Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruf, Lharand, Stoffen, Sievenleh« und die Umgegenden. Neunter Jahrgang. Freitag, den 1. Juni 1849. 22. Verantwortlicher Nedactcur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Zeitschel ert»elnt alle «reltaae eine Nummer. Der Peel« für de, Vierteljahren, detriqt 10 Nqr. Slmmtllche ASni,I. P»H» Amte, de- Inlandes i-edmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, welche im nächsten Stuck erscheinen sollen, werden in WilSdrus bis Montag, Abends 7 Uhr, in Tdarand biö Montag Nachmittags S Ubr, und in Nossen bis Mittwoch DormittagS 11 Uhr angenommen. Luch können diS Mittwoch Mittag cingekende Zusendungen aus Verlangen durch die Pest an den Drucken befördert werden, so daß sie in der narren Nummer erscheinen. Mir erderren unS diesciden u 'er den ?sd-rencn: „An die Redaktion des Wochenblattes in WilSdrus", „a» die Agentur des SyockcnblattiS in Tbarand " und „an die Wochenblatts - Expedition in Nossen". In Meißen werden Austräge und Vcftollungcn in der VulLrb»ndluug von C. E. Kliukicht und Sohn besorgt, vlwaige Beiträge, welche der Tendenz de- Blattes entsrrcchcn, sollen fte!6 mit großem Dünke uügcnonimcn werden. Die Redaetion. Bericht des Nationalvertretcrs HMbnncr. Frankfurt, am 22. Mai 1848. Dir Wirksamkeit der Nat onalversanlmlung ,u Frank furt geht ihrem Ende entgegen; ad sie auf friedlich gesetz lichem Wcgc sich auflöfen werde, oder weiche Schicksale ii>r sonst l'eschiedcn sind, dies liegt ausserhalb menschlicher Berechnungen. Die Dinge mögen sieh nun io oder anders gestalten, immerhin wird die Weltgeschichte ein günstiges u-theil düster Natwnalo.rs. nicht veisagen. Mag es fem da» die MaaSlosigkeir der Uttrademotralen, die leider in mehreren Theilen Deutschlams zum Racktheil der guten (Sacke he.vorgetreten ist, auch in die Verhandlungen Ler Nationalvers. sich rinzudrängen the lweis versucht hat; im Allgemeinen aber wird jeder Freund der Wahrheit zugebcn Mülsen, daß die Nationalvers. den Versuchungen der Mackt- überschrei'ung, die für derartige Versammlungen so groß und so gefährlich ßnd, zu jeder Zeit glücklich widerstanden und dass sie mir Mässigung und Ruhe, unter Bekämp'ung der in ihrem Schoosse vorhandenen extremen Richtungen, ihre schwierigen Aufgaben gelöst hat. Eine Fülle staat«- männisber We sheir strömte aus den Arbeiten und Ver- hamlungen dieser Versammlung, die eine grosse Zahl Män ner in sich enthielt, welche durch hervorragende Eigenschaf ten des Geiste« und Charakters in ganz Deutschland schon längst sich bekannt gemacht und das allgemeine Vertrauen sich zugewendet hatten Noch nie hatte das deutsche Volk eine solche, au« seimn eigenen Wahlen hervorgegangcne Versammlung auf deutschem Boden gesehen. Die Natio- nalvers. i» Frank'mt w r der Hoffnungsstern, nach dem alle patriotischen H rzen sich hinwenceten, und wenn auch nach dem verschiedenen Standrunkte der Partheien die Ur- tbeile über das Einzelne sich verschieden gestalten mochten, überall wurde der Nationalvers., die so viel hochbe.ükmte Namen in nch vereinig»«, casGerühl gerecht.rEhrerbietung entgegengebracht. M t solchen Gefühlen bin ich selbst in die Nationalvers. emg t-et n, und durch die nässere B rüh- rung Mit so vielen durch Geist und Herz ausg zeichneten Minne,n bube ich diese Gefühle und Ansichten nur gerecht- feriigt finden muss» En ück, nach tausendfachen Jrrgänaen, war es Ler Nat.-Vers. gelungen, den Weg zu finden zu einer Vcr- fariung«form, welche das in sein n Vvlkvstämme» und kn keinen Zat leis» 0 vielfach gespaltene Deutschland zur l ingstersel nten Einheit und Freiheit führen s llle, wenn auch zuaeg b.n werden muss, dass die Vertagung, wie jedes wenschl che Weik noch m ncke Unvollkommen'eiten da bie tet, zu deren künft gen Beseitigung sie jedoch die Mittel in sich selbst enthält. — Wir, die Männer der Ccntrcn, hak ten in Lüster grossen VerfaffungStragc obgesicgt. Wir glaubten, daß das monarchische Princip sür die Einheit Deutschland« nicht entbehrt werden könne; wir kämpften für dieses Princip auf Lie Gefahr hin, von vielen Gelten verkannt und verdächtigt zu werden; wir stellten es an die Sp He der ganzen Verfassung, indem wir zum erblichen Kaiser da« Lbcrkaupt des vor allem größten und mächtig sten deutschen Staates ernannten, den wir eben dadurch mit unauflößlichen Banden an Lie deutsche Einheit gekettet Haden. Was nun weiter geschehen ist, liegt vor Aller Augen. Das von der Nat.-Vers. mühsam gesponnene Gewebe Ler deutschen Verfassung ist zerrissen und ein anderes Gewebe wird gewebt von andern unsichtbaren Händen; LaS heißt, man wird Lem deutschen Volke eine ander« Verfassung darbieten, als diejenige war, die die Nat.-Vers. ihm gegeben hatte. Welch« Vorzüge diese daracdotene Ver fassung vor der durch die Nat.-Vers. fcstgcstellten deutschen Verfassung haben wird, möge das deutsche Volk entscheiden ; ich meinerseits werde darüber keine Worte verlieren. — Wird jedoch so große« Gewickt gelegt auf die Behauptung, daß die Nat.-Vers. nicht selbstständig, sondern nur in Ueber- «instimmung mit den Einzelregierungcn Lie Verfassung habe feststellcn können, so ist ein solcher Vorwurf durchaus ungegründek. Man kann abschcn von Ler Frage de« Recht«; Lie Nat.-Vers. hat allerdings zu wiederholten Malen ihre Souveränität ausgesprochen und autgcübt, sie hat aber jederzeit den Grundsatz fcstgehalten, daß sie wo möglich in Uedercinstimmung mit den Einzelregierungcn zu handeln und billigen Wünschen von dieser Seite Rechnung zu tragen habe. E« ist bekannt, daß die Einzelregierungcn, nachdem di« erste Lesung der Verfassung vollendet war, in Gemäßheit der Preuß. Circularnote v. 23. Jan. d. I. ihre Erinne rungen gegen den Verfassungsentwurf vorgcbracht haben, und daß diese Erinnerungen und Wünsche bei der zweiten Lesung und endgültigen Aestfüllung der Verfassung tbun- lichst berücksichtigt worden sind. Das war Ler allein mög liche Weg der Verständigung zwischen Ler Nationalvers. einerseits, und den 37 Regierungen andererseils. Nun kann man sagen, daß, wer die Macht habe, auch da« Recht habe, und hier und da wird von ganz biedern und wohl gesinnten Männern die Meinung geäußert: es sei billig, daß man dem P euk. König da« letzte Wort über die deutsch« Verfassungsfrage zu spr«ch«n verstatte, besonder«,