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WenM sm Msdmff Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis ' vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne I Nummern 10 Pf. ThmiA, Men, Sitbenlthn und die UmgtMden. — Imlsölutt Inserate werden Montags und Donnerstags! bis Mittags 12 Uhr angenommen. Insertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. 2lmtshauxtmannschast Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstreniamt zu Tharandt. No. 60. Dienstag, den 28. Juli 1801. L b st v e r p a ch t tt n g. Die diesjährige Obstnuiznng auf der Aeffelsdsrf - Nsffener Strasze Abth. 2, Ailemeterftein .>,4«—soll im Wege schriftlicher Angebste, die ^err 2ln,tsftras;enmeister Kranze in rvilsdrnff bis Freitag, den 31. Juli d. I. entgegen nimmt, verpachtet werden. Das Pachtgeld ist sofort nach Annahme des Angebots Seiten der Straßenbauverwaltung zu bezablen. Meißen, am 25. Juli 1891. Königl. Strafen- und Wasserbau- Inspektion n Königl. Bauverwalterei. A u k t io n. kommenden 50. Juli d. I., vormittags ltt Uhr, gelangen in hiesiger Stadt 1 Kleiderschrank, 1 Küchenschrank, 1 Ausziebtisch, l Kommode, 1 Waschtisch. 1 Ladentisch, 1 Regulator u. a. m. gegen sofortige Baarzahlung zur" Versteigerung. Bieterversammlung in der Fischerschen Restauration. Wilsdruff, am 27. Juli 1891. Matthes, Gerichtsvollzieher des K. Amtsgerichts. Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm hat den interessantesten Theil seiner Nordlandsfahrt mit dem Besuche des düster-großartigen Nord kaps und der Stadt Hammerfest, der nördlichsten der Erde, hinter sich. Am Mittwoch verließ der hohe Herr au Bord der „Hohenzollern" Hammerfest und beabsichtigt er, in den nächsten Tagen einige Gletschertouren zu unternehmen. Nach Beendigung der norwegischen Reise nimmt der Kaiser noch auf einige Tage in dem englischen Seebade Felirstowe Aufenthalt, wo bekannt lich seine erlauchte Gemahlin mit den fünf ältesten kaiserlichen Prinzen weilt. An Bord der „Hohenzollern" hat der Kaiser auch verschiedene Regierungsakte vollzogen, welche sich theils auf Sanctionirung einiger der in der jüngsten preußischen Landtags session zu Stande gekommenen Gesetze, theils auf Ernennungen im höheren Offiziersstand der preußischen Arniee beziehen. Daß der Jnnungsgedanke in Deutschland, trotzdem durch die Gesetzgebung demselben mehrfach nachdrücklich Vorschub ge leistet ist, in der Praxis nicht den Umfang angenommen hat, den man erwartete, wird von den Freunden dieser heilsamen Institution aufrichtig bedauert, während die Feinde derselben, welche auf dem äußersten linken Flügel unseres Liberalismus sitzen, ihrer Genugthuung hierüber von Zeit zu Zeit in recht drastischer Weise Ausdruck geben. Erfreulicherweise wird der Handwerkerbewegung neuerdings auch in großindustriellen Kreisen aufrichtige, vorurtkeilslose Sympathie zugewendet. So lesen wir heute in der vorzugsweise zur Vertretung großindustrieller Interessen berufenen „D. Volksw. Korr." folgende beachtens- werthe Ausführungen: Wenn man die Wiederbelebung der Jnmmgsemrichtung siir noth wendig oder auch nur für ersprießlich hält, um das Handwerk vor vem gänzlichen Verfalle zu bewahren, dann ist es Pflicht des Staates, das Jnnungswcsen in einer den heutigen Verhältnissen entsprechenden Weise auszurichten, was in erster Linie nur geschehen kann, wenn der JnnungsbeUritt obligatorisch gemacht wird. Wer heute noch die Ver wirklichung der Jnnungseinrichtung, d. h. einer solchen, die