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WenM für Mskujs Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. -- Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Ml. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. WrM Mu, Mtckhil und dir Nuizestudru. Amtsblatt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. Amtshauptmannschaft Aleiszen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. LorstrsntamL zu Tharandt. No. 85. Freitag, den 24. Oktober 189«. Mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majestät des Königs werden die Direktionen sämmtlicher höheren Schulen, sowie die Volksschulen hierdurch veranlaßt, dafür Sorge zu tragen, daß am Tage vor dem 26. dieses Monats des 90. Geburtstages des Generalfeldmarschalls Grafen v. Moltke, im Interesse der Pflege vaterländischer Gesinnung in geeigneter Weise in den Schulen gedacht werde. Dresden, den 14. Oktober 1890. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. (gez.) v. Gerber. Tagesgeschichte. Berlin, 20. Oktober. Das nächste Hofereigniß wird der neunzigjährige Geburtstag des Generalfeldmarschalls Grafen Moltke sein. Für diesen Tag hat Se. Maj. der Kaiser dem Grafen Moltke eine Ehrung zugedacht, wie sie noch niemals einem Preußen erwiesen worden ist und an der die kommandirenden Generale, auch die Großherzoge von Hessen und Baden theilnehmen werden. — Die Betheiligung seitens der Innungen an dem am Sonnabend zu Ehren des General feldmarschalls Grafen Moltke statifindenden Fackelzuge ver spricht eine sehr starke zu werden. Man rechnet aus diesen Kreisen allein auf 6000 Mann. Auch aus der Bürgerschaft, welche man nach den sechs Wahlkreisen eingetheilt hat, erfolgen die Anmeldungen sehr zahlreich. Die Kriegervereine Berlins und Umgegend veranstalten am Sonnabend, Abends 8VsUhr, im großen Kaisersaale der Brauerei Tivoli einen Festkommers. Von den Vereinen wird dem Gen-ralfeldmarschall auch eine Dankadresse überreicht werden. Se. Majestät der Kaiser hat, wie oben gemeldet wird, zur ganz besonderen Ehrung des Generalfeldmarschalls Grafen Moltke befohlen, daß an seinem Ehrentage Vormittags sämmt- liche Fahnen und Standarten der Garnison Berlin von der 1. Compagnie 2. Garderegiments zu Fuß im Paradeanzuge in die Wohnung des Feldmarschalls im Generalstabsgebäude zu bringen sind — eine Ehrenbezeugung, wie sie vordem nocb keinem Unterthan eines preußischen Königs zu Theil geworden. Nach dem Gottesdienst in der Garnisonskirche, in welchem der 90. Wiederkehr des Geburtstages gedacht wird und welchem voraussichtlich Se. Maj. der Kaiser an der Seite Moltke's mit glänzender Suite und Deputationen aller Truppentheilc Berlins beiwohnen werden, versammeln sich im Generalstabs gebäude am Königsplatz die Gmeralfeldmarschälle und General obersten, sämmtliche kommandirenden Generäle, der Reichs kanzler General v. Caprivi, der Chef des großen Generalstabes, der "Kriegsminister, der kommandirende Admiral, sowie sämmt liche in Berlin anwesenden Generaladjutanten und Generale ü la suite. Darauf wird sich Se. Maj. der Kaiser, umgeben von dem König von Sachsen, den Großhcrzogen von Baden und Hessen, sowie sämmtlichen in Berlin und Potsdam an wesenden Prinzen und gefolgt von seinen Generalen in die Wohnung deS greisen Feldherrn begeben und demselben Aller höchstseine Glückwünsche, wie die des Heeres und der Marine darbringen. Ferner wird mitgethcilt, daß