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WM« ßr MM Erscheint wöchentlich zweimal u. zwar Dienstags und Freitags. — Abonncmentspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummcm 10 Pf. WmM, Uchm, Mmlehn Md die Umgegenden. Imlsölatt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Insertionsvreis 10 Ps. pro drsigespaltene Corpuszeile. für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, No. 27. sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. 51. Jahrgang. Freitag, den 3. April 1891. Bekanntmachung. Die Aufnahme -er angemel-eten schulpflichtigen Ain-er erfolgt Montag, den «. April» nachm. 2 Uhr im Schulsaale. . Da der Unterricht für diese Kinder erst Dienstag den 7. April beginnt, so sind auch Bücher u. s. w. am Tage der Aufnahme noch nicht mitzubringen. Wilsdruff, den 23. März 1891. Der Direktor der städt. Schulen. Bekanntmachung. Etwaige Gesuche um Versetzung von Schulkindern aus einer Bürgerschule in die andere sind bei dem Unterzeichneten bis Freitag -eu S. April von dev^E^ern per sönlich resp. schriftlich anzubringen. Wilsdruff, den 23. März 1891. Der Direktor der Mdt. SMlen. Bekanntmachung. Montag, -eu 13. April d. I., von Vormittags 9 Uhr an, sollen im Gasthofe zu Naun-orf die in den Abtheilungen 1—5, 15, 16, 27, 3^E,«u. 4g des Naun-srfer Forstreviers aufbereiteten 39,8» Hdrt. fichtene derbe und I04,^o - - Reisstangen meistbietend zur Versteigemng gelangen. Nähere Auskunft darüber ertheilt die unterzeichnete Revierverwaltung. Königl. Forftentamt Tharandt und Königl. Revierverwaltung Naundorf, - am 1. April 1891. Tagesgeschichte. Der erste April hat sich diesmal für Deutschland durch zwei besondere Ereignisse ausgezeichnet. Einerseits ist am ge nannten Tage die Vereinigung der Insel Helgoland mit der preußischen Monarchie vollzogen worden, anderseits ist an ihm die Neuordnung der Verwaltung Deutsch-Ostafrikas in Kraft getreten. Helgoland gehört nunmehr in aller Form als ein besonderes Verwaltungsgebiet zum preußischen Staate und zwar speziell zum Regierungsbezirke Schleswig, gemäß dem vom preußischen Landtage genehmigten Helgoland-Gesetz. Zugleich ist vom l. April ab auf der Insel die Reichsverfassung in Kraft getreten, mit Ausnahme der Bestimmungen über die Zoll- und-Handelsverträge, welche nicht ohne Weiteres auf Helgo land anwendbar sind. Was Deutsch-Ostafrika anbelangt, so ist bekanntlich am 1. April Herr v. Soden, der frühere Gou verneur von Kamerun, als neuernannter Generalgouverneur für unsere ostafrikanischen Schutzgebiete in Thätigkeit getreten und haben hiermit klare politische und staatsrechtliche Verhältnisse daselbst Platz gegriffen. Soweit sich übersehen läßt, werden die bislang im deutschen Kolonialdienste in Ostafrika thätig ge wesenen verdienten Männer, v. Wißmann, Emin Pascha und Freiherr v. Gravenreuth, auch fernerhin dieser ihrer Thätigkeit erhalten bleiben, mit einem bestimmt abgegrenzten Wirkungs kreise für jeden Einzelnen. Außerdem ist Dr. Carl Peters am 1. April als Kommissar in den Dienst des Reiches getreten und wird er als solcher unter Herrn v. Soden fungiren. Am 15. April findet im 19. Hannkver'schcn Wahlkreise Geestemünde-Lehe die Ersatzwahl zum Reichstage statt, welcher man wegen der hierbei aufgestellten Candidatur des Fürsten Bismarck in ganz Deutschland mit begreiflichem Interesse ent gegensieht. Schon jetzt kann es indessen als nahezu gewiß gelten, daß im ersten Wahlgang keine Entscheidung erzielt werden, sondern daß es zu einer Stichwahl zwischen dem Fürsten Bismarck und vermuthlich dem von den Sozialdemokraten auf gestellten Candidaten kommen wird. Es hätten alsdann die Freisinnigen und Welfen des genannten Wahlkreises