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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Diese» Blatt erscheint wöchentlich zwei mal, Dienstags u. Freitag? und kostet pro Quartal 1 Mark. Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag 12 «Hk. 89. Freitag, den 9. November 1877. Bekanntmachung. Nachdem unter Zustimmung des Bezirksausschusses in Betreff des Baues und der Unterhaltung der öffentlichen Wege im hiesigen Verwaltungsbezirke besondere Bestimmungen getroffen worden sind, so wird dies mit dem Bemerken hierdurch bekannt gemacht, daß diese Bestimmungen sämmtlichen Gemeindevorständen und Gutsvorstehern in je einem Druckexemplare zugehen werden. Meißen, am 5. November 1877. Königliche Amtshauptmannschaft. von Bosse. Bekanntmachung. Behufs der vorzunehmenden ErganzungSwahl des mit Ende dieses Jahres ausscheidenden dritten Theiles der Stadtverord nete« und der Ersatzmänner ist eine Liste der stimmberechtigten und wählbaren Bürger hiesiger Stadt angefertigt worden und hängt dieselbe vom IS. bis mit 26. dieses Monats im Restaurationslocale des hiesigen Rathhauses zu Jedermanns Einsicht aus. Etwaige Einsprüche sind rechtzeitig und spätestens bis mit 18. dieses Monats bei dem unterzeichneten Bürgermeister anzubringen. Nach Ablauf der obgedachten Auslage-Zeit wird die Liste geschlossen, auch werden alle bis dahin in dieselbe nicht eingetragenen Bürger von der Wahl ausgeschlossen, sowie auch etwaige bis dahin nicht erledigte Einsprüche unberücksichtigt gelassen werden. Wilsdruff, am 7. November 1877. Der Bürgermeister. Ficker. Die Schulweihe zu Sachsdorf. Es war ein grauumwölkter Regentag, jener 2. November, an dem die feierliche Einweihung des neu erbauten Schulhauses zu Sachsdorf stattfand, und doch brachte er für die beiden dabei be- theiligten Gemeinden, Sachsdorf und Klipphausen, ein schönes Fest, das, so sehr man immer wieder die Ungunst der Witterung bedauern hörte, seines erhebenden Eindrucks nicht verfehlt haben und allen, die es mitgefeiert haben, Alten wie Jungen, noch lange in lieber Er innerung bleiben wird. Um 10 Uhr füllte sich noch einmal die bis herige enge Schulstube mit ihren täglichen Gästen, den Schulkindern, um sie zum letzten Mal ausziehen zu sehen und aus des Lehrers Munde ein letztes Abschieds- und Dankeswort zu vernehmen für allen Segen, der hier so manchem Heranwachsenden Geschlecht zu Theil ge worden war. Nach dem Gesang des Verses: „Unsern Ausgang segne Gott", verließen die Kinder und die mit ihnen erschienene Festver- sammlung das Haus, um sich zum Festzug zu ordnen, der sich, be gleitet von den Klängen der Musik, nach dem neuen Schulhaus be wegte. Ein stattliches Haus und bei aller Einfachheit eine nicht geringe Zierde für die Schulgemeinde steht es, ein Werk des Maurer meisters Güldner in Wilsdruff, an dem nach Klipphausen zu gelegenen Ende des Dorfes. Heute, an seinem Ehrentage, fehlte ihm innerlich und äußerlich nicht der Schmuck der Kränze und Guirlanden und empfing an seinem Eingang eine Ehrenpforte den Festzug. Leider mußte der schlimmen Witterung wegen von der beabsichtigten Feier vor dem Hause und der feierlichen Öffnung desselben abgesehen werden; und so trat der Festzug sofort in die neuen Räume ein. Da konnte man nun bemerken, welch' einen trefflichen Eindruck diese, insbesondere das geräumige freundliche Schulzimmer, auf die Eintrelenden hervor brachten. Und hier, im Schulzimmer, der künftigen Arbeitsstätte des Hauses, wurde die Weihe vollzogen. Nach einem Gesang und kurzer Ansprache des k. Schönberg, in welcherderselbedarauf hinwies, daß auch die heutige Feier ihre Bedeutung durch den Namen unsers Herrn Jesu Christi erhalte, ohne den ja der Christ überhaupt nichts unter nehme, betrat der Bezirksschulinspector das Katheder und wies in ausführlicher Rede auf die Bedeutung dieses Hauses und der darin gethanen Arbeit hin, wobei er einen Rückblick warf auf die vor 40 Jahren erfolgte Erbauung des alten Schulhauses und die damalsge führten Verhandlungen, in denen schon die jetzt vollzogene Einigung der beiden Gemeinden Sachsdorf und Klipphausen zu einer Schul gemeinde erstrebt worden sei. Schließlich sprach er allen denen, die sich bisher um das Schulwesen und den Bau des neuen Hauses ver dient gemacht, den Dank aus und legte ihnen, insbesondere dem Lehrer mit den Schulkindern, sowie dem Schulvorstand, nochmals die Wichtigkeit der ihnen aufgetragenen Arbeit an's Herz. Daran schloß sich noch ein von den größeren Kindern aufgeführter Gesang und das Weihegebet des k. Winter aus Röhrsdvrf, womit die würdige Feier kurz nach 12 Uhr beendet war. Während nun den Kindern noch eine Erquickung mit Kaffee und Stollen zu Theil