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Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 4. 1879. DimStag, den 14. Januar Bekanntmachung, das Ziehkinderwesen betr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag. Abonnementsprel» vierteljährlich I Mark Hine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Inseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Neunund-reißigster Jahrgang. Nachdem in Folge der Bekanntmachungen vom 4. October und 12. November vorigen Jahres aus allen Theilen des Bezirks Frauen ihre Mitwirkung bei Beaufsichtigung des Ziehkindcrweseus zugefagt haben, werden behufs Organisirung dieser Aufsichtsführung die Ortspolizeibehörden (vergl. tz 1 des Regulativs über das Ziehkinderwesen vom 17. September 1877) hierdurch veranlaßt, bis Ende dieses Monats diejenigen Personen hier namhaft zu machen, bei welchen Ziehkinder untergebracht sind. Meißen, den 4. Januar 1879. Königliche Amlstmuptmiumschaft. von Bosse. Die frauzösische Republik seit dem 5. Januar. „Von 295 Senatsmitgliedern gehören nunmehr 176 der repub likanischen Partei an. " Mit dieser Thatsache hat sich in der französischen PoUnk des Innern eine bedeutsame Wandlung vollzogen. Bisher hatten wir die eigenthümliche Erscheinung, daß die Mehrheit des französischen Senats konservativ war (monarchisch in der einen oder anderen Färbung), die Kammer oder die Nativnalvcrsammlnng dagegen nach ihrer Mehrheit republikanisch. Daraus gingen natür lich fortwährende Reibungen zwischen den beiden Häusern hervor, nicht geeignet, die Ruhe und Wohlfahrt des Landes zu fördern. Zudem trachteten die monarchischen Parteien fortwährend nach einer Revision der Verfassung, das wollte in ihrem Sinne nichts anders sagen als eine Beseitigung der Republik, und nur an der Uneinigkeit jener Parteien hat es gelegen, daß ihre Pläne nicht mit mehr Energie verfolgt wurden. So hat die Republik Frankreich noch um einige Grad mehr im Gefühl der inneren. Sicherheit und Ruhe gewonnen, und diese sichere Ukberzeuguug, daß die Potitischen Zustände von Dauer sind nd daß nicht mehr so leicht monarchistische Ränke den Frieden des Landes gefährden können, trägt gar viel zur Behaglichkeit der Bewohner, aber auch zu der Entwickelung von Handel und Verkehr, wie der ge werblichen Thätigkeit bei. Trotz des Krieges und der Kriegsent schädigung ist der Wohlstand Frankreichs ein besserer als der seiner Nachbarn ringsum, es wird rascher der wirthschaftlichen Lähmung sich entziehen können, welche wie eine Seuche, oder besser, wie die nach einer schweren Krankheit zurückblcibende Schwäche, alle dem Welt verkehr angehörenden Völker des Erdvalls mehr oder weniger heim gesucht hat. — Noch aus einem anderen Grunde ist der Sieg der republi kanischen Partei von Wichtigkeit: die monarchisch gesinnte Mehrheit des Senats war stets eine getreue Stütze für die klerikale Partei iu Frankreich; die absoluten Herrscher haben es noch immer am liebsten mit den Jesuiten gehalten. Mit dem 5. Januar hat in Frankreich dieselbe Partei ein gutes Stück Boden verloren, welche im Deutschen Reiche den Culturkampf angezettelt hat und welche so gern die französische Armee benutzt hätte, um Deutschland zu züchtigen und wieder zum Gehorsam zu bringen Man kann von den Franzosen nicht verlangen, daß sie unsere guten Freunde werden, aber wir können hoffen, daß sie sich mit uns vertragen lernen, wenn erst die geistlichen Feinde Deutschlands nicht mehr die Rathgeber der französischen Machthaber sind. Für eine unbedingte Dauer der französischen Republik ist darum noch keine Garantie zu leisten; kein Volk wird erfahrungsgemäß so leicht einer Staatsform müde, wie unsere Nachbarn über den Vogesen, die Verfassung wechselt dort so rasch wie die Decoration im Theater; wer kann sagen, wie das nächste Stück heißt? Taqksaeschichte. Kaiser Wilhelm und Kaiserin Augusta feiern am 11. Juni d. I. ihre goldene Hochzeit. Ausdrücklich haben sie jetzt schon durch den Kronprinzen ihren Wunsch zu erkennen gegeben, daß Niemand, weder Korporationen (Beamte und Militär), noch Vereine oder Privat leute ihnen persönlich ein Geschenk re. zukommen lassen möge. Wer sich durchaus eine Freude machen wolle, möge wohlthätigen Anstalten oder den Armen etwas zu gute thun oder Stiftungen für das Wohl der Arbeiter machen. Die Reichsregierung ist eifrigst bemüht, noch vor Eröffnung des Reichstages die Verhandlungen wegen Erwerbung eines für die Errichtung Les Parlamenlshauseü geeigneten Bauplatzes zum vor läufigen Abschluß zu bringen. Allem Anscheine