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MMM für MMiiff Tharandt, Nossen, Sieöenteßn und die Amgegenden. °q--L»o Amtsblatt ^ür die Agl. Tlmtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. 2lmtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kauibach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdvrt bei Wilsdruff, Roitzfch, Rothschönbera mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, - Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pou bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Insertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Marlin Berber in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. s«. Sonnabend, den 24. März 19«». 58. Jahrg. Zu», Sonntag Laetare. 2. Kor. 5, 20: So bitten wir nun an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott! Der Manu, der gewaltiglich predigte und nicht wie die Schriftgelehrten, predigt nicht mehr mit Mcnschenlippen auf Erden. Wohl ist Er bei den Seinen alle Tage bis an der Welt Ende, wohl spricht Er zu ihnen durch Seinen Geist und antwortet aus der Höhe, wohl redet Er auch zu uns im Worte des neuen Bundes, so oft wir es anfschlagen; aber Er selber verkündigt das Wort von der Versöhnung nicht mehr. Dazu sendet Er Seine Diener, und sie bitten an Christi Statt auch das Geschlecht dieser Tage: lasset euch versöh nen mit Golt! Viele wenden ein, das sei gar nicht nöthig, denn Gott zürne gar nicht. Diese Leute kennen sich selbst nicht. Sie wissen nicht oder wollen nicht wissen, daß ihr Leben eine Kette von Verstößen gegen Gottes ernste Gebote und Weisungen ist. Sie sagen uns, wir sollten mit „dem alten abgedroschenen Liede von der Sünde" endlich einmal aufhören. Aber wie können wir das, wenn wir doch täg lich sehen, daß ihr Leben nicht in Ordnung ist? Gewiß, einige Gebote übertreten sie nicht duchstäblich: sie leben sittlich, und mit Polizei und Gericht haben sie nichts zu thnn. Im ttebrigen fehlen sie jeden Tag, zumal gegen das erste Gebot denn Gott sitzt nicht auf dem Throne ihres Herzens. Ein gründliches Selbstexamen würde ihnen klar machen, daß ihre Lebeusschulo wie eine Lawine an schwillt: aber eben vor solcher Prüfung scheuen sie zurück. Da lügen sie sich lieber vor, sie seien mit Gott im besten Frieden und reden von seiner Liebe, die allen Schaden zudeckcn werde. Als ob die rechte Liebe ohne Gerechtig keit sein könnte, als ob ein Vater dem Sohne, der keine Reue zeigt, vergeben dürfte! Wer so denkt, der macht Gott zum Götzen. Andere begegnen nuferer flehentlichen Mahnung: lasset euch versöhnen mit Gott! mit frechem Spotte. Es gebe gar keinen Gott, der sei ein Phantasiegebilde aus Feiten in denen die Menschen noch unselbstständige Kinder gewesen seien Aber jetzt lebe die Menschheit im Mannes alter und da finde sich kein Platz mehr für einen Gott. — Was sollen wir dazu sagen? Geduldig sein, für die Armen beten, dem Herrn anheimstellen, was Er mit ihnen beginnen will — anders ziemt uns nicht. Daneben viele Redliche voller Zweifel, viele Suchende, Fragende, Sehnsüchtige. Ihre Zahl wächst zusehends, denn die Trüber des Atheismus machen kein Menfchenherz lange satt Das sind die Leute, an die wir uns mit Aussicht auf Erfolg zu wenden haben. Aber daß unser Bitten freundlich geschehe bei allein Ernste! Sie müssen merken, daß wir ihnen dienen wollen, und daß unser Dienst völlig selbstlos ist. Für sie müssen wir immer Zeit haben, hätten wir sonst noch so wenig Zeit. Und für sie müssen wir beten, für sie müssen wir arbeiten auch in irdischen Dingen. Welche Freude dann für Christi Ge sandte, wenn auch nur einer aus ihnen sich mit Gott ver söhnen läßt und aus Herzenstiefen sagen kann: ich bin geworden vor seinen Augen, als der Frieden findet! Ilntev der Voerenflagge* Historischer Roman aus Transvaal. Aus dm Cüebnissm eines Missionars. Von Willem de Rüffler. (Nachdruck verboten.) ^Fortsetzung.) X. ^"Schwarzen von seiner Fessel befreit ü ^7 SEW-Mschaftiich an dem Feuer." Verstohlen «- 77 7 d die Gruppe von Lady Hopman und Pit S-e .