den Aus schlag zu geben und in diesem Falle stünden die Chancen für die Candidatur Bismarck gerade nicht sehr günstig. Daß sich der ehemalige Kanzler überhaupt vor die Möglichkeit einer engeren Wahl bei seiner Candidatur gestellt sieht, läßt dieselbe immer wieder als ein Experiment erscheinen, welches vorerst kaum als ein glückliches bezeichnet werden kann. Die „Post" veröffentlicht eine Zuschrift, welche bestätigt, daß zwischen dem englischen und dem deutschen Hofe bereits vor zwei Jahren Verhandlungen über eine Regelung des Wei fens onds stattgefunden haben. Dieselben seien in Osborne begonnen und im vorigen Frühjahr in Darmstadt fortgesetzt worden. Kaiser Wilhelm habe sich dabei ganz von seinem Rechtsgefühl leiten lassen. Dem Herzog von Cumberland sei nur die Bedingung gestellt worden, die durch die Ereignisse des Jahres >866 geschaffene politische Lage anzuerkennen, wogegen seinen Nachkommen die Nachfolge in Braunschweig offen ge halten werden sollte. Soweit deckt sich dies mit anderen Mit- theilung; dagegen klingt die weitere Angabe der Zuschrift, im vorigen Sommer habe der Herzog von Cumberland bereits zu stimmen wollen, sei aber von seiner Mutter, der Königin Marie, und von Windthorst „abgeredet" worden, ebenso wahr scheinlich, wie die, daß der bekannte letzte Besuch Windthorsts bei dem Fürsten Bismarck nur den Welfenfonds betroffen habe. Mehrfach wird übrigens gemeldet, die Regierung wolle dem Landtag eine Vorlage betreffs Aenderung der Bestimmungen über den Welfenfonds machen. — Die Mittheilungen über die Verwendung desselben werden täglich seltsamer. Jetzt liegt, eine angeblich aus ganz zuverlässiger Quelle stammende Mlt- theilung vor, daß auch der frühere Polizei-Direktor Krüger, Chef der geheimen politischen Polizei, welcher nach dem Ab gang deS Fürsten Bismarck in den Ruhestand getreten ist, aus diesem Fonds eine große Summe, wie es heißt, 50000 Mk., zum Geschenk erhalten habe, und zwar zur Zeit, als Fürst Bismarck noch Reichskanzler war. Dieser Herr Krüger steht bei allen Berlinern in unangenehmster Erinnerung, und die erwähnte Nachricht macht daher großes Aufsehen. Ueber den Besuch des Fürsten Bismarck beim Grafen Waldersee wird berichtet: Auf dem Bahnhofe hatte sich ein zahlreiches Publikum eingefunden. Als Fürst Bismarck, der von Friedrichsruh in seinem Salonwagen eintraf und nur in Begleitung eines Dieners gekommen war, am Eingänge des Bahnhofs erschien und die Equipage des Grafen Waldersee bestieg, brachte ihm die Menge ein dreifaches Hoch, das von deni Fürsten, der nach rechts und links dankend grüßte, freund lich ausgenommen wurde. Fürst Bismarck begab sich dann so fort in das Palais des Grafen Waldersee, wo er etwa eine Stunde verweilte. Mittlerweile war die Menge vor der Wohnung des Grafen bedeutend angewachsen, und als der Fürst kurz vor halb 3 Uhr sich vom Grafen Waldersee verabschiedete, er scholl abermals ein dreimaliges jubelndes Hoch auf den Fürsten. Von einem kleinen Mädchen wurde ihm ein Blumenbouquet überreicht, das der Fürst mit herzlichen Dankesworten lächelnd entgegennahm. Hierauf fuhr der Wagen des Fürsten vor die Wohnung des Eisenbahndirektionspräsidenten Krahn vor und nach einem Aufenthalt von wenigen Minuten nach Hamburg weiter. Der Fürst trug die bekannte blaue Jnterimsuniform des CürassierregimentS Nr. 7 und sah sehr wohl aus. Später gab Fürst Bismarck noch in Hamburg bei mehreren Herrschaften Karten ab und fuhr dann mit dem halb 6 Uhr-Zug nach Friedrichsruh zurück. Trotz des entschiedenen Dementis, welches die Nachricht der „Neuen Freien Presse" über das angeblich bereits erfolgte Zustandekommen des deutsch-österreichischen Handels vertrages zutheil geworden