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WtM für Wilsdruff UOn, Atbknlchn und die Umgegenden. Imtsblatt für die Rgl. AmLshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. No. 97. Freitag, de« S. Dezember 18S«. Vekanntinachring. Laut anher erstatteter Anzeige ist das bei hiesiger städtischen Sparkasse ausgestellte Einlagebuch No. 29907, lautend auf den Namen Wilhelm Wolf in Taubenheim, dem Einleger abhanden gekommen. Unter Hinweis auf § 18 des für die hiesige städtische Sparkasse geltenden Regulativs wird der etwaige Inhaber dieses Einlagebuchs hiermit aufgesordert, seinen Anspruch an dasselbe, wenn er solchen zu haben vermeint, bei Verlust desselben binnen drei Monaten, vom Tage dieser Bekanntmachung ab gerechnet, bei uns anzubringen. Wilsdruff, am 3. December 1890. Der Stadtrat h. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung. Auf dem Grillenburger Forstreviere aufbereitete Stämme, Klötzer und Stangen sowie Brennhölzer von Durchforstungen und Windbrüchen sollen Donnerstag, -e« II. Deeember dieses Jahres, Vormittags von 10 ULr an im Gasthaufe zum Sachsenhofe bei Klingenberg versteigert werden. Spcciellere Angaben sind auf den in den Schankwirthschaften und bei den Ortsbehörden der umliegenden Orte aushängenden Plakate enthalten. Königs. Forstrentamt Tharandt und Königs. Forstreviervenvaltung Grillenburg, am 28. November 1890. Tagesgeschichte. Am Dienstag ist nun auch der Reichstag wieder in die parlamentarische Erscheinung getreten und seine Konkur renz nöthigte das preußische Abgeordnetenhaus bereits zu einer abermaligen Pause, indem letzteres mit Rücksicht auf den Reichstag am Dienstag und Mittwoch seine Sitzungen aus setzte. DaS Reichsparlament eröffnete seine neuen Verhand lungen durch die erste Lesung der Helgoland-Vorlage, worauf die Berathung einiger Rechnungssachen folgen sollte; vermuth- lich wird aber erst von nächster Woche ab die volle Thätig- keit des Reichstages beginnen. Inzwischen hat in seiner Arbeiterschutz-Kommission am Montag die zweite Lesung ter Gewerbeordnungs-Novelle begonnen und das raschere Tempo, welches hierbei cingeschlagen wurde, ist augenscheinlich der in der Subkommission erzielten Verständigung in einer Reihe schwieriger Einzelfragen zu verdanken. In genannter Sitzung genehmigte die Kommission den § 1051 (Sonntagsruhe in Bergwerken, Salinen u. s. w., sowie im Handelsgewerbe) unter Vornahme verschiedener Abänderungen an den Beschlüssen erster Lffung. Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes über die Abänderung des Gesetzes, betreffend die Krankens er- sichcrung der Arbeiter, zugegangen. Der Begründung entnehmen wir den nachfolgenden bemerkenswerthen Abschnitt über die vielbesprochene Frage der freien Hilfsklassen: „Sollte", so heißt es da, „den Verficherungspflichttgen die Wahl zwischen verschiedenen Klassen freigegeben sein und der Arbeitgeber ver pflichtet werden, die Beiträge für jede von ihm beschäftigte P-rson an die Kaffe zu zahlen, welcher sie beitritt, so würde es der Willkür der Versicherungspflichtigen anheim gegeben sein, den Arbeitgeber zu nöthigen, nicht nur an eine Mehrheit von Kassen für die verschiedenen Versicherungspflichtigen Bei träge zu zahlen, sondern unter Umständen auch höhere Bei träge zu zahlen, als diejenige Kasse erfordert, welche für die von ihr beschäftigten Versicherungspflichtigen zunächst bestimmt ist. Der hierin liegenden schweren Belästigung und Unbill würde man nur dadurch ausweichen können, daß man für di jenigen Versicherten, welche von ihrer Wahlfreiheit Gebrauch machen, die Verpflichtung des Arbeitgebers zur Beitragzahlung in Wegfall brächte. Damit aber würde wiederum die Wahl freiheit für die Versicherten ihren Werth verlieren und außer dem die Einziehung der Beiträge die durch die gegenwärtige Regelung erzielte Einfachheit und Sicherheit einbüßen. Es scheint demnach geboten, es bei dem System der Zwangskassen zu belassen und denjenigen Bestimmungen des Gesetzes, welche das Verhältniß der Kassen zu einander regeln, durchweg eine Fassung zu geben, welche jeden