«hm, wie d,e Lady auf PU Thom mU lebhaften Armbewegungen -inredet-, sie hörten, wie sie bald laut erregt und bald leise auf ihn -insprach, bemerkten, wie sie sich zu ihm hinbog und dann erblickten sie etwa«, da« ihrer schwarzen Vernunft so lächerlich aussah, daß sie sich beide mit breitem Grinsen aniahen und „ah' sagten. Pit Thom holte nämlich plötzlich die Lady mit beiden Armen umschlungen und geküßt. Der küble Holländer hatte Feuer ge faßt und die gewaltige Leidenschaft, welche durch die beredte, glühende, heiße Sprache des Weibes in ihm erzeugt war, hatte oie kalte Vernunft endlich besiegt und schlug m herzverzehrenden Flammen aus seinem Innern hervor. Lady Hapman erschrak fast vor diesem gewaltigen AuSbruch zärtlicher Hingebung, wider standslos jedoch ergab sie sich ihm und triumphirte über den Sklaven, welchen sie sich durch ihre herzlose, raffinirte Koketterie erworben hatte. Jetzt standen ihr die Geheimnisse Transvaals ohne das hindernde Dazwischentreten Pit Thoms offen, jetzt konnte sie den so wichtigen, geraubten Koffer wieder erhallen uno als Preis für ihre Entehrung war ihr das Leben Pit Thoms verwirkt. — „Wie soll ich Dich nennen, Geliebte? — sag' es mir —" flüsterte mit erregter Stimme Pit Thom ihr zu. „Hetty — Du großer Narr — Hetty,' antwortete sie, „— doch nun laß uns ruhiger werden, hast mich ja nun auf immer bei Dir und wenn ich auch eine geborene Engländerin bin, — Deine Verlobte — Dein Weib ist von jetzt ab eine ebenso stolze Holländerin, wie Du. Sieh', ich bin reich, sehr reich und mein ganzes Vermögen, über welches ich allein zu versügen habe, wirst Du erholten. Du sollst einer der ersten und angesehensten Männer der Republik werden, für Dich will ich Alles thun, was Du nur verlangst, nur hab' mich lieb — hab' mich lieb —' »Hetty — Hetly' — erwiderte Pit Thom, — »Alles/was Du wünschest, will ich Dir erringen. Alles. So Du willst, lassen wir den Wagen in Ordnung bringen, ich besorge unterdessen meine Pferde und in einer Tagereise sind nur daheim auf meiner Farm in Danielsknit." „Gut, mein Geliebter — komm, küsse mich noch einmal, so wild, so heiß wie zuvor. Dann wollen wir vernünftig sein — Mit bittenden Blicken sank sie in die Arme Pit Tyoms und dieser kam ihrem Verlangen wie berauscht nach. Ach, hätte er gewußt, daß das Weib, welches sich von seinen starken, treuen Armen halten ließ, schlimmer denn ein Skorpion, gefährlicher denn eine Schlange war — hätte er in ihrer Seele lesen können und den Ekel gesehen, welchen sie vor seinem Küssen empfand, hätte er in die Zukunft einen Augenblick schauen können — leider, leider nicht und wer ihm, dem Glückberauschten, jetzt etwas derartiges gesagt hätte, er würde sein Todfeind geworden sein. Tit Thom rief Nathaniel zu sich und ging dann mit ihm fort, um die Pferde zu holen. Unterwegs überlegte er, ob er nicht den Koffer verbergen sollte, aber bei der Gesinnung seiner Geliebten hielt er in seiner treuen Denkungsart eine der artige Handlung nicht nöthig. Er war wie von einem bösen Dämon beherrscht, stnnenlos verstrickt in die Liebesfeffeln dieser modernen Sirene, welche mit grausamer Kaltblütigkeit und den frivolsten Waffen ihre Zwecke verfolgte. Nathaniel wagte ihn nicht zu fragen, gehorsam führte er die Pferde aus der Kloof und wie sie in das Lager Hetty Hapmans zurückkamen, war dieses zum Aufbruch fertig. Nur an einem Feuer saßen Hetty und Mister Warning und tranken soeben bereiteten Kaffee, von welchem Pit Thom und Nathaniel gleichfalls einige Tassen genossen. Dann brachen sie, nachdem Pit Thom die Waffen wieder zur Stelle geschafft hatte, Alle auf, bestiegen die Pferde, die Ochsen trekten an und Seite an Seite folgten Pit Thom und Hetty Hapman dem Wagen. Warning aber, welchem Lady Hapman in größter Kürze einen teuflischen Plan mitgetheilt, saß auf seinem Pferde, wie ein chinesischer Würdenträger, welcher mit seinem Konfucus- veistand einem Idol sklavisch folgt. Sein Idol war Lady Hetty Hapman. Lady Hapman aber beobachtete mit unbemerkten, kalten, grausamen Blicken den neben ihr reitenden Pit Thom und den Koffer Jamesons, milchen er vor sich auf den Sattel geschnallt hatte. Pit Thom oder wurde auf feinem