dem Zwecke, die nöthige Handwerks-Organisation und -Bildung zu schaffen, ent spricht, vom freien Willen unserer Handwerker und Gewerbtreibenden erwartet, der wird vergeblich warten. Die Ursachen hierfür einzusehe», ist nicht schwer. Der Niedergang im Handwerks- und Gewerbestande ist bereits zu weit vorgeschritten, daß es leider vielfach au dem zu einer solchen Genossenschaft nöthigen Gemeinsinn und an der nöthigen Op- serwilligkeit mangelt, so daß dieselben auch nicht wieder geweckt werden können. Der selbstständig arbeitende Handwerker, der sich Meister nennt, der Handwerksgehülfe, ja selbst der heranreifende Lehrling er warten heutzutage viel zu sehr ihrGlück von der bisherigen Schranken losigkeit des Geschäftsbetriebes. Von ihrer Kindheit an wurde ihnen dieser Gedanke beigebracht und die Zumuthung, sich zu eigenem un>- ^s ganzen Handwerks Besten einer Beschränkung und Ordnung unter werfen zu sollen, wird gar ost als ein unberechtigter Eingriff in die Persönliche Freiheit miy Entrüstung zurückgewicsen. Nun giebt es glück licherweise aber noch Handwerker und Gewerlnreibende, welche höher und weniger egoistisch von der Sache denken, welche Verstündn'ß und Pflichtgefühl dafür besitzen, daß der Einzelne für die bestehende Ge meinsamkeit der Interessen Opfer bringen müsse, die in letzter Reihe ihm selbst wieder zugute kommen. Allein dieselben sind noch in der Minorität und können ihrer geringen Zahl wegen lebenskräftige In nungen nicht bilden, aus denen eine gesunde Handwerks-Organisation und eine Reform der Handwerkslehre erwachsen könnte. Auch handelt cs sich bei der Innungs-Einrichtung nicht blos um ihre wirthschaftlichen Erfolge, sondern auch um öffentlich-rechtliche Befugnisse, für deren zweckentsprechende Handhabung doch eine gewisse Sicherheit durch die Zahl und die Eigenschaften der die Innung bildenden Mitglieder ge geben sein muß. Freilich kann die Sicherheit bezüglich des richtigen Fnnklion'rens der Innungen auch dadurch geschaffen werden, daß eine über der Innung stehende höhere gewerbliche Instanz die Thätigkeit derselben kontrollirt und berichtigt; es kann einer solchen auch die Funktion der Innung selbst übertragen werden, so lange sich eine zu geringe oder fachmännisch unzureichende Mitgliederzahl vvn Gewerb- treibendea für die Bildung einer Innung zusammcnsindet. Allein wie man eine derartige Organisation des Jnnungswesens sür freiheitlicher halten kann, als die auf die Vereinigung aller Handwerks- und Ge- werbegenossen selbst beruhende und sür sich selbst wirkende obligatorische Innung, ist uns unverständlich. Es ist aber mit Genugthuung zu verzeichnen, daß diese Anschauung der Dinge sich unter unseren Hand werksmeistern immer weiter zu verbreiten scheint, wie wenigstens die Ergebnisse der Handwerker-Delegirtentage mehrfach haben erkennen lassen, so daß auch unser Freisinn nach und nach zu der Einsicht ge langen muß, daß das Begehren nach obligatorischen Innungen nicht blos von Leuten ausgeht, „die nicht wissen, was und wo sie hinaus, wollen" oder „die nur Feinde der Freiheit" sind. Kürzlich hat, wie das „Berl. Tagebl." erfährt, in Berlin zwischen Mitgliedern der Regierung und einer Anzahl Vertreter der hervorragendsten Getreidefirmen Deutschlands, welche auf ausdrücklichen höheren Wunsch zu diesem Behufs nach hier gekommen waren, eine Konferenz stattgefunden. Ob' es sich um eine abermalige Erwägung der Ermäßigung der Getreide zölle oder nur um Feststellung der etwa in