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Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDicnstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post / bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. SharM Usjsen, Sikbtylchli md die UmWÄm. Imlsblutt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. AmtshauxLmannschast Meißen^ für das Agl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl, Lorstrentamt zu Tharandt. No. 10. Dienstag, den 3. Februar 1891. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über den Nachlaß des Gasthofsbesitzers Friedrich August Naumann in Neffelsdsrf wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermin- hier durch aufgehoben. Wilsdruff, den 27. Januar 1891. Königliches Amtsgericht. Dr. <A»nKl«»Lr. Bekanntmachung. Das 1. und 2. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1891 enthält: No. 1. Verordnung, die weitere Ausführung des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes vom 22. Juni 1889 betr., vom 16. Dezember 1890; No. 2. Verordnung, die Vertretung des Sportelfiscus bei dem Kostenansatz betr., vom 19. Dezember 1890; No. 3. Bekanntmachung, eine veränderte Abgrenzung der Ephoralbezirke Leipzig I und II betr., vom 23. Dezember 1890; No. 4. Bekanntmachung, die Postordnung vom 8. März 1879 betr., vom 24. Dezember 1890; No. 5. Verordnung über Abänderung der Verordnung vom 15. Oktober 1874, die Besorgung der in § 9 des Gesetzes vom 21. April 1873 gedachten Verwaltungs- angelegcnheiten betr., vom 24. Dezember 1890; No. 6. Bekanntmachung, die Festsetzung des Betrags der für die Naturalverpflegung der Truppen im Jahre 1891 zu gewährenden Vergütung betr., vom 27. De zember 1890; No. 7. Verordnung, die Ausführung des Gesetzes über die Ausdehnung der Unfall- und Krankenversicherung vom 28. Mai 1885 betr., vom 29. Dezember 1890; No. 8. Bekanntmachung, die Abänderung der die anderweite Feststellung der Wahlbezirke für die ev.-luth. Landcssynode enthaltenden Bekanntmachung vom 15. Januar 1886 betr., vom 14. Januar 1891; No.f 9. Verordnung, eine Abänderung des Regulativs für die theologischen Prüfungen in Leipzig betr., vom 20. Dezember 1890. Obenbezeichnete Stücke des Gesetz- und Verordnungsblattes liegen zur Einsichtnahme auf hiesiger Rathsexpedition aus. Wilsdruff, den 30. Januar 1891. Der Stadtrat h. Brgmstr. Bekanntmachung. Die Annrel-nng -er Ostern d. I schulpflichtig »ver-en-en Ain-er, welche durch die Eltern oder sonst Erziehungspflichtige selbst, keineswegs aber durch Kinder zu erfolgen hat, nimmt der Unterzeichnete in seiner Expedition (Zimmer No. 9) entgegen und zwar Mittwoch, den 4. Februar, nachm. von 1—4 Uhr. Schulpflichtig sind alle Kinder, welch- bis Ostern das 6. Lebensjahr erfüllt, schulberechtigt nur diejenigen, welche bis mit 30. Juni d. I. das 6. Lebensjahr vollendet haben. Später gebsrene Rinder finden unter keinen Umständen Aufnahme. Bei der Anmeldung sind beizubringen: 1 . Das Taufzeugnis (der nicht in hiesiger Parochie geborenen Kinder). 2 Der Impfschein. Gleichzeitig ist die nähere Angabe der Religion bez. Consession zu machen, auch die Erklärung abzugeben, in welche Bürgerschule das betreffende Kind ausgenommen werden soll. Der Tag der Aufnahme wird später bekannt gegeben. Wilsdruff, d-n 24. Januar 1891. Der Direktor der städt. Schulen. «vrLnrai. Tagesgeschichte. Zu der Meldung, daß der Kaiser dem Fürsten Bis marck kürzlich eine Aufmerksamkeit erwiesen habe, läßt sich die Münchener „Allgemeine Zeitung" schreiben: Der Kaiser hat dem Fürsten Bismarck zu Weihnachten ein Album von Aufnahmen aus den dem alten Kanzler wohlvertrauten Zimmern des Palais Kaiser Wilhelms I. übersenden lassen und den Dank des Fürsten mit einem huldvollen telegraphischen Glück wunsch zum neuen Jahre beantwortet. Die Blätter, welche der Kaiser nach Friedrichsruh hat senden lassen, geben nament lich Darstellungen aus dem Vortrags-, Arbeits- und Biblio thekszimmer des alten Kaisers, welche ja bekanntlich genau so erhalten sind, wie sie Kaiser Wilhelm I. verlassen hat. Am 27. d. M. fand beim Fürsten Bismarck in Friedrichsruh zu Ehren des Geburtstages des Kaisers einDiner statt, zu dem alle Beamten des Fürsten und verschiedene Gäste geladen waren. Der Fürst erschien in großer Generalsuniform, mit dem Schwarzen Adlerorden und dem Orden pour Io msrits und brachte den Toast auf Se. MasstZt in warmen und herzlichen aus. Pariser Blätter geben nach der „Frkf. Ztg." ohne weitere Bemerkungen folgende Stelle der Ansprache wieder, welche der deutsche Botschafter, Graf Münster, Dienstag Abend auf dem Kaiserbankett der deutschen Kolonie im Hotel Kontinental hielt: „Blicken wir nun der Gegenwart und der Zukunft in's Auge. Die Gegenwart hat eine freund- l che Gestalt, Lie Zukunft erscheint uns im günstigsten Lichte. An der Spitze des deutschen Reiches steht ein junger und tapferer Monarch, welcher zum Wohle seines Volkes den Wellfrieden erhalten will. Als Wllhelm II. den Thron be stieg, befürchtete man, der Fürst, welcher ein so guter Soldat .st, möchte