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W i l s d r n s - T h a r a n ö e r Wochenblatt. Freitag, den 7. Mai 1841. Mit König!. Sachs. Concession. Verantwortlicher Rcdactcur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Wochenschrift erschein! alle Freitage eine Nummer. Der Preis sür dl» Diertelsahrgang beträgt 10 Ngr. Bekannt machungen aller Art werden ausgenommen; die gespaltene Zeile oder deren Raum wird mit 6 Pf. in Anrechnung gebracht. Aussätze di- im nächsten Stuck erscheinen sollen, werden in LhaNlNd bis MvNtüg Nachmittags 5 Uhr und in Wilsdrus bis Montag Abends 7 Uhr angenommen. Auch können bis Mittwochs Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Post Nit den Druekort befördert werden und in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: „an die Redaktion des Wilsdrus-Tharandcr Wochenblattes zu Wilsdrus (Dresdener Sasse im Hause des Herrn S,adlricht-r- ramme, 1 Treppe,) oder: „an die Agentur des Wilödruf-Lharander Wochenblattes zu Tharand," die Herr Buchbinder Tauscher üb-riPnun-n hat. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Rcdaction. Traugotts und Leberechts Gespräche über die Natur. (Beschluß.) Ist es nun unwahrscheinlich, daß ähnliche Thiere und Pflanzen, wie diejenigen welche wir noch heute als die unvollkommensten erkennen, zucrst'auf der Erde entstanden? Und wenn dies nicht unwahrscheinlich ist, sollte es unwahrschcin. lich seyn, daß diese Geschöpfe auch jetzt noch auf dieselbe Weise durch das Zusammenwirken der Elcmentar-Stoffe und Kräfte entstehen? Soll ten denn diese Stoffe und Kräfte jetzt nichtmchr dieselben scyn, wie vomAn- beginn? Und wenn sie dieselben geblieben sind, woran wir zu zweifeln keinen Grund haben, warum sollten sie nicht heute noch dasselbe wirken können? — Wie nun freilich an diesem Anfang sich die zahllosen Glieder der langen Thier- und Pflanzen- kette angeknüpft haben, darüber vermag die Wis senschaft nur wenige unmittelbare Nachricht zu geben. Vor allen: müssen wir hier an den un- endlich großen Einfluß auf die Entwickelung und Umänderung der Formen erinnern, der im Klima, in dem Boden, in der Lage, in der Nahrung, mit einem Worte in den örtlichen Umgebungen, unter denen sich ein Thier, eine Pflanze entwickelt, begründet ist. W«w erkennt denn in unsrem Edelschafe und in der elenden Haidcschnuckc die Abkömmlinge des dem Steinbocke ähnlichen Muff lon? Sind nicht beide ganz andere Thiere ge worden? Stammen nicht unsere kostbaren hun dertfältig in Form, Aarbe, Geruch und Geschmack verschiedenen Tafelapfel alle von dem elenden Holzapfel? Wer denkt hier nicht an die Mannig faltigkeit der Hunderassen? Kann man Mops, Pudel und Jagdhund für Eine Thicrart halten? Und doch haben sie ohne Zweifel einen Stamm- Vater! — Die Hunde bringen uns auf ein an deres Erklarungsmittel für die Entstehung immer neuer Thier- und Pflanzenformcn, auf die Ba stardbildung, d. h. auf die Begattung eines Mannchens und Weibchens zweier Thier- oder Pflanzcnartcn, deren Kinder alsdann neue Thiere, neue Pflanzen sind, welche zwischen den Aeltern mitten inne stehen. So ungefähr kann man sich die Thier- und Pflanzenschöpfung denken, wobei freilich noch viel zu erklären übrig bleibt, und Wohl stets übrig'bleiben wird. Daß die schaffende Natur niemals gefeiert hat, und auch jetzt noch nicht feiert, ist mit Bestimmtheit nachzuweisen. Die jenigen Eingeweidewürmer z. B., welche nur im Innern der Säugcthicre leben, konnten doch nicht früher da seyn, als letztere! Mithin muß man nicht glauben, daß jedes spater geschaffene Thier vollkommener seyn müsse, als alle vorhergehenden. In den wäßrigen Pflanzcnaufgüssen der Apothe ken finden sich, wenn sic lange sichen, feine faden- artige Pflänzchen, welche den bekannten grünen Fadengebilden unsrer Gräben und Teiche (Algen) ähnlich sind; da wir sie nun nur hier und sonst nirgends finden, so können sie nur erst cMiren, seitdem der Mensch Arznei bereitet. Oder wenn sie vorher in einer andern Form und unter an dern Verhältnissen vegetirten, sind sie darum min. der neue Pflanzen? So wie auf Erden ein neucs Vcrhaltniß, unterwelchcm Thic- re und Pflanzen bestehen konnten, auf. trat, wurde cs von den nimmer ruhen den Naturkräften benutzt, zurBildung