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WocheMM für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Tiebenlehn nnd die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. ^ttti^brllchcr PränumerationSpreis 10 Ngr. — Jnscrtionsgebühlen für tei, Naum einer gespaltenen Corpuszeile 6 Pf. — Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donneritag Mittag. — Etwaig« Beiträge, welche der Tendenz des Blatte« entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 67. Dienstag, den 13. Hctober 186^. Tageöge schichte. Wilsdruff den 12. October 1868. Dar 25jährige Richter-Jubiläum deS Herrn GerichtSamtmann Leonhardi allhier wurde am 9. d. M. festlich begangen. Schon am 'iahen Morgen wurde der Herr Jubilar Seiten des Stadtmusikchors und der Liedertafel mit Musik und (besang begrüßt und brachten im Lause des Vormittags die Spitzen der Behörden, das Amtspcrsonal, tie Landbewohner und viele Andere ihm Glückwünsche dar. Von Lladtgemeinde wurde ihm das Diplom als Ehrenbürger, von Amtspersonal ein Photographie-Album mit der Photographie Amisgcbäudcs und sämmtlicber Beamten, von den Landgemeinden Porzellan-Service, von den Herrn Pfarrern des Amtsbezirks 'Z silberner Pokal und von verschiedenen andern Persönlichkeiten Mnrejche Geschenke überreicht. Bei dem Aachmittags im Gasthofe zum weißen Adler veransial- ^"qeslessen betheiligten sich von Stadt und Land 104 Personen und Rector Beck den ersten Toast aus Sr. Dias, ^den König ^''Hieraus hielt Herr Assessor Dürisch eine gediegene Festrede, m e» namentlich die Gerechtigkeit und Gewissenhaftigkeit des Jubilar rühmte, und schloß mit einem Hoch auf denselben. Echchüdcne andere ernste und heitere Toaste wurden von mehreren Mtheilnchmern ausgcbracht und schloß die Feier in aller Gemüth- "chkcü beim Eintritt des Abend' alle Thcilnchmer werden sich sicher ^ü>t vsi rer verlebten Stunden erinnern! Nicht unerwähnt mag ^ciben, daß Tafel und Getränke nichts zu wünschen übrig ließen, die vom Herrn Musikdirektor Günther trefflich ausgesührte, hin ^l>d wieder von einigen Dilletantcn unterstützte Tasclmusit nicht wenig >ur Erhöhung der frohen Laune beitrug Gestern Abend hielt im hiesigen Rathskcller der hiesige Mo »'»ärverein sein Stiftungsfest durch Cvnzert und Ball ab, wozu auch I Obrere hochgestellte Personen geladen und zur Freude der Mitglieder I 'Ochienen waren. Während des vom Herrn Musikdircctor Gunther I ^cht tvackcr gespielten Conzerts verfehlte man nicht in den Zwischen- I ^uien die üblichen Toaste auf Sr. Mas. den König Johann, ^c. I Migl. Hoheit den Kronprinzen, al» Protector der Militürvereine, I die Gäste, auf die active Armee, fowie auf das ganze liebe, I B"" Tachsenland auLzubringen, wie dies von alten treu gedienten I Skaten gar nicht anders zu erwarten war; der Saal war hübsch i ^mückt, und ein „Willkommen Kameraden!" begrüßte die I ^'Nietenden. Nach dem Concerte hielt der darauf folgende Ball so- I gesellig, Unterhaltung die Glieder des Vereins bis in die ersten I »'erzenstunden in gemächlicher Stimmung beisammen. Wie man aus l fein Bortrage eines Mitglieds entnehmen konnte, hält ein recht »tätiger Zweck diesen Verein zusammen, nämlich: Unterstützung I mraniter Kameraden und Auszahlung eine» BcgräbnißgeldeS an die I >"verlassenen verstorbener Kameraden, zu welchem Zwecke der Verein lA. Kenig Jahren schon mehrere Hundert Thaler durch monatliche I Bcüräge zusammengebracht und zinslich angelegt hat; wünschen wir I einseibcn auch ein stetes Wachsen und Gedeihen. I j Meißen, 9. Oct. Die Bahnstrecke von hier bis Nossen ist nun I " der Hauptsache vollendet und es haben sich gestern die von hier Nossen gleichzeitig abgegangenen Locomotiven in der Nähe von »Miltitz begrüßt. Die Bahnwärterhäuschen sollen den 15. d. M. noch I"i°gm we^en. Die Telegraphenleitung ist in Angriss genommen. In der Nähe von Miltitz ist gestern Nachmittag ein Schachtmei- I>tcr von einer Lowry ersaßt und arg beschädigt worden. I, Die „M. Bl." schreiben: Verhallt sind die Böllerschüsse von un- I ercn weinumranktcn Höben und die Neben sind bis aus wenige Ge- Isande ihres reichen Schmuckes beraubt, zu einer Zeit, wo in andern lehren di« Weinlese kaum erst