Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Erscheint »Lchentltch 2 Mal lDienStag und Freitag) Abonnementspreiß vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) Avonnementspreis vierteljährlich I Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Juseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Neunund-reißigster Jahrgang. Nr. 8V. Freitag, den Iv. Oktober 1878. Bekanntmachung. Im Verlage von Bernhard Tauchnitz in Leipzig ist neuerdings ein Supplementband zur 2. Auflage des Codex des im König reiche Sachsen geltenden Kirchen- und Schulrechts, bearbeitet von dem Regierungsrath v. erschienen. Die Verlagshandlung hat sich um den Kirchen- und Schulbehörden sowohl als den Kirchen- und Schulvorständen die Anschaffung des wichtigen, im Hinblick aus die großen Veränderungen, welche seit dem Erscheinen der 2. Auslage des Codex (i. I. 1864) im Kirchen- und Schulwesen eingetreten sind, fast unentbehrlichen Werkes zu ermöglichen, bereit erklärt, diesen Supplementband durch Vermittelung des Königl. Cultusministeriums resp. des ev. lutherisch. Landesconsistoriums zu dem ermäßigten Preise von 16 Mark SV Mfg. für das brochirte Exemplar abzugeben, während der Preis für das Publikum S6 Mark beträgt. Indem die Kirchen- und Schulvorstände im Bezirke der Königl. Amtshauptmannschaft Meißen hiervon in Kenntniß gesetzt werden, erhalten dieselben zugleich Veranlassung, für den Fall, daß sie ein Exemplar des Eingangs gedachten Supplementsbandes zu haben wünschen, dies unter portofreier Einsendung von 16 Mark 50 Pfg. längstens brö zum 14. October dies. Js., bei der Königl. Amtshauptmannschaft hier anzuzeigen. Meißen, am 4. October 1879. Königl. Kirchen- und Bezirksschnlinspection. von Boise, vi. Stanze, S. zugleich für den Bezirksschulinfpector. Wegen Reinigung der Localitäten bleibt das hiesige Kgl. Amtsgericht Sonnabend, den 11. October d. I. geschlossen. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, 7. oa-b« -ms. vr. G onglosf. Lagesgefchichte. Zu unserer allgemeinen parlamentarischen Lage sei bemerkt, daß die Vorbereitungen der verschiedenen Gesetzesvorlagen für den im Februar zu eröffnenden Reichstag in einem langsamen Tempo geführt werden, weil Fürst Bismarck außer den umfangreichen Angelegenheiten der äußeren Politik vielfach durch die dem preußischen Landtag vorzu legenden Gesetzentwürfe in Anspruch genommen ist. Daß zu letzteren vor Allem die Vorlagen über den Ankauf von Privatbahnen gehören, unterliegt wohl keinem Zweifel. Erst nach Erledigung derselben im Landtage können die Tarifvorlagen und das Reichseisenbahngesetz im Plenum des Bundesrathes zur Berathung gelangen. Berlin, 8. Okt. Wenn sich auch bis zur Minute das definitive Ergebniß der gestrigen Wahlen zum Abgeordnetenhause noch nicht fest stellen läßt, so kann doch bereits jetzt die Niederlage der national liberalen Partei als eine ganz eklatante bezeichnet werden. Dieselbe hat ungefähr kin Drittel ihrer Plätze verloren nnd dieselben den Kon servativen übergeben müssen. Von den Führern der nationalliberalen Partei fehlt Lasker, von den Ministern sind gewählt v. Kamecke, Graf zu Enlenburg und v. Puttkammer. Im Ganzen haben die Städte im Osten liberal, das Land konservativ, dagegen der Westen fast ganz ultramontan gewählt. Berlin wird nach wie vor durch Fortschritts leute der strikten Observanz vertreten, so unter andern von dem in seinem früheren Wahlkreise Hagen durchgefallenen Eugen Richter. Die Kölnische Heilung berichtet aus Berlin vom 5. Oct.: „Wir hören, daß der Kaiser den lebhaften Wunsch geäußert hat, den Land tag selbst zu eröffnen, nnd daß dies wahrscheinlich geschehen wird, so fern es der Gesundheitszustand des Kaisers gestattet. Eine hierver breitete Angabe will wissen, daß dem Kaiser durch den Grafen Stol berg ein umfassender Bericht üaer den Stand der Verhandlungen mit der Römischen Curie unterbreitet und das getroffene Abkommen von dem Kaiser gut geheißen worden sei. Ob diese Nachricht mehr als alles übrige, was auf diesem Gebiete bisher ohne Bestätigung verbreitet worden, Glauben verdient, müssen wir dahin gestellt sein lassen." „Moltke und Bismarck haben mehr als Kaiser Wilhelm die Welt mit dem Rufe ihrer Thaten erfüllt. Der große Haufe sieht nur sie und ihr Genie und ist nicht geneigt, dem Souverain, der sie als seine Lieutenants gewählt hat, die Ehre dafür zuzuschreiben. Sicher, Herr v. Bismarck hat politische Entwürfe von ungeheurer Schwierigeit combinirt und ausgeführt und, um dieselben zu verwirklichen, hat Wilhelm I. ihm seine königliche Unterstützung geliehen. Das was die Bismarcks macht, sind die Wilhelms. Was hätte Herr v. Bismarck leisten können, ohne diesen