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Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementöpreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. Hamdi, Men, Meliiehn and die UmgeMdea. Imtsölnll Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. No. 66. Dienstag, den 19. August 1896. Vekttiintmaehung. Die diesjährigen j-flaumen und Grummetnutzungen der hiesigen Stadtgemeinde sollen nächsten Sonnabend, den 23. ds. Mts., Nachmittags K Uhr, meistbietend unter den vorher bekannt gemacht werdenden Bedingungen auf hiesigem Rathhause im Sessionszimmer verpachtet werden. Wilsdruff, am 18. August 1890. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Asmmenden Mittwoch, den 20. -s. Mts., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtgemeindsrathssitzung. Wilsdruff, am 18. August 1890. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Die Augusttage, vornehmlich die unmittelbar bevorstehen den, rufen jene große Zeit in's Gedächtniß, wo des Sachsen volkes tapfere Söhne an der Seite ihrer Deutschen Brüder auf den Gefilden Frankreichs in heißen blutigen Kämpfen für die Ehre, Freiheit und Einheit unseres Volkes ihr Leben ein setzten. Viele starben den Heldentod für's Vaterland. Aber nicht umsonst haben sie ihr Leben hingegeben. Wofür sie begeistert hinausgezogen waren in den blutigen Krieg, in die männermordende Schlacht, wofür sie in treuer Pflichterfüllung ihr Herzblut vergossen haben, über ihren Gräbern ist cs er standen in Pracht und Herrlichkeit: das neue Deutsche Reich. Könnten sie hiUte zu uns zurückkehren, sie würden zufrieden sein mit dem, was aus der blutigen Saat des Jahres l87O erwachsen ist, und voll Verachtung auf Diejenigen hcr- abblicken, welche keine Freude an dem Vaterland finden und den frevelhaften Versuch machen, auch Andern diese Freude zu rauben. Mit Recht würden sie zu diesen Leuten sprechen: Ihr seid nicht werth der großen Thaten des Jahres 1870; ihr beschimpft durch euer Gebühren das Andenken Derer, die mit uns auf den Schlachtfeldern Frankreichs ihr Leben ge lassen haben; ihr seid eine Schmach des deutschen Namens. So würden die theuren Todten von 1870 sprechen, wenn sie schauen könnten, was aus Deutschland geworden ist in den zwanzig Jahren. Wir Alle aber, die Ueberlcbendcn und die Nachlebenden, wir wollen das Andenken jener theuren Ge fallenen ehren und ihnen unsern Dank abstatten dadurch, daß wir auf den Errungenschaften des Jahres 1870 immer weiter bauen in freudigem Schaffen zur Erhaltung der Machtstellung des Reiches und zur Förderung der Wohlfahrt unseres Volkes. Trotz der Unzufriedenheit, welche gewisse Kreise, weil sie sich in ihren überschwenglichen Hoffnungen getäuscht sehen und aus Mangel an politischer Einsicht den rechten Maßstab für die Beurtheilung des Erreichbaren nicht finden können, mildem Abschluß des deutsch-englischen Abkommens immer noch äußern, hat die Mehrheit der Nation den weltgeschichtlichen Alt, der vor wenigen Tagen auf dem kleinen Felseneiland in der deutschen Nordsee vollzogen worden ist, mit freudiger Genugthuung be grüßt. Und der Empfang, welchen die Helgoländer Tags da rauf unserem Kaiser, ihrem neuen Landesherrn, bereitet haben, sowie ihre Huldigungsadresse zeugen dafür, daß sie gern in das Verhältniß zum deutschen Vat rlande zurückkehren, auf welches die Geschichte, die Lage und Ue Verkehrsbedingungen ihrer Insel Hinweisen. Als das letzte Stück deutscher Erde hat Kaiser Wilhelm Helgoland dem deusichen Vaterlande einver leibt. Das Eiland ist, wie der Kaiser in seiner Ansprache an die Kameraden der Marine gesagt hat, dazu berufen, wie ein Bollwerk zur See zu werden, den deutschen Fischern ein Schutz, ein Stützpunkt für Meine Kriegsschiffe, ein Hort und Schutz für das deutsche Meer gegen jeden Feind, dem es ein- sallen sollte, auf demselben sich zu zeigen. Von Helgoland kehrte Seine Majestät nach längerer Abwesenheit in seine Reichshauptstadt zurück, um hier in diesem Jahre früher als sonst die Herbstparade über die Truppen des Gardecorps ab- zunehmen. Am Donnerstag Nachmittag hat der Monarch die Reichshauptstadt wieder