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WchmM für Mckuff Erscheint wöchentlich zweimal u. zwar Dienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne j Nnmmem 10 Pf. TharM Ma. Menlehn md die Umgegenden. Inserate werden Montags und Donnerstags - bis Mittags 12 Uhr angenommen. j Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltcne Corpuszeile. lj für dis Agl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Ugl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Agb ^orstrsntamt zu Tharandt. No. S8. Dienstag. Sen 21. Jnli 18«1. Bekanntmachung. die Anmeldung für die Untersuchung des Schweinefleisches uns Trichinen betreffend. Die Königliche Amtshauptmannschaft hat nach Gehör des Bezirksausschusses zu weiterer Ausführung von § 3 der Verordnung, Maßregeln zuni Schutze gegen die Trichinenkrank heit bei den Menschen betreffend, vom 21. Juli 1888 beschlossen, im Interesse einer geregelten Handhabung dieser Vorschrift zu bestimmen, daß die daselbst vorgeschriebene Anzeige bei dem verpflichteten Trichinenschauer von Demjenigen, welcher ein Schwein schlachtet oder schlachten läßt, von jetzt ab mindestens 12 Stunden vsr dem Schlachten zu erfolgen hat. Dies wird zur allgemeinen Nachachtung für den hiesigen Verwaltungsbezirks mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Zeitbestimmung eben falls nach § 11 der erwähnten Verordnung vom 21. Juli 1888 bestraft werden können. Meißen, am 8. Juli 1891. Königliche Amtshauptmannschaft. Bekanntmachung. Die unter dem Viehbestände des Gutsbesitzers in Grumbach ausgebrochene Maul- und Klauenseuche ist wieder erloschen. Meißen, am 15. Juli 1891. Königliche Amtshauptmannschaft. V. LirvItlmcN. Auf Folium 8 des für die Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschafteu bestimmten hiesigen Genoffenschaftsregisters ist heute der Darlehus- und Sparkaffenverein zu Limbach bei Wilsdruff, eingetragene Gensffenschast mit unbeschränkter Haftpflicht mit dem Statute vom 25. Mai 1891 eingetragen worden. Der Sitz der Genossenschaft ist Limbach bei Wilsdruff. Der Gegenstand des Unternehmens ist, den Mitgliedern die zu ihrem Geschäfts- oder Wirthschaftsbetriebe nöthigen Geldmittel unter sammtverbindlicher Haftpflicht der Mitglieder in verzinslichen Darlehnen zu gewähren, sowie die Anlage unverzinst liegender Gelder zu erleichtern und auf diese Weise die Verhältnisse der Mitglieder in sittlicher und materieller Beziehung zn verbessern. Die von der Genossenschaft ausgehenden öffentlichen Bekanntmachungen erfolgen im Wilsdruffer Wochenblatte in der Form, daß dieselben mit der Vereinsfirma und den Namen zweier Vorstandsmitglieder, beziehentlich dafern die Bekanntmachung voni Aufsichtörathe ausgeht, mit dem Namen des Vorsitzenden des Aufsichtsraths unterzeichnet werden. Die Mitglieder des Vorstands sind die Herren Otto Osvksel in Limbach, krlusnü Oii'Icnei' in Blankenstein, Oleinen» Ttvin in Helbigs dorf und Kii'vlHnen in Birkenhain. Die Einsicht der Liste der Genossen ist während der Dienststunden des Gerichts Jedem gestattet. Königl. Amtsgericht Wilsdruff, den 14. Juli 1891. vi». Osnglokk. Nachdem der Königl. Friedensrichter Herr Gutsbesitzer Hermann Schönhals anher angezeigt, daß er noch im Laufe dieses Monats von Sora nach Kötzschenbroda zu ver ziehen beabsichtige, ist mit der Besorgung der friedensrichterlichen Geschäfte desselben bis auf Weiteres der Aktuar bei dem unterzeichneten Amtsgericht Friedrich August Schwie- bun betraut worden, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Königl. Amtsgericht Wilsdrnff, den 16. Juli 1891. Dsnnerrtag, den 25. -s. Mts., Nachmittags b Uhr öffentliche Stadtgememderathssitzrmg. Wilsdruff, am 20. Juli 1891. Der Stadtgemeinderath. Brgmstr. Holzauktion. Vom Tharandter Forstrevier sollen Mittwoch, den 2V. Juli d. I., Vormittags von 10 Uhr an, im Gasthofe „zur Tanne" in Tharandt die in den Abthlgn. 