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WMtt für MW Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post s bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummem 10 Pf. WrM Uosstii. MM« md dir Umgegeiiden. Imtsblutl Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Rgl. AmtshaupLmannschaft Meißen^ für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. LorstrentamL zu Tharandt. 51. Jahrgang. No. 23. Freitag, den 27. März 1891. Wer feiert die fröhlichsten Ostern? LULNillkommen, o fröhlicher Ostertag! Nun klingt es wie Psalmen in Lüften, Nun lebet was welk und erstorben lag, Nun grünt es auf Gräbern und Grüften; Du Erde so sonnig, du Himmel so lau, Ihr Wölkchen so licht und ihr Winde so blau, Was lebt in der Luft und was webt auf der Nu — Wer feiert die fröhlichsten Ostern? Vorüber wandl' ich am Gartenzaun: Schon säumet mit Grün sich die Hecke, Schon schwellen die Knospen so saftig braun, Schon keimts in der heimlichsten Ecke; Die Primel sie wärmt sich im Sonnenschein, Das Veilchen es duftet am schattigen Rain, Und alle die Blümchen, sie stimmen mit ein: Wir feiern die fröhlichsten Ostern! Nun wall ich hinaus in das sonnige Feld, Da girrt es und schwirrt in den Zweigen, Der Buchfink baut sich sein luftig Gezelt Und die Lerche lobsinget im Steigen, Und die Vögelein all auf dem Berg und im Thal, Sie stimmen die Kehlen zum Frühlingschoral, Sie grüßen mich munter und rufen zumal: Wir feiern die fröhlichsten Ostern! Da hör ich von ferne noch helleren Klang: Die Kinder sie tanzen den Reihen:, Die dumpfige Stube verschloß sie so lang, Nun spielen sie wieder im Freien; Die munteren Füllen, entsprungen dem Stall, Sie schlagen den Reif und sie werfen den Ball, Sie tummeln sich lustig und rufen mir all: Wir feiern die fröhlichsten Ostern: Doch abseits an der Linde auf hölzerner Bank, Da sitzet ein Paar sich zu sonnen, Die Tochter sie führet die Mutter, so krank, Die heute dem Lager entronnen, Wie wärmt ihr die Sonne das matte Gebein, Wie schlürft sie die Lüfte, die labenden, ein, Vier Augen leuchten in seligem Schein: Wir feiern die fröhlichsten Ostern! Nun aber hör ich in festlichem Chor Vom Thurme die Glocken erschallen, Still tret ich mit ein in das heilige Thor, Da braust's durch die dämmernden Hallen: Der Herr ist erstanden aus Grabesnacht, Der Tod ist verschlungen, der Sieg ist vollbracht, Lobsinget, ihr Christen, und jauchzet mit Macht: Wir feiern die fröhlichsten Ostern! Und als ich trat aus dem Gotteshaus, Da grünten die Gräber ini Kreise, Da sucht ich mir eins, mein theuerstes, aus, Dort stand ich und betete leise; Da säuselt in Lüften ein seliger Klang, Wie wenn sein Gefieder ein Engelein schwang, Da tönt es hernieder wie Seraphsgesang: Wir feiern die fröhlichsten Ostern! Bekanntmachung. Die Aufnahme -er angemeldeten schulpflichtigen Ainder erfolgt » Montag, den 6. April, nachm. 