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Wochenblatt für für Rr. 11. 1^7». Frriwg, den 7. Fcdrimr Nlschcint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). AbonnementspreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannadme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen^ das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Neununddreitzigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). AbonnementSprei» vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Bekanntmachung. Die Ortspolizeibehördcn hiesigen Bezirks werden hiermit angewiesen, darüber, daß die in den hiesigen Amtsblättern abgedruckte Be kanntmachung des Königlichen Ministerium des Innern, Blaßregeln gegen die Einschleppung der Rinderpest aus dem Königreiche Preußen be treffend, vom 27. vorigen Monats, gehörig befolgt werde, innerhalb ihres Polizeibezirks Aufsicht zu führen und etwaige Zuwiderhandlungen anher anzuzcigen. Meißen, am 4. Februar 1879. Königliche Amtshauptmannschaft. von Bosse. Tagesgeschichte. In Folgedes Socialistcngesetzes, so schreibt die „Börsen-Ztg.", sind bis jetzt ungefähr sechzig Socialdemokraten aus Berlin ausgewiesen worden. Vierzig derselben halten sich in verschiedenen Gegenden Deutschlands auf, zwanzig sind ins Ausland gegangen, darunter un gefähr ein Dutzend nach Amerika. Jedenfalls ist in dieser Angelegen heit das Erste und Nothwendigste geschehen, nämlich: die Social- dcmocraten haben erfahren, daß noch Gesetz und Obrigkeit über ihnen steht. Im Volke hat sich die Furcht vor ihren wüsten Drohungen verloren. Mögen nun auch wie in England die Arbeiter erkennen lernen, daß sie ein besseres Loos nur von ihrer eigenen Intelligenz und Thätigkeit zu erwarten haben, nicht von den Hetzereien fanatischer Agitatoren. Der bekannten Anweisung des Papstes folgend haben die Bischöfe von Regensburg, Augsburg und Passau Gebete für den kirchlichen Frieden ausgeschrieben. Recht gut; mögen sie aber für den Frieden nicht nur beten, sondern auch arbeiten! Aus Wien kommt eine Depesche, von welcher jedes Wort Goldes Werth ist, wenn sie die Wahrheit meldet. Diese Nachricht lautet: In den jüngsten Tagen wurde zwischen Österreich und Deutschland ein Vertrag abgeschlossen, in welchem Oesterreich auf die Geltendmachung der Klausel des Artikels 5 des Prager Friedens von 1866 verzichtet. Diese Klausel machte die Rückgabe Nordschleswigs an Dänemark von einer Volksabstimmung der Nordschleswiger abhängig und Oesterreich war das Recht eingeräumt, jeder Zeit sie geltend zu machen. Diese berüchtigte Klausel war ein schwarzer Klex in dem 1866er Frieden, eine diplomatische Schlinge um den Hals Preußens und Deutschlands, welche Napoleon dem Friedensvertrag angehängt hatte. Jetzt ist die Schlinge zerschnitten und die letzte Gefahr, das Schleswig-Holstein nicht ungetheilt bleibe, beseitigt. Die Sache ist zugleich, wenn sie sich bestätigt, ein sehr erfreuliches Zeichen von dem guten Einvernehmen zwischen Oesterreich und Deutschland. Rußland sucht einen König von Bulgarien, — für das Land, das es aus dem Leibe der Türkei heraustranschirt hat. Es hat seine Augen auf den Prinzen Reuß, den deutschen Botschafter in Wien, geworfen, findet aber keine Gegegenliebe. Das unglückliche Bulgarien ist und soll nur sein ein russischer Vorposten gegen die Türkei und wird im besten Falle sein ein Spielball der Großmächte; darauf ist es zugeschnitten und kann und soll weder richtig leben, noch sterben. Das Heer ist russisch, die Beamten sind russisch, Geld — ist nicht, höchstens Schulden; Fürst kann nur werden, wer auf Commando kommt und geht. Dazu, meint die „A. A. Z.", ist Prinz Reuß viel zu klug, der Verhältnisse kundig, unabhängig und wohlwollend. Er würde für das Volk nichts Gutes thuu können; denn auf das Wohl kommt es Rußland nicht an. Wir wollen heute dem Leser Herrn Grevy vorstellen, den neuen Präsidenten der französischen Republik. Er ist geboren 1813 in der bäuerlichen Hütte eines kleinen Landwirths im Jura-Departement, studirte mit Hülfe guter Freunde die Rechtswissenschaft, wurde Advoeat und zeichnete sich als scharfsinniger Geschäftsmann und beredter und muthiger Vertheidiger aus. Er kam 1848 in die Nationalversammlung, wo er sich durch sein Mißtrauen gegen Napoleon bemerklich machte. Dieser ließ ihn auch bei seinem Staatsstreich einsperren, aber bald wieder laufen. Nach dem Sturze Napoleons 1870 wählte ihn die Nationalversammlung in Bordeaux zu ihrem Präsidenten und 1876 die Abgeordnetenkammer wiederum zum Präsidenten. Er ist einer der consequentesten und unerschütterlichsten Republikaner Frankreichs, um sichtig, gemäßigt, charakterfest, klug und gewandt in allen Geschäften, wenn auch keine hervorragende Persönlichkeit, das erste Staatsoberhaupt, das republikanisch und liberal ist. Sein großes Examen muß er jetzt erst bestehen. MacMahon hat sich's nicht nehmen lassen, seinem Nach folger