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ThmM, Mn, Siebknlthn md die UiMMdkli. Imlsblull für die Agl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pm durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. i ruck und Beriaa von Manin Berger IN NMdrrM. — für dtt Redaktw« H A. Berger Lrne'-du. No. 82 Dienstag, de« 14. Juli f 189«. Bekanntmachung. Dem unterzeichneten Amtshauptmann ist ans die Zeit vom 20. Juli bis 20. August dieses Jahres Urlaub ertheilt uud mit seiner Stellvertretung Herr Regierungs- Messor Meusel hier beauftragt worden. Meißen, am 7. Juli 1896. Im Gasthsfe zur Tanne in Tharandt sollen Montag, den 29. Juli 1896 von Bormittags 9 Uhr an nachstehende Nutz- und Brennhölzer, als: 386 weiche Stämme, 140 harte und 177 weiche Klötzer, 48 harte Stangenktötzer, 990 weiche Derb- und 20025 weiche Neis stangen, 16 Nm. harte und 59 Nm. weiche Srennscheite, 55 Nm. harte und 94 Nm. weiche Grennknüppel, 4 Nm. harte und 97 Nm. weiche Aeste versteigert werden. Näheres enthalten die bei den Ortsbehürden und in den Schankstätten der umliegenden Orte aushängenden Plakate. Königliche Iorjlrevierverwaltung und Königliches Iorßrentaml Tharandt, Grsfz. Wolfframm. Die Umgestaltung und der Ausbau unserer staatlichen Arbeiter-Versicherung. Die schon längst schwebende Frage einer einschneidenden Revision und Umarbeitung unserer sozialpolitischen Verstcherungs- gesrtzgebung hat nunmehr einen ersten erkennbaren Schritt nach vorwärts gethan. Wie aus Berlin dieser Tage gemeldet wurde, 'st der Entwurf einer Revision des Jnvaliditäts- und Alters- vnsichxrungsgesetzes jetzt im Reichsamt des Innern soweit fertig gestellt worden, daß er zunächst dem preußischen Staatsministerium unterbreitet werden konnte. Dem Vernehmen nach beschränkt' och der Entwurf darauf, Uebelstände, die sich bei der bisherigen praktischen Handhabung des genannten Gesetzes gezeigt haben, ^glichst zu beseitigen, er dürfte demnach keine Aenderungen Grundzüge dec Invalidität- und Altersversicherung bringen; 'w klebrigen wird der Entwurf wohl nächstens zur Veröffent- vchung gelangen. Falls er im preußischen Staatsministerium keine Beanstandung erfährt, soll er dann dem Bundesraihe bei ftsstn Wiederzusammentritte im Herbste zugehen; ob die Vor ige nachher auch noch in der am 10. November fortzusetzenden Vreichstagssesston zur Erledigung gelangt, dies erscheint vorerst Gerdings noch ungewiß. Aber mit der angekündigten Novelle zum Jnvaliditäts- "ud Altersversicherunzsgesetz ist die neue gesetzgeberische sozial politische Action, die in den Kreisen der Reichsregierung bereits stä einiger Zeit geplant wird, noch nicht erschöpft. Bekanntlich 'ik beabsichtigt, die verschiedenen Zweige unserer gesammten Ar- biiteroerstcherung zu vereinigen, um durch diese Verschmelzung v»d einheitliche Gestaltung des sozialpolitischen Versicherungs- vstens den vielfach so verwickelten und verhältnißmäßig kost- ipwligen Verwaltungsapparat, den die Ausführung der Gesetze vber die Krankenversicherung, b'e Unfallversicherung und die snvaliditäts - und Altersversicherung erfordert, zu vereinfachen N? 