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WM MKW WmM, NLki, Mdciilch M d» DMOeii. Amts b tcrLL für die Kgl. UMtsbauvtMannlcöM zu Meißen, das Kal. Amtsgericht und dm Aadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich l Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Monta-» und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 31. FreitägT^en 18 April 18W^ -—-7--^ l- .-..7. — ^.^ ---- — - ' , Bekanntmachnnq, die Benutzung des innenbezeichneten Weges betr. Gemäß § 2 der Verordnung vom 9. Juli 1872 wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Benutzung des von der Nossen-Wilsdruffer Straße an der Rothschönberger Rütergutsziegelei abzweigcnden und nach dem Neuen Anbaue zu Neukirchen führenden Weges für Kohlen-, Stein-, Ziegel und Kalkfuhren, soweit es sich nicht lediglich um die für den Neuen Anbau selbst erforderlichen Zufuhren handelt, verboten ist. Meißen, am 12. April 1890. Königliche Amtöbanptmannschast. v. Airchbach. Freiwillige Versteigerung. Auf Antrag der Erben des Gutsbesitzers Liemens Oskar Ischalig sollen die zu dessen Nachlasse gehörigen, in Blankenstein und beziehentlich auf Limbacher Flur gelegenen Grundstücke, als 1 ., das Gut nebst Kalkwerk und drei Häusern, unter No. 416, 36, 43 6, 44, 51 des Brandkatasters, No. 1, 38,46 und 67 des Grund- und Hypothekenbuchs für Blankenstein, 2 ., das Gut unter No. 18 des Brandkatasters, No. 20 des Grund- und Hypothekenbuchs für Blankenstein, nebst den auf Fol. 10 des Grund- und Hypothekenbuchs für L-mbach eingetragenen FAdparzellen, welche Grundstücke ohne Berücksichtiguug der Oblasten zu ff zusammen auf 115,637 Mk., zu 2 zusammen auf 64,548 Mk. ortsgerichtlich gewürdert worden sind, an hiesiger Amtsstelle Dienstag, den 13. Mai 189b, Bormittags 19 Uhr freiwilliger Weise versteigert werden. Die Versteigerungsbedingungen können schon vorher an hiesiger Gerichtstafel und im Gasthofe zu Blankenstein eingesehen werden. Wilsdruff, am 31. März 1890. Das Königliche Amtsgericht. Uotschappet - Wilsdruffer Staatseisenöahn. Am 1. Mai I. tritt auf obengenannter Eisenbahnlinie der Sommerfahrplan in Kraft. Die Abfahrtszeiten der Züge von diesem Tage ab sind folgende: aus Pstschappel 72», 12^", 4^, 9". „ Wilsdruff 6"', 10»-, 3«", 7". Dresden, am 12. Avril 1890. Königliche Generaldirection der sächsischen Staatseisenbahnen. Hoffuranu. Dagesgeschichte. Der sozialdemokratische Feiertag am 1. Mai. — Der französische Sozialist Jules Guesde hat auf Befragen bestritten, daß es ihm und seinen Gesinnungsgenossen am 1. Mai um etwas Anderes zu thun sei, als um eine friedfertige Kundgebung. Jeder Theilnehmer — so erklärt er — werde unbewaffnet, ohne Knüttel, seine Wohnung verlassen. Die Arbeiter wollten nur den Regierungen die Reformen nabelegen, die von dem letztjährigcn internationalen Kongresse in Paris beschlossen wurden. Sie würden in Paris ihrer 200 000 sein, um diese Forderungen zu betonen. Die Frage, ob die Pariser Manifestanten nach den Concordienplatze ziehen würden, konnte Guesde nicht beantworten; jedenfalls würden die Arbeiter auf den Straßen sein, und da es nicht möglich sei, 200 000 Mann durch Polizeimaßregeln zu zersprengen wie 500 Metzgergehilsen, so werde die Regierung in Paris die Arbeiter gern oder ungern gewähren lassen. Sie verlangten nichts, als ungehinderten Straßenverkehr. Allerdings wäre es möglich, daß die Kundgebungen nicht überall denselben Charakter behielten; das hänge lediglich von den besonderen politischen Verhältnissen der ver schiedenen Länder ab. Jules Guesde ist stolz auf die Zurüstungen einzelner französischer Gemeindebehörden, die mitzumachen versprachen; er hofft, das Ausland werde das Seiwge dazu beitragen, um dem „Feiertag des Pro letariats" eine unauslöschliche Weihe zu geben. Eine Bürgschaft dafür, daß die Kundgebung allerw.'rts einen friedlichen Charakter bewahren werde, will einer ihrer namhaften Beförderer also nicht übernehmen, und so haben denn auch einzelne Regierungen es für geboten erachtet, im Hinblick auf den 1. Mai umfassende Sicherheitsmaßre^eln zu treffen. In Frankreich selbst ist man — wie bereits erwähnt — in den