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WcMM für Wckilff ThalMdt, DD. Siebtnlehn md die UmgeMdkn. Imtsölatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen^ für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruffs Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. -- Abonnementspreis ' vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne I Nummem 10 Pf. sowie für das Agl. Horstrentamt zu Tharandt. 1891 No. 86 Dienstag, den 27. Oktober Ger.-Vollz. Wilsdruff, den 19. Oktober 1891. Dienstag, -en 27 lung im Hotel Adler hierselbst. A u e t i o n. 7 Ls. Mts., vor,nittags ifO Uhu, gelangen in hiesiger Stadt 1 Kuh und 1 Kalbe gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Bieterversamm- Bekanntmachung. Gefunden wurde in hiesiger Stadtflur eine Taschenuhr init Uette. Dafern dieser Fundgegenstand nicht binnen Jahresfrist hier abgeholt werden sollte, wird über denselben Rechtens gemäß verfügt werden. Wilsdruff, am 26. Oktober 1891. Der S t a d t r a t h. Brgmstr. Tagesgeschichte. Wir nähern uns allmählich der Wiederaufnahme der par lamentarischen Arbeiten nach mehrmonatlicher Unterbrechung. Zunächst wird der Reichstag seine Mitglieder wieder versammeln; dann, im Januar, wird der preußische Landtag neben ihm seine Thätigkeit eröffnen. Der Geschäftskreis der beiden parlamen tarischen Körperschaften läßt sich, wenn nicht unvorhergesehene Aufgaben sich noch geltend machen, bereits in der Hauptsache übersehen. Im Reichstag ist es nicht derart, daß man große Konflikte und unlösbare Schwierigkeiten vorauszusehen brauchte. Zunächst werden wohl wieder die militärischen und kolonialen Forderungen die Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Was indessen auf diesen Gebieten neu verlangt wird, erreicht allem Anscheine nach keinen solchen Umfang, daß auf eine Verständig ung mit dem Reichstag nicht zu hoffen wäre. Der gegen wärtige Reichstag mit der ausschlaggebenden Stellung wes Centrums hat sich, was man anerkennen muß, bisher bemüht, den Beweis zu liefern, daß mit ihm auszukommen, daß er nothwendige Bedürfnisse der Reichspolitik zu befriedigen bereit ist. Die leitende Partei der Majorität weiß auch sehr wohl, warum. Die Erfahrungen bei den Wahlen von 1887 haben eine heilsame Warnung hinterlassen. Auch der weitere große Gegenstand der Reichstagssession, die Handelsverträge, werden aller Voraussicht nach, wenn auch lebhafte Kämpfe entfesseln, so doch zu einem günstigen Ergebniß führen. Die Verantwort ung für das Scheitern dieser wirthschaftlich und politisch hoch- bedeutsamen Verträge wird schwerlich irgend eine Partei auf sich nehmen wollen. Und so niag denn auch die bevorstehende Session zu einem so befriedigenden Ende gelangen, wie es bei der unerfreulichen Zusammensetzung dieser Reichsvertretung möglich ist. Schwieriger und kritischer wird sich wohl die Si tuation im preußischen Abgeordnetenhause gestalten, wo der Schwerpunkt ganz vornehmlich in die Berathung des Volks schulgesetzes fallen wird. Die politischen Gegensätze werden hier wieder hart aufeinanderprallen. Wir wollen indessen bei dem Dunkel, das noch über dieser Frage schwebt, heute auf die mannichfachen, sich aufdrängenden Erwägungen und Gesichts punkte nicht näher eingehen. Ein Ereigniß auf dem Gebiete der inneren deutschen Neichspolitik war in der verflossenen Woche die Eröffnung der württembergischen Ständekammer, welche zum ersten Male durch den neuen Landesherrn König Wilhelm !!. erfolgte. In der bei diesen: Aktus von dem Monarchen ver lesenen Thronrede ist von besonderer Bedeutung der warme und kräftige Ausdruck unwandelbarer Reichstreue, welcher auch aus der Mitte der- versammelten Landesvertretung lebhaften Wider hall fand. Nicht als ob an der echt deutschen Gesinnung des württembergischen Herrscherhauses und Volkes der geringste Zweifel bestände. Aber es ist angesichts der Aufmerksamkeit, mit welcher man jenseits der deutschen Grenzpfähle jedes an scheinende Anzeichen einer Lockerung des inneren Gefüges der deutschen Einheit verfolgt, und angesichts von innerdeutschen Preßäußerungen, welche im Auslande Hoffnungen dieser Art erregen könnten, von besonderem Werthe, daß der König von Württemberg den ersten Anlaß nach seiner Thronbesteigung zu einer so unzweideutigen Kundgebung benützt. Sie bildet ge wissermaßen eine Ergänzung der bemerkenswerthen Erklärungen der reichsländischeu Reichstagsabgeordneten Dr. Petri und Dr. Nissert aus Anlaß der Aufhebung des