Pferde müder und müder, mit aller Kraft kämpfte er gegen eine starke Schläfrigkeit, welche sich wie ein lähmender Alp aus seine Sinne legte. Kaum daß er sich noch auf dem Rücken des Pferdes hielt und plötzlich war feine Widerstandskraft erlöscht, und er sank zur Seite desselben hernieder. Lady Hapman zügelte ihr Pferd und rief den Kaffern ein lautes „Halt!" zu. Warning aber, neben welchem Nathaniel ritt, sah, daß auch dieser Plötzlich von seinem Pferde wie bewußtlos herab fiel und rief frohlockend der Lady zu: „^11 rillst — Gott segne unsre Königin — die beiden holländischen Gauner haben wir — Dank Eurem Chloral — ohne einen Schuß Pulver gefangen — haha, liegen wie zwei Mehlsäcke." „He Zwartboys'" — rief jetzt Lady Hapman, — „schafft Stricke her, nehnu diesen Schurken, welche uns in der Nacht überfielen und den Koffer gestohlen haben, die Waffen fort — bindet sie fest und l-gt sie abseits von dem Fluß zwischen die Felsen. So, und diesen Zettel Heftel dem diebischen Holländer auf die Brust—" damit riß sie aus einem Nolitzbuch einen Zettel und schrieb mit Blei darauf: „So kämpfte und rächte sich Lady Hapman!" Mit kalter Grausamkeit ließ sie die beiden Unglücklichen binden und dann abseits zwischen die Felsen legen. Nachdem dieses geschehen, nahm sie den Koffer an sich und befahl vorwärts. Mit lautem „boi-hep! hoi-hep!' setzte sich der Zug wieder in Bewegung und bald war er in der nächtlichen Dämmerung verschwunden. Der unglückliche Pit Thom und Nathaniel aber lagen gefesselt in der Wildniß. Von weitem ertönten mißtönige Schreie von Schakalen. Näher und näher kamen dieselben, als ob sie den Ort ihrer Opfer wußten und immer engere Kreise zogen die Raublhiere um dieselben. Endlich hatten d>e glühenden Augen den schrecklichen Fraß entdeckt und ihre lauten, gellenden Schreie tönten trium- phirend in die Nacht hinein, ohne daß sie ihren Opfern in dem tiefen, todesöhnlichen Schlafe zum Bewußtsein kamen. Pit Thom umgaukelten glückliche Hallucinationen, und setzten ihn an die Seite des schönsten Weibes, welches er jemals gesehen. Nathaniel dagegen war es, als läge er in einem Wespenhaufen und bemübte sich vergebens, von dm Insekten frei zu werden. Die Stiche aber, welche er empfing waren die scharfen Reiß- zähne zweier Schakale, welche dem Unglücklichen die Schenkel zerfleischten. Wohl über eine Viertelstunde hatten sie ihr Opfer schon zerrissen, als infolge der rasenden Schmerzen, der Echlaf- rausch wich und der entsetzte Nathaniel mit gellenden TodeS- schreien die Bestien verscheuchte. Diese Rufe waren so ent setzlicher Natur, daß der wenige Schritte dooonliegende Pit Thom erwachte. Wie ein irrer Mensch, der seine Gedanken nicht beisammen hat, richtete er sied mühsam infolge der Fesseln empor und hörte von Neuem die wahnsinnigen Angstschreie Nathaniels. In demselben Augenblick wich die Nacht und die Sonne warf ihre schimmernden Strahlen auf die furchtbare Scene. Da sah Pit Thom in kurzer Entfernung den armen Nathaniel in einer großen Blutlache liegen, und jammernd rief der Unglückliche Pit Thom zu sich. Mühsam kam dieser infolge der Fesseln dem Wunsche noch. — Wie er endlich bei ihm war, da hauchte der arme Schwarze sein Seele mit einem tiefen Seufzer aus und starb. Pit Thom erschauerte, eine Weile sah er noch in die gebrochenen, starren Augen Nathaniels, dann aber kehrte sein LebenSmuth zurück, die Verzweiflung packte ihn und gab ihm Riefenkräfte, und indem er sich an eine scharfe Felskante lehnte, versuchte er mit übermenschlicher Anstrengung, die Handfeffeln zu durchscheuern. Auf seiner Brust aber trug er die Zeilen der Engländerin: „So kämpfte und rächte sich Lady Hapman." Xl. Höher und höher stieg die Sonne und ihre heißen Strahlen trafen mit erbarmungsloser Grausamkeit den unglücklichen Pit Thom, welcher trotz seiner Kraft noch nicht fähig war, die jetzt bis zur Hälfte ducchgescheuerten Lederriemen zu zerreißen. Das scharfe Gestein riß ihm die Haut von seinen Handgelenken und sein Blut klebte in dicken geronnenen Klumpen an den Händen. Ein furchtbarer Durst quälte ihn und machte ihn schlafferund