2 Uhr im Schulsaale. Da der Unterricht für diese Kinder erst Dienstag den 7. April beginnt, so sind auch Bücher u. s. w. am Tage der Aufnahme noch nicht mitzubringen. Wilsdruff, den 23. März 1891. Der Direktor der städt. Schulen. Bekanntmachung. Etwaige Gesuche um Versetzung von Schulkindern aus einer Bürgerschule in die andere sind bei dem Unterzeichneten bis Freitag den 3. April von den Eltern per sönlich resp. schriftlich anzubringen. Wilsdruff, den 23. März 1891. Der Direktor der städt. Schulen. Kriegsminister General Gras v. Fabrice -s- Eine Trauerkunde von erschütternder Wirkung geht durch unser Sachsenland: Der sächsische Kriegsminister General Graf v. Fabrice ist Mittwoch Vormittag 10 Uhr in seinem Ministerhotel in Dresden von einer tückischen Halskrankheit nach nur wenige Tage anhaltendem Krankenlager verschieden. Nicht unvorbereitet trifft uns die alle Herzen tief bewegende Nachricht, denn die in den letzten Tagen zur Ausgabe gelangten Bulletins über das Befinden des erkrankten Ministers ließen bereits Raum für die schlimmsten Befürchtungen, doch dieser Umstand vermag den Schmerz nur wenig zu mindern. Der Tod des Grafen v. Fabrice ist ein i cbwercr Verlust nicht nur sür unser engeres Vaterland, sondern für die gesammte deutsche Armee und somit auch für das ganze deutsche Volk. „Wir den Besten seiner Zeit genug gethan, der hat gelebt für alle Zeiten." Eine treffendere Anwendung kann dieses Dichter wort nicht finden als auf den aus seinem ruhmvollen Leben nunmehr, abberusenen Kriegshelden und Staatsmann. Ja, s-m Gedächtniß wird fortlcden in den Herzen aller guten Sachsen und m der Geschichte der deutschen Nation, denn die Verdienste, die er sich um König und Vaterland, um Kaiser und Reich erworben, sind unauslöschlich. Georg Friedrich Alfred, Graf v. Fabrice, geb. 23. Mai 1818 zu Quesnoy sur Deule, wo sein Vater als königl. sächs. Major bei den Okkupatwnstruppen stand, trat 1834 als Portepeefähnrich in das 2. sächs. Reiterregiment ein, wurde 1848 Rittmeister, nahm 1849 am schleswig-holsteinischen Kriege theil, ward 1850 m den Generalstab versetzt, 1853 zum Major und 1861 zum Oberstleutnant befördert und 1863—64 dem BundeS- exekutionskommando in Holstein al« Chef des Generalstabes deigegeben. Zu einer bedeutenden Thätigkeit kam er aber erst im Krieg von 1866 in Böhmen als Generalstabschef des Kronprinzen von Sachsen. Nach dem Friedensschluß ward er zum Generalleutnant befördert und 1. Oktober 1866 zum Kriegsminister ernannt, mit der Aufgabe, der neuen politischen Stellung Sachsens entsprechend, die Armee nach preußischem Muster zu reorganisiren, was er unter geschickter Ueberwindung der erheblichen Schwierigkeiten rasch zu Stande brachte. Beim Ausbruch des deutsch-französrchen Krieges wurde er zum Generalgouverncur für den Bezirk des 12. Armeekorps, den 1. Jan. 1871 aber zum Generalgouverneur von Versailles ernannt. Nach Rückkehr des großen Hauptquartiers nach Berlin blieb Graf v. Fabrice als Vertreter des Reichskanzlers und als Höchstkommandierender der deutschen Okkupations armee in Frankreich. Seine entschlossene und kluge Hand lungsweise hatte den Erfolg, daß die deutsche Armee, ohne am Kampf gegen die Kommune theilzunehmen, doch nicht unwe sentlich zur schließlichen Unterwerfung des Aufstandes beitragen konnte. Am 19. Juni 1871 übernahm Graf v. Fabrice dann wieder die Leitung des sächsischen Kriegsministeriums. 