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Erscheint wöchentlich zweimal u. zwar Dienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen I Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. Tharandt, Ma. Menleha and die Umgegenden. Amtsblatt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. AmtshauxLmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Agü Forstrentamt zu Tharandt. No. 104. Dienstag, den 3V. Dezember 18S0. Evlasz an die Ortsbehörden, die Einreichung der Rekrutirungs - Stammrollen betreffend. Die Ortsbehörden des hiesigen amtshauptmannschaftlichen Bezirkes werden wiederum darauf aufmerksam gemacht, daß die Militärpflichtigen durch öffentlichen Anschlag, öffentliche Bekanntmachung oder auf andere ortsübliche Weise unter Androhung der auf die Versäumniß gesetzten Strafen zur rechtzeitigen Anmeldung jbei der Rekrutirungs-Stammrolle, welche nach 8 25 1 der Wehr-Ordnung in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar erfolgen muß, aufzufordern sind. Die Rekrutirungs-Stammrollen sind nach erfolgter Eintragung der Militärpflichtigen in alphabetischer Reihenfolge mit den Geburtslisten, Geburts- Scheinen, Loosungs-Scheinen und sonstigen Unterlagen bis zum 5. Februar 1891 hier einzureichen. Ueber etwaigen Abgang und Zugang Militärpflichtiger nach erfolgter Einreichung der Stammrollen ist sofort Anzeige bez. unter Beifügung eines Stammrollen »Nach« träger anher zu erstatten. Meißen, am 22. Dezember 1890. Königliche Amtshauptmanuschaft. V. Erlah an die Herren Standesbeamten, die Einreichung innengedachter Verzeichnisse betreffend. Unter Hinweis auf die Bestimmung in 8 46 7l> der Wehr-Ordnung (Ges.-Bl. v. I. 1888 S. 609 fg.) werden die Herren Standesbeamten des hiesigen amtshauptmannschaft lichen Bezirkes veranlaßt, bis zum 15. Januar 1891 ein Verzeichniß der innerhalb ihres Bezirkes im Jahre 1890 verstorbenen männlichen Personen, welche das 25. Lebensjahr noch nicht erfüllt haben, anher einzureichen. Aus diesem Verzeichnisse müssen Vor- und Zuname, Geburtstag und Geburtsort sowie Sterbetag und Sterbeort ersichtlich sein. Meißen, am 22. Dezember 1890. Königliche Amtshauptmanuschaft. von Kirchbach. 'Wilscli'nM- Im Monat Januar 1891 ist die hiesige Sparkassenerpcdition jeden Wochentag anßer Mittwoch geöffnet. Wilsdruff, am 22. December 1890. Der Stadtrat h. Acker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Weihnachtsfrieden hat auch das politische Leben der ab- gelaufknen Woche beherrscht. Ein Rückblick aus dasselbe bietet daher nur wenig B-merkenswerthes sowohl auf dem Gebiete der inneren, wie auf dem der äußeren Politik. Unser Kaiser haus und ebenso unser Königshaus haben das Weihnackts- fest in bestem Wohlsein gefeiert. Ihre Majestät die Königin Karola ist von der leichten Erkrankung, welche die hohe Frau seit dem 16. d. M. gezwungen hatte, das Zimmer zu hüten, wieder genesen und das Befinden Ihrer Majestät der Kaiserin, sowie des neugeborenen Prinzen ist ein so gutes, daß weitere Bulletins darüber nicht mehr ausgegeben werden. Die Par lamente feiern, um im neuen Jahre mit neuen Kräften ihre wichtigen Berathungen wieder aufzunchmen. Aeußerungen unseres Kaisers. — In fran zösische »Zeitungen finden wir Aeußerungen unseres Kaisers verzeichnet, deren Richtigkeit wir nicht zu verbürgen im Stande sind, deren Wiedergabe an jener Stelle aber einen doppelt er freulichen Eindruck macht. Darnach hätte der Kaiser auf die Glückwünsche des niederländischen Oberhofmarschalls, Grafen du Monceau, zur Geburt des sechsten Prinzen Folgendes er- wiedrl: „Unser Hohenzollernhaus muß dem deutschen Volke das Vorbild aller Tugenden sein, aber vor Allem muß es demselben den geheiligten Charakter des Familienlebens hoch schätzen lehren. Für das Volk ebenso wie für Mich liegt in diesem Kult des Familienlebens eine wesentliche Stärke." Zu Professor Olshausen soll der Kaiser geäußert haben: Das Jahr 1890 war für Mich ein sehr glückliches. Es hat Mw einen neuen Besitz gebracht — die Insel Helgoland — und jetzt noch einen Sohn. Je mehr Ich in Jahren vorrücke, uni so tiefer fühle ich Mich durchdrungen vom Glauben in GottcS Güte." Berlin. Hofprediger Stöcker hat sich am Sonntag im Hauptgottesdienst von der Domgemeinde verabschiedet. Die Kirche war aus diesem Anlaß dicht gefüllt, die Hofloge blieb leer. In der Ausführung der Predigt kam der Scheidende u. A. auf den Vorwurf zurück, daß die Hofprediger sich zu einer Partei