Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. Tharandt, Men, Menlehn und die UmMnden. Imtsblult Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Agl. HorsLrentamt zu Tharandt. 51. Jahrgang. Freitag, den 17. April 1891. Erla ß, die Beseitigung der Kadaver milzbrandkranker ^der dieser Seuche verdächtiger Thiere betreffend. Auf Grund einer von dem König!. Ministerium des Innern ergangenen Verordnung wird hiermit zur weiteren Ausführung der in § 16 der zu dem Reichsgesetze vom 23. Juni 1880 die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen betreffend, erlassenen Ausführungsverordnung vom 9. Mai 1881 enthaltenen Bestimmungen Folgendes zur Nachachtung bekannt gemacht: Obwohl an sich dem Vergraben von an Milzbrand verendeten oder wegen Erkrankring an Milzbrand getödteten oder der Seuche verdächtig gewesenen Thieren, deren Vernichtung durch Ver brennen oder durch Kochen bis zum Zerfalle der Weichtheile vorzuziehen ist, so darf doch deren Transport nach den Abdeckereien nur unter den ganz unerläßlichen Voraussetzungen erfolgen, daß 1-, die im einzelnen Falle in Frage kommende Abdeckerei mit den zum Kochen, Verbrennen u. s. w. erforderlichen Einrichtungen versehen ist, und 2., der Transport in völlig undurchlässigen Transportwagen erfolgt, welche genügende Gewähr gegen die Ausstreuung des Milzbrandgiftes beim Transporte bieten, insofern nicht letzteren Falles der Kadaver so vollständig durchgefroren ist, daß eine Verstreuung des Milzbrandgiftes auf dem Transporte schon hierdurch ausgeschlossen wird. Darüber aber, ob im einzelnen Falle die vorstehenden Voraussetzungen vorhanden sind, oder ob daher verneinenden Falles die Vergrabung an Ort und Stelle stattzusinden hat, ist von dem zuständigen König!. Bezirksthierarzte Entscheidung zu treffen. Es ist daher ein Fortschaffen von Milzbrandkadavern ebne vorherige Genehmigung des Bezirksthierarztes unzulässig und, worauf hiermit ausdrücklich hingewiesen wird, nach 8 65 unter No. 3 des oben angezogenen Reichsgesetzes vom 23. Juni 1880 dergestalt strafbar, daß Zuwiderhandlungen mit Geldstrafe von 10 bis 150 Mark oder mit Haft nicht unter einer Woche zu ahnden sein würden. Meißen, am 11. April 1891. Königliche Amtshauptmannschaft. von Kirchbach. Bekanntmachung. Unter Hinweis auf die Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmannschaft zu Meißen im hiesigen Amts- und Wochenblatte vom 1. dieses Monats machen wir die hiesigen Pferdebesitzer nochmals darauf aufmerksam, daß die diesjährige Stutenmusternng und ^shlenschau für das Zuchtgebiet Keffelsvors, am 6. Mai Ss. Js., Bormittags 9 Uhr, mit Prämiirung in Kesselsdorf stattfindet. Zugleich weisen wir darauf hin, daß auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom Jahre 1885 an für alle nicht im Zuchtregister eingetragene Stuten ein um Drei Mark erhöhtes Deckgeld zu zahlen ist und ebenso für eingetragene Zuchtstuten, sobald ihre nachzuweisenden Produkte im ersten oder zweiten Jahre bei den Fohlenschauen nicht vorgestellt werden. Diejenigen Züchter also, deren Stuten nicht im Zuchtregister ausgenommen sind, die sich aber fernerhin das bisherige niedrigere Deckgeld von 6 Mark sichern wollen, müssen ihre Stuten bei der nächsten Stutenmusterung zur Eintragung in's Zuchtregister vorstellen und ihre Produkte seiner Zeit im ersten oder zweiten Jahre zur Fohlenschau bringen. Wilsdruff, am 14. April 1891. Der B ü r g e r m