sämmtliche Offiziere des Großen Gencralstabes, soweit sie nicht zu der an diesem Tage stattfindenden kaiserlichen Tafel zugezogen werden, den Geburtstag des Feldmarschalls durch ein Festessen im Central- Hotel feiern werden. Moltkes Geburtstag wird auch am Bosporus begangen. Der Sultan hat befohlen, nach den Veteranen aus den vor 51 Zähren stattgehabten Treffen bei Niesib, an welchem Graf Moltke als Hauptmann beigewvhnt, zu forschen. Bis jetzt sind 14 solcher Leute ausfindig gemacht nebst drei Offizieren. Diese 17 werden am Geburtstag Moltke's im Palast auf Kosten des Padischas bewirthet und erhalten nachher aus der Hand des Sultans ein Geschenk als Andenken an die Moltc- feier. Fürsorge für Arbeiter. Nach den Kaiserlichen Erlassen vom 4. Februar d. I. sollen die Staatsbetriebe und insonder- heit die der Bergwerkrverwaltung unterstellten zu Musterbe trieben in Bezug auf die Wvhlfahrtseinrichtungen für die Ar beiter ausgebildet werden. Zu denjenigen Einrichtungen für das Wohl der Arbeiter, welche die Bergwerksverwaltung schon bisher gefördert hat, gehört auch die Herstellung eigener Häuser nebst zugehörigen kleinen Gärtchen für die Arbeiter. Man wird in der Annahme nicht fehlgehen, daß diese bisher in be scheidenem Umfange durchgeführten Bestrebungen nunmehr plan mäßig werden erweitert werden, um sämmtlichen ständigen Ar beitern in den der Bergwerksverwaltung unterstellten Betrieben zu eigenem Besitz zu verhelfen. Eine Reihe von Anzeichen gestattet kaum mehr einen Zweifel darüber, daß unser Erwerbsleben und insbe sondere Industrie wieder in eine rückläufige Bewegung gekommen ist. Die Zeiten, in welchen die Verminderung der Produktion und der Zahl der Arbeiter, sowie die Herabsetzung der Löhne den Interessen der Arbeitergeber entspricht, vielleicht selbst ein Gebot der Selbsterhaltung ist, scheinen uns wieder näher rücken zu sollen. Diese Lage der Dinge legt allen Betheiligten wichtige Verpflichtungen auf. Reich und Staat werden zweckmäßiger Weise den Interessen des Erwerbslebens, entsprechender Regelung und Vergebung ihres Bedarfs und der Pflege unserer Handelsbeziehungen die größte Sorgfalt widmen müssen, um den Erzeugnissen unseres Gewerbfleißes einen thunlichst weiten und lohnenden Markt zu sichern. Die Arbeitgeber werden alle Aufmerksamkeit der zweckmäßigen Ge staltung und weisen Beschränkung der Produktion zuzuwenden haben, damit die Wirkungen der niedergehenden Bewegung der Weltwirthschaft für Deutschland thunlichst verlangsamt und abgeschwächt werden. Den Arbeitern selbst aber erwächst die Verpflichtung, sich bezüglich ihrer Wünsche betreffs des Lohnes und der übrigen Bedingungen des Arbeitsverhältnisses zu be scheiden. Eine Fortsetzung der Lohnbewegung der letzten Jahre könnte nur dazu führen, den hoffentlich ohne ernste Gefahren für unser Wirtschaftsleben zu überwindenden Rück gang zu einer ernsten Krisis zu verschärfen, deren Wirkungen vor Allem die Arbeiter in dem Rückgang der Löhne und der Verminderung der Arbeitsgelegenheit zu empfinden haben würden. Vor allem aber werden Ausstände und sonstige gewaltsame Mittel zur Durchführung von Lohnkämpfen auf ras Sorgsamste zu vermeiden sein. Ganz abgesehen davon, daß die Aussichten auf Erfolg in solchen Zeiten des Rück ganges nur gering sind, müssen die Störungen und Beun ruhigungen des Jndustrielebens, welche die nothwendigen Folgen solcher gewaltsamen Lohnkämpfe sind, den