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WschenblM für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, SiebeulelM nud die Umgegenden. Amtsblatt ilr das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Staötrath daselbst. ^jährlicher Pränumerationspreis 10 Ngr. — Jnsertionsgebübren für den Naum einer gespaltenen Eorpuszeilc 8 Pf.— Annahme von Inseraten bis Montag rcsp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 77. Dienstag, den 17. Wovember HUW. T a g e s g e s ch i ch t e. Wilsdruff, den 17. November 1868. Der Jahresbericht der Dresdner Handels- und Gewerbekam- ^für 1867 ist erschienen, und erlauben wir uns, das allgemein ^'uswcrthe daraus unsern Lesern milzutheilen. Zunächst bringen ' kinen Aufsatz über das Zurückgehcn der kleinen Landstädte, der füx Wilsdruff viel Beherzigenswerthcs enthält. Ani ungünstigsten gestaltet sich durchschnittlich die Lage der klei- ^lkcrbaustüdte, in denen der Bürger neben seinem Gewerbe Land- Achast zu treiben Pflegt. Für gewisse Kulturstufen und mich für fvirthschastliche Zeiten, wie sie kurz hinter nns liegen, mag eine ^ige Doppelstcllung ihre Berechtigung gehabt haben. Heute da-" gilt eS, Kapital und Arbeitskraft so intensiv als möglich ans Branche zu eoncentriren und daun kann eine solche Zersplitte- >iur ausnahmsweise ohne Nachtheil bleiben. Es mag zugegeben das; der lokale Bedarf einer kleinen Stadt und der nächsten Abling die vorhandenen Gewerbetreibenden nicht voll zu bcschäs- vermag, aber es ist gerade der landwirthschaftliche Nebenerwerb, aöhälr, ihren Absatz nach auswärts zu erweitern. , ^in industrielles Unternehmen, das nicht blos den Lokalbedarf ^üt, muß nicht nur gut und prciswürdig arbeiten, sondern sich Ai» scsten Licfcrungsabschlttsscn verstehen. Der Ersüllung dieser Anforderungen tritt der Betrieb des landwirthschaftlichcn Ne- ^verbes hemmend entgegen. Der kleine Handivcrker; welcher ue- ^i den Acker bebaut, bleibt selbstverständlich in der gewerblichen ,, ^clmischen Fertigkeit seines eigentlichen Berufs stehe», Verbesse rt und Erfindungen, neue Betriebsmethoden bleiben von ihm rhtet, er schreitet in seinen Leistungen nicht mit der Zeit fort, rffeeungsabschlüssen, selbst gvenn Preis und Qualität der Lci- ^dazu ermuthigcn sollten, fehlt es dagegen wiederum an Kapital ^.Mt, weil beide wichtige Faktoren der Production von dem land- ^A^ftlichcn Nebengewerbe in hohem Grade beansprucht werden, r der Handwerker das Kapital, das in seinen Acckern, in dem b>ldetcu Samen, Heu gekauften Düngemitteln, in dem Arbcits- P^r Beäckerüng, Saat und Ernte steckt, sür sein gewerbliches /W verwenden, so würde cs ihm nicht an den nvthigen Mitteln »^Ankauf von Rohstoffen und Maschinen, wie an Arbeitslohn Hilfsarbeiter fehlen. Fast noch wichtiger ist die Zeit, die von ^^dwirthschaftlichen Nebenbctrieb erfordert wird. Man giebt de» genannten Kreisen meist der Täuschung hin, als ob die ?^hschastlichcn Arbeiten nebenbei, um nicht zu sagen, gelegent- ausgeführt würden, wenn iin Handwerksbetrieb gerade Beschäftigung fehle. Das ist aber durchaus nicht der Fall. viid Ernte richten sich nach der Witterung, die nicht voraus >kb werden können. Sind Bestellungen für den HandwcrkSbe- : Schanden, waren etwa Lieferungen abgeschlossen, so bleiben weil der Handiverker, wenn ihm sein Acker nicht ganz un- ih^l leiben soll, nvthwcudiger Weise eine Zeit lang Landwirlh h Während der Zeit der Ernte wird ein drohender Regen . z^nbwerkcr zwingen, seine eigentliche Berufsarbeit zur Seite zu zunächst an sein Feld zu denken. Dadurch werden die Kun- kk Nachlässigt, sie wenden sich mit ausgedehnteren Bestellungen kolleren Stadt zu und dem Handwerker im Orte bleibt blos die UZvhaende Flickarbeit. Dazu kommt noch, das; auch der land- > Aaftliche Betrieb in solchen kleinen Städten außerordentlich viel irischen übrig läßt. Kann scoon bei den meist kleinen Flüchen, Einzclne besitzt, von einer geregelten Wcchselwirlhschaft nicht sci», so sohlt es bei dem Mangel an Zugthicren ebenso an >Ij^vntlichcu Bodenbearbeitung, wie am ntturlichrn Dünger, und bringt der Grund und Boden der kleinen Ackerbürger einen der zu der aufgewcndeten Arbeit in durchaus keinen; Verhält- Unbestritten ist, daß