gouvernementalen Kreisen fest entschlossen, die Manifestationen in möglichst engen Grenzen zu halten und den» in den Staatsbetrieben beschäftigten Arbeitern die Betheiligung nicht zu gestatten. In Oesterreich sollen, nach einer Zeitungsmeldung, deren Zuverlässigkeit sich zunächst nicht kontroliren läßt, Vertreter der obersten Provinzialbehörden nach Wien berufen worden sein, um sich über das Ver halten der Regierung am 1. Mai gutachtlich zu äußern. Die Privatin dustrie ist angeblich entschlossen, ihre Taktik der des Staates, als des größten Industriellen, anzupassen. Gestattet er den Arbeitern die Theilnahme an der Manifestation, so will sie es auch thun. Nach einer Mitlheilung der „N. Fr. Pr." würde die Regierung ihre Entschließung demnächst be kannt geben. Wiener Blätter beschlossen angesichts der Erklärungen ihres Setzerpersonals, daß am 1. Mai kein Abendblatt und am 2. Mai kein Morgenblatt erscheinen werde. — Böhmische Großindustrielle fragten bei der Negierung an, wie sie in den Staatswerkstätten am 1. Mai gegen die Arbeiter vorzugehen gedenke, um sich darnach zu richten. Aus Ungarn verlautet, daß in Pest die Regierung nicht abgeneigt sei, den Manifestationen freien Lauf zu lassen, sofern die Arbeiter selbst sich für die Aufrechterhaltung der Ordnung verbürgen wollten. Ein derartiges Versprechen wird sich jedenfalls leichter ertheilen als innehalten lassen. Ueber die wirklichen Zwecks der Demonstration hat jetzt auch die „BolkS- tribüne", das Organ des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten für Cbemnitz, Ausfübrungen eines „sehr geachteten, im Auslande weilenden Parteigenossen" mit der Bemerkung gebracht, daß darin „zweifellos" „das Ziel der jetzigen Bewegung sehr zutreffend gezeichnet" sei. Die „N. A. Z." vermuthet unter dem Parteigenossen im Auslande vielleicht nicht mit Unrecht Friedrich Engels. Jedenfalls ist diese offene Aussprache über die eigentlichen Ziele der sozialdemokratischen Maidemonstration seitens eines Parteigenossen recht interessant und wir geben dieselbe deshalb in ihrem vollen Umfange wieder: „Die Feier des 1. Mai beschäftigt gegenwärtig die Arbeiterklaffe beider Welten. Was soll am 1. Mai gescheben? Hier und dort sind große Demonstrationen zu Ehren dieser Feier angeregt worden. Vielleicht wird man sie verbieten. Und geschieht dies, was dann? Nun, der Demonstration können wir entrathen! Auch ohne Kling- Klang und ohne Fahnenschwenken können wir diesen Tag feiern. Dieser offizielle Festlärm macht nicht das Erhebende an der Feier aus. Nein, die Thatsache, daß zu derselben Stunde die Räder auf dem weiten Erdenrunde still stehen, und zwar auf Geheiß des simplen, unbedeutenden Arbeits mannes, der einmal sich selbst gehören will, diese Thatsache erscheint uns das wahrhaft Großartige, Imposante an der Feier zu sein. Wie wird es der Bourgeoisie vor ihrer „eigenen Gottesähnlichkeit bange" werden, wenn sie vernimmt, daß die größten der FabriketabltsfementS am 1. Mai feiern mußten, weil die Arbeiter einmal die Arbeitslast von ihrer Schulter schütteln wollten I Außerdem werden die Arbeiter durch diese Feier beweisen, daß hinter den Beschlüssen des internationalen Kongresses die großen Massen des Volkes standen. Gegenüber dieser Massenbewegung wird dann das thörichte Geberde der Bourgeoisie von den armen mißleiteten Massen schweigen. Keine Macht der Erde kann den Arbeitern verbieten, an diesem Tage nicht zu arbeiten! Kann euch der Schutzmann zur Arbeit schleppen, wenn ihr daheim das hohe, wahrhaft christliche Evangelium des Tages, die frohe Botschaft eurer beginnenden Emanzipation verkündet und euer Herz an den Schriften eurer großen Denker und Kämpfer begeistert? Kraft ihrer gewaltigen Organisation hat die Arbeiterklasse dann den alt n christlichen Kalender verbessert. Sie hat ein neues Ostern einge führt, das fröhliche Auferstehungsfest der Arbeiterklasse. Nicht die offizielle Festrednerei, nicht lärmende Demonstrationen, sondern stillstehende Fabriken zeigen eure ganze Stärke. Lasset die Säbel da draußen rasseln; ihr Gerassel bringt doch nicht I Maschinen in Bewegung, welches nur euer starker Arm vermag.