Rückgang beschleunigen und die wirthschaftliche Lage weit über den un mittelbar davon berührten Kreis verschlechtern. Auch hierbei würden die Arbeiter an erster Stelle in Mitleidenschaft ge zogen werden, ein Druck auf die Löhne nicht ausbleiben. Es liegt daher im eigensten Interesse der Arbeiter, sich von den Verführern, deren Stimmen jetzt wieder auf dem sozialdemo kratischen Parteitage in Halle laut wurden, abzuwenden und durch friedliche und freundliche Beziehungen zu den Ar beitgebern die für beide Theile gleich wichtige Ueberwindung der bestehenden wirthschaftlichen Schwierigkeiten fördern zu helfen. Hamburg. Der jüngsteMaurersireik. In der letzten Hauptversammlung des Fachvcreins der Maurer wurde über das verflossene Vereinsjahr Bericht erstattet. Demselben ent nimmt die „Magd. Ztg." folgende Angaben: Am 7. Mai legten 4749 Maurer die Arbeit nieder. Am 8. Juli hat die Arbeitseinstellung wegen Fahnenflucht einer beträchtlichen An zahl Mitglieder und namentlich wegen des starken Zuzuges auswärtiger Arbeitskräfte für beendet erklärt werden müssen. Während des Maurerausstandes sind im Ganzen 131,492 Mk., darunter 76,330 Mk. allein von Hamburger Maurern, aufgebracht. Der Zuschuß von der Geschäftsleitung der Maurer Deutschlands hat 31,112 Mk. betragen. Die Aus gaben bezifferten sich für wöchentliche Streikunterstützungen auf 94,789 Mk., für Vorschuß zur Augustmiethe auf 6661 Mk., für Reisegelder auf 4402 Mk., für Frauen abgercister und verhafteter Mitglieder auf 2927 Mk., für Rechtsun- kosten auf 1839 Mk., für Abhaltung des Zuzugs auf 4510 Mk., für Verwaltungskosten auf 3103 Mk. Der Verlust an Arbeitslöhnen, hervorgerufen durch die mißglückte Arbeits einstellung, ist auf etwa eine halbe Million Mark abzuschätzen. Die Zahl der Mitglieder ist von 6338 auf 4044 zurückge gangen. Die Verhandlungen des Sozialistenkongresses von Halle haben nach einwöchiger Dauer ihren Abschluß gefunden und die sozialdemokratischen Führer können nun das Facit dieser langen Berathungen ziehen. Der Parteitag von Halls hat sich keineswegs zu der imposanten Kundgebung gestaltet, als welchen man ihn im sozialdemokratischen Lager schon lange vorher ausposaunte. Es ist zwar auf dem sozialistischen Kon gresse viel geredet und viel beschlossen worden, aber wer nur Halbwegs aufmerksam den Verhandlungen desselben gefolgt ist, der wird zu dem Schluffe gelangen, daß der nun beendete Kongreß schwerlich den wichtigen Ausgangspunkt einer ganz neuen Phase in der sozialdemokratischen Bewegung bedeutet. Sieht man von der vorzunehmenden Aenderung in der Or ganisation der Partei ab, so wird bei ihr in der Hauptsache Alles beim Alten bleiben, selbst das bisherige Parteiprogramm soll vorläufig beihehalten werden. Selbst der Erfolg, welchen der Kongreß wenigstens dahin verzeichnen kann, daß die An schauungen und Vorschläge der alten Führer gegenüber der Opposition der „Jungen" einen entschiedenen Sieg davon trug cn, dürfte nicht allzulange vorhalten, denn die Opposition in den Reihen der Sozialdemokratie, die vorläufig mundtodt gemacht worden ist, wird sich über kurz oder lang gewiß wieder geltend machen. Die letzten Verhandlungstage deS Kongresses waren den Berathungen über die Parteipresse, über den neuen Organisationsentwurf und über eine Anzahl aus der Mitte der Versammlung gestellter Anträge gewidmet. Die Parteileitung wird künftig die Parteigeschäfte ohne Kon- trole