Paßzwanges, sowie die Ablehnung der Einladung zu dem Friedenskongreß in Nom. Wenn diese Erklärungen mit der größten Entschiedenheit jede etwaige Spekulation auf die Stimmung der elsaß-lothringischen Bevölkerung zurückgewiesen und die Festigkeit des Bandes, welches Deutschland mit dem alten, nun wieder angeschlossenen Gliede verbindet, bekunden, so zieht .jene württemberg'sche Kund gebung an ihrem Theile einen dicken Strich durch diejenigen Berechnungen, welche von dem Ausscheiden der Gründer der deutschen Einheit aus der Leitung des Reiches eine Lockerung des festen Zusammenhanges erhoffen. Je mehr man sich im Auslande, sowohl vxm befreundeten, als dem Deutschland minder günstigen, davon überzeugt, daß die deutsche Einheit fest und dauernd begründet ist und nicht mehr von vorübergehenden per sönlichen Momenten abhängt, umsomehr werden die friedens- erhaltenden Kräfte sich den minder friedlichen Tendenzen gegen über geltend zu machen vermögen. Neben dem lebhaften Widerhall, welchen der warme und kräftige Ausdruck der Reichs treue in der württembergischen Thronrede in allen deutschen Herzen Hervorrufen muß, hat dieselbe daher auch unter dem Gesichtspunkte praktischer Politik einen nicht zu unterschätzenden Werth. „Sieg auf der ganzen Linie!" können die Herren Bebel, Liebknecht, Singer rc. ausrufen, wenn sie den Verlauf des am Mittwoch geschlossenen sozialistischen Parteitages in Erfurt nochmals überblicken. Denn es ist den alten Führern der deut schen Sozialdemokratie in Erfurt gelungen, das Feld gegenüber den „Jungen" glänzend zu behaupten, die Versammlung hat jenen für ihre bisherige Taktik ein ausdrückliches Vertrauensvotum ge währt, es sind ferner alle Anträge der Parteileitung gutgeheißen worden und außerdem hat der Erfurter Sozialistentag den um gearbeiteten Entwurf des Programms der Sozialdemokratie im Wesentlichen im Sinne des Parteivorstandes angenommen. Im Uebrigen wurden in der Schlußsitzung des Parteikongresses die Neuwahlen zum Parteivorstand vollzogen, ferner bestimmte inan Berlin zum Orte des nächsten Sozialistenkongresses und wiederum zum Sitze der Parteileitung; mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie erfolgte dann der Schluß des Parteitages. Bebel und seine Unterfeldherren in der Führung des Sozialisten heeres können also mit den Erfolgen in Erfurt äußerlich ganz zufrieden sein, ist doch durch dieselben die infolge Ansturmes der Opposition etwas schwankend gewordene Stellung der Par teileitung in den breiten Massen der „Genossen" wieder neu befestigt" worden. Aber trotzdem werden sich die alten Partei häupter der Sozialdemokratie nunmehr erst recht auf einen er bitterten Kampf mit den radikalen Elementen der Partei ge faßt machen müssen, dies beweist der Verlaus der am Diens tag in Berlin ftattgefundenen großen sozialdemokratischen Ver sammlung, die von den aus dem Erfurter Parteitage ausge tretenen „Genossen" Werner, Wildberger u. s. w. einberufen worden war. Denn fast einstimmig ist in dieser Versammlung der sozialdemokratischen Oppositionsmänner beschlossen worden, eine ganz neue Partei zu gründen und ob Herr Bebel mit dieser Konkurrenzpartei ebens«schnell fertig werden wird, wie ihn: dies mit der noch nicht organisirt gewesenen Opposition innerhalb des alten Parteiverbandes gelungen ist, möchte schon jetzt fraglich erscheinen. Die Ministerbegegnung in Mailand und den französischen Freundschaftsversicherungen in Nizza reiht sich in rascher Folge die Aufhebung der französischen Kampfzölle gegen Italien an. Noch unter dem Ministerium Crispi hatte Italien die Differentialzölle gegen Frankreich fallen lassen, und in den ersten Tagen der Aera Rudini gewann es den An schein, als sei man in Paris, wo man damals große Hoff nungen auf das neue italienische Kabinet setzte, nicht abgeneigt, seinerseits das Gleiche zu thun. Die Enttäuschung, welche Marchese di Rudini den Hoffnungen aus eine Loslösung Italiens von: Dreibunde bereitete, bestimmte Frankreich, in seiner feindseligen Haltung zu verharren. Wenn es jetzt von derselben abläßt, so hat man hierin zunächst wohl einen wei teren Versuch zu erblicken, die in den letzten Jahren verlorenen Symphatien in Italien wiederzugewinnen, einen neuerlichen Schritt auf dem feit dem Zwischenfall im Pantheon betretenen Wege. Es ist vielleicht mehr als ein Zufall, daß in dem selben Augenblicke, in welchem eine handelspolitische Annäherung Frankreichs und Italiens sich vollzieht, ein Theil der römischen