'h" zugleich da, wo es nöthig erscheint, zu verbessern, ^enn sidoch aber auch das Bedürft ß einer solchen Umge staltung in weiten Kreisen lebhaft empfunden wird, so stellt sich anderseits schon jetzt die große Schwierigkeit einer sachdienlichen ^ockmäßigen Lösung der Aufgabe, die verschiedenen Arten unserer ^"ßcherungsgesetzgebung zu einem einheitlichen Organismus sti verschmelzen, beraus. Die Beratungen der Sachverständigen- ^ommission, welche im vorigen November auf Einladung des /mchskanzlers in Berlin zur Erörterung dieser Frage tagte, Vaden bereits hinlänglich die vorhandenen Schwierigkeiten ec- ennen lassen, welche einer organischen Verbindung des ganzen vstalpolchschen Versicherungswesens entgegenstehen, eben deshalb avs die Commission schließlich zu dem Gutachten, daß vor- "ne Revision der Jnvaliditäts- und Altersversicherung Vmm sei. Dennoch stellt sich die geplante Vereinfachung i.e Horeinigung unserer sozialpolitischen Betriebe unter oer- A? > " Gesichtspunkten als so erstrebenswerth dar, daß die vwirklichung dieser Bestrebungen doch entschieden gewünscht vvi wenngleich schon die betreffenden Vorarbeiten absichtlich Jahre in Anspruch nehmen würden. „E,i.3"gleich mit der projectirten organischen Verbindung der „i^'vdrnen Zweige des sozialpolitischen Versicherungswesens auch dessen weiterer Ausbau ins Auge zu fassen sein. Im Speziellen handelt es sich um die Erweiterung der Unfall versicherung durch die Ausdehnung derselben auf das Handwerk, in welcher Richtung ja schon vor zwei Jahren ein Entwurf im Reichsamte des Innern ausgearbeitet worden, indessen dort einstweilen stecken geblieben ist. Unzweifelhaft begegnet die Ein beziehung des Handwerkes in die staatliche Unfallversicherung mancherlei Hindernissen und Bedenken, dennoch kann nicht ge leugnet werden, daß diese Maßregel für eine ganze Reihe von gewerblichen Kleinbetrieben als eine rechte Wohlthat darstellen würde, hoffentlich wird daher auf diesem Spezialgebiete bald etwas Ernstliches geschehen. Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm wird im weiteren Verlaufe seiner Nordlandsfahrt, einer Meldung aus Stockholm zufolge, am 21. d. M. eine Begegnung mit König Oskar von Schweden an der norwegischen Küste haben. Der Ort derselben ist jedoch noch nicht bekannt. Diese Zusammen kunst besiegelt auf's Neue die herzliche persönliche Freund schaft, welche längst zwischen Kaiser Wilhelm und dem König Oscar, dem Pathen des Prinzen Oscar von Preußen, besteht; ein besonderer politischer Charakter kann jedoch dieser bevorstehenden Monarchen-Entrevue nach Lage der Verhältnisse nicht zuerkannt werden. Trotz der mehrfachen bestimmten Dementi lassen sich die englischen Blätter nicht abhalten, immer wieder anf's Neue den Besuch Kaiser Wilhelms in England als bevorstehend anzukündigen. So will die „Westminster Gazette" erfahren haben, daß man in englischen Hofkreisen der Ankunft des deutschen Kaisers für den 1. August ent gegensehe; der kaiserliche Gast werde der Cowes-Regatta beiwohnen. Diese Nachricht ist ebenso unbegründet, wie alle früheren es waren. In dem diesjährigen Reiseplan des Kaisers ist, wie seinerzeit offiziös gemeldet worden ist, ein Besuch in England nicht vorgesehen. Dagegen werden Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen am 17. d. M. zum Besuche der Königin in England erwartet. Prinz Heinrich und Gemahlin sollen den Kaiser Wilhelm bei der Hochzeit der Prinzessin Maud von Wales und des Prinzen Karl von Dänemark vertreten. Bei Schilderung der Thätigkeit der Sozialdemo kratie in der letzten Reichstagssessiou bemerkt die „Kons. Korr.": Von den 47 „Genossen", deren einzelne, beispielsweise Herr v. Vollmar, als „unabkömmlich" den Reichstagsverhandlungen ferngeblieben find und die daher den sozialdemokratischen Redefluß nicht verstärken konnten, sprachen 26 verschiedene Fraktionsmitglieder nicht weniger als rund 280 Mal in den 119 Sitzungen. Den Vogel dieser Reden schoß „Genosse" Bebel mit 60 größeren