den ersten Besuch zu machen. Rußland rückt der Pest, die es im Anfang obenhin behandelte mit Feuer auf den Leib. Der Kaiser hat auf Antrag seiner Minister die Erlaubniß gegeben, daß der Seuchenort Wetljanka und andere Dörfer und Gehöfte, in denen die Pest wüthet, verbrannt und die Einwohner in anoern Orten untergebrächt und entschädigt werden. Petersburg, 4. Fcbr. Ein osficielles Telegramm aus Astrachan vom gestrigen Tage meldet: In Wetljanka und Umgegend ist kein Kranker vorhanden; in Selitren und den benachbarten Höfen sind augenblicklich 6 Kranke, darunter 2 neu erkrankte; 2 sind gestorben. Die Epidemie fährt fort, in den durch Quarantäne abgesperrten Be zirken localisirt zu bleiben. In Tschernocarsk ist eine Person an typhusartigen Erscheinungen erkrankt, befindet sich aber auf dem Wege der Besserung. Die Epidemie läßt an Heftigkeit nach. Kälte 10 Grad. Wie die Krakauer und Lemberger Blätter melden, flüchten sich die Israeliten nach dem Auftreten der Pest in größerer Menge aus den russischen Gouvernements nach Galizien. Die Eifenbahnverwaltungen sehen sich genöthigt, Extrazüge abgehen zu lassen, um nur die Masse der Flüchtenden weiter befördern zu können. Diese Panik ist theil weise durch die Furcht vor der Pest, theilweise aber auch durch das Gerücht veranlaßt worden, nach welchem das Volk (wie im Mittelalter) die Juden für die Ursache der Epidemie ansehen und dieselben zu be strafen beabsichtigen soll. In England hat nunmehr ein Scandalproceß von großer wirth- schaftlicher Tragweite sein Ende gefunden. Die Directoren der Glas- gvwbank, welche den Bankerott dieses einst so angesehenen Bankinstituts und gleichzeitig damit das Fallissement vieler englischen Geschäftshäuser verursacht haben, wurden am ersten Februar je zu 18 und 8 Monaten Gefängniß verurtheilt, gewiß eine gelinde Strafe, wenn man die Größe der begangenen Verbrechen, für welche die heutige Rechtspflege gar keinen rechten Sinn zu haben scheint, bedenkt. OertlicheS und Sächsische». Dresden, 2. Februar. Im vergangenen Jahre wurden 226 Fortbildungsschüler bestraft, und zwar die Mehrheit wegen Hinterziehung der Unterrichtsstunden, in einigen Fällen auch wegen Ungehorsams gegen die Lehrer. Merkwürdig "ist, daß die Mehrzahl der Bestraften Schlosser- und Bäckerlehrlinge waren. Im Monat December allein wurden 18 Fortbildungsschüler wegen uncntschuldigtem Wegbleibens vom Unterrichte mit 2- bis 4 stündigem Arrest bestraft. Roßwein. In der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar sind aus dem Uhrengeschäft von Th. Robold ca. 50 Uhren und 24 Uhr ketten gestohlen worden. Der Einbruch ist vom Hofe aus durch ein zur Werkstatt führendes, mit einem hölzernen Laden und vorgelegter Eisenstange verschlossenes Fenster geschehen. In den Laden ist mittelst eines Biessers oder Meißels eine handgroße Oeffuung gemacht und dann der die Eisenstange haltende Vorftecker herausgezogen, der Laden auf gemacht, die Fensterscheiben eingeschlagen, die Wirbel und Fenster ge öffnet und durch dieselben eingestiegen worden. Der Einbrecher hat sich beim Ausarbeiten, wie vorhandene Blutspuren zeigen, vermuthlich an der Hand oder am Arm verletzt. Am 4. Febr. ließ sich bei Coswig ein 12- bis 13jähriger Knabe in selbstmörderischer Absicht von einem Eisenbahnzuge überfahren. Das unglückliche Kind, welchem beide Hände abgefahren waren, wurde vom Streckenabgeher noch lebend aufgefunden und starb in Weinböhla, wo hin es gebracht worden war. Dasselbe ist der Sohn eines Weinböhlaer Einwohners und Tagarbeiters namens Otto und der Bruder jenes 17jährigen Mädchens, welches vor etwa 4 Monaten an derselben Stelle den Tod gesucht und gefunden hat. Furcht vor zu erwartender Strafe soll den Knaben in den Tod geführt haben. Im „Glückaufschachte" der freiherrlich von Burgk'schen Stein- kohleuwerke in Bannewtz ist am 31. Januar der Häuer Adolf Richter aus Zschiedge beim Wegthun eines Schusses durch ein Gebirgsstück über dem rechten Ange getroffen und dadurch lebensgefährlich verletzt worden. 1. Sitzung des Bezirksausschusses der König!. Amts- hauptmanuschaft Meißen, am 25. Januar 1879. 1. Nach Vorlegung der aufs Jahr 1878 über das Bezirksver mögen abgelegten Rechnung werden die Ausschußmitglieder Bürger meister Hirschberg und Rittergutsbesitzer Oehmigen-Choren mit deren Prüfung beauftragt. Nach dessen Erfolg soll die Rechnung durch Druck vervielfältigt und den Mitgliedern des Bezirkstages mit der Einladung zu letzterem zugefertigt werden. (Ref. Amtshauptmann.) 2. Sodann gelangt ein Bericht des Bezirksthierarztes Schleg hier in Betreff der veterinär-polizeilichen Controle über das an verschiedenen Orten hiesigen Bezirks von Zeit zu Zeit zum Verkauf eingestellte aus ländische Zucht- und Schlachtvieh zum Vortrag. Nach Mittheilung einer auf diesen Gegenstand bezüglichen Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern und des dazu gehörigen Gutachtens der