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Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstagS und Freitags. — Abonncmentspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post s bezogen 1 ML 25 Pf. — Einzelne Nummem 10 Pf. ThmM Men, Menlehn und die Umgegenden. Kmtsblatt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, No. 37. sowie für das Agl. ^orstrentamt zu Tharandt. Freitag, den 8. Mai 1891. Hauptübung -er städtischen und freiwilligen Feuerwehr. Nächsten Sonnabend, den 9. Mai ds. Js», Nachmittags 6 Uhr, soll eine der im § 51 des hiesigen Feuerlöschregulativs vorgeschriebenen Hauptübungen der Feuerwehren abgehalten werden, und haben sich hierzu sämmtliche Mitglieder derselben, Abtheilungs- führer und Mannschaften, unter Anlegung ihrer Dienstabzcichen w. bei Vermeidung der ini § 52 des gedachten Feuerlöschregulatives angedrohten Ordnungsstrafe pünktlich einzufinden. Die Versammlung findet an der Kirche Nachmittags V26 Uhr statt. Wilsdruff, am 4. Mai 1891. Der Stadtgemeinderath. Vielrvr, Brgmstr. Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm wird auf seiner Rheinreise in wahr haft großartiger Weise gefeiert, namentlich die Städte Düssel dorf und Köln haben ihren Patriotismus in glänzendster Weise zum Ausdruck gebracht. Aus dem Festbanket, welches der rheinische Provinziallandtag seinem Landesherrn zu Ehren ver anstaltete, hielt der Kaiser eine hochpolitische Rede, welche wir unsern Lesern nicht vorenthalten wollen, sondern hier wieder geben, dieselbe lautet: Ich möchte hervorheben, daß es Mir eine besondere Freude ist, am heutigen Tage in dieser Stadt dieses herrliche Fest entgegenzunehmen: Es ist der Umstand, daß in dieser Stadt auf Befehl Meines seligen Herrn Groß vaters Ich zum ersten Mal im Leben öffentlich aufgetreten bin, indem Ich bei der Enthüllung des Cornelius-Denkmals Meines Herrn Vaters Majestät zu vertreten zuni ersten Male die Ehre hatte. Seit der Zeit find 12 Jahre vergangen und in den letzten Jahren hat sich Manches geändert. Die erhabene Er scheinung des hohen Herrn ist verblichen. Ihr folgte manches werthe Glied der Familie, es folgte ihr vor allen Dingen die herrliche Erscheinung Meines Herrn Vaters, die Sie Alle noch hier unter Sich haben weilen sehen und von dem Sie wissen, mit wie warmem Herzen er an Bonn und an Per Rheinpro vinz bis zu seinem Lebensende gehangen hat, manche Städte und manche alte Kirchen können von Seinem Interesse, von Seiner Fürsorge erzählen. Wenn des Fürsten Durchlaucht Wied so freundlich war, Meiner Mühen zu gedenken, die Ich übernommen habe zum Wohl des Reiches nach Innen und nach Außen, so ist das nur Meine Pflicht, welche die Stellung, die Mir angewiesen ist, mit sich bringt, und wird es Mich freuen, wenn des Himmels Gnade Mich unterstützt, und Ich nach wie vor in Frieden und ungestört Mein Land regieren kann. Ich wollte nur, der europäische Friede läge in Meiner Hand, Ich würde jedenfalls dafür sorgen, daß er nie mehr gestört werde (lebhafter Beifall). Wie dem aber auch sei, Ich werde jedenfalls nichts unversucht lassen, und was au Mir liegt, dafür sorgen, daß er nicht gestört werde (Beifall). Auch im Innern haben wir Manches erleben müssen, und wir ringen uns allmählich zu festen Verhältnissen durch. Sie brauchen blos auf die Gesetzvorlagen zu blicken, welche gegenwärtig die Vertreter des preußischen und deutschen Volkes beschäftigen, und welche, wie Ich zuversichtlich hoffe, einem baldigen Abschluß nahe sind, um volles Vertrauen zu gewinnen, daß die Wege, die Ich mit Meiner Negierung eingeschlagen habe, die richtigen sind. (Bravo.) Ich darf auch