Zweifel darüber ausschließt, daß jeder Versicherungspflichtige — mit Ausnahme der Mit glieder der eingeschriebenen und sonstigen Hilfskassen — der Krankenkasse angehört, welche für die Beschäftigung, in der er steht, errichtet ist. Es wird daher, um diese Verhältnisse zu regeln, empfohlen, daß die Ausschließung der Mitglieder freier Hilfskassen von der ihrer Beschäftigung entsprechenden Zugehörigkeit zu einer Zwangskasse nur auf ihren Antrag eintritt. Unter dem Ehrenpräsidium des Abgeordneten Windtborst hat sich ein Volksverein zur Bekämpfung der Umsturzbestreb ungen gebildet, der womöglich die gesammte katholische Welt Deutschlands umfassen und insbesondere durch Vorträge und durch Verbreitung guter Druckschriften der Sozialdemokratie zu Leibe rücken soll. Der Vorstand dieses Vereins hat soeben eimn Aufruf an „das katholische deutsche Volk", der von den namhaftesten Abgeordneten, sowie von anderen hervorragenden Anhängern der Centrumspartei unterzeichnet ist, erlassen. Unter Bezugnahme auf das Fuldaer Hirtenschreiben der deut schen Bischöfe, auf die erhoffte freudige Zustimmung des Papstes und auf die kaiserliche Sozialpolitik schließt die er wähnte Kundgebung mit folgendem Appell: „Drum sammele dich, katholisches Volk, erprobt in Opfersinn und Treue gegen Kirche und Vaterland! Sammele dich zur Verthei- digung der christlichen Gesellschaft! Schütze Thron und Altar, Haus und Herd! Alle Stände, hoch und niedrig, Geistliche und Laien, Arbeitgeber und Arbeiter sollen sich in dem einen Verein zusammenfinden, um den einbrechenden Feinde zu wehren, die Irrenden zu belehren, die Schwankenden zu stützen und Eifer der Treuen noch mehr zu erwärmen. So wird dem Volke der heilige Glaube erhalten, und das ist die wichtigste, größte soziale That." Die Wirkungen des Zusammenschlusses der bürgerlichen Parteien. — Bei einer Anzahl von Kommunalwahlen haben in den letzten Wochen starke Niederlagen der Sozialdemokraten stattgefunden. Fast täglich gehen solche Nachrichten, meist wenig beachtet, aus den verschiedensten Orten des Reichs durch die Blätter; kaum ein einziges Mal wird von einem Erfolg der Sozialdemokraten berichtet, auch bei Mandaten, die sie bisher stets in Händen gehabt haben. Im Einzelnen mag diesen Wahlen keine besondere Wichtigkeit beiwohnen, in ihrer Gesammtheit sind sie aber doch beachtenswerth, weil dabei fast überall ein fester Zusammenhalt aller bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemokratie zu Tage getreten ist, welcher von Erfolg gekrönt war, und weil dadurch der Beweis geliefert wird, daß auch in den meisten von der Sozialdemokratie be drängten Orten die bürgerlichen Parteien in ihrer Gesammt heit der Umsturzpartei überlegen sind. Bei den jüngsten Reichstagswahlen haben die Sozialdemokraten ihre Erfolge vorzugsweise der Spaltung im Lager der bürgerlichen Parteien, der direktem und indirekten Unterstützung durch Deutschfreisinnige und Ultramontane zu verdanken gehabt. Die Vorgänge bei so vielen Kommunalwahlen aus jüngster Zeit beweisen, daß die bürgerlichen Parteien in ihrem gemeinsamen Interesse sich der Pflicht des Zusammenhaltens gegen die Sozialdemokratie wieder mehr bewußt zu werden angefangen haben. Daß läßt Hoffnungen auch für künftige politische Wahlen zu. Die bürgerliche Gesellschaft und die auf dem Boden derselben stehenden Parteien sind der Sozialdemokratie noch immer überlegen, aber freilich nicht in der Zersplitterung, sondern nur beim Zusammenhalten gegen einen gemeinschaftlichen Feind. Die Generalärzte sämmtlicher deutschen Armeekorps sind nach Berlin zu einer Konferenz über die Nutzbarmachung des Koch'schen Schwindsuchts-Heilmittel für die militärischen Krankenanstalten berufen worden. Im Garnisonlazareth zu Hannover hat bereits die Behandlung mit Koch'scher Lymphe begonnen und und sollen daselbst die Schwindjuchtskranken des gesammten 10. Armeekorps behandelt werden. Die Erhebungen der nach Oesterreich geschickten Thier ärzte über den Seuchenbestand liegen jetzt vor und lauten so, daß in ihrer Folge die Genehmigung des bayerisch-sächsischen