verlassen, um am Abend desselben Tages von Kiel aus auf der Pacht „Hohenzollern", die von der „Irene" begleitet ist, die Meerfahrt nach Reval anzutreten. Auf der Höhe von Rügen empfing der Kaiser den kurzen Besuch der aus Saßnitz herükergekommenen drei ältesten Prinzen, welche nach etwa viertelstündigem Verweilen an Bord der Kaiseryacht nach Saßnitz zurückkehrten. Der Hauptempfang Kaiser Wilhelms auf russischem Boden vollzog sich in Narwa. Dort traf der Monarch am Sonntag Nachmittag 5 Uhr mittelst Sonder zuges ein und nahm in der für ihn hergerichteten Villa Wohnung. Abends fand Diner beim Kaiser Alexander statt. Das Haupt quartier verbleibt während der ersten Tage der Kaiseranwesen heit und zwar bis zum 21. August in Narwa, d. h., die Monarchen werden sich Morgens nach dem Manövergelände begeben, und nach beendetem Manöver jedesmal nach Narwa zurückkehrcn. Am 21. August ist Rast- und Dislokationstag für die an den Manövern betheiligten Truppen. Ein Zelt lager wird von denselben bei Gomontowo bezogen, während beide Monarchen in der Nähe Wohnung in zu diesem Zwecke gemietheten Gebäuden nehmen. Für den 22. August ist der Schluß der Manöver in Aussicht genommen, so daß der Deutsche Kaiser dann oder am 23. ds. nach Peterhof sich begeben dürfte, von wo bereits am 24. August die Heimreise zu Schiffe er folgt. In Peterhof wird der Kaiser den linken Flügel des großen Schlosses mit der herrlichen Aussicht auf den Finnischen Meerbusen bewohnen. Hervor,zuheben ist noch, daß eine Parade sämmtlichcr Manövertruppen bei Krasnoje-Selo, von der wieder holt gemeldet wurde, nicht stattfindct, ebensowenig ein Besuch Kaiser Wilhelm's in Petersburg. Der gegenwärtige Stand der Cholera läßt sich nach den neuesten Telegrammen und sonstigen Berichten dahin zusammenfassen, daß, wenn ein gewisses Fortschreiten der Seuche auch stattgefunden haben mag, dasselbe doch innerhalb so enger Grenzen vor sich geht, daß von einer ernsten Gefahr für den Gesundheitszustand Europas für jetzt und auch wohl für später gar nicht die Rede sein kann. Aus Spanien wird ein Nachlassen der Seuche gemeldet; in den nächstgrenzenden Ländern Portugal und Frankreich ist bis zur Stunde kein einziger Fall der asiatischen Cholera vorgekommen. Rußland, dessen Grenzm gegen Kleinasien dem mesopotamischen Cho leraherde verhältnißmäßig nahe liegen, ist laut amtlicher Er klärung der obersten Sanitätsbehörde ebenfalls durchaus cho lerafrei, insbesondere ist in Baku keine einzige Choleraerkrankung konstatirt worden. Dasselbe gilt von Oesterreich-Ungarn und Italien. Letzterer Staat, welcher infolge seiner Kolonialpo litik in engeren Verkehr mit den Küstenländern des Rothen Meeres getreten ist, wohin durch aus Mekka heimkehrende Pilger die Keime der dort sehr bösartig auftretenden Seuche leicht verschleppt werden könnten, hat in voller Würdigung des Ernstes der Sachlage die Initiative zu internationalen Schutzmaßregeln am Rothen Meere ergriffen. In der That bietet die Weltvcrkehrsstraße des Suezkanals der Cholera ganz andere Ausbreitungschancen, als die hemmende Gebirgskette der Pyrenäen oder die weiten Steppen des zis- und trans kaukasischen Rußland, welche sich schützend zwischen den meso potamischen Ausstrahlungsherd und die europäischen Kultur länder legen. Italien nimmt den gegen die Standquartiere der Cholera am weitesten südlich vorgeschobenen Posten ein und die etwaige Jnfizirung dieses Landes würde für das übrige Europa ungleich bedenklicher sein, als noch so schlimme Cho- leraberichte aus Spanien. Berlin, 16. August. Von mehreren Blättern wird berichtet, daß am Montag drei Bergarbeiter aus dem Walden burger Kreise bei Sr. Majestät dem Kaiser eine Audienz ge habt haben, zu der dieselben berufen worden seien. Ueber die Veranlassung zu ihrer Berufung aber werde von ihnen Schweigen bewahrt. " Der Kaiser soll nach dcr Londoner „Allg. Corr." während seiner Anwesenheit in Osborne der Königin Victoria gegenüber die Absicht ausgedrückt haben, seinem zweiten Sohne, dem Prinzen Eitel Fritz, den Titel eines Herzogs von Hel goland beizulegen. Eine amtliche Ankündigung darüber