Meinerseits von den Mir vor gezeichneten Wegen, die Ich mit Meinem Gewissen und vor Meinen: Gott allein zu verantworten habe, nicht abweichcn, und Ich werde nach wie vor nach bestem Gewissen, wie für mein ganzes Volk, so auch für die Rheinprovinz arbeiten. (Beifall.) Ich weiß sehr wohl, daß gerade Sie mit gespannter Aufmerksamkeit nach Berlin blicken; die große industrielle Welt, die Ihre Provinz bis in die entferntesten Gegenden berühmt gemacht hat und mit ihren großen und bedeutenden Anlagen Hundcrttausende Meines Volkes beschäftigt ist, möchte Ich sagen, das Herz mit seinen vielen Arterien Unseres Staates. Es hat zuweilen schneller gepocht, zuweilen gedroht, mit seinem Pochen aufzuhören. Ich hoffe, daß auch dieses sich allmählich verlieren wird. Sie können überzeugt sein, daß keine Mühe zu groß und keine Arbeit zu mühselig ist, um dafür zu sorgen, daß nach beiden Seiten der Industrie, dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer, in jeder Beziehung Gerechtigkeit geschehen soll (Beifall). Um dieses zu ermöglichen ist es selbstverständlich auch Pflicht des Regenten und seiner Regierung, nach Außen diejenigen Ver bindungen zu suchen, die nothwendig sind, um Unserer Jn- dustrie Ersatz für den Absatz zu gewinnen, welchen einzelne Staaten ihr abzuschneiden drohen, und Ich kann Ihnen hier- mit mittheilen, daß gestern der österreichische Handelsvertrag paragraphirt worden ist (Bravo) und daß Ich hoffe, daß er Jbnen zu dauerndem Nutzen gereichen wird. Meine Herren, lassen Cie Mich nochmals wiederhohlen, wie tief dankbar Ich bin Ihnen und speziell der Stadt Düsseldorf für den wannen Empfang, den Sic heule Mir bereitet haben. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß, wie die anderen Provinzen meines Landes, so auch die Rheinprovinz, deren bewährte Söhne sich 1870 so tapfer und brav für des Reiches Herrlichkeit geschlagen haben, Mir folgen wird, und daß die Rheinprovinz nach wie vor der Ueberzeugung ist, daß das Heil nur im Zusammen wirken aller Theile liegt und deshalb dem Monarchen in dem auf das Wohl des Ganzen gerichteten Streben zu folgen ist. Ich trinke mein Glas deutschen Weines auf die Rheinprovinz, möge sie blühen und gedeihen jetzt und immerfort bis in die Ewigkeit! Die Rheinprovinz lebe hoch! hoch! hoch! "Einer von Geestemünde nach Friedrichsruh entsandten Depu tation gegenüber hat Fürst Bismarck die Erklärung abgegeben, daß er das Mandat des 19. hannoverschen Wahlkreises mit Dank für die ihm damit erwiesene Ehre annehme. Der Alt reichskanzlers ist also nunmehr Reichstagsabgeordneter. Wir begrüßen ihn als solchen von ganzem Herzen. Diejenigen, welche in falscher Liebedienerei sich scheuten, offen für des Fürsten Wahl einzutreten, werden bald genug erkennen, daß sie sich getäuscht haben: Bismarck wird selbstverständlich feine Anschau ungen vertreten, aber nichts liegt ihni ferner, als grundsätzlich Opposition zu machen und man darf mit Sicherheit erwarten, daß die Regierung die parlamentarische Thätigkeit Bismarck's als eine dem Wohle des Vaterlandes entsprechende selbst aner kennen wird. Aber gleichviel, uns ist und bleibt Bismarck der Staatsmann, dessen unsterblichen Thaten, dessen unvergleichlicher Staatskunst wir die Einigung des Vaterlandes verdanken und es kann das Bedenken, ob die augenblicklich leitenden Kreise von einer parlamentarischen Mitarbeit des Fürsten Unbequemlichkeiten befürchten, auf unsere Haltung keinen Einfluß ausüben. Bei uns steht es über allen Zweifel erhaben, daß die Wirksamkeit Bismarck's für das Vaterland nur heilsam sein kann und wir hoffen, daß sein mächtiger Geist, nachdem