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Wpchenvlatt für Wilsdruf, Tharaud, Rossen, Sievenleh» und die Umgegenden» Neunter Jahrgang. Freitag, den 26. Januar 1d49. Verantwortlicher Nedacteur und Verleger: Albert Reinhold. Iven dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljadrgang beträgt IO Ngr. Sämmttichk Känigi. Pest» Imter deS Inlandes nehmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, welche im nächsten Stuck erscheinen Men, werden in WilSdruf bist Montag Abend« 7 Uhr, In Tharand bis Montag Nachmittag« S UHr, und in Noffca bl« Mittwoch Vormittags 11 Uhr angenommen. Auch können bis Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Post an den Druckort befördert werden, so daß sie in der nichsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: „An die Nedaetion de« Wochcnblatte« in Wilsdruf", „an die Agentur de« Wochenblattes in Tharaud" und „an die Wochenblatts - Expedition in Noffcn". In Meißen werden Aufträge und Bestellungen in der Buchhandlung von T. E. Klinkicht und Sohn besorgt. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blatte« entsprechen, sollen st-tS mit großem Danke angenommen werden. , Die Redaktion. Die Freigebsrng -re Jag-. Nachdem die Nationilversammlung zu Frank furt die Aufhebung des Jagdrechts auf fremdem Grund und Boden ausgesprochen und man die Freigcbuug der Jagd in die Grundrechte des dcut- scheu Volkes nuc aufgenommen hat, ist dieser Ge- gcnstaub, wie natürlich, vielfach besprochen und von den verschiedensten Seiten beleuchtet worden. Wenn nun auch wir in den nachstehenden Zeilen unsere Ansicht über die Freistellung der Iastd niederzulegen im Begriff stehen, schicken wir die Bemerkung vor aus, daß wir auch etwaigen entgegengesetzten An- sichten gern Raum in den Spalten d. Bl. geben wollen, ja daß uns dies sogar sehr angenehm sein wird, weil dadurch das Publikum Gelegenheit erhält, die der O ffemlichkeit übergebenen verschiedenen An sichten zu prüfen und dann für die eine oder die andere Ansicht Partei zu nehmen. Die Jagdberechtigung ist zu allen Zeiten ein Gegenstand des Haffes und des Neides von Seiten der Nichtbcrcchtigkcn gewesen. Und in der That war es dem Grundbesitzer nicht zu verdenken, wenn er beim Anblick seiner durch das Wild ganz oder dock theilweife vernichteten Fluren in Klagen und Verwünschungen ansbrach und cs eine himmel schreiende Ungerechtigkeit nannte, daß cs, vielleicht auf Meilen in der Runde, einem einzigen Menschen vergönnt war, eine Masse Wild der verschiedensten Gattungen zu hegen, das ungestraft allnächtlich von den Früchten seines Fleißes sich nicht nur sättigen, sondern sic auch, von übcrmüthiger Lust aufgestachclt, zertreten durfte. Ein bitterer fressender Groll nistete sich lief im Herzen der also Beschädigten cin und war die Veranlassung zu manchem bösen Streit und Hader, zu mancher lichtscheuen That, ja zur offenen Empörung, wovon die Geschichte uns man ches Beispiel erzählt. Wir wollen nur, um eines solchen Vorgangs, der in hiesiger Gegend sich er- eignet, zu gedenken, an den sogenannten Bauernauf stand auf dem Katzcnbergc zu Anfang der neunziger Jahre erinnern, welcher die Tödtung der sämmt- Uchen wilden Schweine auf dem Tharander Walde zur Folge hatte. Die in der allerneuesten Zeit in Deutschland geführten Vernichtungskriege gegen das Wild von Seiten der zur Ausübung der Jagd nicht Berechtigten möchten wohl kaum hierher gehören, da meist der rohe Uebermuth und die Gewinnsucht die Triebfedern dazu waren. Die Gewährung von Wildschadcncrsatz Hal sich fast immer als unzurei chend gezeigt, da die Vergütung selten dem Schaden gleich kam und der beschädigte eine Menge Wege und Plackereien hatte, ehe eine Besichtigung des Schadens cifolgte, die ihm oft auch noch durch das Gesetz oder die Klugheit gebotene Ausgaben verursachten. Daher der Haß gegen das Recht der Jagd, bcrechtigung von Seiten der nichtberechtigten Grund- besitzet. Aber das Recht, die jagdbaren Thiere in Wald und Flur zum eignen Nutzen und Gebrauch allein nur zu erlegen oder durch Beauftragte — die Jager — erlegen zu lassen, war bis auf die heutige Stunde nicht nur Gegenstand des Hasses, sondern auch des Neides. Die Lust zur Aus übung des Waidwcrks liegt in der Brust des Mannes und namentlich des deutschen Mannes. Daher schaut cr mit scheelsüchtigcn Blicken auf die einzelnen Glücklichen, welchen unter vielen Tausen den durch den Zufall der Geburt oder andere Elücks- umständc das Recht zur Ausübung der Jagd zu Thcil wurde. Dieser Trieb zur Jagd und der da-