König, aufmerksam und einsichtig, der ihn errathen hat, ohne diesen König mit starkem Herzen, der ihn trotz Aller und gegen Alle vertheidigt und gehalten hat, ohne diesen König, aller Eifersucht baar, dem der Ruhm nnd die Allgewalt eines Unter tanen kein Stein des Anstoßes gewesen sind? Bismarck hat gehandelt, ber König hat ihn handeln lassen. Ein solcher König ist ebensoviel wie Bismarck der Schöpfer der Größe Preußens. Ja, wenn man uns Wagte, wer der Größte ist, der Minister, der so Großes geschaffen, oder der König, der ihn hat schaffen lassen, wir würden nicht zögern, wir Würden antworten: Es ist der König!" — Und wer ist es, der das geschrieben hat? — Ein Deutscher, der sich einen Orden verdienen Will? Nein, ein Franzose, ein hervorragender französischer Journalist w Paris, I. I. Weiß. Er hat den Muth gehabt, dieses Urtheil in der gelesensten Pariser Zeitung zu veröffentlichen nnd zwar zur Abwehr Eines Spottnamens, den ein anderes Pariser Blatt dem Kaiser anzu- hängen versucht hatte. Da die politische Stellung Frankreichs seit der innigeren Ver bindung zwischen Deutschland und Oesterreich und deren Einwirkung auf Rußlands Beziehungen zu den Westmächten, eine noch mehr isolirte geworden ist, so bleibt der französchen Regierung hinlänglich Zeit, neben der eifrigen Betreibung der Angelegenheiten im Inneren des Landes, nach Auswärts kleine Gefälligkeiten zu erzeigen, um hierfür bei den Empfängern gelegentlich auf Dankbarkeit rechnen zu können. Gegen wärtig sind es die Griechen, welche sich der Gunst Frankreichs zu erfreuen haben. Nicht allein, daß die griechische Sache vor dem Ber liner Congresse durch die Bevollmächtigten Frankreichs kräftig unter stützt wurde, sondern auch neuerdings' wußte Frankreich den Einfluß Englands und Italiens zu Gunsten Griechenlands zu gewinnen, so daß unter dem Druck dieser Mächte die Pforte wohl oder übel die griechischen Forderungen wird gewähren müssen. Ein mit den Zuständen in der Türkei bekannter Schriftsteller sagt: In England bezieht der Premier-Minister 5000 Pfd. Strl., in der Türkei, dem 'ärmsten und ausgesogensten Lande der Welt, beträgt der Gehalt des Großvezirs 30,000, des Finanz-Ministers 15,000 und des Ministers der öffentlichen Arbeiten 10,000 Pfd. Strl.! (aber frei lich nur auf dem Papier; denn wo nichts ist, hat auch der Großvezir sein Recht verloren.) Petersburg, 6. Okt. Wie die russische „St. Petersb. Zeitung" meldet, hat die Polizei hierselbst dieser Tage eine geheime Druckerei entdeckt und die Verbrecher auf frischer That beim Setzen einer ver botenen Broschüre betroffen. Der Vormarsch der Engländer in Afghanistan auf Kabul scheint ungestört und widerstandslos vor sich zu gehen. Nach einer Meldung aus Simla hat der Gouverneur von Jellalabad dem General Gough seine Unterwerfung angezeigt; ein Expeditionscorps unter Oberst Zytler, bestehend aus 3 Reiterregimentern, 2 Fußregimentern und Artillerie ist bestimmt zur Züchtigung der Ausschreitungen der Zuroucks und Orukgals. Es wird sogar bezweifelt, ob inj Kabul felbst ernster Wider stand werde geleistet werden. Uebrigens hat die Nachricht der Ankunft des Emirs von Afghanistan im britischen Lager in englischen Kreisen durchaus nicht angenehm berührt. Man ist zu der Ansicht geneigt, daß die Situation durch diesen Zwischenfall eher erschwert, als erleich tert worden ist. Man glaubt, der Emir sei im englischen Lager er schienen, weil er seinen Einfluß in Afghanistan gänzlich eingebüßt habe und nunmehr erwarte, daß England die Rolle wiederhole, die es 1841 so unglückiich spielte, als die britischen Truppen Schah Soujah in Kabul wieder einsetzten. Ein Emir, so urtheilt man, der in dem Augenblick in das britische Haupt-Quartier flüchtet, wo eine englische Armee auf dem Marsche begriffen, um fürchterliche Wiedervergeltung in Kabul zu üben, sei nicht der Mann, den die Afghanen jemals wie- der als ihren Herrscher anerkennen werden. — Oertliches und SächfischeS. Meißen. Gegen 12 Uhr Mittags kamen am 6. Okt. mittelst Dampfboots etwa 230 deutsche Schriftsteller aus allen Gauen in unserer Stadt von Dresden an. Am Haltepunkte waren Bürgermeister Hirsch berg und Stadtverordnetenvorsteher Prof. vr. Flathe anwesend und begrüßten die Gäste aufs Herzlichste. Zwei Herolde und die Pionnier kapelle gingen hierauf dem sich bildenden Zuge voran durch die viel fach mit Fahnen Leschmückte Stadt. Unter den Klängen der Militär musik bewegte sich derselbe in den Dom, in welchem nach einem Orgel vorspiel einige Gesänge mit Musikbegleitung vorgetragen wurden. Nach Beendigung der letzten Piöce begab man sich in den Hof der Albrechts burg, wo Prof. ür. Flathe den Gästen mit einem Pokal Wein in der