werde demnächst erfolgen. Wie man aus Kissingen meldet, hat Fürst Bis marck durch den Grafen Herbert mehrfache Gesuche um In terviews ablehnen lassen. Dagegen wurde am 9. August von dem Fürsten eine Abordnung der Stadt Darmstadt, die ihm das Ehrenbürgerrecht verliehen, empfangen. Der Widerstand des Publikums gegen die abnorme Höhe der Fleischpreise fängt bereits an, seine Früchte zu tragen. Wie aus Sprottau gemeldet wird, haben sich die dortigen Fleischermeister dem einmüthigen Vorgehen der Bürgerschaft nachgebend, entschlossen, die Preise wieder herabzusetzen und auch in den nächsten drei Monaten keine neue Erhöhung der selben cintreten zu lassen, sowie von jetzt ab vom Rind- und Schweinefleisch zwei Sorten, eine bessere und eine geringere, zu entsprechend verschiedenen Preisen zu verkaufen. Aus dem deutschen Schutzgebiete in Afrika wird ge meldet, daß der Lieutenant v. Arnim von der Wißmanntruppe, Chef von Saadani, am 9. August an Dysenterie gestorben ist. Von Emin Pascha ist ein Schreiben an Berliner Verwandte cingetroffen, welches aus Mpwapwa, der bekannten deutschen Station in Usagara, vom 5. Juni d. I. datirt ist. Wie die „Voss. Ztg." dem ihr vorliegenden Schreiben ent nimmt, befand sich Emin seiner Mittheilung gemäß auf dem Wege nach dem Seengebiet und zwar unter vieler Arbeit und Sorge für die seiner Leitung anvertraute Expedition. Als sein Ziel bezeichnete er die Ufer des Viktoria-Nyanza-Sees, an denen er längere Zeit werde verweilen müssen. Der „Gaulois" veröffentlicht Einzelheiten über das Auf treten der Cholera, die in Zanzibar, Port Said, Aden und Aleppo wüthen soll. Dabei heißt es: Täglich würden etwa 100 Cholerafälle aus Dscheddah und Mekka gemeldet; in Wirklichkeit sei diese Zahl seit dem 11. August, wo man die ersten Fälle konstatirte, zu verdreifachen. Dscheddah werde der Hauptherd der Cholera bleiben, da der Verkehr zwischen dem Hafen und der afrikanischen Küste ununterbrochen auf recht erhalten werde. In Maskat kämen im Durchschnitt 20 Choleraerkrankungcn täglich vor; der Agent der französischen Faktorei sei an der Cholera gestorben. In Frankreich selbst werden sehr strenge Maßregeln ergriffen. So verurtheilte das Zuchtpolizeigericht eine aus Spanien kommende Dame, welche sich den ministerillen Choleraverordnungen nicht gefügt hatte, zu drei Tagen Gefängniß. Vom Auslande ist wenig zu berichten. In der Haupt stadt Oesterrei ch-Un garns, an der „schönen blauen Donau", haben die Deutschen Sänger sich ein Stelldichein gegeben, um in den Klängen des deutschen Liedes dem Gedanken der un löslichen nationalen Zusammengehörigkeit aller Söhne Ger maniens Ausdruck zu "verleihen. Vom vierten deutschen Sängerfest in Wien. Wien, 14. August. Wien steht mitten im Festjubel. Musik und Gesang auf allen Bahnhöfen, flatternde Fahnen und Flaggen, die Straßen in der Nähe der Bahnhöfe durchwogt von einer stark mit Fremden durchsetzten Menschenmenge, aller orten Sangesbrüder mit dem schmucken Vereinsabzeichen auf der Brust, ab und zu ein strammer Fahnenjunker in der kleid samen altdeutschen Tracht — kurz, ein echtes und rechtes Fest leben, das selbst der Trubel der Großstadt nicht zu erdrücken vermochte. Was deutsch denkt und fühlt in Wien, das jubelt den Sängern entgegen. Das haben die abendlichen Zusammen künfte vieler unserer Gäste mit befreundeten Vereinen und Landsmannschaften in verschiedenen Localen deutlich gezeigt, das haben die warmen Willkommensworte in den Bahnhöfen dargethan. Den ganzen Nachmittag und Abend dauerten heute die Empfänge der Sängergäste in den Bahnhöfen fort. Unter den von Prag zum Sängerfest Gekommenen befindet sich auch Altmeister Tauwitz, der trotz seiner 89 Jahre die weite Reise nicht scheute. Wien, 15. August. Der heutige Festzug der Sänger ist glänzend verlaufen; er dauerte 2^ Stunden. Etwa 20000 Sänger, nach geographischen Gruppen geordnet, zogen vom Rathhaus über die Ringstraße zur Festhalle nach dem Prater. Auf dem Rathhhausplatzc und längs des ganzen Weges war ein nach Tausenden zählendes Publikum auf den Straßen und Tribünen versammelt, welches jeder Gruppe von Sängern, welche