ward, vereinigte der Nachmittag noch eine ziemliche Anzahl von Festlheilnehmeru und Angehörigen der Schulgemeinde zu einem Festessen im Gasthaus, welches mit seinen vielen ernsten und launigen Trinksprüchen die Weihe und Freude des Tags noch einmal den Gemüthern nahe brachte und den Geist des Friedens und der Wohlgesinntheit offenbarte, der die Gemeinde beseelt. Wir schließen mit dem Wunsche, daß die neu- erbaute Schule eine rechte Segensstätte für die vereinte Schulgemeinde Werden möchte. Das Beste ist ja nicht der äußere Bau, sondern der Bau in der Seele auf dem Grund- und Eckstein unseres Glaubens. Und so mögen denn durch die im neuen Schulhause geschehende Arbeit recht viele Generationen heranwachsen, wohl gegründet im ! Ewigen, tüchtig zugleich für dies zeitliche Leben und Zeine täglich j schwerer werdenden Aufgaben. — ! Tagesgeschichte. Berlin, 7. November. Der „Reichsanzeiger" bestätigt, daß der in der Türkei beschäftigt gewesene deutsche Telegraphenbcamte Heinrich Kaiser, der sich auf einer Dienstreise befand, am 23. October auf dem Wege von Bellova nach Sarembye (Viajet Adrianopel) befand, er mordet worden sei. In Folge einer Anfrage des deutschen Botschafters habe die Pforte eine strenge Untersuchung angeorduet zu Ermittelung des Thäters und einen Regierungskommissar unter konsularischen Beistand mit 50 Mann an den Thatort abgeseudel. Aus Paris telegraphirt mau als Gerücht, Mac Mahon habe 1) viele Truppen in und um Paris zusammengezogen, angeblich wegen eines bevorstehenden großen Arbeiter-Striks; 2) den General Ducrot zu sich berufen. Sind das einen Staatsstreich bedeutende Sturmvögel? — Es ist ein öffentliches Geheimniß in Frankreich, daß Mac Mahons Minister Fourlou 4'Z Mill. Francs auf die letzten Wahlen verwendet hat. Natürlich nicht aus seiner Tasche, sondern aus geheimen Staats geldern. Die Kammer will sich bei ihrer Eröffnung erkundigen, ob das Papier zu den Wahlzetteln so thcuer gewesen ist oder — was sonst. Die Lage auf dem Kriegsschauplätze in Bulgarien ge staltet sich jetzt immer mehr zu Gunsten der Russen, welchen cs durch die massenhaften Nachschübe gelungen ist, Plewna vollkommen und fest zu zernireu, und die auch im Stande sind, das Terrain westlich der eingeschlossencn Armeen Osman Paschas in der Richtung nach Widdin und Rahowa hin mit streifenden Cavallerietruppen aufzuklären. Aber auch in südlicher und südwestlicher Richtung nach Sophia, Orchanie und Etropol zu macht sich ein stetes Vordringen russischer Truppen bemerkbar und neuerdings suchen dieselben östlich und westlich vom Schivkapasse, in den Balkanthälern, Terrain zu gewinnen, um sich an verschiedenen Stellen zum Herrn des Gebirges zu machen und so jeder Zeit einen Ucbergang anordnen zu können. Im Osten stehen die russischen Vortruppen bis Elena, im Westen bis Tetewcn undJablo- nitza vorgeschoben. Die Operationen im Westen des Jsker im Gebiet des nächsten Donauzuflusses des Skit sind dazu bestimmt, festzustellen, wie weit etwa von Widdin hervorgezogene türkische Truppen auf ihrem Vormarsche gekommen sind. Diese Bewegungen der russischen Truppen lassen daraus schließen, daß wahrscheinlich in den nächsten Tagen größere Aktionen bevorstehen. Die Bulgaren, welche von Plewna in das russische Hauptquartier in Bogot kommen, sagen, wie ein Spezialcorrespondent der „Times" von dort aus schreibt, daß die Türken von gekochtem Weizen und indischem Korn leben, wenn sie genug davon erhalten, werden sie sich nicht ergeben. Es sind aber Gründe zu der Annahme vorhanden, daß die Provianlvorräthe in Plewna sehr beschränkt sind. Das nächste Ereigniß wird wahrscheinlich ein verzweifelter Ver such sein, die Einschließungslinie zu durchbrechen, indessen wird dies nicht so leicht halten. Plewna liegt in einem von Höhen umgebenen Thale, auf welchem türkische Nedouten stehen, diese Höhen werden ihrerseits wieder von anderen noch höheren umringt, die von den Russen besetzt sind, und die Türken werden jetzt dieselben Schwierig keiten, wie früher die Russen, finden, um durchzubrechen, obschon ein Ausfall immer den Vortheil hat, daß er gegen einen einzigen Punkt gerichtet ist, und in diesem Falle nur den einen Zweck verfolgt, sich aus einem bösen Dilemma herauszuwinden. In Armenien rückt der Plan der Russen, welchen dieselben schon im August dieses Jahres zur Ausführung bringen wollten, nämlich in mehreren Kolonnen zugleich auf Erzerum vorzudringen, um dort vereint zu erscheinen, der Verwirklichung näher. In wenigen Tagen wahrscheinlich werden wir Nachricht erhallen, daß sich die Ab- theilungen des General Komaroff, der von Ardahan heranmarschirt, der Generale Heymann und Lazarcff und des General Tergukafsoff