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WilsdrufTharander Wochenblatt. Freitag, den 16. Juli 1841. 2^1. Mit König!. Sachs. Concessivn. Verantwortlicher Stedactcur und Verleger: Albert Reinhold. Bon dieser Wochenschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Dec Preis für den Viectelsahrgang beträgt 10 Ngr. Bekannt machungen aller Art werden ausgenommen; die gespaltene Zeile oder deren Raum wird mit v Pf. in Anrechnung gebracht. Aussätze, di- im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Tharaud bis Montag Nachmittags 5 Uhr und in Wilsdruf bis Montag Abends 7 Uhr angenommen. Auch sonnen bis Mittwochs Mittag eingehende Zusendungen aus Verlangen durch die Post an den Druckort befördert werden und in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: ,,an die Redaktion des Wilsdruf-Tharander Wochenblattes zu Wilsdruf (Dresdener Gaffe im Haufe des Herrn Stadtrichters Damme, 1 Treppe,) oder: „an die Agentur des Wilsdrus-Tharandcr Wochenblattes zu Tharaud," die Herr Buchbinder Lauscher übernommen hat. Zn Meißen nimmt Herr Klinkicht jun. Auftrage und Bestellungen an. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danle angenommen werden. Die Redaction. Ern Tag aus dem Leben zweier un gleichen Gatten. (Skizze.) (Fortsetzung.) „Dank, Dank dir über den Sternen für diesen einen Augenblick!" sprach die junge Frau leise, wendete sich, um mit ansgebrcitetcn Ar- men den Gatten zu umfangen, und stieß, den starren Blick auf den gebückten Gemahl heftend, das Wort „Theodor" heraus. „Fehlt Dir etwas, liebes Kind?" fragte dieser arglos, und richtete sich empor. „Du siehst recht bleich aus." „Mir ist wohl, recht sehr wohl," hauchte Thekla. „O nicht doch," fiel Theodor besorgt ein, „Dein Aussehen straft Deine Worte Lügen. Nimm einstweilen Platz auf der Bank hier, Du mußt Dich erholen. Das frühe Aufstehcn scheint Dir nicht zuzusagen, und der Morgen ist doch noch etwas kühl." „Du meinst cs so gut mit mir, mein Theo dor," versetzte Thekla, sich setzend. „O daß wir uns doch immer verstanden!" „Wenn ich nur einige stärkende Tropfen bei mir führte, die ich Dir reichen könnte, Dein Uebclbcfindcn würde sich sicher heben," fuhr der junge Mann, der die letzten Worte der Gattin überhört zu haben schien, eifrig fort. — „Doch hall!" fugte er sich besinnend hinzu, „das Pursch- Pulver soll ja bei dergleichen Fallen heilsam wir ken. Darf ich Dir eine Messerspitze voll reichen? Das Pulver ist ausgezeichnet und directaus Cöln " „Ich danke Dir," entgegnete Thekla, und zwang sich zu lächeln. „Cs ist nur so ein klei. ner Anfall, der bald vorüber sein wird. — Liebst Du mich denn wirklich, Theodor?" sprach sie nach einer kleinen Pause weiter, und eine feine Röthe färbte wieder die bleichen Wangen, wäh rend die Augen forschend auf dem schönen Man nesantlitz des Gatten ruhten. „Deine Sorge um mich thut mir so wohi." „Deine Frage schmerzt mich, doch verzeihe ich sie Dir," gab dieser zur Antwort. „Daß ich Dir zugethan bin in treuer Liebe, weißt Du, mußt Du wissen. Wir waren das glücklichste Paar von der Welt, wenn nicht Deine unselige Manie, alles um Dich her aus einem andern Gesichtspunkte als ich zu betrachten, so oft stö rend, ja wohl gar feindlich zwischen uns träte. Diese Deine Sucht nach dem Idealen, Hoch- romanlischcn erstreckt sich häufig bis auf die kleinsten Lebensverhaltnisse und tritt zu schroff meiner eignen Ocnkungsweise entgegen, als daß nicht täglich kleine Zwistigkeiten, wie die so eben stattgefundcnen, zwischen uns Vorkommen sollten. Bedestke aber nur selbst, liebe Thekla, was aus meiner schönen Besitzung werden würde, wenn ich, gleich Dir, fortwährend mit meiner Phan tasie in luftigen Regionen mich herumtummeln wollte. Es müßte nothwendig in der Wirth- schaft alles drunter und drüber gehen, während wir gemeinschaftlich da oben umhersegclten, und wenn wir, von der anstrengenden Reife ermüdet, einmal wieder menschliche Bedürfnisse wie andere Erdenkinder fühlten, könnte leicht der Fall ein. treten, daß wir mit drängenden, höchst unpoeli- schcn Gläubigern zu verkehren hätten» welches prosaische Geschäft unserm verwöhnten ästhetischen Geschmack ganz und gar nicht zusagen würde." „Du trägst mit zu grellen Farben auf" schalt die Gattin ein. „Nicht doch," versetzte dieser. „Es würde,