e i st e r. No. 31. Auktion. In Hübn-srf gelangen Mittwscb, dorr 22. April d. I., Nachmittags 3 Uhr, 4s Auchtküke gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Bieterversammlung im Gasthof daselbst. Wilsdruff, am 16. April 1891. Matthes, Gerichtsvollzieher des K. Amtsgerichts. Königlich Sächsische Staatsbahnen. Am 1. Mai d. I. treten auf der Eisenbahnlinie Poffchappel-Wilsdruff Aen-erungen -es Wintersahrplanes in Kraft. Das Nähere ist vom 17. -. M. ab bei den Verkehrsstellen der sächsischen Staatseisenbahnen zu erfahren und vom I. Mai ab aus den aushängenden Fahrplänen zu ersehen. Dresden, am 13. April 1891. Königliche Generaldirection der Sächsischen Staatseisenbahnen. Hvttinniru. Tagesgeschrchte. Aus Berlin wird geschrieben: „Im Deutschen Reichstage, dessen Mitglieder bereits sehr arbeitsmüde zu sein scheinen, mußte am 14. April abermals die Beschlußunfähigkeit konstatirt werden. Es ist dies ein schlimmes Zeichen für den weiteren Verlauf der Veraltungen, bei denen bekanntlich noch ein recht umfassendes Pensum zur Erledigung gebracht werden soll." Dazu sei be merkt: Die Osterferien sind kaum vorüber und schon soll Ar beitsmüdigkeit bei den Abgeordneten eingetreten sein. Kaum denkbar! Der Grund dieser erneuten bedauerlichen Beschluß unfähigkeit des Reichstages liegt vielmehr mit darin, daß manche Mitglieder desselben den Verhandlungen nicht das nöthige In teresse entgegenbringen. Diejenigen Abgeordneten aber, die un entschuldigt und ohne allen Grund den Sitzungen des Reichs tages fern bleiben, erfüllen nicht die ihnen obliegenden Pflichten und muß diese Versäumniß, wie jede andere gerügt werden. Der „Köln. Ztg." wird aus Griechenland telegraphirt: Die Kronprinzessin Sophie (Schwester Kaiser Wilhelms l i.) wird vom Metropoliten katechisirt; sie wird am griechischen Kar samstag (2. Mai) zur griechischen Kirche übertreten. Es war freilich scbon damals, als der Kronprinz von Griechenland sich um die Tochter Kaiser Friedrichs bewarb, von einem Uebertritt derselben zur griechisch-orthodoxen Kirche die Rede, doch wurde bei der Verlobung ausdrücklich die Bedingung gestellt, daß eine Konversion der Braut nicht stattzusinden brauche; der Kaiser und die Kaiserin stellten die Entscheidung ganz in das freie Ermessen der Prinzessin und der griechische Kronprinz enthielt sich in vollem Einvernehmen mit dem Hofe von Athen jedes Versuches, auf seine Braut bestimmend einzuwirken. Auf das Wünschenswerthe gleicher Neligionsanschauungen war aber so, ohne daß die Angelegenheit zu einer Staatsaktion aufgebauscht war, hingewiesen worden, man erwartete in Griechenland offen bar/ daß bei der Prinzessin, wenn sie erst einmal in Griechenland sei, im Laufe der Zeit sich der Wunsch von selbst geltend machen würde, mit ihrem Gemahl im gleichen Glauben zu stehen. Beide leben in einer überaus glücklichen Ehe; dies innige Ver- hältniß hat vielleicht den Entschluß der Prinzessin erleichtert. Doch allein in diesem Umstande vermögen wir den Grund zum Uebertritt der Prinzessin nicht zu suchen. Wenn die Tochter Kaiser Friedrichs, die Schwester Kaisers Wilhelms I!., sich vom protestantischen Glauben abwendet, müssen auch noch andere Gründe maßgebend gewesen sein. Wir möchten zunächst darauf Hinweisen, daß die Königin von Griechenland eine russische Prinzessin ist und daß in Rußland stets auf deutsche Prinzessinnen ein großer Gewissenszwang ausgeübt worden