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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königi. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 27. Aiärz 1868 Verantwortlicher Redacteur und Lerleger: A. Lorenz. «Nnn ctettscbrM erscheint all» Freitag« eine Nummer. Der Preis für den Bterteljahrgang deträ-r t» Nar un^tst^besmal vor auSzube^ Sämmlilche König!. Postämter nehmen Bestellungen d-rauf an. Anretaen welche tm nächsten Srück erscheinen sollen, werben in Wilsdruff sowoh ,tn der R.d-c.i-n), al- auch der Druckerei d Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittag« 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, elwaige Beiträge, welch« d«r Tendenz d«S Blatt.« «ntspr.chen, mit große« Dante angenommen, nach Befinden honortrt. Die Redaktion. Umschau. Die Verhandlungen der 2. Kammer über ein neues Wahlgesetz nahmen in dieser Woche das all gemeine Interesse etwas mehr in Anspruch, als man sonst gewöhnt rst. Die Vorschläge dec Regierung erweitern die Zahl der Wähler bedeutend, indem sie die Steuerlumme heruntcrsetzen, die bisher für einen Wähler erforderlich war, behalten aber die Trennung in Stabt und Land, die seit Einführung der Gewerbefreiheit keinen Sinn mehr hat, bei. Am gelungensten sprach der bäuerliche Abgeordnete Riedel. Er will das Wahlgesetz von 1848 wieder hergestellt wissen, das die Regierung 1850 ohne Zustimmung der Volksvertretung beseitigte, eher könnte sich die dem Fortschritt huldigende Partei nicht zufrieden geben. Doch will er und feine Freunde dem Gesetze zustimmen, weil man das Gute um des Bessern willen nicht verschmähen soll. Dagegen erklären die Abgeordneten Schreck und Pornitz, daß sie sich der Abstimmung enthalten werden, weil sie streng am Recht (Gesetz von 1848) festhallen wollen. — Der Stadtrath zu Zwickau fordert zu Unter stützung der Hinterlassenen der im Brückenberg schacht verunglückten Bergleute auf. Es sind durch diesen Unglüctssall bi Frauen zu Wittwen und 18 Kinder zu Waisen gemacht; außerdem liegen noch II Bergleute, darunter 3 Familienvater, krank da nieder und werden einige von ihnen voraussichtlich auf längere Zeit arbeitsunfähig bleiben, während einzelne der unverhcirathelen Verunglückten die Er nährer bejahrter und kränklicher Eltern waren. — Der Reichstag wurde am 23. März durch den König von Preußen eröffnet, konnte aber nocb keine Sitzungen halten, da 4 Abgeordnete zur Beschluß fähigkeit fehlten. Von den sächsischen Abgeordneten sind nur sehr wenig anwesend; ein Theil wird durch die Berathung des Wahlgesetzes in Dresden fest gehalten. — Auf die Vorlagen des Bundesrathes über «in gemeinsames Gewerbegesetz ist man sehr gespannt, Man glaubt, daß die Gewerbefreiheit, wie sie Sach sen und mehrere kleine Staaten besitzen, theilweist wieder aufgehoben und durch die preußischen Ge werbegesetze ersetzt werden wird Es wäre das ent schieden ein Rückschritt; denn die preußischen Ein richtungen befriedigen Niemand, weder die Anhänger des Zunftzwanges, noch die der Gewerbefreiheit.— Was noch vor Kurzem Niemand für möglich gehalten hätte, was noch in der letzten Stunde in Wien für sehr zweifelhaft gehalten wurde, ist ge schehen : das Coneordat ist gebrochen. Nicht al- ob es schon vollständig bei Sette geschafft wäre, so rasch geht das nicht; aber der Reichstag hat ein Ehegesetz angenommen, das den Bestimmungen de- ConcordatS schnurstracks entgegenläust. Im Hause der Abgeordneten war man bald einig; der Herren hauses, das wie überall als Hemmschub jeden Fort schritts gilt, waren die Minister jedoch nicht sicher. Allgemein fiel es auf, daß die Gegner dcS Ebege- setzcS das Concordat selbst nicht einmal zu ver- tbeidigen wagten, sondern nur dafür sprachen, die Regierung möge sich mit dem Papste über eine Re vision desselben einigen. Nur ein Renegat, der frühere protestantilche Graf Blome au- Dänemark, erging sich in Schlmpfrcden gegen die Ruchlosen, die nicht auf ewig die päpstliche Herrschaft aner kennen wollen. Widerwärtig war cS, daß die Red ner der Pfaffenpartei fast ohne Ausnahme ihren Geifer auf das Grab Kaiser Aosephs II. spritzten, teS edelsten Monarchen, den Oesterreich je gehabt, der aber freilich eine Menge Klöster und Kew,tage aufhob und dadurch die Kuttenträßer empstudlrch