ist, fahren einzelne Blätter fort, ein erzieltes vollständiges Einverständniß der verhandelnden Parteien als Thatsache hinzustellen und durch dunkle Andeu tungen über vermeintlichen Inhalt der getroffenen Vereinbarungen namentlich unsere landwirthschastliche Bevölkerung in Beun ruhigung zu versetzen. So läßt sich heute der „Schwäb. Mer- ckur" unter der sensationellen Ueberschrift „Ein handelspolitisches Ereigniß" aus Berlin berichten: Alle Hauptfragen sind ent. schieden durch gemeinsames Einverständniß und der Zeitpunkt der schließlichen Unterzeichnung des Vertrages in seiner letzten Form ist dem gegenüber bedeutungslos. Nicht blos handels politisch, sondern auch in der allgemeinen Politik ist das Zu standekommen des deutsch-österreichischen Handelsvertrages ein Ereigniß ersten Ranges. Derselbe ist ein Tarifvertrag und be deutet die Rückschwenkung von der Politik selbstständiger, d. h. zu jederzeit veränderlicher Zolltarife zu festen Handelsverhält nissen, die für die Dauer des Vertrages nicht einseitig abge ändert werden können, daher der Industrie und dem Handel gestatten, mit bestimmten gegebenen Verhältnissen für einen längeren Zeitraum zu rechnen und sich darnach einzurichten. Wir können ferner mittheilen, daß der Vertrag auf die Dauer von 12 Jahren abgeschlossen ist. Im Uebrigen wird der nähere Inhalt des Abkommens geheim gehalten. Dasselbe soll als Grundlage für den Abschluß weiterer Handelsverträge mit Ru mänien, der Schweiz, Serben, vielleicht auch Italien und Bel gien dienen. Es ist daher auch nicht zu erwarten — um nicht zu sagen: es ist ausgeschlossen — daß der Vertrag noch in dieser Session den, Reichstage zugeht, es müßte sich denn der selbe bis in den Herbst (durch Vertagung) ausdehnen. Die Zugeständnisse, die Oesterreich-Ungarn der deutschen Industrie gemacht hat, sind sehr bedeutende und werden als solche, so bald der Vertrag bekannt wird, freudig anerkannt werden. Das deutsche Gegenzugeständniß ist, wie vorauszusehen war, die Er mäßigung des Getreidezolles. Unsere Agrarier werden darüber zornig sein, aber an ein Scheidern im Reichstag ist nicht zu denken. Die Ermäßigung hielt sich übrigens in Grenzen, welche jede Schädigung unserer Landwirthschaft völlig aus schließen. Nicht einmal die letzte, die Getreidezollerhöhung wird dadurch völlständig rückgängig gemacht. Wichtig ist, das Un garn auch gegen Rumänien die Getreidezölle herabsetzen wird. Differentialzölle werden nicht eingeführt. Man sagt nicht zu viel, wenn man die Bedeutung des Vertrages dahin kennzeich net, daß mit ihm ein Wandel in der gesammten europäischen Zollpolitik herbeigeführt wird. Daß es sich um den Abschluß eines Tarifvertrages handelt, ist aus offiziellen Quellen längst bekannt gegeben worden. Wenn nun aber weiter von dem Gewährsmann des „Schwäb. Merkur" gesagt wird, daß im Uebrigen der nähere Inhalt des Abkommens geheim gehalten werde, so begreift man schwer, wie möglich es sein soll, über die zugestandene Ermäßigung des Getreidezolles bestimmte Mit theilungen zu machen. Der Berichterstatter des schwäbischen Blattes giebt sich den Anschein, als ob er über den Inhalt des Vertrages, trotz der Geheimhaltung desselben, aufs genaueste unterrichtet wäre. Man wird gut thun, seine Meldungen mit einigen Fragenzeichen zn versehen. Brüssel, 31. März. Der in der Nacht zum Sonntag in Beschlag genommene Wagen mit Dynamit enthielt 9 Kisten mit 8 Tausend Patronen. Das Dynamit ist aus einem in der Gemeinde Ombret bei Lüttich gelegenen Pulverthurm ent wendet und stammt aus der Fabrik von Nobel in Hamburg. Es war bisher noch nicht zu ermitteln, wie dasselbe über die Grenze gebracht werden konnte. Die beschlagnahmten Kisten