ihm eine öffentliche Thätigkeit wieder eingeräumt ist, dieselbe in weitem Umfange aufnehmen wird. Das amtliche „Kolonialblatt" bringt folgende Nachrichten aus Deutsch Ostafrika: Die Uebersiedelung des Reichskommissariats von Sansibar nach der Küste, und zwar der Kommandeur, Verwaltung- und Medizinalabtheilung nach Bagamoyo, der See- abtheilung nach Dar-es-Salaam, ist am 26. Januar d. I. voll zogen worden. Bagamoyo vergrößert sich stetig. Es wird fort während gebaut und haben zu diesem Zwecke die früheren Be festigungen der Stadt fortgeräumt werden müssen. In Dar-es- Salaam wird eifrigst an den Bauten für das Gouvernement gearbeitet und die Arbeit durch einen großen Zudrang von Arbeit suchenden Wasaramos begünstigt. Die Vorarbeiten für den Bau der Eisenbahn Dar-es-Salaam—Bagamoyo sind so weit gediehen, daß der Bahnkörper bis Bueni, 32 kw, die Hälfte der ganzen Strecke, tracirt ist. In den Stationen des Südens ist der Aufbau stetig fortgeschritten. In dem Hauptorte der Insel Mafia, Schole, ist ein schwarzer Offizier mit 16 Mann staüonirt worden; ebenso eine stehende Patrouille in Kifiwani. Mafia ist der Hauptvermittelungsort im Handel mit dem Rufidschi- Delta. Die Insel ist reich an Vieh, aber weniger fruchtbar als Sansibar und Pemba. Es befinden sich nur Kokosnuß plantagen daselbst. Nelkenpflanzungen gedeihen nicht. Die Be völkerung hinter Kilwa ist durchaus ruhig. Auch der dritte Mai, an welchem die deutsche Sozial demokratie mit der Begehung des Arbeiterfeiertages der Internationale nachgehinkt ist, ist nun vorüber und die alte Welt, der alte Staat steht noch fest, ja vielleicht noch fester als vorher. Dabei war gerade Deutschland der Staat, der die geringsten oder doch die wenigst geräuschvollen Vorkehrungen zur Begegnung etwaiger Ausschreitungen getroffen hatte. In den romanischen Ländern, in der Republik Frankreich und in den parlamentarisch regierten Staaten Italien und Spanien hatte der Staat sich bis an die Zähne gerüstet, und gerade hier ist es am 1. Mai stellenweise zu Ruhestörungen und zu Anschlägen gekommen, welche die Frivolität, mit der die staatsumwälzende Bewegung aufgefaßt wird, bloßlegen und zeigen, daß die französischen Anarchisten, die Tages vorher die „Magern" zum Kampfe gegen die „Dicken" aufgerufen hatten, doch nicht nur mit gespickten Worten ihren Sport treiben: In Paris, in der Rue de Berry ist an dem ! Hause eines harmlosen Bürgers ein Dynamitanschlag verübt worden, in Amiens wurde eine Fabrik in Brand gesteckt und An Bilbao brannte die Schiffswerft, doch ist in dem letzten Falle die Ursache noch nicht festgestellt. Gegen solche Niederträchtig- ketten wird die Gesellschaft sich nie schützen können, im allgemeinen aber hat sie kundgethan, daß sie der Bewegung noch auf lange Zeit gewachsen ist und daß ihre Langmuth den fortgesetzten Hetzereien gegenüber nachgerade erschöpft ist. Die an Erbitterung grenzende Schroffheit, mit der man in Frankreich und Italien gegen die Ruhestörer vorgegangen ist, beweist es. Trotzdem läßt sich nicht verkennen, daß die umstürzlerische Strömung an Umfang und Tiefe gewonnen hat, daß ihre internationale Verbreitung und Organisation, so der in Paris geschlossene Bund der Berg arbeiter, ihr für die Zukunft eine Kraft geben, gegen die das Vertrauen auf die gewöhnlichen Rüstmittel der Gesellschaft auf die Dauer nicht ausreicht und die eine internationale Abwehr, eine internationale Verschwörung der staatserhaltenden Elemente in dem Sinne, wie Crispi einst den Dreibund eine Verschwörung für den Frieden nannte, nothwendig macht. Eine internationale Konferenz zur Vereinbarung von