ist; ferner auch darauf, daß man in den letzten Jahren viel davon gesprochen hat, daß König Otto von Griechenland sich mit der Absicht trage, zu Gunsten seines Sohnes abzudanken; vielleicht hängt der Glaubenswechsel der Kronprinzessin mit der Verwirklichung dieses Planes zusammen. Doch dem sei, wie ihm wolle, auf jeden Fall beklagen wir deutschen Protestanten es aufs tiefste, daß wieder eine deutsche Prinzessin, daß die Enkelin unseres Kaisers Wilhelm I. und die Tochter Kaiser Friedrichs ihren protestantischen Glauben abschwört. Wir enthalten uns hier weiterer Bemerkungen, wir wissen, daß unsere Leser mit uns eins sind in der Beurtheilung dieses uns evangelische Christen tief betrübenden Ereignisses. Essen a. d. Ruhr. Der hiesige, aus 1500 Mitgliedern bestehende Arbeiterverein beschloß, gegen das vaterlandslose Ge- bahren der deutschen Delegirten auf dem Pariser Kongreß Protest zu erheben, eine Erklärung gegen einen allgemeinen Streik und die Betheiligung an einem solchen zu erlassen, den Gefühlen des Dankes und des Vertrauens Sr. Maj. des Kaisers Ausdruck zu geben und alle evangelischen Arbeitervereine Deutsch lands zu ähnlichen Kundgebungen aufzufordern. Eine von 2 00 Bergleuten besuchte Versammlung in Bruch sprach sich gegen die Pariser Kongreßbeschlüsse und die sozialdemokratischen Führer, dagegen für Eintritt in den neuen (klerikalen) Verein „Glückauf" aus. Eine am Sonntag Abend in Dorstfeld abgehaltene, von 350 Personen besuchte Berg arbeiterversammlung faßte die gleichen Beschlüsse. Dagegen stimmte eine in Bochum stattgehabte ziemlich zahlreich besuchte Versammlung der Vertretung und Abstinimung der deutschen Delegirten auf dem Bergarbeiter-Kongreß in Paris, ingleichen der Unterstützung der belgischen Bergleute bei einem etwaigen Streik zu. Im letzteren Falle sollten sich die deutschen Zechen verwaltungen verpflichten, keine Kohlen nach Belgien zu liefern, widrigenfalls auch die deutschen Bergleute zum Streik übergehen sollten. Der Führerschaft soll unbedingter Gehorsam geleistet werden. Die Niederlegung eines Kranzes auf dem Grabe der Pariser Kommunards wurde gutgeheißen. Einer derjenigen hohen Beamten, welche den Werth der Stenographie richtig erkannt haben, ist der König!. Preußische Finanzminister Dr. Miquel. Seiner Ansicht über den Nutzen dieses vielfach noch verkannten Hilfsmittels hat er in folgender interessanten Aeußerung Ausdruck gegeben: „Die Stenographie ist mir geradezu unentbehrlich, und ich bedauere nichts lebhafter, als daß die Chefs in den verschiedenen behördlichen Bureaux, für die es oft gefährlich ist, zu viel selbst zu schreiben, sich nicht der Stenographie bedienen. Wenn man eine höhere verant wortliche Stellung hat, dirigiren und disponiren muß, so wird man die Richtigkeit des Satzes immer fühlen: „Was andere thun können, soll man nicht selber thun." Man kann alsdann, was die Hauptsache ist, seine ganze Kraft auf daS Entscheidende und auf das Wichtigste konzentriren. Und da ist gerade die Stenographie dem Chef eines großen Handelshauses, einer großen Verwaltung, dem Präsidenten eines Gerichtshofes genau ebenso nothwendig wie deni Feldherrn der Gcneralstab. Ich bin fest überzeug!, daß dies Schutt für Schritt immer mehr erkannt und daß das rasche Aufblühen auf diesem Gebiete mehr und mehr der Stenographie Boden verschaffen wird. Ich erblicke im Fortschreiten der Stenographie zugleich eine Befreiung unserer