Antrags durch den Bundesrath in sicherer Aussicht steht. Sobald das Vieheinfuhrverbot gegen Oesterreich aufgehoben ist, steht preußischerseits ein ähnliches Vorgehen an der rus sischen Grenze bevor behufs Erlaubniß der Vieheinfuhr von dort in die Schlachthäuser. Der deutsche Botschafter in St. Petersburg, General von Schleinitz, feierte dort am 28.November unter leh- hafter Theilnahme weiter Kreise sein 50jähriges Militärdienst jubiläum. Die hohe Stellung, welche der Jubilar seit langen Jahren in der russischen Hauptstadt bekleidet und die ungemein große Beliebtheit, deren er sich beim Petersburger Hofe wie auch in anderen Kreisen erfreut, machten es erklärlich, daß die Jubiläumsfeier einen geradezu glänzenden Verlauf nahm. Namens des Czarcn gratulirte Herrn v. Schleinitz der Chef des kaiserlichen Hauptquartiers, Generaladjutant Richter, die Großfürsten Michael, Wladamir und Sergius, sämmtlich in preußischer Uniform und mit dem Bande des Schwarzen Adler- ordens, brachten ihre Glückwünsche persönlich dar, desgleichen die Minister, die Mitglieder des diplomatischen Korps, viele hohe Militärs und zahlreiche sonstige distinguirte Persönlichkeiten. Die in China fast alljährlich auftretenden Hungersnöthe haben gewöhnlich keine politische Nachwirkung. Die Armen find so elend, daß sie ihr Schicksal stumm über sich ergehen lassen. In diesem Jahre scheint aber die Hungersnoth einen besonders hohen Grad erreicht zu haben. In Petersburg aus Wladiwostock eingetroffenen Nachrichten zufolge wird au« Tientsin gemeldet, daß cs unt-r der dortigen Bevölkerung zu gähren beginne. Durch die Ueberschwemmung brotlos geworden, drohe der Pöbel, die Europäer umzubringen und dann nach Peking zu ziehen, um mit dem Kaiser Abrechnung zu halten. Uebrigens ankerten gegenwärtig vor Tientsin zum Schutze der Europäer vier chinesische und je ein französisches und ameri kanisches Kriegsschiff. Vaterländisches. I" Wilsdruff. Die Volkszählung in hiesiger Stadt ist günstig ausgefallen; es wurden gegen 3000 Bewohner gezählt, also beinahe 250 mehr wie 1885. Kommenden Dienstag, wenn die Haushaltungslisten geprüft sein werden, wird das hier vor läufig ermittelte Ergebniß, welches noch vom Statistischen Bureau festzustellen ist, bekannt gegeben werden. Wilsdruff. Den Chorschülern in der St. Afrakirche in Meißen sind kürzlich von einem Gutsbesitzer der Meißner Gegend 18 schwarze Mäntel und Baretts für ihren Gesang an Festtagen und bei anderen kirchlichen Angelegenheiten ge schenkt worden. Der betreffende Herr hat die Bekleidungs stücke aus eigenen Mitteln fix und fertig stellen lassen. Ge wiß verdient solch edle That bekannt zu werden. — Lüftet die Zimmer. Wohl der schlimmste Miß brauch, der mit den Fenstern getrieben wird, ist der, sie nie zu öffnen. Im Winter glaubt man sich mit Rücksicht auf die Kälte noch mehr berechtigt, dies zu unterlassen und doch tritt durch die durch Heizen bewirkte Luftverschlechterung gerade i» Winter die Nothwendigkeit der Zimmerventilation in gesteiger tem Maße ein. In vielen Häusern wird fast den ganzen Winter kein Fenster geöffnet. Was können, was müssen sich da für Krankheitsstoffe entwickeln! Wenn man genügend scharfe Augen hätte, so würde man sehen, welch grauenhafte Mikroben und Bakterien durch dieses prinzipielle Vermeiden frischer Luft gezüchtet werden. Darum muß man immer und immer wieder das Mahnwort ertönen lassen: „Lüftet eure Zimmer!" — Vom 1. Dezember d. I. ab werden die Verkaufsan stalten nur noch Postwerthzeichen neuerer Art verkaufen. Di« alsdann noch in den Händen des Publikums befindlichen Post werthzeichen älterer Art (Freimarken, sowie gestempelte Brief umschläge, Postkarten, Streifbänder und PostanwetsungSfor- mulare (können nach einer Verfügung des Staatssekretärs de« Reichspostamtes noch bis zum 31. Januar 1891 zur Fran- klrung von Postsendungen verwendet werden. Vom 1. Febr. 1891 ab verlieren die älteren Postwerthzeichen alsdann,ihr« Giltigkeit. Dem Publikum soll indeß gestattet sein, die bi« dahin nicht verwendeten Postwerthzeichen älterer Art bis spä-