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WschenSlatt für WilsdMf, Lhaxan-, SseHenlehn und die Umgegenden. Neunter Jahrgang. Freitag, den 14. December 1849. 50. Verantwortlicher Nedacteur und Verleger: Albert Reinhold. v„ dieser ZeIts»riN erMelnt alle ^reita« eine Nummer. Der Preis kür den vlertelladraan, »etrl,t 10 N,r. SimmMtzc Kkni-I. P»>» llmter des Inlandes nedmen DeiUllunqrn darauf an. vcdannlmachungen, weite im »ächstrn Siut erscheinen sollen, werden in Wilsdrus t« Montag AbendS 7 Ubr, in Tbarand bis Montag Nachmittags 5 Uhr, und in Nossen bis Mittwoch Vormittags 1l Uhr angenommen. T»ch kennen,dlS Mittwoch Mittag einqcdendr Zusendungen auf Verlangen durch die Pell an den drucken befördert werden, so dal ne in reß »achten Nummer erscheinen. Wir erbitten unS dieselben u er den Adressen: „An die Redaction des Wochenblattes in Wilsdruf", ,, a» die Agentur des Wochenblattes in Tbarand" und „an die Wochenbetts. Expedition in Nossen". In Meißen werden Aufträge und Bestellungen in der Buchhardlung von E. E Klinkicht und ^ohn besorgt. Etwaige Beitrage, welche der Tendent de- Blattes Die Zledaction. — - > - MW» Der Sylvesterabcnd. (Llngcffndet.) Dem Lebemannr, dem Phantasten, dem Melan cholischen, dem Frömn l»r, dem Umsiedler, dem Ge- fühISmenschen, Allen bietet der Sylvesterabcnd ge nügenden Stoff. Es ist darum interessant, zu beobachten, wie ihn der Einzelne bracht, und die Verfolgung dieser Frage liefert gewiß reichhaltiges Material zu einer piycholognwen Betrachtung. Manche ziehen cs vor, den Ncbergang in das neue Jahr zu verschlafen. Viele lieben cs, den btzlcn Abend deS Jahres in stiller Feier zu begehen. Oie Meisten durchschwärmcn ihn in Tanz und wünen Gelagen — jeden Falls die allerunwürtigsic Art und Weise. Man weiß eigentlich n-chk recht, welche Ursache vorliegt, beim Abschied eines Jahres sich voll zu essen, mehr zu trinken, als der Kopf ver- tragt, zu tanzen und zu springen, und wenn die verhängnisvolle Stunde auSgeichlagen Kat, sich im gedankenlosen Durcheinander ein Prosit! zuzurufen, damit am Ncujahrsiagc der Katzenjammer durch die Glieder schauert. Die Vernunft culichcidct sich gewiß für eine ernstere Feier; denn gerade dieser Abend ist mehr alS jeder andere ge.ignct, die Reche der Erlebnisse an der Seele zur Musterung noch einmal vorüberziehen zu lassen, um an sie anzu- schließen die Hoffnungen und Befürchtungen für die kommenden Tage. Die Kirche hat sich dock sonst so ziemlich aller wichtigern Ereignisse des Menschen lebens bemächtigt, jei cs aus welchem Grunde cs wolle — den Sylvesterabcnd Hai sic, mit geringer Ausnahme, noch freigelassen. In dcr Krcuzkirche zu Dresden ist in Folge einer Stiftung ein Abcnd- gollesdicnst, der immer sehr besucht und von er hebender Wirkung ist. Wer am Schluffe dcs Jahres l84!» tanzen, trinken und frohlocken kann, dem muß fürwahr dcr Himmel cin sehr leichtfertiges und sehr materielles Gemülh in die Brust gepflanzt haben. Der letzte Abend dieses inhaltickweren, lehrreichen Jabres kann nur angemessen begangen werden entweder im engen Kreise gleichgestimmter Serien, oder in der Kirche. Welch einen gewaltigen, erschütternd»« und doch erhebenden Eindruck müßte cin Gottesdienst in den spätccn Abendstunden dcs Eylvcstcrkages bei nbuchlecer Kirche hervorzubrin- brmgen vermögen. „Des Jahres letzte Stunde!" Mil welcher Gewalt müßte dieses Lied, dann gesun gen, in die"Scclen cinschlagen! Nicht mit Unrecht macht man der protestantischen Kirche den Vorwurf, daß ihr Gottesdienst zu nüchtern sei und zu kalt! Nicht dcr Vcrstaud allein, auch das Herz dcr Men schen will Bcschäsligung, das Herz und die Phan tasie. Für den guien Zweck, ein kluges Mittel, sparsam angewcndet — warum nicht? Die Füh. rer und Vorstände dcr Kirchengemeinden sollten die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen. Der Ein druck ist, wie war aus Erfahrung wissen, ein nach haltiger. Vielleicht, daß dadurch den Boten dcs Friedens eher tue Bakucn bereitet würden! Allen Pfarrämtern der Städte, deren Namen dicscm Blatre an der Stirn stehen, sei meine Ansicht als Antrag zur umsichtö» ollen Berücksichtigung empfohlen. Der Pastor Fränzel zu Maxen an den Herrn Redacteur des Wochenblatts für Wllsdruf u. s. w. Obschon heutzutage cin Jeder auf Alles gefaßt sein muß, der die Wahrheit nach seiner Uebcr- zcugung, aber nicht in dem Sinne einer andern Parihci spricht oder schreibt: so hat mich doch die Zusendung von Nr. 47 Ihres Wochenblattes d. I.