberg mit Perne, Sachsdorf Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. MtMaN fU MHlH Tharandt, flossen, Sießenlehn und die Anrgegenden. -ONO-