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Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag AbvnnementspreiS vierteljährlich 1 Mark. -ine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Wschcnblait für Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Inseraten«nnabme «,ntag» u. Donnerstags U 8 W FZA l^U «8 AH S MontaqS u. D onnerStag« bi« Mittels Uhr. ß Z bis Mittag 12 Uhr. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Reunund-reitzigster Jahrgang. Mr. 126. Freitag, den December 1879. Bekauutmachnng, die Stadtverorhyeterr-Ergänzungswahl betreffend. Mit Schluß dieses Jahres haben aus dem hiesigen Stadtgemeinderathe die Stadtverordneten Herr Fleischermcister Ernst Kouis Wretschneibar, - Stellmachermeister .Jnhann Gottfried Dinndorf und - Sattlernieister Friedrich Wilhelm Schmidt - auszuscheiden und ist deshalb eine Ergänzungswahl zu veranstalten. Zu wählen sind zwei angesessene Stadtverordnete und ein «nangesessener Stadtverordneter sowie zwei angesessene Stadtverordneten-Ersatzmänner und ein unangesessener Stadtverordneten-Ersatzmann. Als Wahltag ist Dienstag, der 9. December dieses Jahres, bestimmt. Unter Hinweis auf die Bestimmungen in den ßZ 45. 46, 53 und 54 der Städteordnung vom 24. April 1873 und mit Bezug auf die im hiesigen Rathhause anshängende Wahlliste werden daher sämmtliche stimmberechtigte Bürger hiesiger Stadt aufgefordert, an dem gedachten Wahltage in der Zeit von Vormittags S bis Mittags 1 Uhr auf dem hiesigen Rathhause im Sessivuszimmer vor dem Wahlausschüsse bei Verlust des Wahlrechts für gegenwärtigen Fall persönlich ihre Stimmzettel, auf welche vier angesessene und zwei unaugesessene wählbare Bürger hiesiger Stadt so zu verzeichnen sind, daß über deren Person kein Zweifel übrig bleibt, abzugeben. Stimmzettel werden ausgegcben. Wilsdruff, am 27. November 1879. Der Bürgermeister. Ficker. Der diesjährige Wilsdruffer Herbstjahrmarkt wird Donnerstag und Freitag, den 11. und 12. December ds. Js. abgehalten. Wilsdruff, am 27. November 1879. Der Stadtgemeinderath. — Ficker, Brgmstr. Anzeige und Zank. Die im Laufe der vergangenen Woche für die Abgebrannten in Wildenfels veranstaltete Haussammlung hat einen Reinertrag von 8V Mwrk kS Pfennigen ergeben und ist dieser Betrag bereits an das dasige Hilfskomitee znr Absendung gekommen. Indem wir nun im Ramen der Unterstützten allen den edlen Gebern unseren herzlichsten Dank abstatten, bemerken wir zugleich, daß das spcciell« Verzeichniß der Beiträge zu Jedermanns Einsicht in der hiesigen Rathsexpeditiou ausliegt. Wilsdruff» am 3. December 1879. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. TngeSsteschichle. Ein neues Attentat ass -e« Ezaren. „Bei der Ankunft »es Kaisers von Rußland in Moskau ist auf denselben ein Attentat beabsichtigt worden, das Gott sei Dank mißlungen ist. Es war beabsichtigt, den kaiserlichen Zug in die Luft zu sprengen, doch ist die Explosion zu spat erfolgt, nachdem der kaiserliche Zug die betreffende Stelle bereits passirt hatte. Der Kaiser Alexander ist unversehrt geblieben Von einem dem kaiserlichen Zuge unmittelbar folgenden zweiten Train wurde ein Waggon durch die Gewalt der Explosion aus den Schienen geworfen." Die offizielle Bestätigung der Nachricht von dem furchtbaren zweiten Attentat auf das L-beu des Czarcn ist nunmehr eingetroffen. Das Wölfische Büreau versendet darüber folgende Depeschen: „Moskau, 2. Dezember Nachts. Gestern Abend, als sich der Kaiser bereits hier in Moskau befand, verunglückte ein noch unter wegs befindlicher zweiter kaiserlicher Zug durch eine Explosion, wo bei ein Bagagewagen in die Luft gesprengt wurde und sieben Waggons entgleisten. Personen sind nicht verletzt worden." „Moskau, 2. Dezember, Abends. Aus Anlaß der Ankunft des Kaisers fand heute Vormittag 11 Uhr eine Auffahrt im Kremlpalast statt. Noch bevor der Kaiser in der Versammlung erschien, verlas der Adelsmarschall die Nachricht von der gestern erfolgten Katastro phe auf der Eisenbahn, welche verbrecherisch veranlaßt erscheint. Tief ergriffen brachte die Versammlung dann enthusiastische Hurrah- rufe auf den Kaiser aus. Derselbe erschien kurz nach 12 Uhr im Georgsaale, nahm von den Vertretern der Stadtgemeinde Brod und Salz entgegen und hielt folgende Ansprache: „Ich freue mich, meine Herren, Sie wiederzusehen, ich gedenke der Treue und Anhänglichkeit, die Sie mir bei Gelegenheit des traurigen Ereignisses am 2. April dieses Jahres bekundet haben. Dieselben Gefühle sind mir aus allen Theilen Rußlands zum Aus druck gebracht worden. Sie werden schon von Vein genügen vLr- eigmsse erfahren haben, Gott hat mich und Alle, die mit mir hier her fuhren, errettet. Nur um Rußland besorgt, habe ich mich dem Schutze der Vorsehung überlassen. Aber der aufrührerische Geist muß ausgervttet werden. Ich wende mich an Sie und an alle Wohlgesinnten behufs Vertilgung deS Uebels, welches Wurzel gefaßt hat, ich wende mich namentlich an die Eltern. Führt Euere Kinder auf den Weg der Wahrheit und des Guten, damit keine Bösewichte, sondern nützliche Menschen und gute Bürger Ruß lands herangezogen werden." Die Rede des Kaisers wurde mit unausgesetzten Jubelrufen aus genommen. Der Czar sagt, der aufrühcrische Geist müsse ausgerottet werde», und Jedermann wird nach den grauenhaften Erscheinungen, welche derselbe in Rußland uns zeigt, die Berechtigung des kaiserlichen Wor tes anerkennen müssen. Aber unwillkürlich drängt sich dabei derGe- danke auf: können allein Unterdrückungsmaßregeln das Unheil be schwören und die heimtückischen Elemente unschädlich machen, welche in Rußland ihr Wesen treiben? Wenn in eineni gewaltigen Kessel übermächtige Dämpfe brodeln und die Wände zu sprengen drohen, bann dreht der Ingenieur nicht alle Ventile krampfhaft zu, sondern er wird im Gegentheil dafür Sorge tragen, die unruhigen Gase in möglichst geregelter und ungefährlicher Weise entweichen zu lassen. . Die besten Sicherheits-Ventile im Staatsleben sind freiheitliche Jn- stitutionen. Luft und Licht schaffen Gedeihen, und Luft und Licht ! braucht Rußland, um aus dem Elend heerauszukommen, in welchem sich jetzt sein Herrscher und sein Volk befinden. Das Leben des Kaisers Alexander ist abermals wunderbar ge schützt worden, und wir vereinen heute unsere Glückwünsche mit denen aller Friedensfreunde in Deutschland — Glückwünsche, welche dem Neffen unseres Kaisers sicherlich in unzühlicher Menge zu Theil wer- s den. Möge das traurige und verhängnißvolle Ereigniß ihm den j Geist nicht verbittern, möge es ihm den klaren Blick nicht trüben,