Deutschland vor handenen Kornvorräthe handelt, vermag man nicht zu sagen. In Prag giebt es jetzt fortwährend deutschfeindliche Kundgebungen auf offener Straße, welchen die hohe Polizei ganz gemüthlich zuschaut. Ist keine passende Gelegenheit zu solchen Demonstrationen vorhanden, so wird die Ursache bei den Haaren herbeigezogen. Am kaiserlichen Hofe hat dies Treiben einen außerordentlich peinlichen Eindruck gemacht, und infolge der stattgehabten Skandale soll es außerordentlich frag lich geworden sein, ob Kaiser Franz Joseph einmal die böhmische Landesausstellung in Prag besuchen wird. Auf dem Artillerie - Exerzierplatz in Felixdorf bei Wien, wurden beim Laden eines Hohlgeschosses durch Explosion einer Patrone 4 Artilleristen gräßlich verwundet, ihre Körper und die Gliedmaßen verbrannt. Italien krankt an seinen Finanzen, die Ausgaben wollen sich durchaus nicht mit den Einnahmen in Einklang bringen lassen; das Deficit wächst zusehends und die gegen wärtige Negierung, welche den besten Willen hat zu sparen, sieht ein, daß Sparsamkeit allein nicht genügen wird, das Gleichgewicht im Budget wiederherzustellen, sondern daß man schließlich wohl auch zu Steuererhöhungen wird schreiten müssen. Paris. Während die Mehrzahl der Blätter die We ge gnungderfranzösischenundrusischenFlotten in Kronstadt sehr herzlich bespricht, warnt der „Temps" vor Ueberschwänglichkeit. Frankreich und Rußland besäßen keine gebundene Marschroute, keinen geschriebenen Vertrag. Rußland werde immer nur rein russische Politik treiben. Die europäische Konstellation habe jedoch die beiden Mächte zu einer stillschwei genden Verständigung gedrängt, welche einen wirksamen Faktor des Friedens bilde. Paris. Ueber das versuchte Attentat gegen Constans, Etienne und Treille wird berichtet, am Donnerstag Vormittag fand der Minister des Innern, Constans, auf seinem Schreib tische einen Brief, welcher auf einem Buche lag. Constans er kannte auf der Adresse die Handschrift einer seiner Großnichten, das Buch war ein Gebetbuch. Der Minister sandte Alles an Madame Constans, welche versuchte, den Goldschnitt zu öffnen, dabei aber auf Widerstand stieß. In der Meinung, das Buch enthälte Verdächtiges, wie das schon wiederholt bei ähnlichen Sendungen an Mitglieder der Regierung der Fall gewesen, sandte Madame Constans das Buch an den Hausmeister, als dieser versuchte, daß Buch mit einem Meisel zu öffnen, bemerkte ein Kammerdiener daran eine Lunte. Der Band wurde sofort zur Untersuchung in das städtische Laboratorium gesandt. Der Direktor des Laboratoriums konstatirte, daß das Buch eine Sardinenbüchse mit 200 Gramm Explosivstoff, 20 bis 22 Re volverkugeln und etwa 30 Kapseln enthielt. Der des Atten tats verdächtige Touloner Marinearzt soll sich vorgestern in Toulon entleibt haben. Die Vorbildung der Rekruten in Frankreich ist noch eine recht schwache. Bei der letzten Aushebung konnten 26051 Rekruten weder lesen, noch schreiben. Im Vorjahre betrug jdie Zahl der des Lesens und Schreibens Unkundigen sogar 30,261.' Vaterländisches. Ueber die allgemeine Lage von Handel- und Gewerbe im Jahre 1890 theilt der erschienene Bericht der Handels- und Gewerbekammer zu Dresden folgendes mit: Das Jahr 1890 weist in mehrfacher Beziehung wesentliche Verschieden Heiken von seinem Vorgänger auf. Die Hoffnung auf unge schwächte Dauer des seit Ende 1888 eingetretenen Aufschwunges von Handel und Industrie, die man auf Grund der während des ganzen Jahres anhaltend friedlichen, durch