kriegerische Neigungen hegen. Jetzt wissen wir, tag diese Furcht jeder Begründung entbehrte, daß der Kaiser sich zwar bemüht, zu erhalten, was sein Vater und Großvater geschaffen haben, zugleich aber eine hervorragend civilisatorische Sendung erfüllt, und daß Niemand besser, als er, begreift, wie sehr ein tiefer Friede hierzu erforderlich ist." Der Reichstag wird, wie die „Post" schreibt, in der Nächsten Zeit die Probe abzulegen haben aus seine Leistungs fähigkeit auf dem Gebiete positiver Sozialreform. Die No velle zur Gewerbeordnung bietet hierzu den Anlaß. Die Ent scheidung des Reichstages wird daher in der That die Probe dafür liefern, ob der Reichstag in seiner jetzigen Zusammen setzung zur Förderung positiver Sozialreform aus einer ver nünftigen und alle betheiligten Interessen gleichmäßig beach tenden Grundlage geeignet ist. Bisher ist in den Beschlüssen desselben noch kein wesentlicher Unterschied von dem Verhalten des Kartellreichstages wahrnehmbar gewesen. Weder in Mi litär-, noch in wirthschaftlichen Fragen, noch sonst. Jetzt wird es sich zeigen, ob der Reichstag in seiner jetzigen Zu sammensetzung die Rücksichten vorübergehender Popularität den Anforderung der öffentlichen Wohlfahrt in dem Maße unter zuordnen wissen wird, wie der Kartellreichstag. Von einem bedauerlichen Unfall ist Abg. Or. Windt- horst betroffen worden. Als derselbe Mittwoch Abend gegen 11 Uhr im Begriff war, sich aus der Sitzung der Volksschul kommission nach Hause zu begeben, glitt er in den Räumen des Abgeordnetenhauses aus und fiel so unglücklich, daß er sich mehrere kleinere Verletzungen und Hautabschlürfungen im Gesicht zuzog. Der Kultusminister v. Goßler machte dem Verletzten persönlich Eisumschläge und nachdem ein herbeige rufener Arzt den nöthigen Verband angelegt hatte, wurde Herr l)r. Windthorst in einer Droschke nach Hause gebracht. Vr. Windthorst befindet sich wieder wohl. Hinsichtlich der Reform des Militärstrasprozcßwesens, mit welcher sich im Sommer und Herbst vorigen Jahres eine Kommission beschäftigte, die aus Mitgliedern aus Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg gebildet war, wird mitge- theilt, daß der Ende Oktober von einer Subkommission aus gearbeitete Entwurf voraussichtlich dem Reichstage noch in dieser Session vorgelegt werden dürste. Der Entwurf soll, wie schon gemeldet, Aenderungen des bisherigen Verfahrens, besonders in Bezug auf die Obliegenheiten des Auditeurs, auf die Vertheidigung, wie auf das Richterpersonal enthalten. Die Stellung des „untersuchungsführenden Offiziers" soll ganz in Fortfall kommen und jede Untersuchung einer Strafthat in die Hände eines Juristen — Auditeurs — gelegt werden. Zu diesem Zweck bringt der Entwurf, dem Vernehmen nach, in Vorschlag, jedem Regiment oder selbstständigen Truppentheil — wie es in Württemberg schon heute ist — einen Auditeur zuzutheilen. Die Vertheidigung soll von einem eigens damit betrauten qualifizirten Offizier geführt werden, während das Richterperlonal eine andere Zusammensetzung, was das Alter der einzelnen Richter betrifft, erfahren soll. Ueber den Fortgang der Verhandlungen wegen des deutsch österreichischen Handelsvertrags kommen von unterrichteter Seite andauernd günstige Nachrichten. Sobald man über die Grundsätze des Vertrages ein Einverständniß erzielt hat, wür den, wie versichert wird, die formellen Festsetzungen sich bald erreichen lassen. Es soll gegründete Hoffnung vorhanden sein, den Vertrag in nicht zu ferner Zeit dem Bundesrath und Reichstage zu unterbreiten. Die „N. L. C." glaubt die Nach richt, daß di- deutschen Unterhändler in Wien eine Herabsetz ung des Getreidezollcs auf 3^ Mark angeboten hätten, be stätigen zu können. Diese Nachricht klingt, wie die „Post" bemerkt, wenig glaublich. Die große Mehrheit des Reichstag- sehe allen Gedanken an eine Durchlöcherung unseres Zoll systems eine sehr energische Abfertigung zutheil werden lassen. Die Sozialdemokratie im Bunde mit dem Freisinn hat ein« schwere Niederlage erlitten, und den verbündeten Regierungen sei nicht der geringste Zweifel darüber geblieben, auf welche „Genossen" sie zu zählen haben, wenn sie die Getreidezölle dem österreichischen Handelsverträge zum Opfer bringen wollen. Wie man angesichts dieser Thatsachen Gerüchte in Umlauf setzen könne, welche die Reichstagsmehrheit als einen Beweis von Nichtachtung empfinden müßte, sei unbegreiflich. Graf Taaffe hatte das österreichische Abgeordnetenhaus unerwartet aufgelöst. Daß die Hoffnung dabei mitwirkte, in der Wahl- beweaung erreichte Vortheile und Begünstigungen, welche man den deutschen Verbündeten abgerungen habe, verwerthen zu können, scheine durchaus nicht ausgeschlossen; daß aber der deutsche Reichskanzler so weit entgegenzukommen geneigt sei, hält die „Post" für ausgeschlossen. Das Alters- und Jnvaliditätsgesctz trägt auch in Berlin schon Früchte. Die sozialdemokratischen Führer haben be hauptet, daß in Berlin ein Arbeiter über 70 Jahre ein weißer Rabe wäre, Bereits Mitte Januar waren über hundert Per-