die kleinen Ackerbaustädte, wie wir ' unserm Bezirke manche besitzen, in ihrem Wohlstand zurück- Die wesentlichste Ursache liegt indessen nicht, wie von solchen Nus behauptet wird, in dein Mangel einer Bahnverbindung, obgleich deren Bedentung nicht zu unterschätzen ist, sie liegt ebenso wenig in der durch die Gewcrbcfreiheit geschaffnen Konkurrenz der größern Städte, der Dorfhandwcrker und des Hausirhandels, sondern vorzugsweise darin, daß man die einfachen Gesetze der Arbeitstheilung nicht beachtet und zwei Erwerbsbranchen neben einander betreibt, ob gleich kaum für eine allein die erforderlichen Arbeitskräfte und Ka pitalien vorhanden sind. So lange man bei dieser unrentabcln Dop pelstellung verharrt, wird der weitere Rückgang der kleinen Acker baustädte kaum abzuwcnden sein. Am 13. dieses Monats ist das vor erst zwei Jahren neucrbaute Wohngebäude des Kramer Haubold in Neukirchen abgebrannt. Die Entstchungsursache ist noch nicht ermittelt. Dresden, 14. Nov. Das „Dr. I." veröffentlicht eine königl. Verordnung, wodurch Personen, die bei Untersuchung wegen enteh renden Vergehen nur beschränkt klagfrei erklärt oder in Mangel meh ren; Verdachts freigcsprochcn worden sind und demgemäß die bürger lichen oder staatsbürgerlichen Ehrcurechte verloren haben, in Eonse- guenz der ncnen Strasprozcßvrdnung in den Genuß der entzogenen Ehrenrechte wieder eingesetzt werden. Das „Dr. I." berichtet aus Dresden: Das gestern früh 6 Uhr stromauswärts von hier abgegangenc Dampfschiff „Kronprinz" stieß in der Nähe der „Saloppe" mit eine»; thalwärts fahrenden und mit Bausteinen beladenen Kahne zusammen, so das; letzterer zum Sinken kam. Die Mannschaft des Kahnes vermochte sich vor dein Sinken desselben noch zu retten. Dresden wird künftiges Jahr eine Kirche mehr zählen; es ist dies die englische Kirche, welche gegenwärtig auf der Wiener Straße, am Ausgange der Beuststraße erbaut wird. Der Thurm soll erst im Frühjahre aufgesetzt werden. Die Kirche selbst wird in rein gothi- schem Style erbaust, jedenfalls eine Zierde der Residenz. Mai; berichtet den „Dr. N." einen höchst frechen Diebstahl, der letztvergangene Woche in Kötzschenbroda verübt worden ist. Während nämlich in einer dortigen Restauration ein Kränzchen abge- halten wurde und in; Tanzsaale eben so flott musicirt als getanzt wurde, habet; unbekannte Diebe eine Leiter an das eine Treppe hoch befindliche Schlaskammerfenster des Restaurateurs angelegt, das letztere durchbrochen und, nachdem sie eingestiegen, mittelst Einbruch in ei nem Seeretär eine baare Geldsumme von über 200 Thlr. entwendet. Unter derselben befanden sich 100 Thlr. in Einthalerstückei;, 3 preu ßische Louisd'or, ein österreichischer Dukaten, eine Denkmünze mit der Jahreszahl 1865. Die „Obcrlausitzcr Volks-Zeitung" berichtet aus Nieder-Kunners- dorf vom 31. Oct.: Als eine interessante Merkwürdigkeit ist von hier zu berichten, daß der hiesige Einwohner Daniel dieses Jahr schon zum zweiten Male Kartoffeln cingeerntct hat, die völlig ausgewach- sm; und wohlschmeckend wie die anderen sind. Sie wurden nach der ersten desfallsigen Ernte am 14. Juli gesteckt und konnten schon au; 30. Oct. wieder geerntet werden. Aus Sebnitz schreibt man den „Dr. N.", das; am 10. November Abends in der Dunkelheit in die Wohnung eines dortigen reichen Fabrikanten eingebrvchcn und daraus nahe an 800 Thlr. baares Geld gestohlen worden sei. Dasselbe soll in k. k. österreichischen Fünsgüldennotcn, in französischen und amerikanischen Goldstücken be standen habe. In Limbach hat sich, wie die „L. N." berichten, am 12. Nov. folgender eigenthümlicher Unglücksfall ereignet: Der Hausbesitzer Pe ster war im Laufe des Nachmittags auf dem Hofe seines Grund stücks bemüht, einen Weg zu bahnen, als er mit der Schaufel auf einen harten Gegenstand stieß und zu gleicher Zeit ein Kinderarm sicbtbar wurde. Beim Nacbsuchen fand er sein 7jähriges Töchterchen bestnnungsbos untern; Schnee liegen, mit einer Wunde am Hinter kopfe, welche die Schaufel verursacht hatte. Das Kind war nach dem Hose gegangen, ohne daß man cS vermißt hatte, und von einer vom Hinterhause fallenden Lawine bedeckt worden. Sofort angewendete Mittel brachten cs wieder zum Bewußtsein zurück.