zusammengethan, um von Herrschsuchtsgelüsten beseelt die Menschheit zu knechten. „Nein, liebe Gemeinde," führte er aus, „in dem Stück stehen wir vor dir mit einem ehrlichen Gewissen; allerdings als damals in den 70er Jahren die Säulen von Staat und Kirche wankten, als ein heidnisches Geschlecht mitten in der Hauptstadt des begnadeten Deutschen Reiches bestand, da haben wir es für unsere heilige Pflicht gehalten, in den Riß zu treten, nicht aus Partei-, nicht aus Herrschsucht, sondern als Männer der allgemeinen christlichen Wehrpflicht für Gott und Kirche, für König und Vaterland. Als damals der Sturm unternommen wurde gegen das aposto lische GlaubenSbekenntniß, da sind wir hingetreten, Pastor Hengstenberg voran — und unser Heldenkaiser Wilhelm I. war es zufrieden und unsere Gemeinde stand hinter uns, um uns, mit uns. Gott sei Dank, liebe Domgemeinde, nie haben wir in diesen schweren Zeiten aus unserer Gemeinde heraus auch nur eine Stimme gehört, die unseren Kampf verwarf. Wir brauchen uns fürwahr der Zeit nicht zu schämen, viel mehr können wir mit Dank gegen Gott sagen, daß aus dieser Kirche eine Kraft ausgegangen ist in das ganze Land." Nach Mittheilung des „Centralblatt für die Textilin dustrie" hat sich ein deutscher Fabrikant im Auftrag mehrerer Industriellen der Textilbranche nach New-Aork begeben, um an Ort und Stelle zu untersuchen, ob man die Wirkungen des neuen amerikanischen Zollgesetzes nicht dadurch umgehen könne, daß man in der Umgegend von New-Dork große deutsche Textilfabriken errichte. Der bezeichnete Herr, welcher sich drei Wochen im Staate Pennsylvanien aufgehalten hat, hat nun gefunden, daß Nordamerika nur in den einfachen undmindcr- werthigen Artikeln mit uns konkurriren könne, nicht aber in mittlerer und besserer Waare, denn die Arbeitslöhne sind zu hoch, es fehlt dort z. B. ein brauchbares Hanf und die Woll ist im Preise gestiegen, statt zu sinken. Er glaubt nicht an die Verringerung unseres Absatzes nach den Vereinigten Staaten. Diese Auffassung scheint jedoch dem citirten Fachblatte zu optimistisch zu sein, denn die sonst um diese Zeit bereits ein- getrvffenen amerikanischen Käufer haben sich bis jetzt erst sehr spärlich in Berlin sehen lassen. In Oesterreich-Ungarn ist der böhmische Land tag zu Fortsetzung der Ausgleichsverhandlungen auf den 3. Januar einberufen worden. In Wien herrscht große Freud über die Genehmigung der Einverleibung der Vororte durch den Kaiser. Man knüpft daran große Hoffnungen für die zukünftige Entwickelung Großwiens. Wien. Wie das „Fremdenblatt" mittheilt, steht es nun mehr fest, daß die Handelsvertrags-Verhandlungen mit Deutschland in Wien fortgesetzt werden. Die deutschen D-legirten treffen zu dem Ende am 7. Januar hier ein; am 8. Januar nehmen die Conferenzen wieder ihren Fortgang. 1500 Wiener Schuhmacher diskutirten am 1. Feier tag ihre Lohnforderungen. Sie hatten den Meistern für den 1. Januar einen Streik angedroht, wenn dieselben nicht er füllt werden. Die Meister beschlossen den Uebergang zur Tagesordnung. Die Fabrikanten wollen im Falle eines Streiks ihre Fabriken nach Böhmen verlegen. Die Arbeiter versuchen noch durch Vermittelung der Behörden einen Ausgleich. Der Referent erwähnte, eine Besserung sei nur durch die Organi sation der Arbeiter in Böhmen und ein Zusammengehen der selben mit den Wienern zu erzielen. Der Referent schloß unter Beifall: Besser hungern und nicht arbeiten, als arbeiten und hungern. In Wien sind 16,000 Schuhmacher beschäftigt. In Italien hat König Humbert am vergangenen Montag bei Entgegennahme der Adressen der Kammer und des Senats geäußert, daß der europäische Friede gesichert sei, dies werde zum Wohl Italiens beitragen und die Mitwirkung des Parlaments werde der Regierung die Autorität zur weiteren Erhaltung des Friedens verleihen. Er habe das Vertrauen, daß das Parlament im Einverständniß mit der Regierung seine beständig auf das Glück des Vaterlandes gerichteten Be strebungen unterstützen werde. In Frankreich sind die Budgetberathungen zu Ende ge führt worden. Ein Ereigniß von politischer Bedeutung ist die Aufstellung Jules Ferry's zum Kandidaten für die Se natorenwahl in Epinal. Die Rede, welche Ferry.dabei ge holten hat, erregt Aufsehen und verdient entschieden Beachtung. Er hob darin hervor, daß Frankreich eine größere Stabilität der Regierung, sowie Ordnung und Frieden verlange. Was die auswärtige Politik anbetreffe, so könne und müsse Frank-