keinerlei Be sorgniß getrübten politischen Lage zu hegen berechtigt war, Hal sich zum Theil erfüllt; dem Aufschwünge ist vielmehr im All gemeinen ein ruhiger Geschäftsgang gefolgt, der bei einigen Industriezweigen zeitweilig zur Gefchäftsstille wurde, bei einzelnen sogar thatsächlich sich zum Rückgänge gestaltete. Trotzdem glauben wir, sowohl was im besonderen Handel und Industrie unseres Kammerbezirkes, als auch was die volkswirthschaftliche Entwickelung unseres deutschen Vaterlandes im Allgemeinen «etrifft, das Gesammtergebniß noch als befriedigend und das Jahr 1890 als besser wie die Mitte der 80er Jahre voran- gcgangeneu bezeichnen zu dürfen. Es ist zunächst als eine Thatsache anzuerkennen, daß das Jahr 1889 infolge der zu l einahe fieberhafter Tkätigkeit angespannten Belebung fast aller Industriezweige in Verbindung mit reichem und leicht flüssigem Geldstande die Unternehmungslust in solchem Maße entwickelt hatte, daß vielfach die Produktion, sowie die Produktionsmittel über den Bedarf vermehrt wurden; als Beispiele führen wir unter vielen einerseits die Bauthätigkeit, anderseits die Kamm garnspinnerei und die Papierfabrikatiou an. Ein Rückschlag — und innerhalb der Grenzen, in denen er sich vollzog, stehen wir nicht an, ihn als einen heilsamen zu bezeichnen — war unvermeidlich und ist denn auch eingetreten, zumal, da der schon gegen Ende des Jahres 1889 schwieriger werdende Geldmarkt wärenv des ganzen Berichtsjahres so verblieb und sich eher noch in dieser Richtung verschärfte. Zu diesem keineswegs segensvollen Vermächtnisse des Vorjahres gesellten sich aber noch eine Heihe von Vorgängen, theils auf dem der internati onalen Handelsbeziehungen, die nicht geeignet waren, den er lahmenden Unternehmungsgeist neu zu beleben. Die ersten Monate des Jahres standen unter dem Drucke der mit der größten Leidenschaftlichkeit geführten Wahlkämpfe für den Reichs tag; der Ausfall dieser Wahlen sodann, die dadurch hervorge rufene Ungewißheit über die Stellung des neuen Reichstags zu der Reichsregierung, die kaiserlichen Erlasse über die Arbeiter schutzgesetzgebuug, die daran sich schließende internationale Konferenz in Berlin, der trotz mancher Anzeichen doch kaum für möglich gehaltene Rücktritt des Fürsten Bismarck — alles dies waren Momente, geeignet, ein Gefühl der Unsicherheit hinsichtlich der volkswirthschaftlichen und politischen Entwickelung in weiten Kreisen entstehen und wachsen zu lassen. Verstärkt wurde dies Gefühl auch eine Zeit lang durch die von den Führern der Sozialdemokratie ins Leben gerufene Bewegung, um am 1. Mai als Arbeiterfeiertag durch eine vollzählige Musterung ihrer Anhänger aller Welt ihre Macht vor Augen zu führen, eine Bewegung, die freilich infolge der damals bereis eingetretenen ungünstigen Wendung des Geschäftslebens im Sande verlief. Keineswegs zur Beruhigung der Besorgnisse m den Unternehmerkreisen trug das Bekanntwerden des Entwurfes der Novelle zu Gewerbeordnung und die anfängliche Haltung der zu dieser Berathung eingesetzten Reichstagskommission bei; wir haben den Bedenken, die wir gegen eine Reihe von Be stimmungen dieser Novelle hegten und noch hegen, in unserem vorjährigen Berichte Ausdruck gegeben. Die Einwirkung der Mac Kinley-Bill war während des verflossenen Jahres vor wiegend eine ungünstige, die deutsche Industrie in vielen Zweigen unmittelbar und mittelbar schädigende, wir wollen aber nicht unerwähnt lassen, daß unser Kammerbezirk mit seiner verhält-