1—5, 9, 11, 15, 19, 21, 23, 25, 27, 29—34, 37, 53, 54, 57, 58 und 63 aufbereiteten 1680 weichen Stämme, 205 weichen Klötzer, 206 harten Klötzer, 102 Hanen Stangenklötzer, 9 birk. Stangen, 6845 fichtenen Stangen, 67 Rm. weichen Brennscheite und Knüppel, 28 Rm. weichen Neste, 49 Rm. weichen Stöcke, sowie 2 Rm. harten Brenn scheite und 1 Nm. harten Neste meistbietend versteigert werden. Nähere Angaben enthalten die in Schankstätten und bei den Ortsbehörden der umliegenden Ortschaften aushängenden Plakate. Königl. Forstrevierwaltnng und König!. Forstrentamt Tharandt, am 18. Juli 1891. Der Maximalarbeitstag. Trotzdem der neue sozialdemokratische Programmentwurf die Produetivgenossenschaften, welche im alten Programm als Mittel zur Erreichung des angestrebten Zieles hingestellt werden, völlig unbeachtet gelassen hat, versuchen es sozialdemokratische Arbeiter doch noch vielfach, namentlich da, wo sie von dem Arbeitgeber be drückt zu sein vorgeben, auf eigene Faust ein Unternehmen in die Wege zu leiten. An sich läßt sich gegen ein solches Vorgehen nichts einwenden. Nur haben diese Unternehmungen insofern manchen Schaden verursacht, als sie meist nach kurzem Bestände eingingen. Allerdings ist der Schaden mehr als ausgeglichen da durch, daß gerade aus diesen Mißerfolgen der sozialdemokratischen Produetivgenossenschaften die Nothwendigkeit des Vorhandens eins der so arg befehdeten Unternehmer unzweifelhaft hervorgeht. Ja, die Mehrzahl dieser Genossenschaften ging gerade deshalb ein, weil die intelligenten Genossenschafter selbst Unternehmer wurden. Sie merkten nur zu bald, daß die sozialdemokratische Anschauung an der Gleichwertigkeit aller Arbeit verkehrt ist und ließen die anderen Genossenschafter, die dieser Anschauung aus eigenem Interesse huldigten, im Stich. Wie die Productionsgenossen- schaftcn demnach schon die Lehre von der Gleichwertigkeit aller Arbeit nä nttkuickum geführt hatten, so scheinen sie auch be stimmt zu sein, dem noch mehrfach vorhandenen Vorurtheil vom Werthe des Maximalarbeitstages ein Ende zu bereiten. In München besteht schon seit längerer Zeit eine sozial demokratische Genossenschaftsbäckerei. Von dieser wird jetzt nun bekannt, daß sie mindestens eine 13- bis 14stündige Arbeitszeit, nach anderer Aussage sogar eine 18- bis 19stündige eingeführt hat. Eines der Hauptziele, welches die Sozialdemokraten auch bei der gegenwärtigen Staats- und Gesellschaftsordnung zu er streben vorgeben, ist der Maximalarbeitstag, den sie vorläufig auf 10 Stunden täglich, nach wenigen Jahren aber auf 8 Stunden festzusetzen, sogar im Reichstage beantragt haben. Das war sozialdemokratische Theorie, in München ist die sozialdemokratische Praxis zum Vorschein gekommen. Nun könnte allerdings ein gewendet werden, daß die sozialdemokratische Genossenschaft sich gegen die Coucurrenz der Einzelunternehmer unter den gegen wärtigen Productionsverhältniffen an den l 0 stündigen Maximal arbeitstag nicht habe binden können. Jedoch die Sozialdemo kratie selbst hat sich des Rechtes, auf diesen Einwand zurück zugreifen, begeben. Nicht einmal, sondern Hunderte und tausende Male haben ihre Führer erklärt, daß, je geringere Arbeiter bei kürzerer Anstrengung ihre Kräfte concentriren könnten. Der Unsinn dieser Anschauung leuchtet ja für die Betriebe, deren Prodction hauptsächlich durch Maschinen gefördert wird, ohne Weiteres ein. Bezüglich der übrigen jedoch, welche auf die Hand arbeit angewiesen sind, bestach diese Argumentation vielfach. Nun muß aber der Sozialdemokratie gerade das Unglück passiren, daß die Münchener Productivgenossenschaft zu den letzteren Be trieben gehört. Die Sozialdemokratie selbst hat auch in dieser Beziehung durch die Praxis ihre Theorie nä adsuräuin geführt. Bringen ihre Führer aber noch einmal den Grund von der Concentration der Kräfte für den Maximalarbeitstag ins Feld, so wird man ihnen mit dem Verfahren ihrer eigenen Genossen in der Münchener Bäckereigenossenschaft heimleuchten. Tagesgeschichte. Daß trotz der friedlichen Bestrebungen des deutschen Kai sers, trotz der Verlängerung des Dreibundes und trotz des Ein vernehmens mit England die europäische Lage in Berlin keines wegs als rosig angesehen und vertrauensselig beurtheilt wird, zeigt eine Betrachtung des halbamtlichen „Militärwochenblattes" über die jüngsten militärischen Veränderungen in Rußland. Der augenscheinlich gut unterrichtete, vielleicht unserem Großen Generalstabe angchörcnde Verfasser erblickt in den fortdauern den Truppenanhäufungen an den russischen Grenzen ei« große Gefahr, der Deutschland nur begegnen könne, wenn es mit den Rüstungen seiner beiden Nachbarstaaten gleichen Schritt halte. Man darf freilich derartige Betrachtungen eines mili tärischen Fachblattes nicht überschätzen, aber sie sind immerhin ein Anzeichen dafür, daß neue militärische Mehrforderungen an den maßgebenden Stellen ernstlich erwogen werden.