Presse sich in unmuthigem Tone über den Verlauf der Ver tragsverhandlungen mit den Kaisermächten äußert. Die französische Regierung macht Ernst mit den wider spenstigen Bischöfen, welche nicht nur das Verlangen des Kultusministers, die Pilgerzüge nach Rom vorderhand ein zustellen, von sich gewiesen, sondern auch in gelinde gesagt sehr derber Form auf das Rundschreiben des Ministers geantwortet haben. Ein Telegramm meldet: Der Erzbischof von Aix, welcher dem Kultusminister schrieb, daß er das Cirkular vom 4. Oktober an die Prälaten über die Pilgerfahrten nach Rom ignoriren werde, wird vor das Korrektionstribunal der Seine gestellt auf Grund des Gesetzes, welches für einen Angriff auf die Rechte und die Autorität der Minister eine Gefänaniß- strafe von drei Monaten bis fünf Jahren, bezw. eine Geld strafe von 300—6000 Frcö. festgesetzt. Da wäre ja der Anfang zu einem kleinen „Kulturkampf" in bester Form. Die weitere Entwicklung der Angelegenheit ist jedenfalls von großem Interesse. Die Neberschwemmungen in Frankreich haben große Ver wüstungen angerichtet. Pariser Nachrichten vom Donnerstag melden: Aus St. Etienne kommen betrübende Nachrichten bezüglich der Neberschwemmungen der Loire. Die Nferbewohner haben unter denselben schwer gelitten. Zwei Leichen wurden in der Mitte des Flusses gesehen, der Gegenstände aller Art mit sich führte. In Montrond ist der Fluß um 5 m ge stiegen und hat das Land überschwemmt. Auf dem Wege nach Montbrison steht das Wasser 1 m hoch. Der Fluß führt Pflüge, Balken, Baumstämme und das Dach eines Hauses mit sich. Das Wetter ist besser geworden und das Wasser fällt. In Avignon zeigt die Rhone 5,66 Pegel. Barthelaß und Umgegend sind überschwemmt. Das Wasser ist in die Straßen der tiefer gelegenen Stadtviertel eingedrungen. Die Durance ist seit Donnerstag Morgen um 1 V-> in gestiegen. Die Weltausstellung in CHicago im Jahre 1893. Der deutsche Kommissar für die Kolumbus-Austellung in Chicago, Geh. Regierungsrath Wermuth, ist nach einer sehr stürmischen Neberfahrt von den Vereinigten Staaten nach Berlin zurückge kehrt. In Chicago fand er das weitgehendste Entgegenkommen. Die Thatsache, daß das Deutsche Reich und Großbritannien die ersten mächtigen Staaten waren, welche ihre Bevollmächtigten zur Vorbereitung der Ausstellung entsandten, wurde in allen amerikanischen Kreisen m:t ganz besonderem Danke anerkannt und allerseits wetteifert man, die deutschen Wünsche aufs Weit gehendste zu erfüllen. Die Platzfrage wurde in der günstigsten Weise geregelt, den deutschen Ausstellern wurde eine Gesammt- fläche von 400 000 Quadratfuß Vorbehalten und diese in der Weise festgelegt, daß 100 000 Ouadratfuß davon auf die Haupt halle, und zwar im günstigsten Theil unter der großen Kuppel, weitere 100 000 Ouadratfuß auf die übrigen Gebäulichkeiten und etiva 200 000 Ouadratfuß für die Ausstellungen in: Freien entfallen. Diese letztere Fläche ist besonders schön am See gelegen, und in ihr soll auch das eigentliche deutsche Haupt quartier errichtet werden, in dem u. A. auch die Sammelaus stellungen der einzelnen Staaten und Gemeinden sowie die be sonders hervorragenden Kunstwerke und kunstgewerblichen Ge genstände Aufstellung finden sollen, welche außer Wettbewerb bleiben. Angesichts der großen Willigkeit, welche die Ko lumbus-Ausstellung weit über die Vereinigten Staaten hinaus trotz des Bestehens der Mac Kinley-Bill für deutschen Handel und deutsche Industrie haben wird, ist zu wünschen, daß sie in unsem kaufmännischen Kreisen volles Verständniß und regste Betheiligung finden möge. Vaterländisches. Wilsdruff, 23. Oktober. Gestern Abend fand im Saale des Hotels zum Löwen der Vortrag des Herrn Pastor Ficker über die elektrotechnische Ausstellung zu Frankfurt a. M. vor den Mitgliedern des Gemeinnützigen Vereins und Gewerbevereins statt. Herr Kaufmann Ritthausen eröffnete unter bestem Danke für das zahlreiche Erscheinen h^9 Uhr die Versammlung und gab Herrn k. Ficker das Wort. Der Herr Vortragende bemerkte einleitend, wie früher die Wiege einer neuen Erfindung gewöhnlich auf der Grabstätte des Alten gestanden habe, daß aber gerade die Elektricität so unmittelbar in ihre Existenz getreten sei, daß man dieser Kraft, ohne verwegen zu sein, eine große Zukunft verheißen dürfe. Die Dampfkraft, welche 1807 dem Franzosen Fulton das erste Dampfschiff er finden, 1814 dem Engländer Stephenson die erste Lokomotive und 1829 die erste Eisenbahn zwischen Liverpool und Man-