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WM« für Mich Tharandt. Ma. Mtnlthn Md die UMMn. Imtsötatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, Inserate werben Montag», Mittwochs Uk» Freitags bis spätestens Mittags s2 Uhr angenommen. Insertionspreis s 0 Pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar VieNKt tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis Viertels, s Mk. 20 Pf., durch die Post bezogen s Mk.55pf. Einzelne Nummern j O Pf. sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 11. Sonnabend, den 23. Jannar 1896. Bekanntmachung, die städtischen Anlagen betreffend. Das für das Jahr 1896 aufgestellte Anlage-Lataster der Stadt Wilsdruff liegt vom Montag, den 27. dieses Monats, ab in hiesiger Stadtkämmerei zur Ein sichtnahme für die betheiligten Anlagepflichtigen aus und sind etwaige Einsprüche gegen die dann ausgeworfenen Beträge binnen 14 Tagen, vom Auslagetage angerechnet, bei dem unterzeichneten Stadtgemeinderathe anzubringen. Gleichzeitig machen wir darauf aufmerksam, daß Einsprüche gegen die Höhe der im gedachten Cataster angesetztcn Anlage-Beträge nicht die Wirkung eines Aufschubes der Be zahlung derselben haben können. Wilsdruff, am 23. Januar 1896. Der Stadtgemeinderath. k'ivk«!», Brgmstr. Bekanntmachung. In der Zeit vom 1. bis spätestens den sH. Februar -s. Ir. ist der 1. Termin Grundsteuer nach 2 Pfg. für die Einheit und der 1. Termin städtische Anlage nach Maßgabe des aufgestellten Catasters an die Stadtkämmerei hier zu bezahlen. Hierbei werden Restanten von Schulgeld und sonstigen Abgaben nochmals aufgefordert, diese Rückstände bei Vermeidung sofortiger Zwangsvollstreckung nunmehr bis spätestens den 2Y. dieses Monats zu berichtigen. Wilsdruff, am 23. Januar 1896. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung. Bis spätestens den 8. Februar ds. Js. ist die Hundesteuer — der ganze Jahresbetrag — an die Stadtkämmerei gegen Entnahme der Marken zu entrichten. Hinterziehungen der Steuer werden mit dem dreifachen Steuerbetrage bestraft. Hunde, welche, ohne die gütige Marke am Halsbande zu tragen, umherlaufen, werden weggefangen und getödet. Wilsdruff, am 23. Januar 1896. Der Stadtrat h. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung, die Anmeldung der Wehrpflichtigen zur Rekrutirungsstammrolle betreffend. Auf Grund der Bestimmungen in § 25 der deutschen Wehrordnung vom 22. November 1888 fordern wir alle am hiesigen Orte aufhältlichen männlichen Personen, welche im Jahre 1876 innerhalb des deutschen Reichsgebietes geboren sind?oder deren Eltern oder Familienhäupter an irgend einem Ort desselben ihren Wohnsitz haben, sowie alle diejenigen, welche bei früheren Gestellungen vom Militärdienste zurückgestellt worden sind oder ihrer Militärpflicht überhaupt noch nicht Genüge geleistet haben, bei Vermeidung von Geldstrafen bis zu 30 Mk. oder Haft bis zu 3 Tagen andurch auf, in der Zeit vom IS. Januar bis zum 1. Februar 18S6 unter Abgabe ihrer Geburts- oder Loosungss cheine sich persönlich zur Ausnahme in die Rekrutirungsstammrolle in der hiesigen Rathsexpedition anzumelden. Diejenigen Militärpflichtigen, welche keinen dauernden Aufenthalt haben, oder von hier, als dem Orte, wo sie ihren dauernden Äufenthalt haben, zeitig abwesend sind, — wie auf der Reise begriffene Handlungsdiener oder auf der See btündlichm Seeleute u. s. w. — sind von ihren Eltern, Vormündern, Lehr-, Brod- oder Fabrikherrn bei Vermeidung der ange- drohtcn Strafen, während des oben festgestcllten Zeitraumes zur Stammrolle anzumelden. Wilsdruff, am 2. Januar 1896. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. VekanntmaehAng. Die Feier des Geburtstages Sr. M. unseres deutschen Kaisers soll Montag den 27. Januar Vorm lv Uhr in der Turnhalle durch einen bestehend in Festrede (Herr Lehrer Hillig), Gesängen und Deklamationen, festlich begangen werden. Die hiesigen Behörden, insbesondere der Schulvorstand, die Eltern und Erzieher der Kinder, sowie alle Freunde des Schulwesens werden hierzu ganz ergebens) emgeladen. Der Direktor der städtischen Schulen. Gerhardt. Zum 27. Januar. Aaisers Geburtstag feiert heute das deutsche Volk. Unsere Gedanken richten sich heute dahin, wo der Kaiser, um geben von der Liebe der Seinen, sich der Wiederkehr dieses Tages freut und ihn feierlich begeht. Auch ein Kaiser ist und bleibt in seinem Fühlen und Empfinden ein Mensch und als solcher jedem, auch seinem ärmsten Unterthan menschlich ver bunden und nahe verwandt, und so kann sich auch ein jeder von uns in die Gedanken und Gefühle hineinocrsetzcn, welche das Herz unseres Kaisers heute bewegen werden. Wenn wir auf sein Privatleben sehen, so müssen wir sagen: führwahr er ist ein glücklicher Mann. Eine hochherzige, edelgesinnte, fromme Gattin verschönt ihm den Lebensweg. »Wie die Pfeile in der Hand eines Starken, also gerathen die jungen Knaben. Seine Kinder sind wie die Oelzweige um seinen Tisch her." Ja, ein glücklicher Mann, und wenn er heute an diesem neuen Lebens abschnitt sein Glück betrachtet und bedenkt, wem er das Alles Verdankt, wenn er das letzte Lebensjahr überblickt und sich die treue väterliche Fürsorge seines Gottes während desselben ver gegenwärtigt, da einigt sich gewiß sein Herz mit den Herzen seines Volkes zu einem Lob- und Dankgebet gegen den Herrn: „O wär' ein jeder Puls ein Dank Und jeder Odem ein Gesang." Allein der Geburtstag des Herrschers hat auch eine öffent- Bedeulung. Wir können es uns wohl denken, daß dieser wichtige Tag nicht vorübergeht, ohne daß unser Kaiser in seinem landes- väterlichen Herzen die Geschicke seines Volkes überdenkt und Ver gangenheit und Zukunft desselben ins Auge faßt. Und da bietet sich seinem Blick ja leider nicht ein erfreuliches Bild. Niemand kann die Noth leugnen, die unser Land und Volk bedrückt, die religiöse Noth, die in Unglauben, in geheimer und offenbarer Gottlosigkeit herrscht, die sittliche Noth, die sich in immer mehr um sich greifender Zügellosigkeit äußert, die politische Noth, die als Partcisucht, Unzufriedenheit und Streben nach Willkürherr schaft auftritt, die wirths chaftliche Noth, die am Erwerb des täglichen Brotes verzagen läßt. In so schweren Zeiten heißt es sür Volk und Herrscher doppelt treu zu einander zu stehen, nur dadurch kann der Noth gewehrt, die Klage gestillt werden. Es scheint, als ob das Vertrauen des Kaisers zu seinem Volke sich mindert. Verschiedene Aeußerungen aus kaiserlichem Munde deuten darauf hin. Wenn das Heer die einzige Stütze der Monarchie wäre, wenn der Kaiser sich auf das Heer allein ver lassen wollte, so würde damit gesagt sein, daß das Volk dieses Vertrauen nicht mehr verdient. Vor dieser Anschauung wolle Gott unseren Kaiser und sein Volk in Gnaden bewahren. So weit sind wir noch nicht, daß wir die Throne Deutschlands mit Bajonetten stützen müssen. Vertrauen erweckt Vertrauen, und wer sich auf die altberühmte deutsche Treue verläßt, hat es noch nie bereut. Wir wissen heute keinen besseren Wunsch hinauf zusenden zu des Thrones Stufen als den, daß der Kaiser die Liebe und Treue seines Volkes in ihrer ganzen Größe erfahre, denn sie ist noch vorhanden wie früher; und wenn einzelne Auf rührer sich wider die Obrigkeit auflehnen, und wenn andererseits gewissenlose Menschen treue Unterthanen dem Kaiser als Auf rührer und Empörer verdächtigen möchten, daß ändert doch nicht