1872 zum General der Kavallerie befördert, wurde er den 1. Nov. 1876 nach v. Friesens Rücktritt zum Präsidenten des Staats ministeriums ernannt und 1882 auch mit der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten betraut. Nachdem er 1878 in den Freiherrnstand erhoben worden, folgte 1884 bei seinem 50jährigen Dienstjubiläum seins Erhebung in den erblichen Grafenstand. Das „Dresdner Journal" veröffentlicht folgenden Erlaß Sr. Mas. des Königs: Gottes Fügung hat Mir, Meiner Armee und Meinem Lande durch das Hinscheiden Meines Kriegs-Ministers und Ministers der auswärtigen Angelegenheiten des Generals der Kavallerie Grafen von Fabrice einen tief schmerzlichen und schweren Verlust auferlegt. Erschütterten Herzens trauern wir um diesen in wichtigster Stellung überaus hochverdienten und hochbewährten Mann, den Mein wärmster Dank zu .Grabe geleitet. Ich bestimme hiermit, daß für ihn, der so viel für die Armee gethan, 1. sämmtliche Offiziere der Armee Trauer — Flor um den linken Unterarm — auf acht Tage — einschließ lich des 25. dieses Monats, anlegen; 2. diese Trauer bei den Offizieren des Garde-Reiter- Regiments zehn Tage und 3. bei den Offizieren und Beamten des Kriegs-Mi nisteriums vierzehn Tage dauert. Dresden, am 25. März 1891. Albert. An das Kriegs-Ministerium. Die feierliche Beisetzung der Leiche des hohen Verewigten, Grafen v. Fabrice erfolgt Sonntag Mittag mit großen mili tärischen Ehren auf dem inneren Neustädter Friedhöfe. Tagesgeschichte „Christ ist erstanden! Freude dem Sterblichen, Den die verderblichen, Schleichenden, erblichen Mängel umwandten! Christ ist erstanden Aus der Verwesung Schooß! Reißet von Banden Freudig Euch los! Thätig ihn preisenden, Liebe beweisenden, Brüderlich speisenden, Predigend reisenden, Wonne verheißenden, Euch ist der Meister nah', Euch ist er da!" Dieses süße HimmMied, dessen Töne, mächtig und ge lind, in des Osterfestes erster Feierstunde an das Ohr des Faust schlagen und dem an sich und der Welt Verzweifelnden das gistgefüllte Glas vom Munde reißen und ihn der Erde wiedergeben, es tönt auch uns als tröstlicher Ostergruß ent gegen, um uns über die Sorgen und Mühen des Lebens, über das ganze Elend menschlichen Daseins zu heben und unsere Blicke auf das zu lenken, was uns erlösen kann von allem Uebel: Die allumfassende, weltversöhnende Menschen liebe, welche Christus zum Erlöser der Menschheit gemacht hat. Das Evangelium von der Hölle und Tod überwindenden Macht der Menschenliebe bildet die Grundlage des Christenthums, dessen allergrößtes Verdienst eben darin besteht, diese frohe Botschaft zuerst verkündet und die Menschenliebe als Tugend, uns zwar als die größte von allen, aufgestellt und sogar auf die Feinde ausgedehnt zu haben. Daß diese höchste Christen tugend auch in unseren öffentlichen Einrichtungen immermehr zur Geltung kommt und den Geist unserer Gesetzgebung er füllt, darin besteht der gewaltige Fortschritt unserer Zeit gegen über een Zeiten, sür welche der Staat nichts anderes war, als etwas rein Aeußerliches, lediglich bestimmt, Schergcndienfte zu thun, damit der ehrsame Bürger in seiner Ruhe nicht ge stört werde. Erst nachdem der Staat sich die Aufgabe gestellt hat, die Lehre des Christenthums zu verwirklichen und ein Organ der Menschenliebe zu werden, ist er in Wirklichkeit ge worden, was er bisher nur dem Namen nach war. Erst seit dem das Reich die werkthätigs Liebe auf seine Fahne geschrieben hat und in der Sorge für die Armen und Schwachen seine vornehmste Aufgabe erblickt, ist es in Wahrheit ein christliches Reich geworden. Mögen darum die herrlichen Worte des Goethe'schen Ostergrußes unsere Herzen immermehr mit jener Liebe erfüllen, die höher ist als alle Vernunft und ohne die