nach wird auf die Acquisition des anfangs in erster Linie genannten Terrains am Königsplatze zurückgegriffen werden. In keinem Lande ist die Zahl der Arbeitseinstellungen so groß wie in England; schon der für dieses Vorgehen der Arbeiter allge mein üblich gewordene englische Name „Streik" beweist, daß wir es hier mit einer ursprünglich englischen Sache zn thun haben, die aller dings in anderen Ländern Nachahmung gefunden hat. Wir entnehmen aus der diesmaligen Uebersicht,. welche am Schluss? jedes Jahres über die in demselbeu stattgehabten Arbeitseinstellungen in der eng lischen Zeitung „Times" veröffentlicht wird, daß, während im Jähre 1877 deren 181 stattfanden, im Jahre 1878 über 50"/„ mehr, näm lich 277 eingetrcten sind. Auch die mit deu Arbeitseinstellungen ver bundenen Ausschreitungen der Arbeiter sind in keinem Lande so weit gegangen wie in England; allem Anschein nach ist aber auch kaum irgendwo der Nothstaud der Arbeiter gegenwärtig so groß, wie m diesem Musterlande der Industrie. Die Geschäftsstockung hat die Fabrikanten bereits zu Lohnherabsetzungcn bis zu 57Procent ge zwungen, und zu noch weiteren haben sich dieselben neuerdings in einigen Bezirken geuöthigt gesehen, um nicht ihre Fabriken ganz schließen und ihre Arbeiter ganz brodlos machen zu müssen. Wie versichert wird, sind die Verhandlungen in Betreff des Ab schlusses des russisch-türkischen Friedens durch die nmmchr von Rußland iu der Kriegskostenentschädigungsfrage eingenommene Haltung in ein günstigeres Stadium getreten. Um den Abschluß des Ver trages möglichst zu beschleunigen, hat die russische Regierung der Pforte vorgeschlagen, die Kriegskostencntschüdlgungssrage vorläufig zu vertagen und nur bezüglich der übrige» Punkte ein Uebcreinkommen zu treffen. Rußland hat sich verpflichtet, nach Abschluß des also modificirten Vertrages Adrianopel und Rumelieu sofort zu räumen. Die internationale Commission wird alsdann provisorisch mit der Ver waltung Ostrumeliens betraut werden. Die Journalnachricht, daß Rußland den Abschluß eines de finitiven russisch-türkischen Friedensvertrages von der vorherigen Uebcrgade Podgoritzas an Montenegro abhängig mache, ist, wie jetzt verlautet, unbegründet. Rußland hat allerdings der all- festigen strikten Ausführung des Berliner Vertrages besondere Auf merksamkeit zugewaudt und ist demzufolge bei der Pforte iu ein dringlicher Weise auch für die Rechte Montenegro's eiugetretcn; doch hat niemals Veranlassung vorgelegen, den Fortgang der Verhand lungen über einen Desinilivfricde» von einem Ultimatum zu Gunsten Montenegro's abhängig zu machen. In Afghanistan gehts mit dem Kriege schneller zu Ende, als sogar die Engländer gehofft haben. Der Emir ist nach Rußland ge flohen, um Hülfe zu erbitten, wie sich bestätigt, — aber Rußland ist so weit — und sein Sohn Jakub ist im Begriffe, ihm zu folgen, da er daheim alle Macht über die Soldaten und über das Volk verloren hat. Moucafi, der spanische Attentäter, wurde, wie landesüblich, mittelst der Garotte erdrosselt. Die Welt ist ein Jammerthal, war sein letztes Wort. Für Einen, der auf der Leiter steht, sicher keine pessimistische Ansicht. StMgemeindernthssitzlmg am 4. Januar 1879. Feierliche Einweisung der neu- und bez. wiederqcwählten Herren Stadtverordneten. StadttMemderathssitznug am 8. Januar 1879. 1 ., Wahl der Ausschüsse: Es wurden gewühlt: a., in den Ausschuß für das städtische Cassen- und Rechnungswesen Lie Herren Stadtverordneten Tinndorf, Springsklee, Loßner und der unterzeichnete Bürgermeister; t>., m den Ausschuß für das Bau- und Feuerlöschwesen sowie die Wasserversorgung Herr Stadtrath Funke und die Herren Stadt verordneten Dinndorf, Springskice und Busch sowie der unterzeichnete Bürgermeister; o., in den Ausschuß für das Armen- und Kraukenwesen Herr Stadtrath Funke und die Herren Stadtverordneten Reiche, Schmidt und Busch; ck., iu deu Ausschuß für das Marktwesen Herr Stadtrath Hilfert und die Herren Stadtverordneten Galle, Hermann und Loßner; e., in deu Ausschuß für die Quartier- und Militärleistuugen Herr Stadtrath Funke und die Herren Stadtverordneten Dinndorf, Schmidt und Hermann sowie der unterzeichnete Bürgermeister; st, in deu Ausschuß für die Abschätzung zu den städtischen Ab gaben die Herren Stadtverordneten Reiche, Bretschneider, Schmidt und Loßner und der unterzeichnete Bürgermeister; 8- in die Feuerlösch-Deputation Herr Stadtverordneter Galls und b., in dis Deputation für die städtische Sparkasse Herr Stadt verordneter Reiche als wirkliches Mitglied Und Herr Si-Mstrord-