und kleineren Leistungen ab: Singer sprach etwa fünf Mal weniger; aber er war es, der die offiziellen Erklärungen abgab und sich somit als Parteihaupt deklarirte. Im klebrigen erwärmte der „Genosse" Singer sich nur in den Börsendebatten, in denen er „mit Glanz" die Nothwendig keit des Börsenspieles darlegte. Von den anderen „Ge nossen" thaten sich Stadthagen und Frohme bei dem Bürger lichen Gesetzbuche und Wurm wie Reißhaus bei gewerb lichen Fragen besonders hervor. Der Ton, den die Sozial demokraten in den Debatten anschlugen, war stellenweise ein geradezu roher. Bebel allein erhielt über ein halbes Dutzend direkte oder indirekte Rügen; freilich hätte er das Dreifache verdient. Das ganze Verhalten der sozialdemo kratischen Reichstagsfraktion legte dafür Zeugniß ab, daß es sich für die Sozialdemokratie bei der Betheiligung an den parlamentarischen Debatten nur darum handelt, unge straft Umsturzpropaganda zu treibeu, also die Reichstags tribüne zu mißbrauchen. Positive Thätigkeit leisteten die „Genossen" fast gar nicht; nur Bemängelungeu, „Anklagen", Verhöhnungen wurden laut. Zu den verschiedenen Ge setzvorlagen stellten sich die Sozialdemokraten tast ohne Ausnahme genau so wie der mauchesterliche Freisinn. Sie vertraten also den Großkapitalismus, wenn sie auch mit großem Wortschwall diese Thatsache zu verdunkeln trach teten. Bezeichnend für diesen Standpunkt war es jeden falls, daß der Margarinefabrikant Mohr telegraphisch die „Genossen" auffordern konnte, feine großkapitalistischen Interessen zu vertreten. Zu einer „Arbeiterpartei" hat die Sozialdemokratie sich also in der letzten Reichstabssession weniger als jemals gualifizirt gezeigt. Nicht um die Frage der Besserstellung der Arbeiter, sondern nm eine „glatte Machtfrage" handelt es sich bst den parlamentarischen Aktionen der Sozialdemokratie und „Genosse" Bebel be zeichnete nicht mit Unrecht am 21. April als das Ziel seiner Partei: „Das Programm der Pariser Kommnne, das ist, was wir zum Theil auch heute wollen, und wie wir es verwirklichen, das ist unsere Sache." Wir glauben denn doch, daß dabei auch uoch audere Leute ein gewich tiges Wort mitzusprechen haben werden. Vom Oberpräsidenten der Provinz Schlesien, Fürsten Hatzfeld, wird in schlesischen Blättern eine bemerkens- werthe Aenßernng erzählt. Der Oberpräsident besuchte neulich die oberschlesische Stadt Neustadt; bei der Gelegen heit gab der Obermeister der dortigen Weberinnung seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß die Regierung noch immer nicht den Befähigungsnachweis für das Handwerk einführen wolle. Der Oberpräsident erwiderte darauf, der beste Be fähigungsnachweis sei der, wenn Jemand, der im praktischen Leben stehe, beweise, daß er überhaupt etwas gelernt habe nnd seine Profession verstehe. Zu der von nns bereits besprochenen Nachricht, daß der deutsche Botschafter in Paris der französischen Re gierung eröffnet habe, daß sich Deutschland an der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 betheiligen werde, be merkt die „Nat.-Lib. Korr.": „Die Tragweite dieser Nach richt läßt sich zur Zeit uicht ermessen. Zunächst will die Nachricht wohl besagen, daß das Reich einen Ausstellungs kommissar bestellen wird. „Deutschland" ist durch Kunst werke auch uach 1867 auf Pariser Ausstellungen vertreten gewesen. Eine Verpflichtung des gesammten ausstellungs fähigen deutschen Gewerbes sollte durch die erwähnte Be nachrichtigung der französischen Regierung selbstverständlich nicht herbeigeführt werden. Angesichts der Thatsache, daß