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Wilsoruf-Tharander Wochenblatt. Freitag, den 26. November 1841. Mit Königl. Sachs. Concesswn. Verantwortlicher Rcdactcur und Verleger: Albert Reinhold. Don di-scr Wochenschrift -rschtink alle Freitage eine Nummer. Der Preis siir de» Dierteljahrgang beträgt 10 Rgr. Bekannt machungen aller Art werden ausgenommen; die gespaltene Zeile oder deren Raum wird mit 6 Pf. in Anrechnung gebracht. Aufsäij-, die im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Tharand bis Montag Nachmittags 2 Uhr-und in Wilsdrus bis Montag Abends 7 Uhr angenommen. Auch können bis Mittwochs Mittag eingehend- Zusendungen auf Verlangen durch die Post an den Druckort befördert werden und in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: ,,ÜN die Redaktion des Wilsdrus-Lharandcr Wochenblattes zu Wilsdrus (Dresdener Gaffe im Hause d-s H-rrn StaLIricht«rs Damme, 1 Treppt,) oder: „cm die Agentur des Wilsdrus-Äharander Wochenblattes zu Tharaud," di- Herr Buchbinder Tauscher übernommen hat. In Meissen nimmt Herr Klinkicht jun. Aufträge und Bestellungen an. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit groß«,» Danke angcnomnwn werden. Die Redaktion Weltbegebenheiten. Frankreich. Das Gerücht, baß zwei Ar mee co rps, jedes von 25,000 Mann, an der spanischen Grenze zusammengezogen werden sol len, gewinnt immer mehr Bestand, und damit denn auch der Gedanke an eine mögliche Einmischung in die spanischen Angelegenheiten. Auch an der bel gischen Grenze soll eine franz. Truppcnmacht von 20,000 Mann zusammengczogen werden. Nach den neuesten Vorfällen in Spanien, wo die Re gierung gegenwärtig ihr Ansehen und ihre Wür de vollkommen wieder behauptet, und den offi- zicllrn Verdammungsworten des holländischen Cabinets über das belgische Complot scheinen die erwähnten Truppenzusammenzichungen im Norden und Süden des Reichs ganz unerklär lich, wenn man nicht hierin einen Frankreich willkommenen Vorwand erblicken müßte, di« Ver minderung der Landarmee zu verweigern. Vor der Hand wird also Deutschlands großer west licher Nachbar gerüstet bleiben. Zudem dürfte die Zusammenziehung der Truppen an den Py renäen die Negierung in den Stand setzen, die Stimmung des französischen Volks über einen Krieg gegen die spanische Revolution zu erfor- scheu. Auch hofft sie vielleicht, dasselbe an einen so gewagten Gedanken allmählig zu gewöhnen. Ob aber die Großmächte, England etwa ausge nommen, sich noch einmal dazu verstehen wür den, den Franzosen zu erlauben, ein offenbares Unrecht ru begehen, ist kaum glaublich. Der Grundsatz der Nichteinmischung ist zu klar aus- gesprochen, als daß man cs wagen sollte, densel ben gänzlich umzustoßen. Niederlande. Endlich ist ein Finanz- etat, den die Regierung der zweiten Kammer der Generalstaaten ungedruckt vorlegen ließ, durch die Indiskretion oder Plauderhaftigkcit eines Mitgliedes derselben Kammer, in eine kleine Brochüre zusammengcdrängt, zur allgemei nen Kenntlich des Publikums gelangt. Tau sende von Exemplaren sind bereits abgcsetzt, ob sie gleich erst seit einigen Hagen zu haben sind. Ob man gleich die Verschwendung, die stattge- gefunden hatte, und die traurigen Resultate der selben kannte, wollte man doch gern wissen, wie man es angcfangcn habe, um solche ungeheure Summen zu verbrauchen. Leider übertreffen die in der genannten Brochüre angeführten Data noch Alles, was man von dem unbegreiflichen Leichtsinn wußte, m t welchem die Regierung Wilhelm I. ungeheure Summen ausgab, die nicht in dem Budget standen, das sie nur vor- legte, um dem Buchstaben des Gesetzes zu ge nügen. Es hat sich ergeben, daß die Regierung außer dem Budget die ungeheure Summe von 34,006,464 Fl. 85 Cts.? verbrauchte, die ihr unter verschiedenen Vorwänden zugänglich war. Belgien. Die Instrucliondes Verschwö rt! ngsprocesses dauert fort, und die Sache stellt sich bedeutender dar, als sie aüf den ersten Blick erschien. Leider sind die Correspondcnzen, die man gefunden, unbedeutend gegen diejenigen, welche die Verschwornen kurz nach den Verhaf- tungen bei Seite geschafft, daher gezweifelt wer den darf, ob man der Sache überall hinlang, lieh auf den Grund kommen werde. Die Ver bindung der Verschworn n mit Holland und ihre Zuversicht auf Unterstützung von dorther ist nach Allem, was die Instruction schon aufgedeckt, eine nicht mehr zu bezweifelnde Thatsache. England. Die am 8. November erfolgte Geburt eines Thronerben hat unter der gan-