begann. Dagegen ist nun Leben in Keller, dort braust und gährt es und der Weingeist spukt überall; in sesir Reich kommt, den packt er, er will jetzt ungestört sein. Das Jahr 1868 ist wohl mit unter die vorzüglichsten Weinjahre zu zählen; manche alte Weinkenner meinen gar^ in Qualität des Er trages wäre die heurige Ernte denen von 1811 und 1834 noch vvr- zuziehen. Dem mag sein wie ihm wolle, so viel steht fest, es ist ein doppelter 34er, denn zweimal 34 ist gleich 68. Nach Jahren noch wird man beim Glase 68er des heißen Sommers eingedenk sein, der diesen edlen Trank uns bereitete — leider aber auch die Ursache zu den noch nie dagcwesenen enorm hohen Butterpreisen, unter denen die arme Menschheit jetzt seufzet, gewesen ist. Infolge der am 1. October in Kraft getretenen neuen Landwehr- Eintheilung des fächsischcn Armeecorps sind in nachstehende Städte Stabsquartiere der Landwehr-Bataillone verlegt worden: Döbeln, Grimma, Rochlitz, Pirna, Schneeberg und Zschopau; dagegen ist das bisherige Stabsquartier in Leisnig in Wegfall gekommen. Zu Compagnie-Stationsorten sind folgende Orte neu bestimmt worden: Bischofswerda, Borna, Ehrenfriedersdorf, Eibenstock, Großschönau, Leisnig, Limbach b. Chemnitz, Meerane, Oederan, Roßwein, Schan dau, Wilsdruff. Die für die neuformirtcn Bataillone und Compag nien ernannten Commandanten und Bezirksfeldwebel sind bereits in ihren Bestimmungsorten cingctroffen. Berlin, 5. Oct. Durch Anschlag an der Börse wird bekannt gemacht, daß ein Creditbrief von 50,000 Thlr. abhanden gekommen sei. Wie man heule hört, ist dieser Creditbrief einer hier eingetrof fenen Engländerin zugleich mit dein Passe und Portemonnaie auf dem Bahnhöfe gestohlen worden. Sie machte Anzeige bei dem wacht habenden Polizeibeamten und dieser erließ sofort telegraphische An zeige an alle NevierbureauS sowohl von dem entwendeten Credit- bricfe wie von dem Passe. Alle Bankiers erhielten unmittelbar Mittheilung von dem Diebstahl. Nach wenigen Stunden präsentirle wirklich ein Unbekannter in einem Vankhause den Creditbries, zeigte auch auf Erfordern den Paß vor, so daß nicht der mindeste Zweifel über den Thatbestand obwalten konnte. Anstatt aber den Vorzeigcr fcstzuhalten, sagte man ihm, er möge in einer Stunde wieder kom men, da eine so große Summe nicht auf der Stelle ausgezahlt werden könne. Der Mann hat sich aber nicht wieder blicken lassen. Im Betreff Spaniens sagt die „Prov. Corresp.": Die Regierung des norddeutschen Bundes wird die selbständigen Entscheidungen des spanischen Volks über sein Schicksal ebenso achten, wie das deutsche Volk dies für sich beansprucht. Die Bundesregierung setzt eine gleiche Auffassung bei allen übrigen Cabinetcn voraus. Somit ist eine Störung der allgemeinen europäischen Verhältnisse aus Anlaß der spanischen Verwickelungen nicht zu besorgen. Die Czechen in Prag hassen und verfolgen alles, was Deutsch ist und heißt, uncrbiltcrtich, sic mißhandeln die Deutschen auf der Straße, werfen dem deutschen Cast w und Schauspielhaus die Fenster ein, marschiren von einer lumutlmrcnden Versammlung zur andern, ohne daß scharf gegen sie eingeschritten wird. An zwei Abenden gab's solche unruhige Auftritte, die Polizei war nicht zu sehen, das Militär wurde mit Steinen bombardirt, ohne einschreiten zu dürfen. (Endlich haben die Behörden doch strenge Maßregeln ergriffen und ein Dutzend fanatische Krakehler verhaftet.) In der Schweiz, namentlich in den Cantonen Graubündtcn, St. Gallen und Tessin haben gewaltige Regengüsse, welche alle Gewässer und Bäche zu Strömen machten, furchtbare Verheerungen angerichlci. Die Dämme wurden durchbrochen, Brücken und Häufer weggerissen, die Straßen zerstört und sehr viele Menschen in den Finthen und unter den Trümmern begraben. In manchen Thälern sah man Särge nnd Wiegen neben einander auf den Fluchen treiben und todle Menschen und Thier« dazwischen; in dem Orte Corzoneso gab es 23 Todte, in andern 10—17Todte. Der Schaden und der Jam mer ist ungeheuer, Rhein und Rhone wütbetcn furchtbar. Der Quästor und Hauptkassirer der Münchner Universität Voll mann ist bayrischen Blättern zufolge mit Hinterlassung eitles Caffen- dencits von 15,000 fl. verschwunden.