Maßregeln zum Schutze der Gesellschaft sollte die Antwort sein auf die Begehrlichkeit der sozialistischen Forderungen, die mit den neuesten den Arbeitern zugetheilten Wohlthaten ins Maßlose anwächst. Es wäre über aus kurzsichtig, infolge der letzten Mißerfolge der Sozialdemo kratie sich in trügerische Sicherheit wiegen zu lassen und in der Organisation und Wachsamkeit lässig zu werden. Im Gegen theil wird man sich auf erneute Kraftproben gefaßt machen müssen, sobald die Sozialdemokratie die Zeit dazu für gekommen erachtet. Es gilt daher, auch die Zwischenpause zu verwerthen, um dem erneuten Angriffe in möglichst vollkommener Rüstung begegnen zu können. Die rheinisch-westfälische Bergarbeiterbewegung kann als beendigt angesehen werden. Launisch wie die Meeres woge, der irgend ein Windstoß eine andere Richtung giebt, hat die im Anfang der vorigen Woche mächtig angeschwollene Be wegung in den letzten Tagen plötzlich abzufluthen begonnen. Am 28. April betrug die Zahl der ausständigen Arbeiter noch 18 895, heute wird sie kaum noch 7-—8000 betragen. Da die Streikenden Forderungen, bevor sie den Ausstand begonnen, fast nirgends gestellt haben, dann aber, als die Bewegung im Gange war, die bekannten maßlosen sozialdemokratischen Bochumer Beschlüsse vom 15. Februar zu Grunde legten, waren die Gruben verwaltungen gar nicht in der Lage, mit ihnen unterhandeln zu können. Mancher sonst fleißige und von den sozialdemokratischen Redeaposteln aufgereizte Bergarbeiter hat inzwischen seinen kleinen Acker bestellt, seine Kartoffeln gepflanzt und sehnt sich nun, nach dem auch dem während der schönen Frühlingstage besonders lebhaft empfundenen Erholungsbedürfniß sein Recht geschehen ist, wieder nach der altgewohnten Arbeit. Er hat seiner Frau einen ihr sonst regelmäßig zufallenden Theil der Frühjahrsarbeit abgenommen, und sie verlangt jetzt auch energisch, daß der Mann wieder Geld ins Haus schafft. Jeder Bergmann hängt übrigens an seinem Hauswesen, und da er durch Anschlag erfahren hat, daß er es verlassen muß, wenn er nicht innerhalb der gestellten Frist zur Arbeit zurückkehrt und auch dann auf den Nachbar zechen schwerlich Arbeit finden wird, bedauert er schon heimlich seinen Schritt. Am Abend trinkt er mit seinen Kameraden noch auf das Wohl der Internationale, ist aber am nächsten Morgen einer der ersten in der Grube. Es ist diesmal vielfach bemerkt worden, daß gerade die in Werkswohnungen wohnenden Leute, denen die Kündigung angedroht war, falls sie nicht inner halb der Frist wieder zur Arbeit zurückkehrten, am allerersten ihre Streikgedanken aufgaben. Das ist der Erfolg der arbeiter freundlichen, hunianen Bestrebungen der Grubenverwaltungen, wie sic in ganz besonderem Maße von der Firma Krupp stets im Auge behalten worden sind und trotz oder gerade wegen der Anstrengungen, die von den Agitatoren gegen ein solches menschen freundliches Vorgehen gemacht werden, von allen Zechendirektionen und Werksverwaltungen immer im Auge behalten werden sollten. Angesichts des diesjährigen frivolen Streiks hat sich aber auch die Firma Krupp genöthigt gesehen, den Ausständigen die Werks wohnungen zu kündigen, die auf den Zechen Hannover I und 11 seit Jahren segensreich wirkenden Konsumanstalten zu schließen und bestimmt, daß die Streikenden nur nach Erlegung einer Ordnungsstrafe wieder angenommen werden sollten. Leider zeigt der diesjährige Streik, daß die unruhigen jüngeren Eleniente, die wenig oder nichts zu verlieren haben, in den meisten Fällen die Oberhand hatten. Diese sind es auch, denen es noch immer schwer wird, zur Arbeit zurückzukehren. Sie klammem sich an