der Fraktion besorgen. Frankfurt a. M., 20. Oktober. Der Redakteur d«S sozialdemokratischen Blattes „Volsstimme", Hoch wurde wegen eines Artikels der eine Majestätsbeleidigung und eine Verächtlich- ung staatlicher Einrichtungen enthielt, verhaftet. Ein deutsches Unternehmen. Um die Folgen der Mc. Kinley-Bill möglichst von sich abzuwenden, haben die Firmen Friedr. Arnold in Greiz, Wollcnweberei, Wycong ck Co. in Glauchau, Spinnerei, und Louis Hirsch in Gera, Färberei, in Ne wyork eine Spinnerei, Weberei und Färberei mit einem Aktienkapital von 6,800,000 Mark errichtet und jetzt in der Hauptfache mit deutschem Personal in Betrieb s-scht. Italien. Der Aetna ist seit Freitag früh inThätig- keit. Dem Zentralkegel entströmt eine ungeheure vulkanische Dampfsäule. Auf der einen Seite von Giarre fand ein Erd beben mit Aschenregen statt. In Frankreich hat mit dem am Montag erfolgten Wiederzusammentritte der Deputirtenkammer die parlamenta rische Wintersession ihren Anfang genommen. In der Er öffnungssitzung wurden der Kammer regierungsseitig eine Reihe von Gesetzentwürfen vorgelegt, von denen der wichtigste der vom Handelsminister Roche ausgearbeitete allgemeine Zoll tarif ist. Letzterer umfaßt nicht weniger als 721 Nummern und zerfällt in einen Maximaltarif gegenüber denjenigen Län dern, welche Frankreich keine kommerziellen Vortheile gewähren, und in einen Minimaltarif für diejenigen Staaten, welche mit Frankreich Meistbegünstigungsverträge abschließen. Die land- wirthschaftlichen Erzeugnisse sollen ausschließlich in den Maxi maltarif koinmen, woraus erhellt, daß dieselben außerhalb jeden Abkommens mit den fremden Mächten bleiben sollen. Minister Roche begründete den Entwurf in längerer Rede. Im weiteren Verlause der Montagssitzung kam es noch zu einer von den Boulangisten hervorgerufenen Skandalszene, wobei der Kam merpräsident dem Boulangisten Döroulöde wegen der heftigen Angriffe desselben auf den Minister Constans das Wort ent ziehen mußte. Die englische Strafexpedition gegen Witu wegen der Er mordung Künzel's und seiner Gefährten ist nunmehr ins Werk gesetzt worden. Nach einer Meldung von „Reuter'S Bureau" aus Zanzibar ging Admiral Freenantle mit dem englischen Generalkonsul Evan Smith an Bord der „Boadicea" über Lamu nach Witu ab, um die Mörder Künzcls's und der andern Deutschen zur Rechenschaft zu ziehen. Ueber eine Betheiligung deutscher Kriegsschiffe an der Expedition besagt indessen diese Meldung nichts. Vaterländisches. Wilsdruff. Generalfeldmarschall Graf Moltke be geht Sonntag, den 26. d. M. seinen 90. Geburtstag. Ganz Deutschland rüstet sich zu dieser Feier. In vielen Städten und Orten unseres lieben deutschen Reiches haben sich Vereine und reichstreue Männer zusammengethan, um den Tag festlich zu begehen. Sehr angebracht wäre es auch in unserem Wils druff gewesen, eine solche Feier zu veranstalten, doch hört man bis jetzt noch nichts von einem solchen Vorhaben. Wir wollen nun nicht unterlassen unsere Leser darauf aufmerksam zu machen, daß in unserem benachbarten Rö hrs dorf Sonn tag, den 26. d. M., Abends 7 Uhr eine Moltkefcier stattfindet, woselbst Herr Pastor vr. Roch die Festrede hält. Musik und Gesangsvorträge werden den weiteren Theil der Feier bilden. — Grumbach. Unsere Kirchgemeinde feiert nächsten Sonntag und Montag, den 26. und 27. d. M. die Kirmes. Der Gasthof daselbst wird deshalb das Ziel vieler KirmeS-